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Sind manche Menschen gesundheitlich nicht fürs Laufen geschaffen?

Sind manche Menschen gesundheitlich nicht fürs Laufen geschaffen?

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Vorab... keine Ahnung, ob das für das Thema passende Unterforum ist.

Nach meiner ersten Läuferverletzung, habe ich mich gefragt, ob es sein kann, dass manche Menschen einfach nicht fürs Laufen geschaffen sind.... Also aus rein orthopädischen Gründen...

Gefühlt gibt es Läufer, die einfach laufen, mit hohen Intensitäten, vielen Laufkilometern und ohne ergänzendem Training und bleiben jahrelang ohne Verletzung.

Andere trainieren ausgewogener, machen Stabilisationsübungen und sind trotzdem oft verletzt.

Sollte man bei bestimmten Fehlstellungen einfach aufs Laufen verzichten? Oder zumindest nur wenige km laufen?

Ich frage mich gerade, ob mein Körper eine Marathonvorbereitung aushält, die ich anstrebe... Bin motiviert bis in die Haarspitzen, habe aber Angst, ob ich mir selbst bei einer vernünftigen Vorbereitung mehr kaputt mache als es mir langfristig bringen wird.

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Jeder Mensch hat gentechnisch andere Voraussetzungen und nicht jeder ist in Sachen Sportperformance für die ganz große Ziele geeignet. Doch aufgeben sollte man trotzdem nicht. Fußfehlstellungen, andere körperliche Voraussetzungen sind nicht selten und dafür gibt es beispielsweise Abhilfe. Ich habe eine kleine Fußfehlstellung mit der Unterpronation und rolle mit den Füßen verstärkt auf den äußeren Bereichen ab. Das hat mir in den erste Jahren zu schaffen gemacht. Doch jetzt hab ich Spezialschuhe mit Einlegesohlen für diese Form und laufe dieses Jahr 5-6 Marathons, einen Bergmarathon und einen Ultratrail. Ein Arzt und ein Laufschuhverkäufer könnten dir vielleicht beratend zur Seite stehen. Aber man sollte nicht aufgeben und alle Optionen offen lassen. Laufen ist auch eine Frage des Gedulds und der Disziplin.

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Khokho hat geschrieben:...und laufe dieses Jahr 5-6 Marathons, einen Bergmarathon und einen Ultratrailrage...
Wann kommt Dein 1.Beitrag ohne Hinweis auf Deine Heldentaten?
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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SteveRunning hat geschrieben: Nach meiner ersten Läuferverletzung,
Ist das so? Wenn ja: weitermachen!.

Und jetzt erwarte ich gegebenenfalls von Dir ein lautes und deutliches "Jawoll, Herr Hauptfeld!".

Knippi

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Ich kann nur über mich sprechen: Wenn ich am Limit trainiere, bringe ich meinen Körper an seine Grenzen, das mag er nicht und meldet mir sein Unbehagen zurück. Wenn ich ihn massiv überlaste, meldet er sich auch. Und beide Arten von Rückmeldungen fühlen sich fast gleich an. Ich muss also immer genau nachspüren, ob das OK ist, was ich mache, oder nicht. Und das musste ich lernen (habe mal 1 Jahr wegen chronischer massiver Achillessehenentzündung aussetzen müssen.
Durchs Ultralaufen kommen weitere Dysbalancen zum Vorschein, die ich mit Ausgleichsübungen angehe (mein Untermieter in meiner Praxis ist Osteopat, da sitze ich an der Quelle).
Auf dich bezogen: du wirst merken und spüren, was geht. Und wenn nicht, mein Gott, dann kommt halt eine Verletzung, ist auch nicht schlimm. Sollte das passieren, dann lerne daraus und kuriere sie in jedem Fall aus......
Alles Gute dir, Marathon laufen ist klasse....
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de

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Ich muss sagen, dass ich in den letzten Jahren verhältnismäßig moderat gelaufen bin... Zwei bis drei Wettkämpfe im Jahr... Wenig Intervalle.. 400-600km im Jahr über 10 Jahre etwa.

Letztes Jahr war das erste Jahr, in dem ich an die 1000km ran bin und deutlich mehr Wettkämpfe und schnelle Einheiten gemacht habe... Mit der Folge Patellasehnenenprobleme... Klar, durch Überlastung.

Meine grundsätzliche Intention des Beitrags ist allerdings, dass ich mich folgendes frage.

