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Homerun - Rhein-Ruhr-Marathon 2019

Homerun - Rhein-Ruhr-Marathon 2019

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Gestern konnte ich beim Rhein-Ruhr-Marathon nun meinen insgesamt vierten Marathon finishen.

Als ich 2015 wieder mal mit dem Laufen anfing und dieses Mal kontinuierlich dabei blieb, reifte nach einiger Zeit der Plan, auch einen Marathon anzugehen. Dieses Vorhaben konnte ich dann im Oktober 2017 mit dem Frankfurt Marathon erfolgreich in die Tat umsetzen.

Und als gebürtiger Duisburger wollte ich dann auch einmal den Rhein-Ruhr-Marathon laufen. Doch nach meinen dortigen Halbmarathon-Läufen 2017 und 2018 und den erlebten Temperaturen (2017 war es für mich dort viel zu warm zum Laufen) war mir klar, dass der Rhein-Ruhr-Marathon niemals als Bestzeitenlauf in Frage kommt. Also hatte ich mir für dieses Jahr vorgenommen, nach dem Düsseldorf-Marathon Ende April den Rhein-Ruhr-Marathon anzuhängen - allerdings mit einer langsameren Zeit. Angepeilt hatte ich damals so 3:45 als Zielzeit und damit gute 15 Minuten langsamer als in Düsseldorf.

Dann kamen die Wettervorhersagen und schnell ging die Höchsttemperatur von 22 Grad auf 28 Grad hoch. Und je näher der Marathon kam, so höher stiegen die Temperaturen. So war gestern am Start klar, dass bei meinem Zieleinlauf so um die 30 Grad sein würden.

Meine Taktik wurde also den Temperaturen angepasst. Die erste Hälfte wollte ich so gut es ging mit einem Schnitt zwischen 5:15 und 5:19 - so weit es das Wetter zulässt - und dann deutlich rauszunehmen und darauf zu achten, dass der Puls nicht zu hoch geht.

Da Duisburg die Möglichkeit der Eigenverplegung für alle Läuferinnen und Läufer (und nicht nur für die mit ambitionierten Spitzenzeiten) bietet, wollte ich das nutzen. So konnte ich mir Flaschen für vier Versorgungsstände fertigmachen und sonst auf das angebotene Wasser zurückgreifen.

Um zwanzig vor sieben fand ich mich dann mit meiner Partnerin am Start ein. Und schnell wurde klar, dass das mit den geplanten Startzeiten nichts wird, da sich die Strecke nicht rechtzeitig freigegeben werden konnte. Aber das Organisationsteam hat es geschafft, die Starts bis zum Maratahon (Handbiker, Inliner, Ekiden-Staffeln) so zu straffen, dass der Marathon nur zehn Minuten später als geplant vonstatten ging.

Bis zum Halbmarathon-Punkt lief es auch gut. Die Strecke hatte viele schattige Abschnitte auf diesem Teil und ich konnte mein Tempo locker durchlaufen. Auch die Eigenverplegungsflaschen waren an den geplanten Punkten schnell zu finden. Sonst wurde an jedem Stand ein Becher Wasser über den Kopf gekippt und einer getrunken. Leider gab es auf der ersten Hälfte einige Abschnitte, die menschenleer waren. Besonders die Strecke durch den Duisburger Hafen war doch sehr trist. Ein Verpflegungsstand und eine Samba-Truppe waren die einzige Abwechslung.

Mit 5:14,7 im Schnitt konnte ich den ersten Teil genau so laufen wie geplant. Und so konnte ich meiner Partnerin am Halbmarathonpunkt (sie nutzte den angebotenen Schuttle-Service der DVG) den hochgestreckten Daumen zeigen und auf die Noteigenverplegungsflasche verzichten, die sie dabei hatte.

Dann aber musste ich langsam Tempo herausnehmen. Die Läufertraube um die 3:45-Pacemaker liefen an mir vorbei und ich folgte ihnen nur noch ein kleines Stück und ließ sie dann ziehen - mit dem Tempo hätte ich mich garantiert ins Aus gelaufen.

Auf der zweiten Hälfte passte ich mein Tempo dem Puls an. So wurde ich zwar langsamer, konnte aber ohne Probleme vom Kreislauf her durchlaufen. Nur merkte ich nach etwa 25 Kilometern meine Beine deutlich. Da machten sich die ausgefallenen bzw. abgebrochenen langen Läufe zwischen Düsseldorf- und Duisburg-Marathon bemerkbar und ich dachte so bei mir, dass dies wohl so das Gefühl ist, wenn man schlecht vorbereitet in einen Marathon geht. Aber ich konnte weiter durchlaufen und musste auch keine Gehpausen einlegen. Kilometer 22-27 konnte ich noch mit 5:26-Pace laufen, dann musste ich deutlicher zurücknehmen und schaffte 28-33 nur noch mit 5:55-Pace.

