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VCM 2019 (Mein Marathon Debüt)

VCM 2019 (Mein Marathon Debüt)

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So, nun war es also soweit - mein 1. Marathon.
Letzten Herbst wollte ich eigentlich einen Halbmarathon laufen, wurde dann aber ca. 2 oder 3 Wochen vorm Lauf krank inklusive Fieber und da musste ich absagen, ging nicht anders. Diesmal wartete wieder ein kleiner Schreck auf mich, als ich wieder ca. 3 Wochen vorm Marathon eine ordentliche Erkältung bekam, welche eine mehrtägige Laufpause erforderte - allerdings ging es danach wieder besser, ich musste den Plan ein bisserl umstrukturieren, damit ich noch ein paar wichtige Läufe (z.B. LaLa mit EB) unterbringe.


Ich nahm 4 Tage Urlaub für den Marathon und reiste am Freitag morgen an, um dann auch gleich die Startnummer + Chip etc. abzuholen und die Expo anzusehen, da ich am Samstag noch ruhen wollte. Es war meine 1.Marathon Expo und ich fand sie interessant, allerdings hab ich mir erwartet, dort vielleicht einige Laufschuhe als Schnäppchen vorzufinden, was nicht der Fall war (Ausnahme Hervis hatte direkt beim Ausgang der Expo einen kleinen Extrashop mit reduzierten Laufschuhen). Jedenfalls hatte ich auf der Expo den Hoka Tracer endlich mal in der Hand (ist wirklich sehr leicht und auch gut gedämpft) und einen anderen Lightweight Trainer von Hoka, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere. Ansonsten gab es auf der Expo (die in der Marx Halle eingerichtet war) hauptsächlich Stände für Sportnahrung, außerdem ein Medical Centre, bei dem man sich massieren lassen und auf Marathontauglichkeit untersuchen lassen konnte. Des Weiteren gab ich dort meine Eigenverpflegung ab, die ich mit Fähnchen markiert habe. - Ich hab 2 Isoflaschen und einige Fruchtsäfte genommen, da konnte ich mal Verschiedenes testen bei meinem 1.Marathon, eigentlich wollte ich keinen gezuckerten Fruchtsaft nehmen sondern einen ungezuckerten, aber den hätte ich selbst abfüllen müssen und der wäre dann 2 Tage ungekühlt gelagert worden bis zum Marathonlauf und darauf wollte ich verzichten. Bei den Flaschen für km 30 und 35 hab ich noch ein Gel drangeklebt (welches ich dann später aber nicht benutzte bzw. bei km 35 war die Flasche ohnehin nicht mehr da am Eigenverpflegungstisch :) ).
Als ich grad meine Flaschen präparierte, sprach mich ein Österreich-Spanier an, ob ich denn Spanier sei, da die Flaggen die ich verwendete, um die Flaschen zu markieren, grün-weiße Katalanen Flaggen waren (die grad im Angebot waren, weshalb ich sie wählte). Es entstand eine nette Unterhaltung, er erzählte mir, dass er eine HM Bestzeit von stolzen 1:33 h hat und er fragte mich, was er heute und morgen vor dem Lauf essen solle, da er sich nicht sicher war, was das beste wäre. Außerdem bekam ich von einer Dame bei der Expo den Tipp, bei der Anreise zum Startbereich nicht bei der Haltestelle Kaisermühlen VIC, sondern bei der "Alten Donau" auszusteigen, weil dort direkt die LKWs für die Starterbeutelabgabe geparkt sind und man dann nicht von Kaisermühlen ganz zurück gehen muss. Der Starterbeutel enthielt übrigens hauptsächlich ein Gutscheinheft, viel mehr war nicht drinnen, das Zielverpflegungssackerl sollte dann eine Banane, 2 Trinkflaschen (Mineral und ein anderes Getränk), 1 oder 2 Äpfel und einen köstlichen (veganen) Apfelmüsliriegel enthalten. Außerdem gab es im Ziel später alkoholfreies Bier, worauf ich aber keine Lust hatte. Ich darf folgendes gleich vorwegnehmen: Der Wien Marathon war sehr gut organisiert, Ausnahme: zu wenig Dixies und keine Kontrolle bei den Eingängen zu den Startblöcken.