Gibt es Menschen, die aufgrund von, beispielsweise, größeren Fehlstellungen der Beine, Hüfte , Füße etc einfach nicht fürs Laufen gemacht sind.

Die, auch durch orthopädische Behandlung, entsprechende Einlagen oder Schuhe durch das Laufen mehr am Bewegungsapparat kaputt machen, als es ihnen nützt. Oder ist jede, noch so starke Fehlhaltung irgendwie korrigierbar, so dass mehr oder weniger unbegrenztes laufen möglich ist.

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SteveRunning hat geschrieben: Gibt es Menschen, die aufgrund von, beispielsweise, größeren Fehlstellungen der Beine, Hüfte , Füße etc einfach nicht fürs Laufen gemacht sind.
Klar gibt es die.
Ich habe jemanden mit Hüftfehlstellung in der Familie. Für den Alltag ist es nach langer Leidenszeit inzwischen so korrigiert, dass auch längere Spaziergänge usw. ohne 3 Tage "Strafe" funktionieren. Beim Laufen keine Chance.
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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Natürlich gibs Menschen, die für bestimmte Sportarten nicht geeignet sind. Dazu muss man sich unter seinen Mitmenschen nur mal umschauen, bei manchen ist das offensichtlich. Bei vielen auch nicht und ob du nun zum Laufen geeignet bist, kannst du nur auf eine Weise heraus finden: durchs Laufen.

Auch wenn ich mich jetzt weit aus dem Fenster lehne und das natürlich nicht untermauern kann: Die allermeisten Laufverletzungen, die man sich so einhandeln kann, haben für den Rest des Lebens, wenn man die Lauferei an den Nagel hängt, keine Bedeutung. Zumindest, wenn man vernünftigerweise rechtzeitig aufhört.

Gruss Tommi

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SteveRunning hat geschrieben:Meine grundsätzliche Intention des Beitrags ist allerdings, dass ich mich folgendes frage.

Gibt es Menschen, die aufgrund von, beispielsweise, größeren Fehlstellungen der Beine, Hüfte , Füße etc einfach nicht fürs Laufen gemacht sind.

Die, auch durch orthopädische Behandlung, entsprechende Einlagen oder Schuhe durch das Laufen mehr am Bewegungsapparat kaputt machen, als es ihnen nützt. Oder ist jede, noch so starke Fehlhaltung irgendwie korrigierbar, so dass mehr oder weniger unbegrenztes laufen möglich ist.
Ich weiß ja nicht, was Dir "fehlt" aber dieser Video sollte Dir Mut machen:

https://www.youtube.com/watch?v=4-9Fh7_-mQY&t=233s

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Klar ist das unterschiedlich: Es gibt genetische Unterschiede und viele haben auch das korrekte Laufen nie gelernt, z.B. weil sie als Kinder keinen Sport gemacht haben oder die Füße kaltgestellt wurden. Viele haben Übergewicht, wollen zu schnell zu viel etc.

Mich frustriert das Thema auch immer sehr, wenn ich sehe mit welchem Aufwand ich vergeblich versuche verletzungsfrei zu laufen und wie andere ihren eigenen Körper quasi mit Füßen treten und trotzdem verletzungsfrei bleiben. Aus diesem Trotz heraus bin ich letztes Jahr einen Marathon gelaufen (in 3:20) und gut war der und die ganze Vorbereitung für meinen Körper nicht. Ich kam deswegen auch nur auf 930 Laufkilometer.
Dieses Jahr nehme ich mir weniger vor: Mehr als einen Halbmarathon werde ich nicht laufen, dafür ein paar 5er und 10er. Man muss aus seinen Fehlern ja lernen. Und trotzdem denke ich, dass es letztes Jahr die richtige Entscheidung war, den Marathon zu laufen. Denn es nicht getan zu haben, würde ich wohl dauernd bereuen.

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hugo790 hat geschrieben: Mich frustriert das Thema auch immer sehr, wenn ich sehe mit welchem Aufwand ich vergeblich versuche verletzungsfrei zu laufen und wie andere ihren eigenen Körper quasi mit Füßen treten und trotzdem verletzungsfrei bleiben. Aus diesem Trotz heraus bin ich letztes Jahr einen Marathon gelaufen (in 3:20) und gut war der und die ganze Vorbereitung für meinen Körper nicht. Ich kam deswegen auch nur auf 930 Laufkilometer.
In diesem Punkt gibt es bestimmt ziemliche Unterschiede von Mensch zu Mensch...
Bei meinem moderaten Trainingsumfang hatte ich die Verletzungen... Als ich dann angezogen habe, kam die Überbelastungsreaktion... Soweit eigentlich ja auch nichts verwunderliches oder überraschendes.

