Eigentlich wollte ich nach dem Steffny HM-Plan 1:49, Woche 5/6, weiter trainieren, doch ist es unabsichtlich etwas anders gekommen:
Dienstag: auf dem Plan stand Jogging, 70 min (70 %)
Nach einem kurzen Bauchmuskel-Workout ging es auf die Runde um den Hagener Mühlenteich. Die ist 10-12 km lang, je nach mir bekannter Variante, führt hauptsächlich über Feldwege und passte damit zur Vorgabe. Mein Handynavi konnte ich wegen eines Defekts nicht mitnehmen, ein neues war schon bestellt. Fürs Laufen sollte das kein Problem sein, ich bin die Strecke oft gelaufen und kenne die Abzweigungen.
Kaum unterwegs, kam ich auf die Idee, die Route zwecks Abwechslung mal gegen den Uhrzeigersinn unter die Füsse zu nehmen. Die mir vertraute Gegend sah dadurch ganz neu aus. Einige Wege lockten "Komm, an meinem Ende liegt ein Schatz! Gurr, gurr!", und schwupps, landete ich in Sackgassen, die abrupt inmitten von Äckern oder kleinen Naturschutzinseln endeten. So musste ich ein paar mal wenden, und durch dieses Kreiseln verlor ich die Orientierung: als die vorgegebene Zeit fast um und ich vermeintlich gleich wieder zu Hause war, sah ich an einer Kreuzung auf einem Schild stehen: "Stade 11 km".
Der Rückweg wurde dann zu einer kleinen Geduldsprobe. Die Beine waren nicht mehr frisch, ich wollte heim, aber auch die Pulsvorgabe einigermassen einhalten. Zuhause habe ich dann erstmal nachvollzogen, wo ich da träumend entlang geirrlichtert bin, damit mir das nicht nochmal passiert.
2:07:25 h @6:39, 70 Hm, 19.2 km (73/80 % HFmax)
Mittwoch: 60 min Stabi/Kraft
Donnerstag: ruhiger DL, 70 min (75%)
Wieder ging es zum Hagener Mühlenteich, um meinen Verläufer zu korrigieren. Wieder sollten es ca. 11 km werden, und diesmal ignorierte ich auch die bekannten falschen Abzweigungen. Allerdings nur, um diesmal neue falsche zu nehmen. Meinen spontanen inneren Abbiege-Eingebungen folgend bin ich wieder auf Wegen gelandet, die sich zu immer weniger erkennbaren Pfaden verjüngten und schliesslich ganz auf Wiesen verebbten. Oder besser: verminenfelderten. Meine Konzentration ging dort nämlich dabei drauf, nicht auf Maulwurfshügeln oder dicken Grasbüscheln umzuknicken. Mit schlechtem Gewissen ob des Rumtrampelns auf ungestörter Natur und des Aufschreckens von Wildgänsen folgte ich einem kleinen Kanal. Dieser floss nach einer Weile in den Fluss 'Schwinge', dadurch war für eine Weile wieder Orientierung hergestellt. Entlang der Flusswindungen kam ich einige Kurven später zurück auf den richtigen Weg, bin den aber - natürlich - in die falsche Richtung gelaufen. Erst angesichts der auftauchenden Hausdächer eines Nachbardorfs wurde mir wieder bewusst, wo ich nicht war. Diesmal war es aber zum Glück nicht ganz so schlimm:
1:50:55 h @6:51, 50 Hm, 16.21 km (71/81 % HFmax)
Samstag: langer DL, 120 min (70 %)
Den Lala hatte ich nun ja schon unfreiwillig abgehakt und auf dreimal hintereinander lang + langsam hatten Beine + Kopf keinen Bock mehr. Beide Knie protestierten schon leicht, ausserdem wollte ich im Hinblick auf meinen 2. Privat-Halbmarathon-Versuch am nächsten Sonntag die 6-7er pace nicht noch weiter einschleifen. Da kam die tolle Runalyze-Osterlauf-challenge gerade gut gelegen: 5km klang überschaubar und ein Tempolauf würde Abwechslung bringen.
