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Corona und der Sport

13501
DerC hat geschrieben: Mal ein interessantes Gedankenspiel: Wie wäre eine solche Pandemie in den 80ern abgelaufen, vor der Wende und dem „Ende der Geschichte“? Meiner Meinung nach völlig anders. "Der Westen" hätten hier viel mehr Opfer akzeptiert, weil er demonstrieren hätte wollen, welchen Stellen wert die Freiheit "im Westen" hat. Bzw. Staaten hätten versucht Opfer auf anderem Weg zu vermeiden. Möglicherweise hätte die Welt dann nicht gestaunt, wie schnell China Krankenhäuser bauen kann, sondern wie schnell das „im Westen“ gehen kann.
"Der Westen" ist hier natürlich sehr pauschal. Du meinst Teile Europas. Die USA waren sehr wohl bereit hohe Opfer zu akzeptieren. Etwas mehr als die Hälfte der USA war dazu eben nicht bereit. Und das hat Trump letztendlich das Amt gekostet. Ob man ihn mag oder nicht. Er konnte sich nur selbst schlagen. Und er hat geliefert :D

Man hat hier in Deutschland den Schutz der vulnerablen Gruppen über die Freiheit gestellt. Und das war in Summe von der breiten Masse getragen. Ob man das nun gut findet oder nicht. Die Politik hat letztendlich ausgeführt, was der größere Teil der Bevölkerung wollte. Und wenn man übers Ziel hinausgeschossen ist, haben die Gerichte korrigierend eingegriffen. Das war zwar alles mit Verzug, aber doch gar nicht so schlecht.
Und das wäre nicht nur Taktik und Propaganda gewesen, es war damals auch noch mehr Überzeugung vorhanden, dass es unumstößliche Prinzipien geben muss, die auch in Krisenzeiten gelten. Dabei, diese Überzeugungen wach zu halten, halfen eben wohl die abschreckenden Beispiele jenseits des eisernen Vorhangs.
Auch diesen Weg gab es im Westen. Schau nach Schweden. Zumindest aus der Perspektive Chinas tief im Westen. Hier war eben nicht nur die Regierung, sondern der größere Teil der Bevölkerung für einen anderen Weg.
Heute denken dagegen anscheinend nicht wenige, wir sollten uns mehr an China orientieren .... die machen auch ja bei dem mit, was uns anscheinend mehr definiert als Freiheit und Menschenwürde: Dem Kapitalismus. Und der Kapitalismus brauchte diese Pandemie mit ihren harten Maßnahmen aktuell eben so sehr, und ist ja immer noch besser als ein richtiger Krieg ... :teufel:
Es ist aber eher die linke Politik (zumindest was diese aktuell fordert), die genau das forciert. Nimm den Mietendeckel. Der ist in Bezug auf die Verteilung völlig ineffizient. Wir haben in Deutschland kein Problem mit Wohnraum. Wir haben ein Problem mit Wohnraum in beliebten Vierteln. Es gibt aber kein Menschenrecht, auf die Wunschwohnung. Und knappe Güter müssen nun mal zugeordnet werden. Das funktioniert bei uns über Geld. Wenn man nun in München Bogenhausen einen Mietendeckel einziehen würden, was würde dann passieren? Die Anzahl der Bewerber würde drastisch steigen. Wie würdest Du nun verteilen:

1. Über das Parteibuch (Lösung der DDR)
2. Social Credit System (Deine chinesische Lösung)
3. Vielleicht darf der Vermieter die hübsche Studentin auch einmal die Woche besuchen

Kurzum suche es Dir aus. Ich habe bisher kein besseres Verteilsystem als Geld gesehen. Es erscheint in vielen Dingen ungerecht. Die Optionen sind aber deutlich schlechter. Von daher sehe ich das anders als Du. Was aber auch ok ist.
nix is fix

13502
leviathan hat geschrieben: Was aber eher für eine deutliche Nachfrage in den nächsten Jahren spricht. Dazu kommt natürlich der Nachholeffekt
Man muss sich die Kapitalverschiebungen ansehen. Das Geld kann ja häufig nicht da landen, wo es vorher nicht ausgegeben werden konnte. Wie viel sollen die Leute denn saufen in den Kneipen? :D ähnliches gilt für Resateurants, Konzerte etc ... das Geld muss woanders hin und ist da zu einem Teil auch schon gelandet ... bei den Versandhändlern etc ...
leviathan hat geschrieben: Eigenkapital ist die stärkste Waffe. Mit einer guten Bonität kannst Du heute dieses nahezu unendlich hebeln. Hier müssten eigentlich die Linken ansetzen. Das ist die Basis, daß Reiche reicher werden. Genau die haben dieses Eigenkapital.
Bezüglich der Linken hast du leider recht, auf die SPD trifft es natürlich auch zu, nur erwarten da die meisten vermutlich gar nichts mehr.

