Banner

Kerwelauf Altneudorf 2019 - gelungene Premiere

Kerwelauf Altneudorf 2019 - gelungene Premiere

1
Wo, wenn nicht auf einem Kerwelauf in einem kleinen idyllischen Dorf, erlebt man Geschichten wie diese?


Wenn Sonntags Kerwe ist, dann werden die Fußballspiele auf Samstag Nachmittag gelegt, denn der Abend ist reserviert... wofür ist selbsterklärend. Und wo, wenn nicht auf dem Dorf findet man noch junge Männer, die wirklich was leisten können? Die sowohl dem Alkohol, als auch dem Schlaf trotzen und nach gewonnenem Spiel, die Nacht durchfeiern und am nächsten Morgen die Auswirkungen für etwas mehr als eine Stunde (mehr oder weniger) beiseite schieben und 10km* und 250Hm abspulen um einige Augenblicke später, sanft und friedlich ruhend mit dem Gesicht im Gras neben dem Kerwezelt darniederzuliegen.


*vielleicht auch etwas mehr, dank zuwenig Blut im Alkohol


Ich sach' wie es is'... das ist der "Charme", den solche Veranstaltungen ausmachen... wenn man auch mal nicht ganz so bierernst fünfe gerade sein lässt. Was man davon halten soll, sei jedem selbst überlassen... wir sind alle erwachsen und auch wenn ich Bedenken hätte, in meiner eigenen Promilleklasse - 4,5 und höher - zu laufen, wenn's gutgegangen ist, kann man drüber lachen und wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.


Es ist die Premiere des Altneudorfer Kerwelaufs, organisiert von einem ehemaligen Mannschaftskameraden und auch seines Zeichens Hobbyläufer, der ausrichtende Verein in nachbarschaftlicher Freundschaft mit meinem Verein verbunden und so war es für mich selbstverständlich hier und heute an den Start zu gehen, schließlich kenne ich viele Gesichter nicht nur durch das frühere Fußballerleben, sondern den einen oder anderen auch vom Laufen.


Schon im Vorfeld verfolgte ich die Organisation, gab Feedback und war gespannt wie die Umsetzung am Lauftag dann erfolgen würde. Die Ausschreibung vorab war auf jeden Fall schon mal eine der ausführlichsten, die mir bisher untergekommen ist.


Dass nicht alles perfekt laufen würde war jedoch abzusehen. Vor einigen Wochen musste die Streckenführung angepasst werden, da die Auflagen bzgl. Straßensperrungen nicht erfüllbar waren. Da ich die alte Streckenführung, zumindest für den 5km-Lauf, bereits aus dem Training kannte, fälle ich für mich allerdings die Entscheidung, dass die Änderung zu einer herausfordernderen, jedoch nicht unbedingt schwereren, aber auf jeden Fall sehr guten Strecke geführt hat.


Vier Läufe standen auf dem Programm. Den Auftakt machte ein 2.2km Schnupperlauf mit einem Anstieg ab ca. 600m bis zum Wendepunkt, der insgesamt ca. 1.1km aus dem Dorf hinaus und wieder auf gleicher Strecke zurück führte. Dem folgte der 10km Hauptlauf und mit ca. 2min Abstand der 5km Jedermannlauf. Beide Strecken verliefen annähernd identisch, nur, dass der 10km bei ca. km1 zusätzlich auf eine große Schleife mit extra Höhenmetern durch den wald geführt wurde, um dann bei ca km 1.5 bzw. 6.5 wieder auf die gemeinsame Strecke zu treffen. Den Abschluss bildete ein Bambinilauf über 450m.


Die Anmeldegebühren hielten sich mit 8€ (10km), 5€ (5km), 3€ (2.2km) und nix (Bambini) auch in Grenzen, insb. da es zu der Startnummer noch einen Getränkebon für die Kerwe dazu gab.


Parken, Duschen und Umkleide in direkter Nähe rundeten das eigentlich einwandfreie Drumherum ab.


