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Auswirkungen auf alpine Trailläufe/Veranstaltungen? Urteil nach "Kuhattacke" in Tirol

Auswirkungen auf alpine Trailläufe/Veranstaltungen? Urteil nach "Kuhattacke" in Tirol

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Nach tödlicher Kuhattacke soll Bauer 177.000,- EUR + montl. Rente bezahlen (aus der Tiroler Tageszeitung)

Eines vorweg - ich möchte hier keine Diskussion starten, wie dumm und unverantwortlich sich manche Touristen in den Bergen verhalten. Der Tod der Urlauberin ist tragisch und dass die Familie hier einen Schuldigen sucht ist, bis zu einem gewissen Punkt, nachvollziehbar.

Mich würde eher interessieren, ob ihr (auch) glaubt, dass dieses Urteil (Instanzenweg noch ausständig), auch Auswirkungen auf die eine oder andere Laufveranstaltung im alpinen Gelände haben kann?
Ich kenne hier in Tirol doch einige Trailruns, die durchaus auch durch Weidegebiete führen (zB Schlicker Almlauf, Karwendelmarsch, Koasamarsch,...).

Sollte dieses Urteil bestätigt werden, sehe ich nicht nur ein Ende des klassischen Sommertourismus, mit Wandern, Mountainbiken,... gekommen, sondern auch ein mögliches Ende für manche Laufevents.
Eventveranstalter werden dann nämlich nur mehr Strecken "verwenden" können, die entweder durch keine Weidegebiete mehr führen, oder durch Weidegebiete, die entsprechend "gesichert" sind. Alles andere wäre finanziell wohl ein zu großes Risiko, auch wenn sich der Veranstalter letzten Endes am Wegeerhalter "abputzen" würde. (>>> kaum ein Wegeerhalter würde seine Wege für entsprechende Veranstaltungen zur Verfügung stellen)

Was meint ihr, kann es hier Auswirkungen auf Laufevents geben?
Grüße, stefan

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So als Nordlicht in Deutschland, bekommt man so etwas gar nicht mit, von daher sehe ich keine Urlauber abwandern.
Ob das Auswirkungen auf die vor Ort Läufe hat, kann ich daher nicht sagen.

Wie oft passiert denn so etwas?

Wir sind auch schon öfter in den Alpen wandern gewesen und haben Pfade über Weideflächen genutzt, ohne Zwischenfälle :nick: und werden es auch weiterhin machen.

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Als ich beim Allgäu-Panorama-Ultra-Trail mit rannte, liefen wir über einige abgesperrte Weidegebiete. Wir mussten dazu jedes mal eine Schleuse queren, die für Menschen, aber nicht für die Kühe passierbar waren. Manche Kuh konnte man fast die Nase streicheln, so nahe liefen wir an ihnen vorbei. Soviel also erst einmal dazu, ob Weiden eingezäunt werden können oder nicht. Ich kann natürlich die Weide des oben genannten Bauers nicht beurteilen, im Allgäu ist es aber eben möglich. Ich kann mich jetzt natürlich auch nicht mehr erinnern, wie die Ausschreibung des Laufes aussah und inwiefern wir dabei den Veranstalter aus der Haftung befreiten, wenn uns dabei etwas passierte. Ich kann mir aber denken, dass Juristen da einwandfreie Klauseln für die Zukunft finden werden und sich die Veranstalter auch juristisch mit den Bauern einigen können. Immerhin verklage ich den Veranstalter auch nicht, wenn ich mir die Haxen breche im Gelände. Und wenn ich weiß, dass ich an Kühen vorbei laufe und den Veranstalter aus der Haftung entlasse, dürfte das doch keine Probleme geben.

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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dicke_Wade hat geschrieben:Als ich beim Allgäu-Panorama-Ultra-Trail mit rannte, liefen wir über einige abgesperrte Weidegebiete. Wir mussten dazu jedes mal eine Schleuse queren, die für Menschen, aber nicht für die Kühe passierbar waren. Manche Kuh konnte man fast die Nase streicheln, so nahe liefen wir an ihnen vorbei. Soviel also erst einmal dazu, ob Weiden eingezäunt werden können oder nicht. Ich kann natürlich die Weide des oben genannten Bauers nicht beurteilen, im Allgäu ist es aber eben möglich.
Diese "Schleusen" gibt es hier natürlich genau so, deren Sinn ist aber, dass das Weidevieh nicht aus dem Weidegebiet raus kann und dann ewig zusammen gesucht werden muss.