Am Samstag hab ich kurz das Startgelände ausgecheckt, um gleich mal zu wissen, wo was ist, damit ich gleich mal weiß, wo man noch mal schnell "Bäume gießen" konnte falls alle Dixies voll sind und der Countdown schon läuft. Ganz toll fand ich die "Massenpissoirs" in der Startinsel zwischen den 2 Startbahnen, die ich auch quasi 1 min vorm Start noch nutzen sollte am nächsten Tag.
Nachdem ich einiges gegessen hatte am Samstag Vormittag, ging ich dann nachdem ich das Startgelände inspiziert hatte noch ins Donauplex Einkaufszentrum (ist dort in der Nähe bei der Haltestelle Kagran), wurde fast erschlagen von der Größe desselbigen und fand dann dort nicht mal mehr den Ausgang, da selbiger nicht beschriftet war (außer die Parkgaragen) und bemerkte dann aber, dass ich wieder hungrig wurde und dass ich jetzt schnell nach Hause musste und wollte, da ich ja morgen nicht mit leeren Speichern starten wollte. Daher aß ich dann zu Hause noch 2 riesige Erdnussbuttervollkornbrote und etwas Obst (Am Vormittag gab es hauptsächlich Pasta).
Schlafen konnte ich nicht so viel, aber ausreichend, man macht sich noch Gedanken, wie es werden wird, außerdem hab ich den Wetterbericht gefühlt 100 mal angesehen und aktualisiert. Kann da sagen, dass Wetterberichte von mehr als 7 Tagen vorm Lauf getrost ignoriert werden können, denn da hat man alles von 8° bis 20° dabei und selbst 1 Tag vorm Lauf hat eine Website 20° und permanent Sonne prophezeit, während die meisten anderen eher in Richtung 18° und bewölkt oder zumindest teilweise bewölkt tendierten (so war es dann auch). Gefrühstückt hab ich zweieinhalb Stunden vor Start sehr großzügig zu Hause: Haferflocken mit Hafermilch, Banane und Ahornsirup [bin vor 1 Monat vom Vegetarier zum Veganer geworden, daher keine Milch oder Honig mehr in meinem Frühstück wie früher]. Greif schrieb ja auch - besser mit etwas vollem Magen weglaufen, dafür aber genug Kalorien haben.

Mit den Öffis inklusive 2 Mal umsteigen (am Ende von U3 auf U1) ging es dann über Stephansplatz zur Haltestelle Alte Donau, bei der ich mich um ca. 07:20 einfand, also relativ früh (und ging auch direkt auf ein WC - nur vorsichtshalber) und es war auch noch fast menschenleer - , was sich aber innerhalb der nächsten 40 Minuten schlagartig änderte und da war es dann komplett voll mit riesen Schlangen bei den Dixies. Meinen LKW (ist nach Startnummern beschriftet) fand ich schnell, setzte mich aber auf den Boden/Gehsteigrand, da es noch zu früh fürs aufwärmen war und auch zu früh zur Startbeutelabgabe. Allerdings konnte ich nicht lange rumsitzen, da ich das als nervig empfand, also wärmte ich mich auf, lief mich ca. 1 km ein und gab dann meine Sachen ab und obwohl es da noch relativ kalt war, war mir das lieber, da ich nun wenigstens bereits startbereit adjustiert war. Dünne Laufhandschuhe hatte ich auch an, da ich wusste, dass es in der 1.Stunde noch eher kühl ist und das ausreichen würde, meine kälteempfindlichen Hände etwas abzufrieren und eventuell unbrauchbar fürs Öffnen der Gels machen könnte.
Ein Arzt hat kurz vorm Start noch über Mikro zu allen Läufern gesprochen, um sie daran zu erinnern, diverse Warnzeichen des Körpers nicht zu ignorieren. Wie ich später leider herausfinden musste, ereignete sich ein tragischer Zwischenfall, bei dem ein Läufer später im AKH Wien verstorben ist.