Wie bei vielen, ist das Laufen sicher sowas wie eine kleine Sucht geworden, das merkte ich während meiner Zwangspause, die teilweise unerträglich war. Insbesondere in den ersten Wochen.

Ich frage mich nur grundsätzlich nun, ob mein Körper einen erhöhten Trainingsumfang aushalten kann, ohne von Verletzung zu Verletzung zu schlingern, oder ob es vll ratsamer wäre bei 20-25 km die Woche zu bleiben und dieses Pensum mehr oder weniger auf Dauer ohne Verletzung halten zu können.

Wie dem auch sei... Deine Taktik einen Marathon auf Biegen und Brechen zu schaffen, schien ja auch nicht aufzugehen? Du warst dann im Nachgang länger verletzt?

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SteveRunning hat geschrieben:Ich frage mich nur grundsätzlich nun, ob mein Körper einen erhöhten Trainingsumfang aushalten kann, ohne von Verletzung zu Verletzung zu schlingern, oder ob es vll ratsamer wäre bei 20-25 km die Woche zu bleiben und dieses Pensum mehr oder weniger auf Dauer ohne Verletzung halten zu können.
Grundsätzlich kann dein Körper bestimmt einen höheren Trainingsumfang auch aushalten. Allerdings ist die Anpassungsreaktion des Körpers bei jedem Individuum verschieden und von unzähligen Faktoren abhängig (Alter, genetische Faktoren, Trainingsalter ...). Dh. im Kartext die immer wieder ins Spiel gebrachte Umfangserhöhung von maximal 10%/pro Woche ist auch nur ein Durchschnittswert, der je nach Person mal größer oder kleiner ausfallen kann und muss.

LG Uwe
Disziplin bedeutet, dass man Dinge tut, die keinen Spaß machen.
Für alles, was man gerne tut, braucht man keine Disziplin!
Lilli Palmer

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Ja & Jein.Fälle wie bei ruca sind klar ein ja.
Der ganze Kram der durch das Laufen erst auftritt (Patellasehne, Achillessehne, ITBS, Piriformis Syndrom, etc.) ist dann für mich eine andere Geschichte. Je mehr Leute ich kennenlerne (mit ambitioniertem 10k,HM, M Training), desto mehr ist mein Eindruck, dass ich garnicht so anfällig bin und das recht froh hausieren geht.
Ein paar wenige Läufer gibt es dann natürlich schon, die davon verschont zu bleiben scheinen. Aber für mich scheint es mittlerweile eher die Minderheit. Bei den anderen ist immer die Frage wie sie damit umgehen. Alternativformulierung hat Rolli ja bereits geliefert.

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SteveRunning hat geschrieben:Wie dem auch sei... Deine Taktik einen Marathon auf Biegen und Brechen zu schaffen, schien ja auch nicht aufzugehen? Du warst dann im Nachgang länger verletzt?
Erstmal, ich habe von klein auf Probleme mit den Knien, hatte auch eine Befreiung für den Schulsport etc. Nach dem Marathon im April war ich einfach nur begeistert. Da hatte ich zwei Monate später schon den nächsten geplant. Aber 8 Tage nach dem Marathon kamen beim ersten langen Lauf (bei km 12) die massiven Probleme. Mai-August hatte ich dann knapp 4 Wochenkilometer und im September 10 (Orthopäde+MRT haben nicht wirklich geholfen). Im Oktober bin ich einen HM mitgelaufen (sogar noch unter 1:30), für den ich gemeldet war und da ich den sehr gut vertragen habe, traue ich mich seitdem wieder etwas(!) mehr zu laufen.

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hugo790 hat geschrieben:Erstmal, ich habe von klein auf Probleme mit den Knien, hatte auch eine Befreiung für den Schulsport etc.
In 99% der Fälle würde ich den Arzt und die Eltern wegen gestohlenen 20 Lebensjahre verklagen.

