Nun sitze ich hier am Morgen danach, mit Retterspitzwickeln um die Waden und lasse Alles nochmal revue passieren.Der Einfachheit und Lesbarkeit halber halte ich den Text in männlicher Form.
Veranstaltung/Strecke:
Der Wolfgangseelauf ist ja über die Grenzen von Österreich bekannt. Insbesondere die einmalige Strecke entlang dem Wolfgangsee bietet für jeden einen Laufgenuss der Extraklasse über 27 km.
Der Salzkammmergut Marathon als "Nebenschauplatz" fand heuer zum 8. mal statt. Der Start erfolgt in Bad Ischl. Über Wirling und Russbach geht es nach St. Wolfgang (km 15,3). Von dort folgt der Marathon der Strecke des Wolfgangsee Laufes einmal um den Wolfgangsee bevor man wieder das Ziel in St. WOlfgang erreicht.
Die Strecke ist hügelig und führt über insgesamt 417 hm Aufstieg und 335 hm Abstieg (lt. Veranstalter). Ein besonderes Highlight ist der Falkenstein, der auf einer Strecke von ca. 2 km mit Steigungen bis ca 13 % (rauf und runter) zu bewältigen ist.
Organisation:
Meiner Meinung nach war die Organisation ziemlich perfekt. Man merkt, dass die Veranstalter schon jahrelange Erfahrung haben. Beim Wolfgangseelauf soll es wohl mit den Parkplätzen etwas knapp sein. Beim Marathon wird auf der Homepage empfohlen in Bad Ischl zu parken. Ein Bustransfer ist im Startpaket inkludiert.
Ich empfand die Parkplatzsituation in Bad Ischl als unkompliziert. Meine Mutter ist gegen Mittag nach St. Wolfgang angereist und hatte auch dort kein Problem einen Parkplatz zu finden. Viele Parkplätze sind halt Gebührenpflichtig aber ein paar Euro finde ich hier durchaus angemessen, da die Gemeinde ja auch einen entsprechenden Instandhaltungsaufwand hat.
Das einzige was ich verbessern würde, wäre die Labstationen etwas deutlicher anzukündigen damit man den Läufern erleichtert rechtzeitig die Gels zu nehmen.
Bei den Labstationen gibts das Übliche: Wasser, Iso, Tee, Bananen, Riegel. Danke hier an die vielen Helfer! Es wirkt als wäre die ganze Region auf den Beinen. Auch die Kinder arbeiten fleißig mit.
Wetter:
Perfektes Laufwetter, meist bewölkt bei ca. 16 grad. Abschnittsweise unangenehme Windböhen, welche sich aber immer mehr gelegt haben. Im Ziel strahlender Sonnenschein
Stimmung:
Den ersten Streckenabschnitt des Marathons (Bad Ischl bis St. Wolfgang) empfand ich als sehr ruhig. Da auch nur gute 200 Starter gelaufen sind hat sich auch das Läuferfeld schnell ausgedünnt. Ab St. Wolfgang dann hammermäßige Stimmung. Musikanten am Streckenrand, viele Fans, HAMMER!!!
Meine Erfahrung:
Es war mein erster Marathon und mein zweiter Laufwettkampf. Im Vorfeld habe ich mir hier im Forum und auch bei allen anderen Gelegenheiten so viele Tipps wie möglich geholt. Der Tag war, bis zum Start genau durchgeplant. Ich erspare Euch die Details des morgens, da der Ablauf recht standartmäßig und damit unspektakulär war.
Start war um 09:20 Uhr. Ich war um 8:00 in Bad Ischl. hab mir die Startnummer, Starterbag und Kleidersack abgeholt und mich erstmal in ne ruhige Ecke verzogen und vorbereitet. Es steht ein großer, beheizter Wartebereich zur Verfügung was bei den doch kühlen Temperaturen am Morgen sehr angenehm war.
