Eigentlich wäre der Frankfurt Marathon mein Saisonabschluss gewesen, nachdem ich mich aber noch gut gefühlt habe und wir letztes Wochenende in Wien unseren Sohn besuchen wollten, habe ich dort noch einen Lauf "mitgenommen" - den Halbmarathon beim "Leopoldilauf", einem der vielen Läufe, die der LCC Wien entlang der Prater Hauptallee veranstaltet.
Anmeldung:
Online problemlos über Pentek - das Nenngeld war mit €20,-- ok für eine Veranstaltung ohne größere Straßensperren aber mit Champion-Chip. Startpaket gab es keines.
Teilnehmer:
Etwas über 300 Finisher waren es über die HM-Distanz (drei "Runden"), angeboten wurden auch 14km und 7km.
Organisation:
Die Startnummern konnten bereits Freitag und Samstag abgeholt werden, ich habe sie erst am Renntag abgeholt (Vereinsräumlichkeiten des LCC im Praterstadion). Die Verpflegung (Wasser, Iso) erfolgte in der Nähe des Start-/Zieltores; da man zweimal pro Runde diesen Punkt passierte, also im Schnitt alle 3,5km - bei November-Temperaturen mehr als ausreichend. Die Teilnehmer der verschiedenen Läufe starten alle gemeinsam, durch die überschaubare Teilnehmerzahl und den breiten Startkorridor war das aber ok. Zwischenzeiten gab's jeweils beim Zieldurchlauf (die ersten beiden Runden waren genau 7km, die 3. wurde für die Halbmarathonis am westlichen Wendepunkt um die notwendigen 100m verlängert - zu beachten bei den Rundenzeiten).
Die Strecke:
Ein komplett flacher Asphaltkurs; hauptsächlich die Prater-Hauptalle auf und ab. Einzige scharfe Kurve war der Wendepunkt am Westende. Der Prater ist eigentlich eine sehr schöne Gegend von Wien, vom Sightseeing-Faktor her ist der Lauf aber natürlich bescheiden. Wie auch die anderen hier angesiedelten LCC-Läufe (darunter sogar zwei volle Marathons im Frühjahr und Herbst) handelt es sich hier eigentlich um einen typischen Trainings-Wettkampf, nicht um einen Lauf den man um seiner selbst Willen bestreitet. Bis auf einen holprigen Kilometer an der Ostschleife war der Asphalt durchgehend angenehm zu belaufen.
Start-/Ziel
Alles sehr einfach aber zweckmäßig; die nahegelegenen Vereinsräumlichkeiten waren ausreichend für die Teilnehmerzahl und das Duschwasser fast schon schmerzhaft heiß! Die Zielverpflegung war mit Obst und Schnitten ebenfalls unspektakulär aber ausreichend; der Tee hätte eine Spur heißer sein dürfen aber war alles kein Problem.
Mein eigener Lauf:
Die Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt - die Läufer blieben bis kurz vor dem Start in den beheizten Räumen im Stadion. Ausrüstungsmäßig hatte ich, erstmals seit langem bei einem Wettkampf, ein langärmliges Laufshirt an, dazu dünne Handschuhe und Stirnband - die Hose und Socken allerdings kurz, und an den Füßen wie fast immer bei den letzten Rennen die NB RC1400. Knapp eine Minute vor dem Startschuss überreichte ich der Elisabeth meine Winterjacke und stellte mich fröstelnd in den erfreulich locker gefüllten Startkorridor.
Runde eins (km 0-7): Die Hauptallee des Wiener Prater ist ziemlich breit, und in Ostrichtung stand die volle Breite für die Läufer zur Verfügung, daher gab es keinerlei Gedrängel und man konnte schnell seinen eigenen Rhythmus finden. Ich ging es wie gewohnt etwas gemütlicher an und benützte die ersten ein, zwei Kilometer zum Einlaufen. Nach 1,5km ging es nach rechts und auf der parallel laufenden Lusthausstraße zurück Richtung Start - das war ein recht schlecht asphaltierter bzw. heftig ausgebesserter Streckenteil, hier musste man ständig den Untergrund im Auge behalten. Ab hier begann ich, die Kollegen zu überholen. Bei km3 ging es, nahe dem Start-/Zielbogen, wieder zurück auf die Hauptallee - die 4km lange "Westschleife" der Strecke wurde im Gegenverkehr geführt, aber bis hierher hatte sich das Feld bereits so weit sortiert, dass auch die halbe Fahrbahnbreite leicht ausreichend war. An dieser Stelle stand auch die Versorgungsstelle in der Mitte - ich denke, beim ersten Durchlauf wird fast niemand etwas getrunken haben, bis dahin hatte man noch kaum geschwitzt. Kurz nach der Wende, so bei km 5,5, überholte ich eine größere Gruppe und war plötzlich allein - das nächste Grüppchen mit zwei Damen lag 20 Sekunden vor mir. Ich beschleunigte etwas, ging aber immer noch solo an 58. Position über die Zeitnehmungsmatte bei km7. Zeit für die erste Runde: 29:40, pace 4:14 (der erste km wohl so um die 4:30, dann flotter werdend).
