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von Antracis
Unabhängig davon, dass ich mir sehr sicher bin, dass Frau Prof. Mölling die aktuelle Lage falsch beurteilt und Herr Dr. Wodarg leider ein weiteres Opfer verschwurbeltem Verschwörungstheoretikertums im Alter ist, sorge ich mich schon etwas um den Verlust journalistischer Standards in dieser Krise.
Mein Eindruck ist beispielsweise, dass selbst das „Lancet“ und auch das „New England Journal of Medicine“ überspitzt gesagt nahezu alles publizieren, wo COVID-19 draufsteht. Da sind u.a. Datenerhebungen in Kombination mit Hypothesen und Schlussfolgerungen dabei, wo man schon mal tief durchatmen muss, auch wenn man kein Statistikgenie ist. Das mag der Eile, dem Wettbewerb oder auch kalkuliert dem Ziel geschuldet sein, möglichst viel Daten zu verbreiten und, im Gegensatz zu sonst, vorwiegend andere beurteilen zu lassen, was richtig und wichtig ist, aber so ganz wohl ist mir dabei nicht.
Genauso ist es mit den populären Medien, die jedes dramatische Handyvideo, Hauptsache aus Italien, ohne eine einzige kritische Nachfrage, ins Netz stellen. Das alles mag in so einer Ausnahmesituation der übliche Weg sein, so wie man ja aktuell auch erwägt, die üblichen Hürden für die Zulassung eines Impfstoffes zu senken. Das ist vielleicht unumgänglich, birgt aber auch Gefahren.
Konkret hatte ich gestern z.B. wiederholt ein schlechtes Gefühl beim Betrachten der Filmsequenz mit diesem Militärkonvoi, der angeblich Leichen aus einer italienischen Stadt ins Krematorium bringt. Mein Gedanke war nur: Hoffentlich ist das echt und validiert und das hat nicht nur jemand aufgenommen und weitergeleitet und alle Mainstreammedien springen auf den Zug auf, und übermorgen muss dann eingestanden werden, dass da „nur“ Desinfektionsmittel transportiert wurden.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe keine Zweifel an der Anzahl der Toten und der dramatischen Zustände in Italien, aber es gibt aus meiner Sicht auch immer „Fake-News“ auf der anderen Seite. Und sowas wäre aktuell ein medialer Supergau und würde deutschlandweit tausende Verschwörungstheoretikern zu Coronapartys veranlassen.