Kurz vorm Start hatte ich noch eine nette Unterhaltung mit einem Halbmarathoni, dann ging es los. Ich versuchte mich innerlich etwas aufzuwecken/pushen, damit ich irgendwie in einen Leistungsmodus komme anstatt wie eine Schlaftablette loszutraben. 4:35er Pace hatte ich ausgewählt; ich stand im letzten Drittel des Startblocks 2, da ich dort im hinteren Bereich direkt bis zum Startschuss bei den Pissoirs verweilen konnte....
Schuhe hatte ich übrigens meine Puma Speed Ignite 300 an, da ich mit denen auch schnell laufen kann und der Kompromiss aus Speed und Dämpfung bei diesem Modell meinen Vorstellungen entsprach.
Um ca. 9:03 startete unser Block und es ging rauf auf die Reichsbrücke. Ich musste sehr wendig laufen, teilweise am Rand, später sogar auf der Wiese, um nicht langsamer als die Zielpace zu laufen, da viele mit 5er Schnitt oder langsamer unterwegs waren und es doch sehr eng war auf den ersten Kilometern. Ich hatte mir als Ziel gesetzt, von Anfang an bei jeder Verpflegungsstation (egal, ob ich hungrig oder durstig war oder eben nicht) Gel oder Banane und Wasser oder Iso zu mir zu nehmen, damit meine Glykogenspeicher möglichst bis zum Ende durchhielten oder erst am Ende aufgebraucht sein würden. Ich machte mir zum Motto, mich nur auf die Pace zu konzentrieren und auf die Kilometermarken 4.5, 9.5, 14.5 etc. auf meiner Uhr, um genau zu diesem Zeitpunkt - also 500 Meter vorm Verpflegungspunkt ein Gel zu nehmen, das ich dann mit Wasser oder einer meiner Flaschen nachspülen würde. Ich hatte 7 Gels dabei in 2 Armtaschen (auch 4 Salztabletten von denen ich aber keine einzige zu mir nahm) und kann die Marke High 5 jedem mal zum ausprobieren empfehlen, da dieses Gel sehr flüssig ist, gut verträglich und nicht zu süß (schmeckt wie Fruchtsaft, welcher auch tatsächlich mit drinnen ist).

Die Lufttemperatur kam mir dann doch schon etwas warm vor auf den ersten Kilometern und bei km 5 beginne ich auch sofort, mir Wasser über den Kopf zu schütten, da mein Körper schon auf Betriebstemperatur ist; bei km 10 hab ich die Handschuhe ausgezogen und ins Armtascherl gepackt. Beim VP 10 leistete ich mir ein kleines Missgeschick/einen Denkfehler, da ich dort meine Trinkflasche (der Tisch für die Eigenverpflegung ist immer der 2.Tisch hinter dem Tisch der Elite) nicht fand, und mir dann einen Becher Iso griff. Aber ich hatte das durchgespielt im Kopf - wenn die Flasche nicht da ist, dann nehme ich stattdessen Iso von den Tischen und mach mir nicht weiter Gedanken. Später kam ich dann drauf, dass ich bei km 10 ja gar keine Flasche deponieren ließ, sondern nur bei 5, 15, 20, 25, 30 und 35. Es sei hier erwähnt, dass bei 2 Verpflegungspunkten die Flasche NICHT mehr da war, und zwar bei km 35 und bei einem anderen (weiß nicht mehr genau welcher). Wie auch immer....

Zwischen km 9 und 19 ging es laut Höhenprofil (welches ich vor dem Marathon studierte) ca. 100 Höhenmeter nach oben, was nach dem Greifschen Umrechner eine Paceverlangsamung von ca. 6 Sekunden (auf meine Zielpace "im Flachen" bezogen) bedeuten würde. Da ich aber ohnehin eine sehr defensive Pace gewählt hatte, sparte ich mir das und versuchte weiterhin knapp unter 4:35 zu laufen. Sei noch erwähnt, dass bis km 3 die km Schilder genau gleichzeitig mit der Uhr kamen (ich lief sogar mit 2 Uhren - Forerunner 35 und dem Stryd+Vivoactive), später zeigte die Uhr dann immer schon mehr Weg an als die km Schilder, was bedeutete, dass ich langsamer lief bzw. sein würde, als die Uhr mir anzeigt. Des Weiteren war es so, dass ich auf einem 5 km Abschnitt angeblich nur eine 4:40er Pace lief (wie ich nach dem Marathon an den Splitzeiten sah), was seltsam ist, da meine Uhren nie eine langsamere Pace als 4:35 anzeigten, aber na gut...
Auf den Puls habe ich nie geschaut, außer einmal versehentlich als ich mich an der Uhr verdrückte und da wurde Puls 192 angezeigt, also völliger Schmarrn. Später sollte ich zu Hause sehen, dass der Brustgurt während des ganzen Laufs leider nur falsche Werte anzeigte (vielleicht weil ich den Gurt beim Start mit Iso befeuchtete anstatt mit Wasser, da ich letzteres nicht bei mir hatte?), was schade ist, denn mein Puls wäre sehr interessant gewesen zur Auswertung.


