Als Herbstmarathon hatte ich mir in diesem Jahr München ausgesucht; im Moment geht alles zeitlich etwas knapp zu bei mir und da empfiehlt sich München als das naheliegendste Ziel. Abgesehen davon war ich schon zweimal da und habe noch positive Erinnerungen - immer gut organisiert, und die 3h hatte ich auch beide male geknackt.
Anmeldung:
Über Internet problemlos, ca. 80€ sind natürlich kein Pappenstiel - vor allem wenn man bedenkt, dass sich im Starterpaket genau gar nichts befindet außer ein Stirnband. Hier geben sich Wien und München einträchtig die Hand.
Teilnehmer:
Meiner Erinnerung nach waren es früher mehr; in diesem Jahr zählte man etwas über 4.000 Finisher über die Volldistanz. Leider eine Tendenz, die bei vielen Marathons zu beobachten ist.
Strecke:
Ähnlich wie bei meinem letzten Start hier (2013); allerdings wurde die Innenstadt-Schleife diesmal vor dem Englischen Garten absolviert und nicht so um km35 herum wie damals - der Grund ist mir nicht ganz klar; das ist eine besucherreicher und sehenswerter Abschnitt und eignet sich daher gut für das letzte Drittel, wo man um jede Unterstützung und Ablenkung froh ist - dagegen muss man am Anfang im dichten Verkehr noch so sehr auf die Kollegen achten, dass man nicht viele Augen für's Sightseeing hat. Ca. ein Viertel der Strecke verläuft im Englischen Garten; das ist ein besucherarmer aber eigentlich sehr hübscher und grüner Streckenabschnitt; gerade bei warmen Temperaturen wie diesmal ist man froh darum. Die Füllkilometer im Osten der Stadt waren damals wie diesmal der langweiligste Streckenabschnitt - kaum Zuschauer, kaum Sehenswertes, kaum Schatten.
Organisation:
Die Startnummern können bis kurz vor dem Start direkt in der Olympiahalle nahe des Starts abgeholt werden; wer es wie ich stressfreier mag holt sie sich schon am Freitag oder Samstag. Alles war wunderbar beschildert. Die Zeitnehmung erfolgt mittlerweile per Wegwerf-Chip, auch eine Neuerung gegenüber früheren Austragungen.
Die Strecke war sehr sauber gekennzeichnet bzw. abgesperrt; Verpflegung gab es ca. alle 3km - also öfter als vorgeschrieben; bei der diesjährigen Wärme waren alle froh darum.
Angeboten werden auch ein Halbmarathon und ein 10km-Lauf; alle Distanzen werden getrennt voneinander gestartet, und auch der Marathonstart selbst erfolgte in mehreren Wellen (die Staffelläufer nicht in der ersten dabei) - das finde ich sehr sauber gelöst.
Nach wie vor gibt es in München keine Preisgelder; es handelt sich also um ein echtes Amateurrennen, finde ich (als Amateur) lobenswert.
Das Zielgelände war wie immer am Rasen des Stadions; Verpflegung umfangreich und vielseitig - einzig ein paar schattenspendende Zelte hätte man vielleicht aufstellen sollen; der Aufenthalt in der prallen Sonne war recht unangenehm. Der Ausstieg aus dem Stadion und Zugang zu den (warmen) Duschen verlangen einem auch noch nach dem Rennen einiges ab!
Mein eigener Lauf:
Nach dem recht gelungenen Halbmarathon zwei Wochen davor hatte ich mir - bei guten Bedingungen - eine realistische Chance ausgerechnet, sub3 zu bleiben. Die vorhergesagten Temperaturen ließen das zwar als fraglich erscheinen, aber ich startete den Lauf einmal recht gut gelaunt und wollte das Beste daraus machen.
Km 0-10: Ich ging ganz am Ende des Blocks A ins Rennen, ca. eine halbe Minute hinter den Führenden. Schon nach ein paar Metern schoß mir durch den Kopf: "Boah, was für ein schneller Schuh!" (Meine NB 1400RC hatte ich davor zwei Monate lang nicht mehr angehabt ...)
