Banner

Pyongyang / Pjöngjang Nordkorea Marathon 2019

Pyongyang / Pjöngjang Nordkorea Marathon 2019

1
Manchmal ändert sich etwas schneller als man denkt,und wenn man das Alte ob gut oder schlecht noch erleben will muss man sich sputen.
Wer hätte gedacht das sich Nordkorea und die USA einmal treffen und Verhandlungen stattfinden.
Irgendwann habe ich mal von dem Pyongyang Marathon gelesen,und habe meinem Laufkumpel davon erzählt und wir haben beschlossen da laufen wir.

Von Berlin bekommt man einen Direktflug mit der Chinesischen Hainan Airline für ca. 440,- nach Peking.
Da man Nordkorea nur mit einer gebuchten Reise besuchen kann, führt der Weg über ein Internetreisebüro aus Berlin.

Außer Journalisten, haben die anderen Berufsgruppen keine Schwierigkeiten ein Visum für Nordkorea zu bekommen.
Ungewöhnlich ist,man bezahlt die Reise nur an,und die Restzahlung erfolgt kurz vor dem Flug nach Nordkorea am Flughafen in Peking.
Es kommt ein Herr vom Reiseveranstalter gibt ein das Visum,und sammelt das Geld ein.
Unsere Gruppe bestand aus 10 Läufer 1Österreicher ,1Schweizer , 2Luxemburger ,und 6Deutsche.

Man fliegt mit Air Koryo ,die angeblich die schlechteste Airline ( service- nicht sicherheitsmäßig ) der Welt ist.
Beim Flug gibt es einige Fettnäpfchen in die man treten kann.
Die Flugbegleiterin darf man z.b. nicht fotografieren ich wusste das nicht,und musste das Bild wieder löschen.
Manches in Nordkorea macht keinen Sinn, Zeitung mit dem Bild des Führers dürfen nicht geknickt werden,nur gerollt ,da tut man gut,die angebotene Zeitung dankend abzulehnen.
Bei der Einreise sind sie ein wenig empfindlich, und mögen keine Koreanischen Reiseführer oder Publikationen mit Bildern vom Führer.
Jedes elektronische Gerät muss man angeben ,Handys werden eingesammelt man bekommt sie aber nach der Sicherheitskontrolle wieder zurück.GPS Uhren werden zwar begutachtet sind aber kein Problem.
Die Sicherheitskontrolle hat bei allen einen Eindruck hinterlassen,irgendwie strahlen sie eine starke Autorität aus.
Danach wurden wir von unserer Betreuerin empfangen die fliesend Deutsch gesprochen hat und es ging Richtung Pyongyang.
Wenn man vorher das Programm liest,steht da man besucht das Denkmal diesen Platz und jenes Mahnmal,klingt eigentlich nicht so spannend,aber wenn man da ist ist es doch interessant.
Die Stadt ist sehr sauber und das was man uns gezeigt hat sieht auch sehr modern aus.natürlich sind die Bilder vom Vater und Großvater allgegenwärtig (Bilder vom Kim jong un sieht man nicht) Mir ist klar,das man den Touristen nur die guten Seiten zeigt,aber bei welcher Städtetour ist das nicht so. Irgendwann ging es dann in unser modernes Hotel wo die Läufer ihre Startnummer und das Shirt erhalten haben. Angeboten wurden 5,10 (50US) ,21,1 (100US) und 42,2 (150US) Km.
Nach einen kurzen Stromausfall gab es ein Buffet ,wo es satt zu essen gab.
Wer wollte konnte sich im Hotel frei bewegen ,und an der Bar noch etwas trinken zu moderaten Preisen (Bier 0,6L ca. 1,30€).
Wenn man das Hotel verlassen wollte, sollte man das in Begleitung eines Reiseleiters machen, anscheinend verlaufen sich die Ortsunkundigen Gäste zu oft. :D

Am nächsten Tag war frühes aufstehen angesagt um 6:30 ging es zum Stadion. Nach einer kurzen Busfahrt mussten alle Ausländischen Läufer die Zeit zwischen 7 Uhr bis zum beginn der Feierlichen Eröffnungszeremonie um 8:30 die Zeit totschlagen.
Besonders warm war es nicht,und den Sinn warum sie uns so zeitig dahin gefahren haben, blieb ihr Geheimnis .
Aber irgendwann ging es los und wir wurden aufgefordert in das Stadion einzumarschieren.