8 Uhr morgends, also ca. 2 Stunden vor Start des Fünfers treffe ich in Altneudorf ein. Die letzten Regenwolken der Nacht haben sich bereits abgeregnet oder über den Odenwald hinweg Richtung Osten verzogen und der aufsteigende Nebel hüllt den Wald oberhalb des Dorfs in eine herrliches Idyll. Der immer mehr aufklarende Himmel lässt jedoch jetzt bereits erahnen, dass es bis zum Start noch um einiges wärmer werden würde und damit auch entsprechend drückender. Das Dorf selbst scheint noch im Tiefschlaf. Vereinzelt strecken Menschen ihren Kopf aus den Fenstern oder führen ihren Hund Gassi, lediglich auf dem Kerweplatz beginnt das rege Treiben zuzunehmen.


Bänke und Tische werden geschleppt, Zelt und Stände vorbereitet und Start und Ziel sowie Startnummernausgabe und Zeitnahme aufgebaut.


Die Voranmeldungen waren erstaunlicherweise relativ dünn gesät. 24 Läufer/innen für den 10er, 16 für den 5er, aber zumindest das Wetter macht Hoffnung, dass es noch einige Nachmeldungen geben wird. Ich wußte, dass ursprünglich mit ungefähr 50 Läufer für alle Läufe geplant war, hatte aber empfohlen eher mit 80-100 Läufern zu rechnen. Am Ende waren es mit den Bambinis in der Tat ca. 80 Läufer/innen.


Von den Namen her, sehe ich bei den Voranmeldungen für den 5km-Lauf einen Läufer, von dem ich weiß, dass er schneller ist als ich, einen, der schneller sein müsste und einen, den ich zwar vom Fußball kenne, aber ich nicht weiß wie er läuferisch drauf ist. Den Rest kenne ich nicht. Eigentlich könnte es mir auch egal sein, denn realistisch betrachtet reicht meine Leistung nicht aus, um sich einen Platz auf dem Treppchen zu verdienen. Ein Podiumsdebüt beim Nachbarn hätte aber irgendwie schon seinen Reiz.


Als ich auf den Kerweplatz komme bin ich der zweite. Der Kollege, den ich schon aus anderen Läufen kenne und daher als Favorit für den 5er ausgemacht habe, ist bereits da** und so unterhält man sich ein wenig. Von einem der Zeitnehmer, mit dem ich auch mal kurz in der Vergangenheit zusammen Fußball spielte, erfahre ich nebenbei, dass der Cheforganisator auf Mallorca weilt und ich bin gespannt, ob alles wirklich beim ersten Mal klappt, wenn der "Chef" fehlt.


**wie so üblich sind die, die von am weitesten außerhalb anreisen, am frühesten anwesend.


Anschließend schlendere ich wie üblich vor meinen Läufen noch etwas in Ruhe durch's Dorf, genieße den Morgen und überlege was so auf mich zukommen wird.


Dann stellt uns zuerst einmal der Veranstalter auf die Probe. 9.20 Uhr soll der Schupperlauf starten, gegen 9 Uhr ist man endlich soweit die Startnummern auszugeben.


Mit einiger Verwirrung über Nummernkreise und fehlenden Stiften sowie verschwundenen Nachmeldern kommt die Ausgabe dann aber doch noch in die Gänge. Für die erste Ausgabe wird das ganze natürlich von allen Anwesenden mit einem Lächeln hingenommen. Generell ist die Stimmung sehr angenehm und familiär.


Infolgedessen kommt es aufgrund technischer Probleme zu einer ca. 20minütigen Verzögerung beim Start des Schnupperlaufs. Auch das wird von der Läuferschaft ohne jegliches Murren hingenommen und die neun Teilnehmer (2 Erwachsene, 7 Jugendliche/Kids) laufen dann irgendwo zwischen ca. 8:20min und gefühlten 20min ins Ziel.


