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Eppsteiner Burg-Lauf 2019 - Runter zur Burg, rauf zum Ziel

Eppsteiner Burg-Lauf 2019 - Runter zur Burg, rauf zum Ziel

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Normalerweise kenne ich es so, dass Burgen auf exponierten Stellen gebaut werden, damit man von einem strategisch günstigen Punkt aus, das umliegende Land überblicken und auch idealerweise nur von unten angegriffen werden kann.
Im Hessisch-Nassauischen Eppstein bedient man sich allerdings scheinbar einer anderen Taktik, denn um vom Start am Sportplatz zur Burg in der Altstadt zu gelangen, muss man erstmal rund 100 Höhenmeter nach unten. Dann allerdings erhebt sich die Burg imposant und zeigt einen Teil des Charakters, der dem Eppsteiner Burg-Lauf seinen Reiz verleiht.


Heute morgen war ich mir noch unsicher, ob ich überhaupt starten könnte, musste ich doch mein Sprinttraining vorsichtshalber nach einem Ziehen im Oberschenkel abbrechen. Da ich ansonsten jedoch schmerzfrei war, entschied ich die rund 100km Anfahrt in Kauf zu nehmen. Zu groß war die Neugier, ob die Strecke halten würde, was die Beschreibung auf der Homepage versprach.


Rund 2.5 Stunden vor dem Start traf ich am Sportgelände, auf dem der Aufbau schon in Vollem Gange war, ein. Strahlender Sonnenschein, wolkenlos, 29°C, Kuchen- und Wurstverkauf, Getränke, Massage, ein Finisher-Glas im Startgeld inbegriffen. Nachmeldung lief reibungslos.


Neben dem Hauptlauf, der über eine "altdeutsche Meile" mit einer Länge von 7.777m ausgeschrieben ist, gibt es noch einen Schülerstaffellauf und eine Nordic Walking Wertung über 7.5km, jedoch nicht auf der gleichen Strecke wie die Läufer.


Und als Schmankerl, 20min vor dem Start, Warmmachen mit Anja (wenn ich den Namen richtig verstanden habe), was allerdings nix anderes als 10min Gymnastik ist.


Die Zeit zwischen Ankunft und Warmmachen überbrücke ich mit einem Spaziergang zur Burg, welche leider heute geschlossen ist und frage mich, wie das recht harmlos anwirkende Bild des Höhenprofils auf der Ausschreibung und die tatsächliche Strecke so unterschiedlich wirken können.


Mir graut es, denn die Strecke zeichnet sich wie folgt:


Vom Start weg bleiben wir rund 350m noch auf der Straße, bevor die Strecke leicht nach rechts in den schattigen Wald abbiegt. Es geht von Beginn an leicht bergauf und weder Straße noch Waldweg sind allzu breit. Nach ca. 650m ist der höchstgelegene Punkt der Strecke erreicht und wir folgen an einer Kreuzung dem Weg nach rechts. Sanft bergab geht es weiter. Im Verlauf der folgenden langezogenen Links-Rechts-Links-Kombination kreuzen wir einen kleinen Trail bevor bei Kilometer Eins eine 180° Rechtskurve ansteht und die Strecke für einen weiteren Kilometer sanft nach unten, zurück in den Ort führt. Der dichte Wald lässt gefühlt keinen Sonnenstrahl durch das Blätterdach, was zur Folge hat, dass es hier angenehm kühl ist.


Bei Kilometer 2 treffen wir wieder auf die Zufahrtsstraße, die vom Sportplatz zur Burg hinabführt. Die Straße ist gut asphaltiert, die paar vorhandenen Temposchwellen fallen beim drüberhinweglaufen kaum ins Gewicht. Die Stimmung ist ab jetzt deutlich spürbarer. Recht viele Zuschauer, mehrere Wasserstellen in recht kurzen Abständen, Schläuche zur Erfrischung sind über den weiteren Streckenverlauf verteilt. Bei Kilometer 2.5 führt die Strecke nach rechts auf die zweimal zu durchlaufende Burgrunde.


Bis dato haben wir ca. 55 positive und 105 negative Höhenmeter hinter uns gelassen.


Während es erstmal weiter bergab geht, thront linkerhand die namensgebende Burg Eppstein, die wir nun auf der Burgrunde in einem weiten Linksbogen umrunden. Dabei durchqueren wir nach wenigen hundert Metern kurzzeitig auf gut zu laufendem Kopfsteinpflaster den Altstadtkern, passieren unter anderem ein Restaurant, aus dem heraus wir lautstark angefeuert werden und neben dem sich Trommler postiert haben, laufen wenige Meter an der Landstraße, die durch Eppstein führt, entlang und biegen dann nach links in einen kleinen unscheinbaren Pfad ein.