So etwas habe ich bisher noch nie erlebt,ca. 50Tsd Koreaner haben uns begrüßt,jeder Block auf eine anderen Art.
In Nordkorea üben die Leute so etwas mehrmals in der Woche,es heißt da Gymnastik und sie können es perfekt.
https://www.youtube.com/watch?v=hEf3IOck0C4

Nach einer kurzen Rede wurden wir wieder aus dem Stadion getrieben,mussten uns Umziehen,da vorher lange Hosen Pflicht waren,Sachen bei unseren Betreuern abgeben und wieder in das Stadion einlaufen unter dem Jubel der Gastgeber.
Ganz vorne die Profis dann die Amateurmarathonläufer dahinter die Halben usw.
1000 Ausländer waren am Start und eine kleine Gruppe Nordkoreaner so das nach dem Startschuss alle genügend Platz hatten zum laufen.
Früher gab es einen 4 Runden Kurs ,die jetzige Strecke führte 21 Km an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei ,und dann ging es den gleichen Weg zurück. Die kürzeren Distanzen liefen die gleiche Strecke drehten nur früher um .
Die Laufstrecke war gesäumt von Zuschauer die aber weniger geklatscht haben,dafür aber fleißig gewunken haben.
Alle 5 Km gab es Wasser und eine sehr süße „Brause“ Bananen darf man allerdings nicht erwarten,es herrscht da Mangelwirtschaft.
Im Vorfeld hatte ich mich erkundigt wie es mit Toiletten aussieht und ob man eventuell in der Natur verschwinden darf.
Wenn man allerdings sieht,das am Sonntag früh um 6:45 bei ca. 5 Grad die Leute mit einer normalen Schere Gras schneiden ,kann man erahnen das Wildpinkeln nicht erlaubt ist.
Damit hatte ich ein Problem,das mir zum Schluss zum Verhängnis werden sollte.
Es gab die Möglichkeit in ausgesuchten Gebäuden die Toilette zu besuchen,die dann im dritten Stockwerk waren oder in anderen Einrichtungen wo man riesige Umwege laufen musste und 3-4 Minuten je Stopp verliert.
So lief man so dahin, ich in meiner Verkleidung die von den Zuschauer mit lachen zur Kenntnis genommen wurde.
Als ich endlich am Wendepunkt ankam viel mir beim Rückweg auf,das kaum noch welche hinter mir liefen,obwohl ich die HM Marke bei knapp 2 Std. erreicht hatte,was ja nicht super schnell ist,aber auch kein Bummeltempo .Zielschluss für 42Km war jetzt neu von 4:00 auf 4:30 erhöht worden.

Auf dem Rückweg waren nicht mehr ganz so viele Zuschauer,da auch die Anzahl der Läufer deutlich weniger geworden ist.
Zum Schluss gab es auch noch Gegenwind und wellig wurde es auch etwas,so das ich mich auf das Ziel freute und die Nase voll hatte.
Vor dem Stadion musste ich merkwürdiger weise einmal um den Triumphbogen laufen und wollte dann voller Elan ins Stadion einlaufen.
Nichts da, 4 Std. nach dem Start wurde die Siegerehrung durchgeführt,und alle die länger unterwegs waren kamen nicht mehr in den Genuss vor versammelter Kulisse zu finishen .
Bei ca 4:07 stand ich nun etwas enttäuscht am Stadionrand und habe meine schwache Blase verflucht,wenn ich nicht soviel Zeit für die Toilettengänge vergeudet hätte wäre ich noch rein gekommen,es ging um 1-2 Minuten.
So musste ich draußen warten und sah zu wie die anderen ü 4 Std Läufer eintrudelten.
Im Ziel gab es noch ein Handtuch und Wasser.
Später gab es noch die Medaille und eine schöne Urkunde .
Nach der Siegerehrung ging es wieder zurück ins Hotel zum duschen und Mittagessen ,und danach war noch ein straffes aber von der Reisegruppe gewünschtes Programm mit U Bahn fahrt (die alten Berliner Züge fahren da) und Besichtigung von Denkmäler sowie eines Kaufhauses . Am nächsten Tag ging es für meinen Kumpel und mich wieder zurück nach Peking.Die anderen aus unserer Gruppe haben bis zu 10 Tage gebucht.