Jedem einzelnen wird ordentlich applaudiert und spürt richtig die freundschaftliche Atmosphäre***.


***auch später beim 5er und 10er bleibt der Zielkorridor gut gefüllt und jeder Ankommende wird begeistert empfangen.


Der Verspätung geschuldet gehen dann auch der 10er und 5er verspätet auf die Reise, was den Doppelstartern zugute kommt.


Nachdem die 10er losgelassen, begeben wir uns in die Startaufstellung. Erstmal sind wir uns einig, dass die Strecke breit genug ist, um das Ende des 10er-Feldes problemlos überholen zu können. Bei ca. 60 Teilnehmern für 10er und 5er in Summe, ist das auch keine große Überraschung, ist die Strecke doch bis auf die letzten 300m an jeder Stelle stets locker 5-10m breit. Außerdem trennen sich ja die Wege kurz nach Kilometer 1.

Dann fällt auch der Startschuss für uns 5er.


Vom Start weg führt die Strecke zuerst rund 600m flach und relativ geradeaus auf die Hauptstraße Richtung Dorfausgang nordwärts. Der Führende setzt sich relativ schnell auf den ersten Metern nach vorne ab, dann schießt der heimische Fußballer an mir vorbei auf Platz zwei und haut mir auch erst einmal ab. Ich ermahne mich nicht zu überpace, egal was von hinten noch kommen mag. Vernehme ich auf den ersten 100m noch Frauenstimmen, wird es danach relativ schnell ruhig.


Nach etwa vierhunderfünfzig Metern passieren wir eine Einmündung und dahinter folgt eine sanfte S-Kurve bevor im Anschluss der Aufstieg in den Wald hinein beginnt. In der Kurve merke ich bereits, dass der Kollege vor mir deutlich langsamer wird und ich wieder aufschließen kann.
Rund 600m sind gelaufen als wir die Hauptstraße verlassen und tatsächlich bin ich recht schnell auf Höhe meines Vordermanns und gehe vorbei.
Weiter nach oben kommen wir kurz an die Abzweigung an der sich die Strecken trennen. Während ich das Ende des Zehnerfeldes nach links auf den etwas flacheren, leicht profilierten Weg am Waldrand biegen sehe, müssen wir um rund 180° nach rechts, noch ein wenig steiler hinauf für rund weitere 450m.
Ich wage einen Blick hinunter durch die Bäume und sehe den Fußballer mittlerweile gehen. Ein flüchtiger Blick nach hinten offenbart gähnende Leere. So langsam wird mir ein wenig unheimlich.


Obwohl es im Wald noch relativ angenehm ist, läuft mir schon der Schweiß und brennt etwas in den Augen.


Der weg nimmt hinauf noch eine leichte Biegung nach links, dann kommt auch schon das Schild für die Verpflegungsstation an welcher die ca. 10%ige Steigung endlich bewältigt ist und die Strecken auch wieder aufeinandertreffen. Ab nach rechts auf den nun flacheren bis leicht abfallenden Teil der Strecke. War der Belag bislang Asphalt, laufen wir nun auf noch leicht feuchtem, weichem Waldboden. Sanft windet sich der Weg durch den Wald oberhalb Altneudorfs, parallel zur Hauptstraße, den Blick auf den Ort nach unten freigebend. Schnell ist das Schild mit der 2km-Markierung passiert und ich lausche nach hinten, ob ich Anfeuerungen für den Dritten vom Verpflegungspunkt höre, aber es bleibt ruhig.
Ich versuche die Position auszublenden und einfach einigermaßen locker weiterzulaufen, erwische mich aber immer wieder, wie mich das Ganze doch immer wieder beschäftigt.


Ehrlicherweise hatte ich ja gehofft, dass wenigstens ein paar schnelle Läufer beim Fünfer mit dabei sind, damit Platzierung und Zeit am Ende nicht ganz außer Relation stehen. Dem ist aber ganz augenscheinlich nicht so. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass ich auf's Podest laufen werde.
Dann geht mir ein Lauf von vor ca. zwei Jahren durch den Kopf, bei dem ich 2km vor Schluss erkannte, dass ich auf Positon 3 lag und schlagartig eingebrochen und auf Rang 6 zurückgefallen bin. Irgendwie erwarte ich hier dasselbe.