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Ich jogge hin und wieder sobald die Knie Schmerzen breche ich ab. Gott sei Dank kann ich noch radeln. Bei dem Wetter steht das Rad allerdings auf dem Rollentrainer. Da ich auch Arthrose in den Fingergelenken habe ist es mir nicht möglich wenn ich dann einen Plattfuss habe den Schlauch zu wechseln dazu fehlt mir einfach die Kraft.

Spazierengehen in der Natur das mache ich jetzt auch noch das ist weniger belastend für die Knie.

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Catwoman hat geschrieben:Menschen mit Arthrose in den Knien so wie ich. Habe die Diagnose im August 2018 bekommen und man hat mir abgeraten überhaupt nochmal zu laufen.
Ja, war bei einer guten Bekannten von mir auch so. Sie geht zu Fuß, fährt ab und zu Fahrrad (wo sie wohnt, ist das nicht so attraktiv), ist dafür aber eine Wasserratte. Wenn du ein Bad in der Nähe hast, könnten Schwimmen und/oder Aquafitness sinnvoll sein. Das kann man, wenn's nicht gerade ein Freibad ist, prima auch im Winter machen.

Zur Eingangsfrage - "fürs Laufen geschaffen" ist zunächst mal eigentlich jede/r. Aber natürlich gibt es zahlreiche (und gute) Gründe dafür, es stark einzuschränken oder gar sein zu lassen. Und dann gibt es - auch unter "gesunden" Menschen - solche, die für ihr Leben gern laufen, und andere, für die das Laufen lediglich eine von zahlreichen mehr oder minder sportlichen Aktivitäten ist. :D

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SteveRunning hat geschrieben:Nach meiner ersten Läuferverletzung, habe ich mich gefragt, ob es sein kann, dass manche Menschen einfach nicht fürs Laufen geschaffen sind.... Also aus rein orthopädischen Gründen...
Hallo SteveRunning,

du bist nicht der erste Läufer, der sich - just dann wenn ihn eine Verletzung erwischt - fragt, ob er oder inwieweit er fürs Laufen überhaupt geeignet ist. Ich kenne sehr erfahrene Lang-, Viel- und auch Schnellläufer, ehrgeizige Menschen, deren Gedanken des öfteren um diese Frage kreisen. Aus Gründen erlittener Verletzungen, für die sich meist Gründe nennen aber letztlich nicht beweisen lassen.

Wichtig vorweg: Auf deine Frage gibt es keine einfache Antwort und damit auch keine konkrete Handlungsanweisung, wie man etwa Verletzungen vermeiden könnte. Das ergibt sich schon aus den zwei völlig gegensätzlichen Betrachtungsweisen für den Fall, dass du dich verletzt. Der eine wird argumentieren: Du hast dich verletzt, weil du dich punktuell sehr oder über einen gewissen Zeitraum merklich überlastet hast. Ein anderer wird sagen: Nicht die Belastung war zu hoch, dein Körper war für dieses Pensum einfach nicht ausreichend angepasst/vorbereitet/abgehärtet. Ich versuche das immer aus beiden Richtungen zu betrachten, bzw. setze auf beiden Seiten an: Einerseits arbeite ich mit Krafttraining, Dehn- und Koordinationsübungen daran, meinen Bewegungsapparat robuster zu halten. Und auf der Ausdauertrainingsseite versuche ich nicht zu überziehen. Für Letzteres achte ich mit Argusaugen auf alle Signale, die mein Körper mir vermittelt. Zu Beginn eines Trainings, dabei, danach, morgens beim Aufstehen ... Ich habe meinen Trainingsplan im Kopf (kein detaillierter, das wäre für Ultradistanzen nicht sinnvoll) und wandle ihn entsprechend dieser Wahrnehmung ab.

Ich war trotzdem schon verletzt, teils sogar schwerwiegend und langwierig, weil ich in bestimmten Situationen das Risiko falsch einschätzte und Warnsignale ignorierte. Nun muss ich allerdings hinzufügen, dass diese Verletzungen im Rahmen eines eher ungewöhnlichen Pensums zu sehen sind: Bei Kilometerumfängen von über 4.000 km und mehr als 20 x Marathon/Ultra im Jahr, auch mal Einzelstrecken von über 200 km pro Wettkampf. Das wäre mit einem im Grundsatz empfindlichen Bewegungsapparat nicht möglich.

