knorki hat geschrieben:Der Durchschnittsbürger liegt laut RKI bei 45-50 nmol/l übers Jahr gesehen.
Ich finde, die Studie ist da eindeutig: 75% liegen von Januar-März, also in der Haupterkältungszeit, Hauptgrippezeit und wenn die Frühjahrmüdigkeit beginnt, unter 45 nmol/l. Ich weiß, zufällige Korrelation, keine Kausalität.
Natürlich bin ich von der Kausalität von Rauchen und Lungenkrebs (und weiteren Krebsarten) überzeugt. Ich wollte halt wissen, wie die das in den Studien formuliert haben. In den Studien zeigen sich dann Formulierungen wie:
Thus, it is necessary to evaluate the validity of those studies which do not support the smoking-cervical cancer hypothesis before proceeding to consideration of the supportive studies. Four of the 15 epidemiologic studies reviewed here did not support the hypothesis.
Selbst beim Rauchen war nicht alles von Anfang an klar. Oder :
In the second part of our review we describe the association between tobacco use and risk of specific cancer types. There is evidence for an established association of tobacco use with cancer of the lung and larynx, head and neck, bladder, oesophagus, pancreas, stomach and kidney. In contrast, endometrial cancer is less common in women who smoke cigarettes. There are some data suggesting that tobacco use increases the risk for myeloid leukaemia, squamous cell sinonasal cancer, liver cancer, cervical cancer, colorectal cancer after an extended latency, childhood cancers and cancer of the gall bladder, adrenal gland and small intestine. Other forms of cancer, including breast, ovarian and prostate cancer, are unlikely to be linked to tobacco use.
Es gibt natürlich auch deutlichere Formulierungen, insbesondere in den neueren Studien, aber was ich anhand der Ähnlichkeiten mancher Formulierungen zeigen will, dass man wahrscheinlich mit der Vitamin D-Forschung einfach noch nicht weit genug ist.
knorki hat geschrieben:Bezüglich Vitamin D:
Ich bin kein großer Freund von Metastudien. Da muss man erstmal überprüfen, ob die Studien, die da zusammengefasst wurden, überhaupt wirklich so zusammenpassen, dass man die Zahlen einfach zusammen auswerten kann. Das konnte ich bei den beiden Bolland-Studien schon deshalb nicht, weil mir nur eine Zusammenfassung und die Referenzen vorlagen.
knorki hat geschrieben:"Supplements and Prevention of Cancer and Cardiovascular Disease"
25.000 Teilnehmer über knapp 6 Jahre: kein positiver Effekt bezüglich Krebs.
Es ist richtig, dass in der Vitamin D-Gruppe und in der Placebo-Gruppe kein signifikanter Unterschied bei der Krebshäufigkeit zu verzeichnen war, allerdings war die Sterblichkeit in der Vitamin D-Gruppe deutlich niedriger.
No significant differences between the two groups were observed with regard to preplanned analyses of the primary end point of cancer, excluding the first 1 and 2 years of follow-up. However, the test for proportionality over time was significant for the rate of death from cancer. In both an analysis that excluded 1 year of follow-up and an analysis that excluded 2 years of follow-up, neither of which was specified in the protocol, the rate of death from cancer was significantly lower with vitamin D than with placebo (hazard ratio, 0.79 [95% CI, 0.63 to 0.99], and hazard ratio, 0.75 [95% CI, 0.59 to 0.96], respectively)
Interessant fand ich auch diese Kommentare in der Diskussion:
Previous research points to possible mechanisms through which supplementation with vitamin D might reduce the risk of cancer among normal-weight but not overweight or obese participants. Parathyroid hormone appears to be suppressed at lower 25-hydroxyvitamin D levels in overweight and obese persons,36 which would be consistent with obesity-related hormonal dysregulation leading to less benefit of supplementation.
Für normalgewichtige scheint Vitamin D-Supplementierung etwas zu bringen, für übergewichtige eher nicht, weil dort andere Faktoren die Wirkung von Vitamin D neutralisieren.
Und der folgende Kommentar könnte erklären, warum bei CVD kein Effekt festgestellt worden ist:
In observational studies, the 25-hydroxyvitamin D levels associated with lowest risks tend to be above 30 ng per milliliter (75 nmol per liter) for cancer (at least colorectal cancer)26 but between 20 and 25 ng per milliliter for cardiovascular disease.6 Thus, vitamin D requirements for cardiovascular health may have already been met for most participants.
Also, alles in allem kein Argument gegen Vitamin D-Supplementierung und Vitamin D-Level > 75 nmol/l, sondern eher dafür und natürlich auch fürs Abnehmen.
Mir ist aufgefallen, dass der Hauptautor Bolland eine ganze Reihe seiner eigenen Studien in die Analyse aufgenommen hat. Da ich nur die Zusammenfassung dieser Metastudie habe, habe ich mir mal ein paar der referenzierten Einzelstudien angesehen. Zum Beispiel:
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD000227.pub4/abstract (Referenz 8)
Wenn die Ergebnisse dieser Studie, die ebenfalls eine Metastudie ist, liest, wundern einen doch die Schlussfolgerungen der Metastudie:
There is high quality evidence that vitamin D plus calcium results in a small reduction in hip fracture risk
There is high quality evidence that vitamin D plus calcium is associated with a statistically significant reduction in incidence of new non‐vertebral fractures.
Das widerspricht doch eindeutig den Aussagen der Bolland-Studie. Und die zweite Bolland-Metastudie hatten wir ja schon diskutiert. Das wird von allen Kommentatoren sehr kritisch gesehen. Hier ein weiterer Kommentar:
https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(14)70095-6/fulltext
Hauptkritik ist, dass er nur Studien mit sehr kurzer Laufzeit (< 3 Jahre), dafür aber langen Inkubationszeit und niedrigen Vitamin-D-Dosierungen ausgesucht hat. Seriös ist das nicht.
knorki hat geschrieben:Hier erklärt Prof. Dr. Diehm, wie der Hype entstanden ist. Die Quellen zur Entkräftung die dort genannt sind, findet man recht schnell im Netz.
Ich werde immer hellhörig, wenn sich angebliche Experten in Tages- und Wochenzeitungen zu wissenschaftlichen Themen äußern. In der Regel mache ich dann genau das Gegenteil. Warum diskutieren sie ihre Meinung nicht mit ihren Kollegen statt damit an die Öffentlichkeit zu gehen? Ganz einfach, wenn sie ihren Kollegen einen solchen Bären aufbinden wollen, werden sie ganz schnell auf den Teppich zurückgeholt. Aber die Öffentlichkeit merkt davon nichts, und wenn man dann noch von wissenschaftlichen Studien erzählt, ohne sie genau zu benennen, dann kann ihnen auch keiner nachweisen, welchen Blödsinn sie da verzapfen. Ich weiß jedenfalls nicht, von welchen Studien der spricht. Und ich könnte ihm in jedem Fall eine zeigen, die genau das Gegenteil besagt.
Ehrlich gesagt, mir reicht's. Ich habe keinen Bock mehr auf diese sinnlose Diskussion. Ich nehme für mich mit, dass keiner hier widerlegen konnte, dass Vitamin D einer der wichtigsten Stoffe für unseren Organismus und auch für den Sport ist. Du meinst, dass du über die Sonneneinstrahlung genug hast, ich stelle es über die Supplementierung sicher, dass es auch wirklich so ist.