Und es geht hoch... kurz aber knackig. Rund 250m, ca. 10% Steigung und eine kurze Treppe am Ende. Direkt danach ein scharfer Knick nach links an einer Wasserstelle, noch ein paar Meter leicht nach oben und dann über eine Rechts-Links-Kombi 250m nach unten auf die zweite Burgrunde. Ca. 1.3 km und +/-25 Höhenmeter stehen pro Burgrunde auf der Uhr.


Direkt im Anschluss an die zweite Burgrunde muss das Feld dann den ersten Teil der Strecke in umgekehrter Richtung hinauf zurück zum Start bzw. Ziel.


Der erste Eindruck von der Strecke und die Tatsache, dass mein Oberschenkel beim Warmmachen leicht meckert, machen mir klar, dass ich heute nicht einmal den geplanten Tempodauerlauf in Angriff nehmen werde, sondern den Lauf einfach laufen werde, wie er kommt.


Zwischenzeitlich überlege ich sogar, mich ganz ans Ende des Feldes zu stellen, platziere mich dann aber doch in dessen Mitte, da ich keine Lust habe in der prallen Sonne zu stehen.


Der Streckenbeginn ist für die rund 260 Teilnehmer ein kleines bißchen zu schmal. Zwar staut es sich nicht, aber freies Laufen ist im Pulk auch nicht so richtig möglich, was mir allerdings ganz recht ist. Als es dann in den Wald geht, hat sich das Feld einigermaßen sortiert und ich kann die ersten Läufer bergauf überholen. Bergrunter lass' ich es erst einmal gemütlich rollen. Rein nach Gefühl, ohne Blick auf die Uhr und vor allem ohne Anstrengung.


Etliche Läufer ziehen infolgedessen an mir vorbei, teils mit immensem Geschwindigkeitsüberschuss. "Wir sehen uns auf dem Rückweg" denke ich mir. Die erste Burgrunde gehe ich auch eher verhalten an, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau weiß was mich erwartet. Als ich auf die erste Runde gehe, sind zahlreiche Läufer schon auf ihrer zweiten.
Bereits auf der ersten Runde müssen einige Läufer bergauf gehen, Zeit für mich diese einzusammeln, um dann von einigen in der zweiten Runde runterzu's wieder überholt


zu werden. Da ich die Bergabpassagen der Runde recht gemächtlich laufe und eher die Stimmung aufsauge anstatt Tempo zu machen, stellt auch der Anstieg für mich keine wirkliche Herausforderung dar. Die meiste Kraft spare ich mir allerdings für den Rückweg hoch zum Ziel. Aus mir nicht erfindlichen Gründen hab' ich richtig Schiss vor einem Einbruch. In der zweiten Runde wird es noch deutlicher, dass einige Läufer zu Beginn scheinbar überpaced haben.


Dann ist es soweit und es geht wieder nach oben. Und das Überholen beginnt. Jetzt merke ich, dass ich die ersten 5 Km - vor allem bergab - wirklich auf Halbgas gelaufen bin. Ohne groß Druck zu machen, hole ich mir Position um Position zurück. Einige gehen, die meisten versuchen es mit laufen, ein paar ganz Wagemutige versuchen sich an mich dranzuhängen, lassen aber nach ein paar Metern abreißen. So wirklich hoch ist meine Pace aber auch nicht, stören tut es mich aber nicht. Bis zum höchsten Punkt hab' ich rund 20 Läufer eingesammelt, darunter auch welche, die am Anfang noch so rapide an mir vorbei sind. Danach lasse ich es bis zum Ziel locker ausgehen, was mich zwar wieder ein paar Positionen kostet, aber das ist mir heute wurst.


Am Ende sind es 42:11 / 41:58 brutto / netto für die 7.777m mit etwas mehr als 200Hm. Platz 106 von 261.


Fazit: Es ist das vor allem das Streckenprofil und die Strecke selbst, die diesen Lauf attraktiv machen. Insofern bin ich ganz froh, das Debut hier relativ locker angegangen und die Atmosphäre bewußter wahrnehmen zu haben können. Gute Organisation, ausreichend Wasser an der Strecke, Parken in Streckennähe, Duschen, Essen und Trinken alles an einem Fleck, da fallen auch die 12 Euro (inkl. Nachmeldegebühr) Antrittsgeld nicht negativ ins Gewicht.

Auf jeden Fall würde ich den Lauf weiterempfehlen für alle, die einen anspruchsvollen, profilierten Kurs in toller Atmsphäre zu schätzen wissen.


Homepage: https://www.eppsteiner-burglauf.de
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