Die Brücke der Solidarität zwischen Rheinhausen und Hochfeld empfand ich dann doch als fies. Es geht eigentlich gar nicht so weit hinauf, aber dafür sehr lang. Der Anstieg endet eigentlcih erst, wenn man die Brücke überquert hat. Und wenn man dann schon müde Beine hat, macht das wenig Spass...

Nach der Brücke kommen dann Halbmarathon - und Marathonstrecke zusammen und es wurde voller. Auch die Zahl der gehenden Mitstreiter wurde größer - in den meisten Fällen Halbmarathon-Läuferinnen und -Läufer, die wohl sich über und/oder das Wetter unterschätzt haben. Anders wurde mir, als ich an einem Halbmarathonläufer vorbeikam, der auf dem Bürgersteig von einem Sanitäter versorgt wurde. Ein weiteres Zeichen für mich, ja auf meinen Puls zu achten und lieber langsamer zu machen.

Gemein war das lange Stück auf der Düsseldorfer Strasse, denn es bot so gut wie keinen Schatten. Nicht die Ideallinie war das maßgebende Element des Laufs, sondern die Möglichkeit, im Schatten zu laufen. So waren viele Straßenabschnitte der Strecke leer, weil alle Läuferinnen und Läufer den Bürgersteig nutzten, der dann im Schatten lag.

Stimmungsmäßig war der Duisburger Süden wieder eine Wucht - das kannte ich ja schon von meinen Halbmarathon-Läufen. Auch der Aufruf an die Duisburgerinnen und Duisburger, uns Läuferinnen und Läufer, Wasser zu spenden wurde vielfach nachgekommen. Unzählige Duschen, Gartensprenkler, Eimer und Wasserbottiche waren aufgestellt, so dass ich auch zwischen den Versprgungsständen viele Möglichkeiten hatte, mich abzukühlen. Immer wieder habe ich meine Kappe durch die Bottiche gezogen, meinen Schwamm genutzt und bin durch die Duschen und Sprenkler gelaufen. Denn eigentlich war die Abkühlung noch viel wichtiger als das Trinken.

Kilometer 22 bis 27 konnte ich noch mit 5:26-Pace laufen, dann musste ich aber deutlicher zurücknehmen und schaffte 28 bis 33 nur noch mit 5:55-Pace. Doch ich hatte meine Uhr auf eine Zielzeit von 3:54:59 eingestellt und so war die Anzeige auch hier weiterhin im grünen Bereich.

Bei Kilometer 34 konnte ich nochmal meine Partnerin abklatschen, die sehen konnte, dass es mir noch relativ gut ging und sich so beruhigt Richtung Stadion aufmachen konnte.

Nach Kilometer 35 kam dann noch ein kleiner fieser Anstieg, um die Autobahn zu überlaufen. Aber den kannte ich schon von meinen Halbmarathons und war entsprechend vorbereitet. Da galt es dann, einfach langsam hochzulaufen und nicht auf die Pace zu achten.

Kilometer 34 bis 36 waren dann auch meine schlechtesten Pace-Zeiten um die 6:16. Ab Kilometer 37 fühlte ich dann aber nochmal den Schub meiner letzten Eigenverpflegung und konnte meine Pace wieder um die 6 Minuten bringen. Die Zahl der gehenden Mitstreiter, die ich überholte, wurde immer zahlreicher und als das 40-Kilometer-Schild von mir passiert war, konnte ich nochmal ein wenig zulegen und meine Pace unter die 6-Minuten-Marke drücken

Dann ging es ins Stadion und ich genoss die Runde durch die MSV-Arena. 3:54:26 stand auf der Uhr über mir - netto war ich mit 3:53:54 sogar unter 3:54 geblieben. Ich hatte meine geplante Zeit also letztlich noch unterboten. Ich war zwar weit weg von der ursprünglich geplanten 3:45 und noch viel weiter weg von meiner Düsseldorf-Bestzeit, aber angesichts der fehlenden Kilometer zwischen den Marathons, der Tatsache, dass ich erst fünf Wochen zuvor einen "Volle-Pulle-Marathon" gelaufen bin und nicht zuletzt angesichts der Temperaturen, war ich mehr als zufrieden und ließ mir gerne die Medaille umhängen. Auf die Plastikplane konnte ich - wie wohl die meisten anderen - getrost verzichten. Die Gefahr, mich zu unterkühlen, war nicht gegeben.