Mein Fazit:
Wir waren eine lustige Truppe mit einer tollen Betreuerin ,es kam mir wie eine normale Reise vor.
Nordkorea ist anscheinend etwas lockerer geworden,man darf außer Militär alles fotografieren,nur den Rasen sollte man nicht betreten,das sehen sie nicht so gerne.
Das Hotel ist gut und das Essen ist ausreichend wenn auch nicht so abwechslungsreich wie vielleicht im Clubanlagen.

Ich kann jeden empfehlen da mal zu laufen,man macht eine Zeitreise,besonders die Plakate und Parolen erinnern stark an die 50 Jahre im Osten.

Es passiert da auch viel kurioses außer Rasenschneiden üben die Leute morgens ihre Choreographie beim Fahne schwenken oder fegen die Mittelspur einer Schnellstraße mit einen Reisigbesen .
Wenn es nicht so teuer wäre 3 Tage kosten ca 1100,- jeder weitere 200,- würde ich da wieder hinfliegen,es ist eins der sichersten Reiseländer,wenn man sich an die Regeln hält.
Bild
Bild
Wer immer gesagt hat,Liebe kann man nicht kaufen hatte nur nicht genug Geld
R.De Niro

2
Soll man nicht so tun, als wäre das Pinkeln hier kein Thema. Ich kann mich erinnern, dass vor Jahren mehrmals beim Mainz Marathon überall am Start Plakate offenbar von Anwohner auch aufgehängt worden, für Pinkeln an Wand droht Anzeige über die Start NR

In Wien wurde früher immer am Start Nähe UNO an der Tanksteller überall an Sträucher hingepinkelt, jetzt wird da seit einigen Jahren vom Veranstalter alles aufwendig mit Gitter abgesperrt und Wachschutz hingestellt

Deshalb mag ich Waldmarathons und Stadtmarathons mit ein paar Grünflächen, gegen pinkeln an einen öffentlichen Baum hat niemand hier etwas

8
spacy hat geschrieben:Also ich finde das grenzwertig - es wird mit der Teilnahme direkt und unmittelbar finanziell eines der übelsten Regimes der Welt unterstützt.
Mit unseren Steuereldern werden noch ganz andere Regimes unterstützt. :wink:

Ja auch ich bin schon zwiegespalten. Als ehemaliger DDR-Bürger frage ich, was wäre geschehen, hätte man die DDR international komplett isoliert und keinerlei Unterstützung mehr gegeben? Weiß keiner... So kann auch niemand vorhersagen, was im Umgang mit Nordkorea die beste Strategie ist.

Hätte ich die Kohle und die Möglichkeit, wäre ich sicher auch mal ganz gerne in Nordkorea gelaufen. Ich freue mich auf den Bericht, den ich mir in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen werde :)

Gruss Tommi
Bild


Bild


Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

9
ich sag mal...

schön geschriebener Bericht von einer insgesamt schon abgefahrenen Aktion :daumen: und wenn Du einen guten Lauf mit schönen Erinnerungen daran hast, dann ist es OK. :nick:

abgesehen davon, dass sich meine Reiselust zu einem Lauf in ganz engen Grenzen hält, würde ich generell kein Land bereisen, in dem die Menschenrechte offensichtlich mit Füßen getreten werden :hallo:
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“