U_d_o hat geschrieben:Ich selbst gehöre einem Verein an, in dem sich zwei Trainer (m+w) den Läufern widmen und eine weitere Trainerin den Triathleten.
Klar gibt's die. Auch hier. ASV Köln, ART Düsseldorf, TSV Bayer Dormagen, um nur einige auch deutschlandweit bekannte und erfolgreiche zu nennen. Die haben mehrere spezialisierte Trainer mit entsprechender Trainerausbildung und viel Erfahrung.
Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Ich bin seit 1994 Mitglied in einem Verein, genauer in zweien, denn einmal wechselte ich. Im ersten bestand die Abteilung für die erwachsenen Läufer aus einem Lauftreff. Dort gab es keinen Trainer, einer der Läufer wurde immer ausgeguckt, der sich um Laufanfänger kümmern sollte, damit die sich nicht so verlassen fühlten. Man lief in unterschiedlich schnellen Gruppen in stets gleichbleibendem Tempo, Intervalltraining machten 1 oder 2 "Exoten" für sich allein.
Dann wurde ich von einem anderen Verein angesprochen, der jemanden suchte, um eine Ultramannschaft zu komplettieren. Hier gab es einige Jahre lang einen Trainer, der sich um die erwachsenen Läufer kümmerte. Das war allerdings eine Besonderheit, verglichen mit den weiteren Vereinen im Umfeld, vor allem mit den "Dorfvereinen", von denen Rolli spricht. Da schaute und schaut es meistens so aus, dass sich ambitionierte Läufer gefunden haben, die allein oder in der Gruppe laufen und zwar ohne Trainer. (Der kostet schließlich Geld.) Manchmal handelt es sich ebenfalls um einen Lauftreff oder eine Abteilung, die einem größeren Verein angeschlossen ist, manchmal haben die als Läufer einen eigenen Verein gegründet.
Diese Zusammenschlüsse von Läufern sind fast immer Jahre oder Jahrzehnte alt. Da kommen ganz selten neue Leute hinzu. Ich laufe selbst bei vielen Veranstaltungen im Kreis und darüber hinaus und kenne sowohl Läufer als auch Verantwortliche recht gut (oftmals in Personalunion) und weiß, dass das ein durchgehendes Phänomen ist. Das hat damit zu tun, dass die heutige Läufergeneration eine andere ist. Viele laufen mit Firmenkollegen - nicht umsonst boomen die "Businessläufe" mit Teilnehmerzahlen, von denen der kleine Volkslauf nur träumen kann. Die verabreden sich, auch als einzelne Läufer, kurzfristig zu Läufen über Whatsapp. Die allerwenigsten sind bereit, in einen Verein zu gehen.
U_d_o hat geschrieben:... eure Laufvereine so furchtbar gestrig und rückständig sein sollen.
Du hast den entsprechenden Absatz ja aus dem Kontext gerissen. Er ist eine Replik auf Rollis Aussage:
...in diesem Fall jeder so kleiner Dorfsverein deutlich besser ist, als die Vorschläge hier.
Die althergebrachten Dorfvereinsmitglieder sind häufig ambitionierte Läufer mit viel praktischer Erfahrung, oft aber wenig theoretischem Hintergrund (der für schnelles Laufen keine Voraussetzung ist) und eher begrenztem Wissen von Trainingsmethodik. (Man läuft halt Intervalle, weil das alle anderen auch so machen, nicht unbedingt, weil man weiß, was physiologisch dabei abgeht). Das muss kein Nachteil sein, aber die Schwarzweißmalerei (der in jedem Fall gute und empfehlenswerte Verein, die Schwätzer mit ihrem Buchwissen hier im Forum) stört mich dabei.
Im Übrigen habe ich auch in meinem Beitrag diese Differenzierung herausgestellt. um mich mal selbst zu zitieren:
Also so pauschal ist weder das eine noch das andere empfehlenswert oder nicht. Verein ist nicht gleich Verein, und die Frage ist: Was will ich für mich persönlich, und was bietet mir der Verein?
Noch als Ergänzung:
Im Zuge dieser Entwicklung - Rückgang der Mitgliederzahlen ohne Auffüllen duch Nachwuchs - gehen auch die Helferzahlen für die kleinen Volksläufe zurück. Es gibt mehrere Veranstaltungen, bei denen ich mehrfach und gerne gelaufen bin, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Fast immer ist die Ursache Personalmangel. Die Eventläufe dagegen boomen.
Bernd
Das
Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf
www.sgnh.de