Zwei Becher Mineralwasser und eine Banane waren dann meine erste Wahl bei der Zielverpflegung. Dann stellte ich mich in die Schlange am Weizenbierstand, um mir zwei Becher alkohollfreies Weizen zu gönnen.

Das Finishershirt hatte ich mir echt verdient und auch wenn es keine Bestzeit war, liess ich mir die Zeit auf meiner Medaille gravieren- Am Stand lagen jedoch keine Zeiten vor und man musste die Endzeit selber nennen. Da ich mein Handy noch nicht wieder griffbereit hatte (es war noch im Beutel bei meiner Partnerin), nahm ich die selbst gestoppte Zeit - so bin ich also auf meiner Medaille eine Sekunde langsamer als meine offizielle Nettozeit. Aber ich glaube, das ist zu verschmerzen.

Nun kann ich also einen Haken hinter das Vorhaben machen, einen Marathon in Duisburg zu laufen. Stand jetzt wird es auch der einzige gewesen sein und wenn überhaupt werde ich wohl hier nur die Halbmarathon-Distanz noch einmal in Angriff nehmen. Hitze ist einfach nicht mein Wetter und so suche ich mir lieber Marathons im Frühling und Herbst. Aber ich bin stolz, den Rhein-Ruhr-Marathon einmal gelaufen zu sein. Und er wird immer ein besonderer Marathon in meiner Erinnerung bleiben - ganz unabhängig von der Zielzeit.

Richard
PB 5,2 km 20:36 (Gießener Firmenlauf 2019) 10 km 43:45 (Seligenstadt 2017) Halbmarathon 1:32:48 (Remstal 2019) Marathon 3:26:50 (Frankfurt 2019)

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Dankeschön, Bewapo.
PB 5,2 km 20:36 (Gießener Firmenlauf 2019) 10 km 43:45 (Seligenstadt 2017) Halbmarathon 1:32:48 (Remstal 2019) Marathon 3:26:50 (Frankfurt 2019)

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Juergen_W hat geschrieben:Glückwunsch! :zwinker2:
Mein Dank geht ins Schwabenland. Dort werde ich übrigens meinen Test-Halbmarathon vor Frankfurt laufen. Ich habe mir den Remstal-(Halb-)Marathon ausgewählt. Der passt terminlich sehr gut und außerdem können wir das dann mit einem Verwandschaftsbesuch verknüpfen.

Richard
PB 5,2 km 20:36 (Gießener Firmenlauf 2019) 10 km 43:45 (Seligenstadt 2017) Halbmarathon 1:32:48 (Remstal 2019) Marathon 3:26:50 (Frankfurt 2019)

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Hallo Richard,

herzlichen Glückwunsch zum Finish bei den Bedingungen. :daumen:
Das war kein einfacher Lauf bei den Temperaturen. Da noch unter 4h bleiben ist aller Ehren wert! Keine 10 Minuten auf die anvisierte Zielzeit verloren zu haben ist sehr gut. Wenn ich die Ergebnisliste durchgehen, dann haben das die wenigsten geschafft.

Danke für den Bericht!

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Dankeschön, Catch-22. Bei den Bedingungen war mir letztlich die Zeit nicht mehr wichtig. Da siegte dann doch die Vernunft über jeglichen sportlichen Ehrgeiz - besonders wenn man an Läufern vorbeikommt, die am Straßenrand von Sanitätern behandelt werden oder in die Gesichter der gehenden Mitstreiter blickt, die man überholt. Aber das hast Du ja wohl auch so erlebt, da ja auch Du nach der Halbmarathonmarke raus genommen hast.

Richard
PB 5,2 km 20:36 (Gießener Firmenlauf 2019) 10 km 43:45 (Seligenstadt 2017) Halbmarathon 1:32:48 (Remstal 2019) Marathon 3:26:50 (Frankfurt 2019)

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Danke für den Link, Stebbins. Unabhängig von dem Kreislaufkollaps ist dies ein interessanter Bericht - natürlich besonders, wenn man selber beim Lauf dabei war.

Richard
PB 5,2 km 20:36 (Gießener Firmenlauf 2019) 10 km 43:45 (Seligenstadt 2017) Halbmarathon 1:32:48 (Remstal 2019) Marathon 3:26:50 (Frankfurt 2019)
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