Näher an deine Frage: Die Robustheit des menschlichen Bewegungapparates, also die Frage bis wann eine Belastung beschwerde- und schadfrei verkraftet wird, ist wie jede andere menschliche Eigenschaft zunächst eine Frage der genetischen Disposition. So wie es Menschen gibt, die mit kurzen und solchen die mit langen Beinen geboren werden, gibt es Menschen die mit einem robusten und wieder andere, die mit einem empfindlichen Körper geboren werden. Nehmen wir an, dieser Körper ist orthopädisch gesund, leidet also über keinerlei Fehlstellungen oder Missbildungen. Nehmen wir weiter an, dass auch sonst organisch alles im grünen Bereich ist. Dann gilt: Dieser Körper kann laufen. Das kann er schon deshalb, weil es eine der menschlichen Fortbewegungsarten ist. Dieses "Laufen" ist auch trainierbar. Sowohl im Hinblick kauf Ausdauer, als auch auf ausbleibende Beschwerden. Anders ausgedrückt: Durch das Ausdauertraining (ggf. auch begleitendes Krafttraining, etc.) wird auch die Robustheit des Bewegungsapparates verbessert. Bis an den Rand des diesem Menschen möglichen Limits. Bei in dieser Hinsicht begabteren Läufern (zu denen ich mich durchaus rechne) liegt dieses Limit sehr hoch.

Somit würde ich deine Frage zunächst einmal so beanworten: Jeder (gesunde) Mensch ist fürs Laufen geschaffen, weil die Evolution dem Menschen dafür den nötigen Bewegungsapparat mitgegeben hat. Wodurch wir uns unterscheiden ist das Maß an Robustheit. Also das Maß an Belastung (Wochenkilometer mal Intensität, Wiederholungsfrequenz der Trainingseinheiten, etc.), das unser Körper schadfrei verkraftet.

Anders stellt sich das dar, wenn ein mit Fehlstellungen, Defiziten, Dybalancen, Erkrankungen am Bewegungsapparat oder Übergewicht vorbelasteter Körper trainiert werden soll. Dann sinkt das beschwerdefrei verkraftbare Pensum drastisch - je nach Schwere des Handicaps. Das läuft aber in den seltensten Fällen darauf hinaus, dass gar nichts mehr geht. Dass die betreffende Person den Laufsport völlig unterlassen sollte. Drastisch formuliert: So lange jemand nicht im Rollstuhl sitzt, einen Rollator schieben muss oder an Krücken geht, kann er auch laufen.

Selbstverständlich gibt es Erkrankungen, bei denen ein Arzt im Einzelfall vom Laufsport abraten muss. Etwa bei starker Arthrose wichtiger Gelenke.

Was ist nun mit dir? - Niemand kann dir sagen, ob du ausreichend robust gebaut bist, um zum Beispiel ein Marathontraining ohne Probleme zu überstehen. Einseits von der hohen durchschnittlichen Belastung während der Trainingszeit her gesehen, noch was die finale Spitzenbelastung durch den Marathon selbst angeht. Mit ausreichend Selbsterfahrung solltest du abschätzen können, ob das möglich ist. Wenn du dich über die Laufjahre nicht ausreichend selbst beobachtet und taxiert hast, dann wird nur die Probe aufs Exempel diese Frage beantworten können.

Vor meinem ersten Marathon 2002 hatte ich auch Angst, mir zu viel zuzumuten. 42 km auf knochenharter Straße - wie soll das gehen ohne sich die Knochen zu ruinieren. Als ich mich mit dem Trainingsplan auseinandersetzte, darüber hinaus mit entsprechender Literatur, wurde mir klar, dass das Training eben nicht nur die Ausdauer schult, sondern auch den Ist-Zustand meiner Robustheit zu mehr Leistung hin verschieben würde. Damals hätte ich auf das, was ich heute noch mit 65 Jahren zu laufen im Stande bin, als völlig unmöglich von mir gewiesen.