Der Startschuss erfolgte pünktlich und die kleine Läufertruppe setzte sich Anfangs etwas langsam in Bewegung. Ich stand sehr weit hinten. Die Stecke führt teilweise über schmale Wege wo das Überholen nur schwer möglich ist. Ich habe mich sogut es ging vorgearbeitet bis ich zwei Läufer in meinem Tempobereich fand. Leider waren diese zwei Herren nicht sehr gesprächig und die ersten 10 km zogen sich gefühlt endlos dahin. Auf diesem Streckenabschnitt waren auch die ersten 100 hm zu überwinden. Im Nachhinen muss ich sagen, dass die ersten 10 km für mich fast die härtesten waren. Irgendwie kam ich nicht so richtig rein.
In St. Wolfgang schloss ich dann zu einer Läuferin auf, die mir die nächsten ca 4 km bis zum Anstieg des Falkensteins mit einer sehr netten Unterhaltung verkürzte. Auch die Stimmung am Streckenrand wurde besser. Das war der erste Abschnitt den ich genossen habe. Es schlossen noch einige Läufer zu uns auf, bis auf einen waren die jedoch sehr still. Irgendwie versteh ich nicht warum so wenige quatschen wollen. Beim Marathon ist ja zumindest auf der ersten Steckenhälfte Sprechtempo drinnen.
Es folgte der Anstieg auf den Falkenstein. Er ist wirklich so steil wie alle sagen. Entgegen meinem Vorsatz zu laufen hörte ich auf mein Körpergefühl und fiel ganz schnell in ein flottes Gehtempo. Auf diesem Streckenabschnitt holte ich auch die letzten Läufer des Wolfgangseelaufes ein. Oben angekommen folgte der Abstieg. Auch dieser ist ziemlich steil und einige Wolfgangseeläufer gingen auch bergab. Aufgrund vieler, vieler Bergtouren in den letzten Jahren, bei denen der Abstieg oft laufend erledigt wurde liegen mir Bergabstrecken wirklich sehr. Ich überholte einige Marathonläufer die mich bergauf stehen gelassen haben. Das Läuferfeld war jedoch sehr dicht, was viel geschick erforderte um durchzukommen. Ganz besonders aufgefallen ist mir eine Läuferin die im Zickzack bergab lief und mir ein Vorbeikommen damit ziemlich erschwerte.
Nach dem Abstieg geht die Strecke relativ eben (ganz leicht hügelig) dahin. Das Läuferfeld wurde immer dichter. Da ich normalerweise sehr gerne hinten nach laufe, war das ständige Überholen für mich gar nicht so einfach. Sehr gerne hätte ich mich einfach eingereit und wäre mitgelaufen. Das Tempo war aber zu langsam. Im Weiteren Streckenverlauf waren immer wieder abschnitte, wo Überholen nicht möglich war bzw. nur durch Zuruf und knappes Vorbeilaufen möglich gewesen wäre. Ich habe mich darauf beschränkt hier hinten nach zu laufen und damit wohl die sub 4 verschenkt. Dafür hab ich den Lauf seit dem Abstieg vom Falkenstein nur mehr genossen. Es fanden sich immer wieder Mitläufer zum quasseln und scherzen und wenns möglich war bin ich wieder ein Stück vor.
Eine Mitläuferin (auch Marathon) wählte eine andere Strategie. Sie machte sich lautstark bemerkbar und überholte. Wie sich herausstellte hab ich sie aber dann bei ca km 38 wieder eingeholt und auch überholt was mir natürlich etwas Genugtuung verschaffte. Die Zuschauer waren auf diesem Abschnitt toll. Vom Rand kam nicht nur die übliche Motivation sondern auch immer wieder Zwischenrufe "MARATHON SUPER" (wir waren an den roten Startnummern erkennbar, die Wolfgangsee Läufer hatten gelbe). Bei den Labstationen wurden immer wieder Läufer namentlich durchgesagt, was schon ein zusätzlicher Motivationsschub war.
Wie schon geschrieben. Ab km 21 lief ich wie ein Uhrwerk. Ich inhalierte die Stimmung, genoss das Laufen und die Landschaft. Zwischendurch gab es den ein oder anderen km der sich etwas hinzog aber im Vergleich mit den Trainingsläufen fühlte es sich an wie fliegen.