Generell kann ich sagen, dass eine Mörderstimmung an der Strecke herrschte - die Zuschauer waren voll dabei und sind auch zahlreich erschienen. An den Hotspots wurde gute Musik gespielt und einmal hab ich sogar geklatscht beim Vorbeilaufen. Obwohl manche Wetterberichte ab 11 Uhr Windböen vorhersagten, war davon nichts zu bemerken, denn außer ein leichter, angenehm kühlender Wind ist mir nichts aufgefallen. Die Wolken waren ein Segen, da sie immer wieder zwischendurch die Sonne verdeckten und man nie mehr als 3 km durchgehend in der prallen Sonne (ab und zu kam sie schon durch) laufen musste und wenn sie einmal durchschien, merkte man das sofort: plötzlich kam einem alles schwerer vor, die Pace fühlte sich härter an und man sehnte sich nach der nächsten kalten Dusche (=2 Becher Wasser über Kopf) am nächsten VP. Irgendwann kam ich dann zu km 19 und erinnerte mich, dass ich mich hier links einordnen musste, da nur die Halbmarathonis rechts abbiegen dürfen (bei den Profis ist hier die führende Frau mit ihrem Pacemaker versehentlich rechts abgebogen und musste ein paar Meter zurücklaufen).
Auch wusste ich, dass es nun ein paar Kilometer bergab ging, des weiteren kam mir vor, dass die Häuser in Wien nun vermehrt Schatten boten, was zw. km 9 bis 19 nicht so sehr der Fall war auf der rechten und linken Wienzeile. Irgendwann - ca. bei km 25 kam ich kurz in einen "Flow" und fühlte mich irgendwie "in the zone" und dachte, dass ich das Tempo über die nächsten knapp 15 (eigentlich 17) km doch durchhalten müsste, weiß aber aus Erfahrung, dass das 3 km weiter bereits anders aussehen kann. So war es dann auch, meiner Meinung nach könnte der Grund für so einen Trugschluss der sein, dass man zufällig grad leicht bergab läuft (ohne es zu merken) und auch grad im Schatten und daher grad Momente erlebt, in dem einem alles "ein wenig leichter" vorkommt. :)
Ich habe mehrfach Leute an der Strecke gesehen, die Trinkflaschen an ihre Schützlinge/Bekannten/Verwandten weiterreichten und sie lautstark anfeuerten. Einmal stand eine Frau an der Strecke mit Traubenzucker zur freien Entnahme in ihrer Hand. Eine einzige Wasserstelle war unbesetzt - es sah aus wie eine Wand mit Schläuchen und Wasserhähnen. Außerdem gab es auf den letzten 15 km immer wieder ganze Wannen gefüllt mit Wasser an den VPs, in die man theoretisch sogar den Kopf reinstecken hätte können...