Im obigen Urteil würden aber solche Schleusen NICHT als Einzäunung gelten, sondern die Weideflächen müssten komplett von Wanderwegen abgegrenzt sein. Ein Kontakt Mensch/Kuh darf nach obigen Urteil nicht möglich sein und das ginge eben nur mit Zäunen.

Und das kann mMn schon Auswirkung auf diverse Läufe haben.
Denn kaum ein Wegeerhalter wird dann seine Wege für Events freigeben/zur Verfügung stellen, da er immer fürchten müsste, dass etwas passiert und er letzten Endes haftet.

Deshalb befürchte ich auch, dass dieses Urteil auch auf den Sommertourismus im Allgemeinen eine große Auswirkung haben wird - die bisher "auf eigene Gefahr" begehbaren Wanderwege die auch Weidegebiet queren, könnten dann nämlich mit "Zutritt verboten" Schildern gesperrt werden, weil keiner der Bauern sich finanziell in ein unabsehbares Risiko stürzen will.
Grüße, stefan

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Ja, völlig grotesk das ganze.

Wenn sich das durchsetzen sollte, kann kein Bauer mehr einen Weg über Weidegelände zulassen.
Sollte irgendein Wegerecht stärker wiegen als das Recht auf Privatgrund, dann kann der Bauer sein Vieh nicht mehr auf diese Weiden bringen.
Aber wenn kein Vieh mehr auf den Weiden ist, gibt es auch Almwiesen mehr, über die man wandern kann, Problem gelöst... :klatsch:

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Ich sehe das so: Wenn ein ausgeschilderter Wanderweg durch eine Weide mit Mutterkühen und Kälbern geht, muss der Wanderweg wenigstens durch einen Elektrozaun von der Weide abgetrennt sein.


Das Warnschild, dass man sich von den Mutterkühen entfernt halten soll, nützt oft überhaupt nichts.
Und zwar nicht wegen der passierenden Menschen, sondern wegen der Mutterkühe.


Ich habe das oft genug erlebt. Mal als Beispiel: Wanderweg von Bivio zum Julierpass (stark frequentiert). Der führt mehrfach durch Mutterkuh-Weiden, die noch dazu komplett eingezäunt sind.


Ich beachte die Hinweise und halte Abstand. Da die Tiere direkt auf dem Weg stehen, will ich sie so weit wie möglich umgehen und steige den steilen Grashang ca. 10 Meter nach oben, um dort zu queren. Was passiert? Die Kühe steigen mir hinterher und verfolgen mich. Letztlich konnte ich mich mit knapper Not im Laufschritt mit 20kg Gepäck durch das Tor retten.
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10 km: 48:00 (04/2018) | HM: 1:47:59 (05/2018); 09/2018 eigentlich sub 1:45, aber die Strecke war 1,2 km zu lang :klatsch:| M: 3:51:26 (10/2018)

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stetre76 hat geschrieben:Diese "Schleusen" gibt es hier natürlich genau so, deren Sinn ist aber, dass das Weidevieh nicht aus dem Weidegebiet raus kann und dann ewig zusammen gesucht werden muss.
Verstehe ich jetzt nicht :gruebel: Der Weidezaun hält das Vieh auf der Weide, ob nun mit Schleuse oder ohne. Noch ist es zu doof oder zu dick um da durch zu kommen :D Die Schleusen wurden ja für die Menschen gemacht, damit sie hach so naturnah über die Weiden latschen können. Wo ist da das Problem? Ein Schild davor, dass die Weide Privatbesitz sei und das Betreten auf eigene Gefahr erfolgt, und gut sollte es sein. Natürlich hab ich keine Ahnung von der österreichischen Juristerei. In Deutschland wird mit Privatstraßen so verfahren und wer dort auf die Fresse fällt, weil im Winter nicht gestreut wurde, ist selbst schuld.
stetre76 hat geschrieben:Im obigen Urteil würden aber solche Schleusen NICHT als Einzäunung gelten, sondern die Weideflächen müssten komplett von Wanderwegen abgegrenzt sein. Ein Kontakt Mensch/Kuh darf nach obigen Urteil nicht möglich sein und das ginge eben nur mit Zäunen.
Verstehe ich ebenfalls nicht. Im Urteil ging es um eine nicht eingezäunte Fläche, also kann eine Schleuse darin gar nicht vorkommen. Das sind doch zwei verschiedene Schuhe. Es ist doch etwas anders, ob eine Weidefläche überhaupt nicht eingezäunt ist (ich will das Urteil gar nicht beurteilen, weil ich es nicht kann. Schon mangels dessen genauer Kenntnis) oder ob sie so eingezäunt ist, dass das Vieh sie nicht verlassen kann und der Mensch selbst diese Weite aktiv betritt. Wenn jetzt Wanderwege über diese eingezäunte Weide verlaufen ist das wieder ein ganz anderes Thema. Da sind die Tourismusbehörden gefragt.