Eine Tücke hat die Strecke noch. Nämlich führen die letzten ca. 2 km nochmal bergauf, bevor es ca. 500 m abwärts ins Ziel geht. So richtig wahrgenommen hab ich den letzten Anstieg erst am Schluss. Spätestens ab km 35 gab es nichts mehr außer die Strecke und mich. Auf den letzten Km fing ich dann auch an mich lautstark bemerkbar zu machen um an den Wolfgangsee Läufern vorbei zu kommen. Ich lief und lief und ich wusst, dass es genau diese Kilometer waren für die ich das ganze Jahr 2018 trainiert hatte. Diese Kilometer hatte ich mit 2000 km Trainig vorbereitet und diese Kilometer kostete ich richtig aus. Wärend ich diese Zeilen schreibe kommen mir gerade nochmal die Tränen. Es war unbeschreiblich. Dann die letzten Meter ins Ziel bergab nochmal laufen lassen.
Geschafft. Nach 4:02:31 war ich, erstaunlich frisch, im Ziel.
Dort nahm mich meine Mutter in Empfang und es folgte das übliche Prozedere (Umziehen, Kleiderbeutel,...). Die Kleiderbeutelabholung war der Hammer. ich war noch nicht mal richtig dort bekam ich schon meinen Beutel in die Hand gedrück.
Ich lies mir meine Medaile gravieren. Wärend dem Anstellen checkte ich mal die Ergebnisse und dann sah ich es: Ich habe in meiner Altersklasse gewonnen. Darüber wussten aufgrund meines emotionalen Ausbruches auch sofort sämtliche Wartende bescheid.
Die Zeit bis zur Siegerehrung nutzten wir um uns etwas im Ort umzusehen. Ich fand einen Brunnen und stecke meine Beine ne Weile ins kühle Nass.
Fazit:
Die Vorbereitung war durchwachsen. Wer genaueres wissen will kann meine früheren Beiträge hier lesen. Ende August hätte ich mich fast abgemeldet. Mit dem Ergebniss bin ich sehr zufrieden auch wenns keine Sub 4 geworden ist. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich das echt gut gemacht habe und der 21.10.2018 geht sicher als einer meiner Wichtigsten und schönsten Tage in mein Leben ein.
Ausrüstung/Verpflegung: Ich bin mit Laufrucksack inkl. ca. 700 ml Wasser gelaufen, was ich jedenfalls wieder tun würde. erstens habe ich mir Salz und Natron ins Wasser, was vor Krämpfen schützt, weiters war mir der eine Becher Wasser bei den Labstellen oft zu wenig und ich konnte nachtrinken. Einmal hab ich auch ein Gel zu früh genommen und hatte dann zum Glück trotzdem Wasser zum nachtrinken.
Insgesamt hatte ich 5 Gels mit. Hab je eins bei km 12, 18, 24 und 32 genommen. Eines war Reserve, welche ich nicht gebracht habe.
Sonstiges: Bei den Labstellen bin ich immer kurz gegangen, da ich laufend nicht fähig bin aus Bechern zu trinken. Da das fast alle so hielten hat das auch gut gepasst, da ich laufend ohnehin schwer durchgekommen wäre.
Das wars erstmal. Heute habe ich mir frei genommen. Viel schlafen konnte ich nicht, da ich noch immer ziemlich aufgewühlt bin. Ich werde mir jetzt die Beine vertreten und ein leckeres Frühstück besorgen.
Falls irgendjemand Fragen zum Training, zum Trainingsausfall im August (5 Wochen) oder dazu hat wie ich meine Knochenhautentzündung doch noch in den Griff bekommen habe bitte einfach fragen. Gerne auch per PN.
Hier noch meine offiziellen Durchgangszeiten:
15,2: 1:25:41
32,2: 3:06:24
36,7: 3:31:24
Finish: 4:02:31
Leider schaffe ich das mit dem Fotoupload hier noch nicht. Falls ich es noch hinbekomme folgen ein paar Bilder.
47.Int. Wolfgangseelauf - Salzkammergut Marathon 2018
1Curro, Ergo Sum
Coming soon:
Amsterdam Halbmarathon 2019
Großes Ziel:
Great Wall Marathon 2024
Coming soon:
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Großes Ziel:
Great Wall Marathon 2024