Bei km 30 erwartete ich nicht den Mann mit dem Hammer, da meine Pace defensiv genug gewählt war, und....er kam auch nicht.
Allerdings wurde im Laufe der folgenden Kilometer trotzdem alles immer schwerer. Zu diesem Zeitpunkt schaute ich nur mehr auf den Stryd, der eine Pace von 4:27 anzeigte (seit einigen Kilometern). Ich kann an dieser Stelle wärmstens "Peter's Race Pacer" (Connect IQ Shop von Garmin) empfehlen, welcher es ermöglicht, dass wenn man genau an den Kilometerschildern die Runde abdrückt, die Durchschnittspace des bisherigen Laufes inklusive geschätzte Zielzeit angezeigt wird - also impliziert diese App die "offiziell" gelaufene Durschnittspace/prognostizierte Zielzeit anstatt nur das GPS oder den Laufsensor zu verwenden, die ja oft eine schnellere Pace anzeigen, da man sich nicht immer auf der Ideallinie befindet bzw. GPS im Stadtgebiet ohnehin nicht verlässlich ist.
Bei der Forerunner fehlen übrigens knapp 200 m, da ich gegen Ende des Marathons einmal bei einem VP versehentlich die Pause Taste drückte und dies erst 1 Minute später bemerkte. Irgendwann zw. km 30 und 38 kam ich bei einem Radio vorbei, das "Eye of the Tiger" spielte - wie passend. Ich fragte mich in dem Moment, ob es Zufall war, dass grad dieses Lied gespielt wurde, oder ob der Zuschauer es als Dauerschleife laufen ließ - ich würde es jedenfalls nie rausfinden, da ich weiter musste.... :)
Oft wollten Kinder am Straßenrand abgeklatscht werden, was ich allerdings nur ein paar Mal machte, da es sonst doch zu anstrengend werden würde und als reinen Spaßlauf sah ich den Marathon auch nicht, denn dafür hatte ich mich doch zu ordentlich vorbereitet. Einmal war übrigens der Tisch der Eigenverpflegung nicht auf der rechten Seite, sondern plötzlich auf der linken, was mich doch irritiert hat und ich auch meine Flasche dort nicht erblickte. Ab km 33 hab ich schon gemerkt, dass alle um mich herum (auch) am Kämpfen waren. Man merkt das an der Atmung und wenn man neben einem anderen Läufer herläuft. Manche haben Gehpausen eingelegt, und ich hatte mir in einem Moment gedacht, dass ich großen Respekt vor Läufern habe (hier im Forum vor allem), die quasi einmal pro Monat oder sogar 2 mal einen Marathon laufen. Auch hab ich einige "ältere" Läufer ab km 35 gesehen, die top austrainiert wirkten und ich habe innerlich den Hut vor ihnen gezogen und gedacht, dass wenn ich in 15 oder 25 Jahren noch so laufen kann, dann hab ich was richtig gemacht. Irgendwann zu dieser Zeit hab ich einen Läufer mit offenen Schuhbändern neben mir gesehen und wies in darauf hin, was er nur mit einem kurzen "Danke" quittierte. Auch er war offensichtlich schon in seiner eigenen Welt. Denn auch ich merkte, wie alles etwas schwerer wurde. Atmungstechnisch war aber alles "im grünen Bereich", also gab es keinen Grund die Pace nicht mehr zu halten und "hab keine Lust mehr" ließ ich auch nicht wirklich gelten. Das 40 km Schild gab mir aber Auftrieb, dort wurde ich sogar etwas schneller, - kurz vor Schluss winkte ich sogar den Leuten zu, was für mich ein Beweis war, dass ich noch kohärent war - allerdings machte mich später eine Tatsache stutzig. Dazu gleich mehr.
Die letzten 500 m waren extra beschildert und da wusste ich, dass ich es schaffen würde. Hier geschah etwas sonderbares: als ich über den letzten Teppich vorm Ziel lief, hatte ich das Gefühl, dass ich abgesehen vom Läufer, der vor mir im Ziel einlief, völlig allein war. Also ich war mir sicher, dass auch hinter mir keiner ist. Vielleicht weil ich glaubte, lange keinen überholt zu haben (gefühlt hab ich Tausende Leute während des Marathons überholt, wurde aber selber nur ganz selten überholt), dass ich deshalb alleine bin oder was auch immer. Jedenfalls in den Zielfotos, die dann (in schlechter Qualität und nicht mal in Großaufnahme) 2 Tage später an meine Email Adresse zugesandt wurden, sah ich viele Läufer, die direkt hinter mir ins Ziel liefen, fast wie eine Traube. Da hat mir mein Verstand wohl einen Streich gespielt oder ich war in diesem Moment ein bisserl von der Realität entfernt, wie auch immer...

Jedenfalls drückte ich die Uhren ab nach dem Zieldurchlauf und konnte erstmal gar nicht gehen, da meine rechte Wade völlig steif war. Eine Dame malte ein rotes Kreuz auf meine Startnummer (vielleicht damit man sich nicht 2 Medaillen abholen kann) und eine zweite hängte mir die (wunderschöne) Finishermedaille um, wofür ich "Danke" sagte und alsdann weiterhumpelte zur Chiprückgabe/Startbeutelabholung und Entgegennahme der Zielverpflegung.
Energetisch hatte ich während des Marathons keine Tiefs, was kein Wunder ist, da ich ja fleißig "gefuttert" habe,- ab km 30 hab ich sogar ein leichtes Drücken in der Blase gemerkt und hab dann auch etwas weniger getrunken, um nicht austreten zu müssen. Sagen wir mal so,- ich lief nicht in Gefahr zu dehydrieren... :)
Als ich die Zeit sah (3:10:28 auf der Vivoactive, die offiziell eine 3:10:26 war), war ich sehr zufrieden und glücklich. Für die "etwas schnelleren aber nicht ganz schnellen" Läufer hab ich immer eine Zeit ab 3:30 als absolut top angesehen.