Runde 2 (km7-14): Es dauerte bis zur östlichen "Wende", also fast km9, bis ich den Rückstand aufgeholt hatte. Bei der Aktion war mir auch fast ein wenig warm geworden und ich legte das Stirnband ab. Langsam arbeitete ich mich durch die Gruppe und bei km10 war ich dann schon wieder voran; das war angenehm bei der Versorgungsstelle wo ich mir einen Wasserbecher schnappte. Zum Glück war der Abstand zu den nächsten vorne jetzt nicht mehr so groß und bald holte ich wieder ein Grüppchen ein, darunter ein Läufer (Ali Rezai) mit dem ich mehr oder weniger bis ins Ziel zusammen laufen konnte. Zeit für die zweite Runde: 28:56, pace 4:08 - Position 48.
Runde 3 (km14-21,1): Das Rennen war jetzt ziemlich einsam, aufgelockert durch ein paar Überrundungsmanöver und den Ali, mit dem ich ein bisschen plaudern konnte, der jedoch ein recht unregelmäßiges Tempo lief. Überholen konnte ich in der dritten Runde kaum mehr jemanden, aber dennoch hielt ich mein Tempo. Der westliche Wendepunkt war in der dritten Runde um 50m verschoben, um die hundert Meter für den HM herauszuholen; ein Ordner bemühte sich die Läufer auseinanderzudividieren, damit keiner zuviel oder zuwenig absolvierte. (Das habe ich insgesamt seltsam gefunden, warum nicht gleich die Runde so lang ausstecken, dass sie genau 1/3 der HM-Distanz ist?). Von der Wende weg setzte ich noch eine Endbeschleunigung auf den letzten 2km, meine Zeit für die dritte Runde: 29:12, pace etwas unter 4:07. Das Ziel erreichte ich nach 1:27:46 als 40. insgesamt und 5. meiner Altersklasse M50. (Irgendwie war mir entgangen, dass ich auf der letzten Runde noch acht Leute überholt hatte - ich hatte bewusst vielleicht vier oder fünf mitbekommen; evtl. sind welche ausgestiegen).
Fazit:
Ein durch die Kälte recht schweißfreies und entspanntes Rennen; insgesamt hätte ich mir eigentlich eine schnellere Zeit erhofft gehabt, aber zumindest konnte ich mein Tempo von Anfang bis Ende durchgehend steigern. Also insgesamt ein gelungener Lauf zum Abschluss meines anfangs doch etwas verkorksten (was die Wettkämpfe betrifft) Jahres!
Zur Veranstaltung: Der LCC Wien ist in Österreich durchaus nicht unumstritten, die Doping-Affäre Pumper (bzw. der bizarre Umgang des Vereins damit) sowie der folgende Austritt aus dem ÖLV haben vor einigen Jahren in der Szene für Aufsehen gesorgt. Aber man soll bei aller Kritik auch Lob üben dürfen, und was der Verein hier Jahr für Jahr an Veranstaltungen auf die Beine stellt - die ich alle als sehr taugliche Vorbereitungswettkämpfe klassifizieren würde, spartanisch aber zweckmäßig organisiert - das kann sich sehen lassen. Von so einer Laufserie kann man als Tiroler Straßenläufer nur träumen ... ich hätte jedenfalls keine Bedenken, mich wieder einmal für einen LCC-Lauf anzumelden, so sich die Gelegenheit ergäbe!
Ein paar Bilder:
Recht kühl war's diesmal am Start!
Auf der ersten Runde, ca. bei km 3,5 - noch mit Stirnband:
Ca. zur Halbzeit des Rennens - schon wärmer!
Am Ende der zweiten Runde - Leithammel!
Und noch ein netter Schnappschuss, der der Elisabeth in der dritten Runde gelungen ist - auch in einem Halbmarathon gibt's offenbar sehr ruhige Momente ...
Feiner Saisonabschluss: Halbmarathon beim Leopoldilauf des LCC Wien
1"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
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