[…[Ich weiß man muss probieren, allgemeingültige Regeln gibt es nicht aber gibt es da mehr Wissen? Für den Mauerweglauf müsste ich mir meine Kohlenhydrate selbst mixen bzw. mir alle 40 km zu den Staffelwechselsationen bringen lassen, das Mixen kostet halt Zeit und ich hätte gerne für künftige Wettkämpfe noch andere Möglichkeiten (beim WHEW transportieren die eigene Getränke wirklich zu jeder Getränkestation..... ).
Was wisst ihr darüber bzw was habt ihr für Erfahrungen?[.-..]
Hall Cornelius, das Wichtigste schreibst du selbst (hier beim gekürzten Zitat ganz oben).
Allgemeingültige Regeln gibt es - bei soooo langen Ultraläufen! Und das schlimmste daran steht da noch gar nicht, nähmlich: Nicht mal für ein und denselben Läufer selbst gibt es allgemeingültige Regeln - …in der Regel…!!!
Okay, es gibt sie…die wirklich klitzekleine Schar der LäuferInnen, mit dem sprichwörtlichen Schweinemagen… . In der Regel sind das auch gleichzeitig die erfolgreichsten Ultraläufer. Warum? Erklärt sich wohl von selbst… Es gibt Läufer die sagen: „Ohne einen solchen Magen brauchst du erst gar nicht bei dem und dem (großen) Lauf anzutreten… .“ …was ich nicht unbedingt unterschreiben möchte…hier kommt es wohl eher auf die jeweilige Leidensfähigkeit des Läufers an (…laufe ich noch weiter, nachdem ich das Xte Mal geko… habe…laufe ich noch weiter, obwohl mein Magen JEDE Nahrungsaufnahme seit Stunden verweigert…?) .
Ich bin jetzt 13 Mal 100 Meilen bzw. z.T. deutlich längere Strecken am Stück in den letzten sechs Jahren gelaufen. Nicht bei einem dieser Läufe blieb ich völlig von Problemen des Magen-Darmtrakts verschont. Immer wieder überrascht mich mein Körper gerade da. Der größte Unterschied dabei: Inzwischen kann ich es öfter - eher – kommen sehen und dadurch versuchen mit kleineren Gegenmaßnahmen (z.B. Zwieback und Magen Tee) die schlimmsten Folgen abzumildern und kann auch insgesamt besser mit diesen Krisensituationen und Schwächeperioden umgehen.
Es gibt nur wenige Tipps, die man JEDEM für so eine lange Strecke mit auf dem Weg geben kann, aus meiner Sicht. Auch ist es ja so, dass alles was dir jetzt von z.T. dir völlig unbekannten empfohlen wir du selbst nicht mehr … sagen wir mal in einem 12h Lauf…, testen kannst. Von daher… ALLES Grenzwertig!!! Oder anders ausgedrückt: Ich bin Motorradfahrer…ich gebe nur was auf Reifenempfehlungen von Bikern, hinter denen ich schon hinterher gefahren bin, deren (saubere) Linie beim Fahren ich kenne, von denen ich also weiß, dass sie wirklich auch Fahren können …
Hier nun also auch meine Tipps…
1. An einem VP NIE!!! Zwei Sachen auf einmal essen (also NIE durcheinanderessen, denn umso länger ein Lauf dauert umso schwerer/unlösbarer wird das sonst, für die Bauchspeicheldrüse…).
2. Wenn es geht (…außer beim Trinken, natürlich…) so weit wie möglich auf Eigenversorgung zurückgreifen (Stichwort: Bakterien, durch Schweiß und schmutzige Hände („…Waldtoilette…“), der anderen Läufer, z.B. am Salz, in das viele dippen…) –> hier gleich noch: Salztabletten am man(n) haben!!!
3. Festere Nahrung (belegte Brote, Nudeln) sind zwar gut für den Kopf (…gerade wenn es dann nicht mehr soooo „läuft“…) , bringen aber unterm Strich nur einen zusätzlichen Stein im Magen, denn die Bauchspeicheldrüse stellt so nach und nach die Arbeit ein, bei so langen Läufen… . Fester als gekochte Kartoffeln, Milchreis, Jogurt, oder leichte, salzige Suppen sollte es nicht sein, wenn davon noch was - während des Laufs - verarbeitet/in vorwärts treibende Energie umgewandelt werden soll… !. Einige bereiten sich auch etwas gesalzenen Kartoffelbrei selber vor, geben den/das dann an VP`s in kleinen Plastiktüten ab, reißen da dann unten eine kleine Ecke mit den Zähnen raus und nehmen das dann so zu sich…
4. Kohlensäure soweit wie möglich vermeiden. Mit Cola würde ich max. 30 Km vor dem Ziel anfangen. Alkoholfreies Bier, Malzbier dagegen gerne eher, wenn du das auch sonst verträgst und keine !!! Kohlensäure mehr drin ist … . Dazu gleich die Warnung: Ein Sponsor der 100 Meilen von Berlin stellt auch gleichzeitig einen VP, die
https://www.meierei-potsdam.de/ … die bieten da auch ihr Bier an. Allerdings haben die nur welches MIT Alkohol im Programm und man kommt dort IMMER in der größten Hitze des Tages an und danach wird es IMMER heißer…wer es verträgt…gut….
Jetzt mal noch so ein paar Sachen, die mir spontan dazu einfallen, denn ich spüre irgendwie deine Sorgen und fühle mit dir (…denn ich kann mich noch immer gut an meine Aufregung vor dem ersten Mal über so eine Distanz erinnern…)
Du bist, soweit das deine DUV-Statistik aussagt, noch nie länger als 10h am Stück unterwegs gewesen. Ich habe nun schon wiederholt bis dahin reine Marathon-Läufer bei den 100 Meilen von Berlin gesehen, die es in einer passablen Zeit - laufend - ins Ziel geschafft haben. Von daher also nicht schlimm! Vermutlich wirst aber auch du staunen (…so wie z.B. auch ich damals..), was mit dir geschieht, kommst du dann erstmals in die 14.,15.,16. Stunde usw.… . auch dir wird sich vermutlich eine völlig neue Lauf- , Emotions- und Gefühlswelt eröffnen… . Darauf kannst du dich freuen und solltest du auch auf jeden Fall ein bisschen Respekt haben. Vorbereiten auf das was dann wirklich mit dir geschieht kannst du dich jedoch nicht!!!
Ich lese hier ja zumeist immer mal wieder nur sporadisch und querbeet mit… irgendwo habe ich von deinem Deal mit deinem Sohn gelesen…Stichwort Eselsmütze…die hätte ich nach meinem ersten Versuch über diese 100 Meilen auf jeden Fall tragen müssen…ich habe auch gelesen, was du dir so vorstellst, an Pace… ich kann dir nur dringend raten wirklich NIE, zu keinem Zeitpunkt, schneller als 6:30 zu laufen, besser wäre 6:45, beim ersten Mal (…und ich gehe schon davon aus, dass du 100k unter 9:30 laufen kannst…). Du ersparst dir SO garantiert einen langen Leidensweg zum Schluss! Mir ist auch klar: Vermutlich wirst du meine Empfehlung in den Wind schlagen (…denn wer bin ick schon, für dich…). Spätestens im Ziel wirst du aber gaaanz sicher daran denken, da bin ick mir sicher…
Hier mal noch mein Lieblings-Motivationsspruch, für dich. Genau der hat mir schon oft in schwieriger Lage geholfen, mental.
Ich will das. Ich kann das. Ich schaff das!
In diesem Sinne, alles Gute für dich, … wir sehen uns in Berlin!
LG, der Mike