Ein Kreis meines Lebens hat sich mit dem Marathon geschlossen, denn vor vielen Jahren hab ich mit einer damaligen Freundin über den Sinn des Lebens gefachsimpelt und ich wir haben damals unisono gesagt, dass das Leben an sich ein Marathon ist und eine gute Ausdauer erfordert, und ich erwähnte Ihr gegenüber, dass ich irgendwann mal einen Marathon laufen wollte, da er ein Abbild oder eine Metapher des/fürs Leben(s) an sich ist.

Zu Hause hab ich gegessen und getrunken, hab mich aber nicht komplett leer gefühlt, hatte ich ja das Marathonbuffet reichlich geleert.
Den Beinen ging es noch nicht soo gut, aber sie ließen einen lockeren Spaziergang durch Wien zu, ich konnte einfach nicht still sitzen oder mich ins Bett legen, denn mein Geist und Körper waren noch voll mit Hormonen oder Adrenalin oder was auch immer. Am nächsten Tag hatte ich noch Urlaub, blieb in Wien und ging sogar ca. 15 oder mehr Kilometer durch Wien (langsam) spazieren, was mir sehr gut tat.

Hier der Lauf auf der Forerunner: wie gesagt stimmt die Zeit nicht, da wie eingangs erwähnt ca. 200 Meter fehlen.

Die Fotos unten zeigen die willkommene WC Möglichkeit in der Startinsel, des weiteren die Expo, die Eigenverpflegung, die Finishermedaille und obwohl ich anfangs vom Fotoservice des Marathons kein einziges brauchbares Lauf-Foto in der mir zugesandten Gallerie finden konnte, hat sich dann eine Dame vom Support doch noch die Mühe gemacht, 3 zu finden, als ich ihr schrieb, dass ich zur Bruttozeit 3:14:38 durch den Zielbogen lief...
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10 km - 37:36 (T - April 2019)
HM - 1:30:41 (Sorger Halbmarathon/Graz - April 2018)
M - 3:10:26 (Wien Marathon - April 2019)

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Hallo Bernd,

Gratulation, super gelaufen :daumen: für den 1. Marathon. Da ist ja man doch noch etwas nervöser und achtet auf jewede Kleinigkeit um ja keine Fehler zu machen. Hast dich aber auch akribisch drauf vorbereitet. Wie muss ich denn das interpretieren mit dem Lebensziel. Hast du schon fertig mit dieser Distanz oder gar mehr. Ich war vor knapp 10 Jahren auch an dem Punkt. Einmal Marathon und dann ein anderes "Lebenshighlight" auf der persönliche ToDo-Liste angehen. Zum Glück lief dann mein 1.Marathon etwas chaotisch und ich wollte das schnell besser machen. Nunja und das diese Distanz willkürlich ist und sich fast unendlich erweitern lässt wurde mir irgendwann auch bewußt und ich mutierte so nach und nach zum Ultraschlurfer
Und wie du schriebst bewunderte ich auch "Verrückte" die ständig Marathons und mehr laufen können obwohl die "Lehrbücher" was anderes sagen. Insofern hoffe ich du machst da weiter wo du in Wien aufgehört hast. Und ich bin sicher. Du bist noch ein junger Hüpfer und kannst das noch deutlich schneller wenn du dranbleibst am Marathonfieber. Und wenns dann doch irgendwann an eine zeitliche Grenze stößt, ab auf die Ultralangdistanzen und dem Körper zeigen wer der Chef ist :zwinker2:
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Gratuliere! Geile Leistung, und das beim Erstlingswerk. :daumen:
Bernd79 hat geschrieben: Ein Kreis meines Lebens hat sich mit dem Marathon geschlossen, denn vor vielen Jahren hab ich mit einer damaligen Freundin über den Sinn des Lebens gefachsimpelt und ich wir haben damals unisono gesagt, dass das Leben an sich ein Marathon ist und eine gute Ausdauer erfordert, und ich erwähnte Ihr gegenüber, dass ich irgendwann mal einen Marathon laufen wollte, da er ein Abbild oder eine Metapher des/fürs Leben(s) an sich ist.
Da kannst Du aber mal sehen, wie relativ das ist.
Damals hast Du ehrfürchtig vor dem Ziel Marathon gestanden.
Heute wirst Du sagen, dass Du den nächsten Marathon laufen willst. Und den dann noch besser.

