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Diesmal keine Hitzeschlacht: Halbmarathon Hall-Wattens 2019

Diesmal keine Hitzeschlacht: Halbmarathon Hall-Wattens 2019

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Der Halbmarathon Hall-Wattens ist eine sympathische lokale Veranstaltung, die in diesem Jahr ihre 13. Auflage erlebte; ich war zum sechsten mal dabei. Es war außerdem mein erster Wettkampf in diesem Jahr und das nach sehr wenigen Trainingskilometern, einerseits hatte ich ständig viel Arbeit, aber größtenteils ist mein Trainingsdefizit unserem jüngsten Familienmitglied geschuldet, einem fürchterlich süßen Welpen von bald 5 Monaten, den sich meine Elisabeth in einem Anfall von Tierliebe zugelegt hat und der einen doch viel Zeit kostet. So gesehen sollte die Teilnahme hier auch als Standortbestimmung dienen, ob ich mir für den Herbst wieder den einen oder anderen Marathon zutrauen soll.

Anmeldung:

Online völlig problemlos - das Nenngeld ist mit nach wie vor €20,-- sehr günstig; das Startpaket sogar wie immer wesentlich besser gefüllt als bei den meisten Läufen im deutschsprachigen Raum - diesmal waren folgende "Goodies" dabei:
- drei Getränke
- ein halbes kg Vollkornnudeln vom lokalen Sponsor Recheis
- ein wirklich nett designtes Erinnerungs-Baumwollshirt
- ein Fruchtjoghurt
- eine Packung Tiroler Bio-Champignons
- ein Bund Radieschen
- und ein paar Stück Traubenzucker, dafür KEINE Werbung!
Noch dazu bekommt man Ziel- und Streckenfotos in bildschirmtauglicher Auflösung gratis!
Teilnehmer:
Über die HM-Distanz waren es in diesem Jahr 241 Finisher (wiederum etwas weniger als letztes Jahr); an anderen Distanzen wurden der "Volkslauf" (4,4km, 50 sanfte hm) und eine Staffel angeboten, bei der der erste Teilnehmer 12,6km mit den sanften 50hm, der zweite 9,3km mit 130 giftigen hm zu laufen hat. Der Volkslauf hatte ca. 120 Finisher, Staffeln waren 67 gemeldet - in Summe waren es dann mehr Teilnehmer als 2018. Der Lauf stand diesmal auch in direkter zeitlicher Konkurrenz zum "Innsbruckathlon", einem der jetzt so beliebten Hindernisläufe, wobei ich nicht weiß wie weit sich da die Teilnehmer wirklich überschneiden.
Organisation:
Die Startnummern konnten bereits am Samstag abend abgeholt werden, es gab aber auch am Sonntag die Möglichkeit bis eine Stunde vor Start. Für die Zeitnehmung kommt der Champion-Chip zum Einsatz. Die Verpflegung mit Flüssigkeiten erfolgt ca. in 2km-Abständen, was angesichts des späten Mai-Termins nicht übertrieben ist. Vermisst habe ich dabei die letzte Station (nach dem Waldstück); mir kommt vor da hätte es früher eine gegeben. Zwischenzeiten gibt's beim 4,4km-Zieldurchlauf und bei der Staffelübergabe (km 12,6). Die Organisation insgesamt ist sehr professionell (das ganze wird vom regionalen Tourismusverband veranstaltet); die Blaulichtorganisationen sind alle eingebunden und entsprechend zahlreich sind die Helfer, sowohl im Start-/Zielbereich als auch entlang der Strecke.
Das Startgelände muss man zu Fuß aufsuchen; nicht weiter als 500m entfernte Parkplätze sind in Hall aber problemlos zu finden. Der Startbereich war leider nicht sehr schattig; hier könnte man noch etwas verbessern (Es gibt aber in geringer Entfernung genug schattige Plätze, viele Läufer stellen sich daher erst kurz vor dem Startschuß zwischen die Gatter). Die Zielverpflegung war eher rudimentär aber für einen Halbmarathon durchaus ausreichend. Die Duschen und Umkleiden befinden sich in der ca. 100m entfernten Hauptschule, wo auch die Startnummernausgabe erfolgt war. Zusätzliche WCs befinden sich auch direkt am Start. Die Siegerehrung findet in dem kleinen Park neben der Ziellinie statt. Alles ist also sehr kleinräumig und gut erreichbar, und für die Begleiter stehen Verpflegungsstände (samt gutem Ebner-Bier) in ausreichender Zahl zur Verfügung.
Die Strecke:
Hier die Übersicht bei runmap.net
Am Anfang läuft man die Volkslauf-Runde: Durch die Haller Altstadt, durch Heiligkreuz mehr oder weniger sanft bergan nach Absam und wieder runter zum Ziel bei km 4,4, wo die Volksläufer "aussteigen". Für alle anderen geht es recht verwinkelt mit ein paar wirklich sehr scharfen Kurven und Unterführungen zum Inn hinunter, auch die Burg Hasegg wird durchlaufen (gute Idee, sehr hübscher Streckenabschnitt). Ab der Innbrücke folgen flache und recht gerade Streckenteile, teils sehr windausgesetzt, bis Wattens - dort geht's wieder über den Inn und zurück nach Westen. Bei km 15,5 lauert dann der fiese Anstieg zum Waldrandweg zwischen Baumkirchen und Mils, das ist das Hauptkriterium der Strecke, bevor es dann am neuen Milser Gemeindezentrum vorbei zurück in die Haller Altstadt geht. Der Waldrandweg mit seinen knorrigen Eichen ist nicht nur der härteste, sondern auch der schönste Streckenteil, hier bekommt man das Inntal von oben schön in den Blick. Belag ist hauptsächlich Asphalt, bis auf die Haller Altstadt mit Kopfsteinpflaster und den geschotterten Waldrandweg (ca. 2km) sowie eine kurze Feldwegpassage vor Wattens.
Grundsätzlich gilt: Mit seinen 21,9km Länge und den giftigen 120 Höhenmetern bei Baumkirchen ist Hall-Wattens um einiges länger als ein "normaler" Halbmarathon, ich würde über den Daumen gepeilt sagen dass er ca. einem 23km Flachkurs entspricht.