Zuletzt einen 5er auf Zeit gelaufen bin ich im letzten Sommer, als ganz frischer Laufanfänger. Damals
bestand mein Training ein paar Wochen lang aus montags: 3km, mittwochs: 5 km und samstags: so lang wie möglich. Meistens habe ich für die 5 km 30-35 min oder sogar mehr gebraucht. Meine beste Zeit war ca. 28 min. Insofern war ich auch neugierig, was 6-7 Monate später mein Stand ist und ich peilte, zurück rechnend von meiner aktuellsten 10km Zeit (49:59) 24 min an.
Es ging dazu auf meine Radweg-Wendestrecke, auf der man sich gar nicht verlaufen kann. Beim Einlaufen mit Steigerungen musste ich nochmals die Schnürsenkel korrigieren, sie waren einen Tick zu straff gebunden. Die rechte Fusssohle verspannte sich dadurch und schmerzte. Nach einer winzigen Lockerung hörte es auf.
Der erste km ging überraschend gut in 4:37 weg. Von der Atmung und den Beinen her fühlte sich das eigentlich auch gut an, war allerdings wohl etwas zu schnell für mich, denn es stellten sich Seitenstechen ein (nerv). Mit etwas raus genommenem Tempo ging es bis zur Wende und zurück bis km4, dann konnte ich nochmal etwas zulegen. Über das Ergebnis habe ich mich dann sehr gefreut, zumal ich eine Woche vorher noch solche Mühe mit paces um 5:10 herum hatte, und ergötzte mich noch mehrfach am Tag daran. Wie ein nicht ganz so grosser Maler an einem äusserst zufriedenstellend fertig gepinselten Bein eines Tausendfüsslers.
23:32 min @4:42, 25 Hm, 5.09 km (84/90 % HFmax)
Km-splits: 4:38, 4:45, 4:49, 4:47, 4:30
Sonntag: Jogging, 60 min (70 %)
Vorher überlegte ich, noch den 10km Runalyze Osterlauf nach zu legen, verwarf den Gedanken aber auf dem ersten km aufgrund schwerer Waden, und bin auf eine Runde westlich um Stade abgebogen. Bei ~20° und leicht bewölktem Himmel waren die Wege ziemlich überlaufen. Einige Male musste ich hinter Fussgängern anhalten, um entgegen Kommende oder von hinten Überholende vorbei zu lassen. Alle Menschen sind aber so freundlich zur Zeit. Als gälte es, sich beim Abstand halten gegenseitig zu vergewissern, dass man das nicht aus niederen Motiven heraus macht - weil der Andere so stinkt oder eine Osterei-grosse Warze auf der Nase hat - sondern nur weil es Corona erfordert. Es war also oft gute Laune dabei.
Um die etwas chaotische Laufwoche abzurunden: an einer Brücke, an der sich der Verkehr staute, vergass ich einmal, die gestoppte Uhr wieder zu starten. 1 km später fiel es mir auf. Und: ich hatte die Zahlen aus dem Trainingsplan verdreht und war von 70 min Jogging ausgegangen. Naja, lieber mehr als zu wenig gelaufen.
Die 70 % Pulsvorgabe wollte ich wegen des Wetters bewusst nicht einhalten, an die Temperaturen muss ich mich erst gewöhnen.
1:10:26 h @6:21, 81 Hm, 11.09 km (75/82 % HFmax)
Zu meiner Verteidigung ob des häufigen Verlaufens muss ich noch sagen, dass hier - einmal raus aus der Stadt - vieles sehr ähnlich aussieht. Frei nach Dietmar Wischmeyer ist ja der grösste Rohstoff Niedersachsens: Gegend. Und es ist wirklich so. Alles flach, so weit das Auge reicht: Wiesen und Äcker, markante Orientierungspunkte am Horizont Fehlanzeige. Feldwege - fast alle baumrandet, schottrig, viele mit sandigen Spurrillen. Feldwege halt. Viele Kreuzungen und Gabelungen, aber kaum Wegweiser. Dazu die derzeit alle Sinne betäubende, frisch gegüllte Landluft. Jetzt im Frühling erscheint das Wegenetz zudem viel feingliedriger als zuvor: viele Wege, die vorher unattraktiv weil verschlammt waren, sind jetzt trocken und laufbare Alternativen. Man braucht hier - wie die Inuit für "Weiss" - 100 Worte für "Feld. Oder ein Handy, um sich vom Laufen abzulenken. Mein neues kommt dann hoffentlich nächste Woche, in der ich dann mit Woche 6/6 des Steffny Plans weiter mache, als wäre nichts gewesen.
Allen Lesern noch Frohe Ostern!