Noch mal aus dem Nähkästchen des Ultraläufers geplaudert: Seit Anfang September bin ich keinen Marathon/Ultra mehr gelaufen. Ich habe mir ein halbes Jahr diesbezügliche Auszeit verordnet, um an mir zu arbeiten. Mehr Tempo und ein paar Zipperlein auskurieren, bis Weihnachten keine Strecke länger als 15 km. Selbstverständlich könnte ich derzeit keinen Marathon zu Ende laufen ohne mir zu schaden. Zum Jahreswechsel hin habe ich Einzelläufe wieder über 20 km hinaus ausgedehnt, mich dann aber leider erkältet. Gestern nun der erste vorsichtige Lauf nach der Erkältung. 8 km in erträglichem Tempo. Was soll ich sagen? - Meine Beinmuskulatur ist heute kurz vor Muskelkater. Noch im August 160 km am Stück und gestern 8 und davon ganz leichten Muskelkater. Und doch werde ich auch in diesem Jahr wieder sehr weite Strecken laufen, aber erst nachdem ich die Messlatte der Robustheit mit jedem Training wieder um ein Stückchen höher gelegt habe ...

Ich hoffe, ich konnte dir aus meiner Warte deine Frage wenigstens zum Teil beantworten. Wir Läufer sind natürlich alle in einer individuellen, körperlichen Situation und nicht mal aus der Nähe - quasi beim Handauflegen - lässt sich vorhersagen wie dein Körper auf bestimmte Belastungen reagieren wird.

Alles Gute für deinen Marathon :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hi SteveRunning

den vielen Antworten ist ja eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, vor allem der letzten :daumen: , ausser meine ganz persönliche Erfahrung.

Mein Gefühl hat mir immer gesagt, dass Laufen mein Ding ist. In jungen Jahren haben ich erste Erfahrungen gemacht, dann viele Jahre gar nichts mehr und dann ging das Elend los.
Ich glaube ich haben Jahr für Jahr immer wieder Angefangen und musste schmerzbedingt (Schmerzen in den Knien) wieder aufhören. Es war so frustrierend und ich dachte meine Beine sind nicht zum Laufen gemacht, obwohl mein Gefühl was ganz anders gesagt hat.

Warum auch immer. Vor zwei Jahren haben ich wieder einen Versuch gestartet und als ich die ersten 10 km schmerzfrei gelaufen bin, habe ich mir eine Trainerin spendiert. Und dann kam die Erleuchtung. Ich wollte immer viel zu schnell viel zu viel. Ich war/bin viel zu ungeduldig und habe mich stets überfordert.
Ok, dann alles in einem strukturierten Rahmen und deutlich langsamer und ich haben alles erreicht von was ich geträumt haben. Und immer mit den vorgenommenen Zielzeiten :)
Ich war aufgeregt vor meinem ersten 20 km Lauf und vor allen Wettkämpfen und megastolz danach.
Aktuell bin ich wieder am Aufbauen. Es waren 12 Wochen Zwangspause angesagt. Ich freue mich riesig auf alles was laufmässig kommt, mein Körper liebt das Laufen, was mir mein Gefühl immer gesagt hat. Nur gibt es tatsächlich ein paar wirklich vernünftige Dinge die zu beachten sind, dann kann es losgehen..............Viel Spass bei deinem Marathon.......Es ist sooooooo geil :nick: :)

Gruss
Paul

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Epaul hat geschrieben:Und dann kam die Erleuchtung. Ich wollte immer viel zu schnell viel zu viel. Ich war/bin viel zu ungeduldig und habe mich stets überfordert.
Hallo Paul,

die Gefahr sich beim Laufeinstieg mit Tempo und rascher Steigerung zu überfordern gibt es immer. Und es sind zwei Personengruppen, die am ehesten in diese Überlastungsfalle tappen. Zunächst absolute Einsteiger, wenn sie sportlich begabt, noch relativ jung und bisher womöglich in anderen Sportarten aktiv waren. Sie erreichen rasch ein anpruchsvolles Ausdauerniveau, das jedoch nicht zur sich verzögert vollziehenden Anpassung bestimmter Teile des Bewegungsapparates passt.

Zur zweiten Gruppe gehörtest du: Wiedereinsteiger. Sie beginnen auf demselben niedrigen Level wie Neueinsteiger. Allerdings hat sich das Nervensystem die Strategie, mit der man Ausdauer aufbaut, gleichsam gemerkt. Deshalb vollzieht sich der bloße Ausdauerzuwachs merklich schneller als bei völligen Neueinsteigern. Die schlecht oder gar nicht durchbluteten, damit auch quasi unterversorgten Gelenke, Sehnen und Knochen hinken hinterher, wenn der Betreffende aus Freude über die Leichtigkeit mit der es vorwärts geht das methodische, kontrollierte Training aus den Augen verliert. Genau das dürfte seinerzeit für deine Problem maßgeblich gewesen sein.

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h
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