Mein eigener Lauf:
Mit "nur" 23°C zum Start um 16:00 war's diesmal durchaus erträglich, auch wenn mir persönlich beim Wettkampf alles über 15°C zu warm ist. Auch die Sonne drang kaum jemals durch die dichte Wolkendecke und sogar der Wind war diesmal erfreulich zahm - für Hall-Wattens also geradezu ideale Laufbedingungen im Vergleich zu macher Hitzeschlacht in den Vorjahren!
Nachdem alle Bewerbe gleichzeitig gestartet werden ging's wie immer recht eng zu am Anfang, was mich aber nicht störte - ich hatte aufs Aufwärmen komplett verzichtet und lief mich erst langsam in Schwung. Schon nach ca. 500m sah ich im Getümmel den Robert Rossi im gelben "Rückenwind"-Leibchen vor mir, der ist 10 Jahre älter als ich aber wir laufen meist im selben Tempobereich. Also hängte ich mich vorerst an und wir überholten langsam Kollege um Kollege. Am Weg zurück in die Haller Altstadt wurde mir die Pace dann zu langweilig und ich beschleunigte etwas, die Matte bei km 4,4 passierte ich nach 19:30 als 40. der HM-Läufer und knapp vor dem Robert (siehe Foto).
Die technisch schwierige Passage durch die Altstadt und Burg Hasegg meisterte ich mit kleinen Schritten im Schongang; ab der Innbrücke ging es dann leichter. Am Radweg bis Volders überholte ich noch einige Läufer in recht kontrolliertem Tempo. Ca. bei km 9 hörte ich hinter mir Schritte, es war wieder der Robert Rossi der nun sein Tempo beschleunigt hatte und mich einholte, zusammen liefen wir die nächsten km bis Wattens. Die Zwischenzeitmatte bei km 12,6 passierte ich an 33. Position nach 56:23.
Nach der Überquerung der Innbrücke bei Fritzens ging es an der Bahnlinie entlang zurück westwärts; ich hatte mich schon vor der Zwischenzeit wieder vom Robert abgesetzt und lief jetzt ein extrem einsames Rennen, konnte aber mein Tempo recht gut halten. Bei km 15,5 dann der gefürchtete Anstieg durch Baumkirchen hinauf zum Waldrand; mehr oder weniger im Dauerlauftempo absolvierte ich die ca. eineinhalb km lange Steigung ohne dass mich jemand überholte; den Weg am Waldrand entlang konnte ich dann fast genießen (man darf dort aber nicht zu sehr in die Landschaft schauen, der schottrige Weg verlangt auch Aufmerksamkeit). Ca. 30 Sekunden vor mir sah ich noch einen Läufer den ich gerne eingeholt hätte; auf dem Weg durch Mils kam ich ihm auch auf ca. 5 Sekunden nahe aber musste dann selber wieder Tempo rausnehmen. Auf einen Schlussspurt verzichtete ich und überquerte die Matten nach 1:39:42, nicht ganz eine Minute schneller als im Vorjahr bei damals allerdings höllischen Temperaturen. Mein Rang: 32. gesamt und 5. in meiner M50 Altersklasse. Sieger waren Karin Freitag bei den Damen (wie gewohnt, ihr sechster Titel hier) und Marcel Bräutigam bei den Herren, der sich außerhalb meiner Sichtweite anscheinend ein recht spannendes Rennen mit Seriensieger Thomas Roach geliefert hatte. Einen Zwischenfall gab es auch; kurz vor dem Ziel verläuft die Strecke ja durch die verwinkelte Haller Altstadt und da war ein Läufer in eine Gruppe offenbar alkoholisierter Leute gerannt, die sich hinter einer Kurve auf die Strecke gestellt hatten, worauf sich eine kleine Schlägerei entickelte. Das war zu meinem Glück ein paar Minuten bevor ich die Stelle passieren musste!
Fazit:
Ein kontrolliertes Rennen ohne große Ambitionen meinerseits; ich habe aber gesehen dass ich trotz Trainingsrückstand das Laufen noch nicht ganz verlernt habe und werde mir nun ein Herbstprogramm zurechtlegen; als Höhepunkt wäre der Valencia-Marathon vorgesehen.
Zur Veranstaltung: Wie immer eine dicke Empfehlung für diesen sympathischen und super organisierten Lauf mit einer sehr abwechslungsreichen Strecke und dem wohl umfangreichsten Starterpaket, das man für €20,-- im deutschsprachigen Raum kriegt!

Ein paar Fotos:
Noch sehr dynamisch vor der 4,4km-Zwischenzeit; hinter mir der Robert Rossi im gelben Leibchen: Sehr einsam der Zieleinlauf; mein skeptischer Blick galt vermutlich der recht spartanischen Holzmedaille:
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
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