Und daher, so meine Schlussfolgerung, sehe ich für Laufveranstaltungen keine Probleme, wenn sich alle Beteiligten vorher ordentlich einigen und wissen was sie tun.

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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stetre76 hat geschrieben: Mich würde eher interessieren, ob ihr (auch) glaubt, dass dieses Urteil (Instanzenweg noch ausständig), auch Auswirkungen auf die eine oder andere Laufveranstaltung im alpinen Gelände haben kann?
Ja.

Selbst wenn das Urteil noch kassiert wird - warum soll sich ein Bauer diesen Stress antun?

Knippi

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@dicke_Wade
Das Urteil sagt klar, dass der Bauer das Weidegebiet hätte einzäunen müssen, dass es eben eine Trennung zwischen den Wanderern und den Kühen gibt. Die aufgestellten Warnhinweise und Schilder, dass sich Mutterkühe mit Kälbern auf der Weide befinden und dass auf diese Acht zu geben ist, war nicht ausreichend.

Interessant ist das vor allem, weil ein Gutachter bestätigt hat, dass eine Einzäunung kaum möglich ist und dass die Schilder im vorliegenden Fall ausreichend waren, aber das wurde im Urteil nicht berücksichtigt.
Interessant ist auch, dass das strafrechtliche Verfahren sehr schnell gegen den Bauern eingestellt wurde.

Die Auswirkung des Urteils wird eben die sein, dass in Zukunft Weidevieh von Wanderwegen fernzuhalten ist und das wird wohl nur mittels Zäunen möglich/durchführbar sein.

Sprich, der Almbauer, Weideviehhalter hat dafür zu sorgen, dass ein direkter Kontakt zwischen Tier und Wanderer nicht möglich ist. Wenn jetzt ein Wanderer vorsätzlich in eine abgezäunte Weide steigen würde, wäre das wohl anders zu bewerten.

Und das wird, glaube ich, schon Auswirkungen haben, weil sich eben Wegeerhalter in Zukunft weigern werden, ihre Wege frei zugänglich zu machen.
Grüße, stefan

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stetre76 hat geschrieben:Und das wird, glaube ich, schon Auswirkungen haben, weil sich eben Wegeerhalter in Zukunft weigern werden, ihre Wege frei zugänglich zu machen.
Und Vergleichbares gibt es auch in Deutschland schon länger: Stichwort Gartenteich. Wenn man das Grundstück oder den Teich selbst nicht eingezäunt hat, ist man ganz schnell in der Haftung, wenn da ein Kind ertrinkt.

Was war die Lösung vieler Gartenbesitzer nach dem entsprechenden Urteil?

Die Teiche wurden zugeschüttet.
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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Die Almbauern haben auch andere Probleme mit Freizeitsportlern.

https://www.merkur.de/lokales/region-tegernsee/rottach-egern-ort29359/mountainbiker-rauscht-almbauern-fahrzeug-6428702.html

[url]https://www.mtb-news.de/forum/t/biker-verklagen-bauern.4935/

[/url]
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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Er ist da - der Verhaltenskodex für Almtouristen:

https://www.alpenverein.at/portal/news/ ... -Almen.php
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf
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