Die Fähnchen sind übrigens die von Andalusien.
Vielleicht kannte der Spanier sich nicht so richtig aus. :P
Bild
10 km: 48:00 (04/2018) | HM: 1:47:59 (05/2018); 09/2018 eigentlich sub 1:45, aber die Strecke war 1,2 km zu lang :klatsch:| M: 3:51:26 (10/2018)

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Glückwunsch, Bernd, zu dem tollen Tag, klasse Rennen und der Wahsinnszeit beim Debüt :daumen: Einfach Super! Du hast die Atmosphäre so richtig eingesaugt und auch noch abgeliefert, so muss das sein.

Danke für Bericht mit den intensiven Eindrücken. Es freut mich sehr, dass es doch noch mit den Bildern geklappt hat. :)

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schauläufer hat geschrieben:Hallo Bernd,

Gratulation, super gelaufen :daumen: für den 1. Marathon. Da ist ja man doch noch etwas nervöser und achtet auf jewede Kleinigkeit um ja keine Fehler zu machen. Hast dich aber auch akribisch drauf vorbereitet. Wie muss ich denn das interpretieren mit dem Lebensziel. Hast du schon fertig mit dieser Distanz oder gar mehr. Ich war vor knapp 10 Jahren auch an dem Punkt. Einmal Marathon und dann ein anderes "Lebenshighlight" auf der persönliche ToDo-Liste angehen. Zum Glück lief dann mein 1.Marathon etwas chaotisch und ich wollte das schnell besser machen. Nunja und das diese Distanz willkürlich ist und sich fast unendlich erweitern lässt wurde mir irgendwann auch bewußt und ich mutierte so nach und nach zum Ultraschlurfer
Und wie du schriebst bewunderte ich auch "Verrückte" die ständig Marathons und mehr laufen können obwohl die "Lehrbücher" was anderes sagen. Insofern hoffe ich du machst da weiter wo du in Wien aufgehört hast. Und ich bin sicher. Du bist noch ein junger Hüpfer und kannst das noch deutlich schneller wenn du dranbleibst am Marathonfieber. Und wenns dann doch irgendwann an eine zeitliche Grenze stößt, ab auf die Ultralangdistanzen und dem Körper zeigen wer der Chef ist :zwinker2:
Danke,
also ich weiß nicht genau, wie es weitergeht, auf jeden Fall habe ich vor, weiterzulaufen, welche Distanz kann ich jetzt nicht genau sagen. Für Ultras bin ich definitiv noch nicht bereit bzw. weiß ich nicht, ob mir so was liegt. Man muss auch immer die Orthopädie ein Wort mitreden lassen und zuhören, was die Knochen zu den eigenen Plänen sagen... :)
Alles Gute auch Dir bei deinen Ultraläufen,
LG Bernd
strongfighter hat geschrieben:Gratuliere! Geile Leistung, und das beim Erstlingswerk. :daumen:



Da kannst Du aber mal sehen, wie relativ das ist.
Damals hast Du ehrfürchtig vor dem Ziel Marathon gestanden.
Heute wirst Du sagen, dass Du den nächsten Marathon laufen willst. Und den dann noch besser.

Die Fähnchen sind übrigens die von Andalusien.
Vielleicht kannte der Spanier sich nicht so richtig aus. :P
Danke sehr,
:)
Ich bilde mir ein, er hätte katalanisch gesagt, aber vielleicht hab ich es verwechselt. Jedenfalls hast du recht, es ist die Andalusienflagge....


Kleine Korrektur zum Bericht: es sind ca. 50 Höhenmeter zw. km 9 und 19, nicht 100.
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10 km - 37:36 (T - April 2019)
HM - 1:30:41 (Sorger Halbmarathon/Graz - April 2018)
M - 3:10:26 (Wien Marathon - April 2019)
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