Der schnelle Schuh nützte allerdings nicht besonders viel, denn natürlich steckte ich im Feld und benützte die gedrängten ersten Kilometer, um in den Rhythmus zu finden. Ca. bei km3 überholte ich die 3:15-Zugläufer, danach wurde es wesentlich lockerer und ich konnte mich auf mich selbst konzentrieren. Die Temperaturen waren zu diesem Zeitpunkt noch recht angenehm, es ließ sich aber schon absehen dass mit Fortdauer des Laufs die Sonne sehr, sehr kräftig einheizen würde. Die 10km-Marke in der Ludwigstraße passierte ich nach 43:24, das ist eine Pace von 4:20 im Schnitt (die ersten Kilometer natürlich langsamer, ab km3 schneller).
km 10-20: Ich überholte ständig andere Läufer; das Feld war jetzt aber schon dünner und es verging teilweise eine ganze Minute bis ich zum nächsten Vordermann aufschließen konnte. Ca. bei km13 bogen wir in den Englischen Garten ein, an diesem Tag sicher der angenehmste Streckenabschnitt. Bis km18 konnte ich weiter aufholen und erblickte schließlich sogar das Grüppchen der 3h-Läufer ca. 200m vor mir. Leider meldete sich in diesem Moment mein Darm; vermutlich hatte ich es am Morgen mit dem Magnesiumwasser übertrieben, jedenfalls musste ich schnell in die Büsche verschwinden und Ballast loswerden. Das ging zwar alles recht problemlos (ich hatte sogar noch Taschentücher dabei), aber ab da war der Faden bei mir irgendwie gerissen. Die kleine Chance auf sub3 war damit dahin, und ich hatte ab da auch ständig ein flaues Gefühl im Bauch, leider nicht sehr angenehm. Nach der ca. einminütigen Pause (ich hatte keine Uhr dabei) machte ich mich halbherzig daran, die Leute zu überholen, die ich auf den Kilometern davor schon einmal überholt hatte ... die 20km-Matte passierte ich nach 1:26:30; Pace auf dem Abschnitt also 4:19 (wenn man eine Minute Klopause abzieht, war das reine Lauftempo ca. 4:13).
km 20-30: Der erste Kilometer dieses Abschnitts lag noch im Park, danach ging's raus in die Sonne. Ab hier, muss ich zugeben, machte das Laufen nicht mehr so richtig Spaß. Es waren nicht mehr viele Kollegen, und ich fand niemanden, der genau mein Tempo lief. Schatten war auch rar, die Strecke langweilig, und so sank mein Tempo langsam aber sicher ins Bodenlose - die 30km-Matte passierte ich nach 2:11:19, Pace auf dem 3. Abschnitt also nur mehr 4:29.
km 30-40: Ich wurde immer langsamer - es war einfach ein lustloses Dahintrappeln; schwer zu sagen ob die Müdigkeit echt oder mental war (kann schon sein dass ich etwas dehydriert war durch die Darmprobleme) - jedenfalls verging die Zeit keineswegs im Flug, sondern die Kilometer tickten immer langsamer an mir vorbei. Der Streckenabschnitt am Viktualienmarkt mit dem sehr holprigen Kopfsteinpflaster war eine echte Herausforderung! Das einzig Positive an der ganzen Sache war, dass ich - obwohl mancheiner mich jetzt überholte - dennoch Rang um Rang gutmachte - auf der Strecke und besonders an den Verpflegungsstellen, wo fast alle Läufer stehenblieben; ich nahm zwar überall ein paar Schlucke Wasser, dies jedoch trabenderweise. Zeit für diesen 10km-Abschnitt: 47:10, Pace nur mehr peinliche 4:43.
km40-Ziel: Die Stimmung stieg wieder - immerhin hatte ich auch diesen Marathon trotz kleinerer Probleme letztlich ohne Gedanken an Aufgabe und ohne Gehpausen bewältigt. Kurz vor dem Einlauf ins Stadion stand links meine Elisabeth mit dem Charly und jubelte mir zu; ich genoss die letzten paar hundert Meter auf der Laufbahn und kam nach 3:08:46 ins Ziel; Pace am Schlussabschnitt 4:41. Das war der 186. Platz bei den Männern und 18. in meiner M50.
Fazit: Nach wie vor kann man den München Marathon empfehlen; die Strecke ist ok (ein paar langweilige Kilometer hat doch praktisch jeder Marathon), die Organisation tadellos und München selbst ohnehin eine recht sympathische und vielseitige Stadt.
Persönlich fällt die Bilanz leider nicht so gut aus - das war sicher kein Lauf auf den ich besonders stolz sein kann. Wäre es besser gelaufen, hätte ich evtl. noch einen späten Herbstmarathon "nachgeschoben" (Pisa oder Florenz) - in meiner momentanen Verfassung sehe ich aber wenig Chancen, dort die 3h zu knacken. Da machen wir lieber ein paar schöne Herbstwanderungen!
München Marathon 2019: Schöner Lauf, schlechte Form!
1"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
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