Für einen kurzen Moment überlege ich bergab noch etwas mehr Druck zu machen, befinde das aktuelle Tempo aber als angenehm. Erstmal versuche ich mich irgendwie abzulenken. Blick auf die Uhr zeigt einen Puls von 176. Interessant, denn bislang war es hoch, wenn ich mal in die Nähe von 170 kam. Hätte ich eine Schätzung abgeben müssen, wäre mein Tipp so um die 160 ausgefallen.


Am Ende einer langen Geraden zwischen km 3 und 3.5, bevor es wieder zurück nach Altneudorf geht, wage ich dann nochmal einen Blick nach hinten und stelle fest, dass sich nichts verändert hat. Niemand in Sicht. Gleichzeitig vernehme ich aus dem Dorf die Ansage, dass der Sieger gerade auf dem Weg ins Ziel ist. Auch nicht schlecht.


Meine Uhr steht gerade so bei kurz vor 19 Minuten und jetzt wird es kurzfristig ein wenig steiler bergab.


Wieder zurück auf Asphalt gibt es zuerst am Ortseingang eine 180° Kehre, dann folgt ein gerades kurzes gerades Stück weiter hinunter bevor wir nach rechts auf den zweiten, etwas kürzeren Anstieg einbiegen.


Ein weiteres Mal geht es parallel oberhalb der Hauptstraße entlang ins Wohngebiet und auf den finalen Kilometer. Die Zeit spielt mittlerweile für mich keine Rolle mehr, die letzten beiden Blicke zurück haben offenbart, dass ich alleine auf weiter Flur laufe. Jetzt kann ich es nur noch selbst verbocken.


Auch wenn es nur ein Kerwelauf ist, auch wenn das Feld sehr dünn und schwach besetzt war und auch wenn die Zeit trotz des nicht ganz einfachen Profils nicht besonders gut sein wird, den zweiten Platz nehm' ich jetzt einfach mal mit, ändern kann ich es eh nicht mehr.


In Vorbereitung auf den Zieleinlauf, der es nochmal in sich haben wird, nehme ich Tempo raus um auf der noch leicht feuchten Straße nicht auszurutschen.


Dann ist es soweit. Zuerst an einer Kreuzung 90° nach links und wirklich steil für rund 100m bergab, dann scharf nach rechts auf einen flachen, nassen Grasweg und an dessen Ende über eine leicht bröckelige Zufahrt nach links auf die Zielgerade.


Yay... Platz 2... mit ca. 7 Minuten Rückstand auf den Sieger. Der Dritte trudelt dann ca. 2:45min nach mir ein und dann folgt Stück für Stück der Rest, sowie das 10er Feld. Im Nachgang stellen wir fest, dass die Strecke wohl eher 5.2 - 5.3km lang war.


Der Lohn für die Mühen sind, neben Medaille und Urkunde, eine Flasche selbst gekelterter Apfelsaft, 2 Energy Cake und eine selbst gemachte Dose Bratwurst... der Tag hat sich also auf jeden Fall gelohnt.


Fazit:
26:58 min, Ges. Platz 2/23, M 2/12


Gelungene Premiere für den Altneudorfer Kerwelauf. Sehr gute Rahmenbedingungen, anfängliche Startschwierigkeiten wurden rasch überwunden. Schöne, fordernde Strecke mit ansprechendem Profil, durch den relativ lange Anstieg am Anfang und den steilen Zielanlauf nicht ganz ohne... sehr gut präpariert.


Die Veranstaltung verträgt auf jeden Fall noch ein paar mehr Teilnehmer und hat das Potential weg vom reinen Kerwelauf zu kommen.
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“