19Markus66 hat geschrieben:Warum sollte sie denn? Besser, als Frau allen davonlaufen, als bei den Männern hinterher zu laufen.
Deshalb wird auch kein Transgender im Sport jemals als Mann ohne Hoden auftreten, sondern immer als Frau mit Muskeln und hohem Testosteron- Wert.
Ich habe auch keine Lösung für den Diskussionsgegenstand, die allen Problemfällen gerecht würde, das nur vorweg. Aber für das Individuum eine mutmaßliche Motivationslage zu skizzieren, führt auch nicht zu einer gerechten Regelung, sondern ist eine argumentative Sackgasse.
Warum sollte ein nicht eindeutig als Frau oder Mann zu klassifizierendes Individuum sich bei den Männern registrieren wollen? Naja, vielleicht weil dieses Individuum sich als Mann fühlt und das so will? Bei der Abwägung kann man ja nicht grundsätzlich unterstellen, dass die Wahl auf die Geschlechtsklasse fiele, in der die beste Platzierung zu erreichen ist (also Frauen-Wettkampf). Das wäre eine ähnliche Unterstellung wie das "Argument" gegen die sog. Homo-Ehe, dass nach Einführung der Ehe für alle massenhaft gleichgeschlechtliche heterosexuelle Freundespaare ohne andersgeschlechtlichen Partner zum Zweck der Steuerersparnis heiraten würden.
Dann wollte ich noch etwas zu der angeblich eindeutigen Sache mit den Geschlechtschromosomen anmerken, obwohl dazu schon einiges gesagt wurde: es gibt auch Menschen mit marmorierter Chromosomenlage. Das heißt, der Körper besteht aus Zellen mit einem Chromosomensatz, und solchen, mit einem anderen. Das ist m.W. relativ häufig bei Trisomie und mildert diese, wenn relativ viele Zellen ohne überzähliges Chromosom vorhanden sind, kommt aber auch bei Geschlechtschromosomen vor (allerdings wohl enorm selten). Zudem habe ich tatsächlich einmal in meinem Leben eine XY-Frau kennengelernt, die äußerlich eine durchaus attraktive Frau war und sich auch so empfand, aber erst als junge Erwachsene von ihrer genetischen Besonderheit und dem damit zusammenhängenden Umstand ihrer Unfruchtbarkeit erfahren hat. Ich würde es aufgrund der phänotypisch 100% weiblichen Erscheinung als hochgradig ungerecht empfinden, wenn man eine solche Frau (so sie denn sportlich ambitioniert gewesen wäre) bei den Männern hätte starten lassen.
Und auch ein Gedanke zu der Geschlechtsklasseneinteilung "Männer+divers" vs. "eindeutige Frauen", der mir den praktikabelsten Ansatz zu bieten, aber auch nicht unproblematisch zu sein scheint: gibt es nicht auch Sportarten, wo das Leistungsniveau der Männer wegen der geringeren Zahl der Sporttreibenden in dieser Disziplin tendenziell geringer ist? Hätte sich ein Individuum mit einer ähnlichen körperlichen Disposition wie Caster Semenya für Tanzen als Sport entschieden, bestünde nach reinen Erfolgskriterien vielleicht ein Anreiz, als männlicher Part im Paartanz oder Eistanz anzutreten, weil es zwar reichlich gute Frauen, aber wenig ähnlich gute Männer gibt. Will man dann in solchen Fällen die Geschlechtsklasse "Mann" zur geschützten erklären? Wonach soll für eine jeweilige Disziplin entschieden werden, ob die "diversen" zu den Männern oder zu den Frauen zuzulassen sind? Nach "Anmut" vs. "Athletik"? Führt das nicht geradewegs in die Sexismus-Hölle?
Alles in allem ist es ein Problem, bei dem ich froh bin, es nicht lösen zu müssen, weil es immer einfacher ist, Mängel der Lösung aufzuzeigen als eine bessere Alternative...