Und da du eigentlich weißt, dass nicht jeder über diese Waffen (Eigenkapital und Bonität) verfügt, wirkte das hier ein wenig so, als hättest du da aus einer Blase der Besserverdienenden raus gedacht:
leviathan hat geschrieben: Das ist ganz gut mit der deutschen Einstellung zur Altersvorsorge vergleichbar. Viele wollen unbedingte Sicherheit. Und genau die bekommen sie auch. Sie werden dann mit sehr großer Sicherheit später mal sehr wenig zur Verfügung zu haben. Einige wenige gehen Risiken ein. Und wenn sie das intelligent tun, werden sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit einen deutlich höheren Lebensstil als die Gruppe 1 haben. Mit sehr kleiner Wahrscheinlichkeit geht es ihnen genauso mies oder sogar noch mieser. Letztendlich geht es immer um einen Erwartungswert und das Risiko, daß man einzugehen bereit ist.
Viele haben die Wahl nicht. Oder eben nur zu einem gewissen Zeitpunkt, und dann ist der vorbei, und dann passt das nicht mehr.
leviathan hat geschrieben: Jede Krise stärkt den Kapitalismus. Eigentlich eine feine Sache.
Da muss man schon viel ausblenden können, um das fein zu finden. Ziemlich viele eigentlich, alle die, die dabei hinten runter fallen. Das sind in der Pandemie erst mal mehr geworden, wenn wir auf die schauen, die überlebt haben.
Zumal der Kapitalismus ja die Krisen produziert bzw seine Eigenlogik diese einfordert. Und die Kapitalkonzentration auf die starken Unternehmen … am Ende zerstört der Kapitalismus eben seine eigenen Grundlagen. Passiert so oder so, falls es so weiter geht. Wenn nicht der Markt zerstört wird, dann wird es der Klimawandel richten.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

13503
DerC hat geschrieben: Und da du eigentlich weißt, dass nicht jeder über diese Waffen (Eigenkapital und Bonität) verfügt, wirkte das hier ein wenig so, als hättest du da aus einer Blase der Besserverdienenden raus gedacht:
Ich habe das als Kritik beschrieben. Die niedrigen Zinsen führen eben genau zu einer weiteren Umverteilung von unten nach oben. Aber genau das fordern die Linken. "Die Anwälte der kleinen Leute". Das ist doch absurd.

Und natürlich ist mir klar, daß viele nicht über die Bonität verfügen. Übrigens auch kleinere Unternehmen nicht. Das führt zu weiterer Konzentration. Die finanzstarken kaufen den Rest aus und/oder lassen ihn ausbluten. Aber genau das wird forciert. Und da ich das nicht ändern kann, springe ich auf den Zug auf. Alles andere macht doch gar keinen Sinn. Ich habe zwar Sympathie für Don Quichotte. Ich will aber nicht mit ihm tauschen.

Ich habe übrigens immer noch nicht verstanden, warum wir in Deutschland nicht ein System wie in Norwegen aufbauen. Wir haben genug Geld, um einen Staatsfonds aufzusetzen. Damit könnten wirklich alle von unserer guten Bonität profitieren. Das passt natürlich nicht ins Weltbild der "Anwälte des kleinen Mannes". Dann wäre man vielleicht ganz und gar überflüssig, weil diesem tatsächlich geholfen wäre.

Das war jetzt sicher etwas polemisch, aber durchaus ernst gemeint.
nix is fix

13504
DerC hat geschrieben: Mal ein interessantes Gedankenspiel: Wie wäre eine solche Pandemie in den 80ern abgelaufen, vor der Wende und dem „Ende der Geschichte“? Meiner Meinung nach völlig anders.
Schauen wir doch einfach mal auf die Hongkong-Grippe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hongkong-Grippe
Genaue Fallzahlen sind damals im Gewirr der föderalen Zuständigkeiten nicht erhoben worden, allerdings wurde im Nachhinein eine Übersterblichkeit von rund 40.000 Toten[6] für die Bundesrepublik zwischen September 1968 und April 1970[7] sowie von 12.500 Toten in der DDR im gesamten Jahr 1969[8] festgestellt.
In den 8 Monaten der damaligen Grippe Saison gab es auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik eine Übersterblichkeit von ~ 52.500 Toten.
Wenn man sich die Zahlen anschaut und bedenkt, dass es damals keine zentrale Erfassung der Pandemie gab,
kann man diese durchaus mit der Corona-Epidemie heute vergleichen.

Damals verlief der Umgang mit der Pandemie tatsächlich ganz anders als heute.
Aber damals waren die medizinischen Kenntnisse auch andere.
Von daher zeigt uns ein Vergleich mit der Vergangenheit, eher was wir in der Zukunft besser machen können.

Für die heutige Pandemie ist es bestimmt ein Segen, dass wir eine größere weltweite Zusammenarbeit haben
und gerade diese Zusammenarbeit könnte in zukünftigen Krisensituationen noch besser ausgebaut werden.

Wir sehen also, eine Pandemie ist nichts einmaliges sondern ein ganz normales wiederkehrendes Ereignis.
Daher lautet die Frage nicht: "wird es irgendwann eine neue Pandemie geben?" sondern: "Wann kommt die nächste Pandemie?"
Bild

13505
Achja, ich hatte ja berichtet, dass in HH am Wochenende wenige für ihre Zweitimfpung gekommen sind und die im Impfzentrum Däumchen gedreht haben...
Die kamen dann fast alle gestern -ohne neuen Termin einfach so. Meistgebrachte Erklärung: "Am langen Wochenende passte es nicht in die Terminplanung". :klatsch:
Weggeschickt wurden die nicht - die Zweitimpfung ist ja wichtig.

Resultat: Eine Schlange durchs halbe Stadviertel, bis zu 3h Wartezeit, Impfzentrum bis 22:00 statt 20:00 geöffnet, neuer Tagesrekord im Impfzentrum (10.580).
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13507
klnonni hat geschrieben:Schauen wir doch einfach mal auf die Hongkong-Grippe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hongkong-Grippe

In den 8 Monaten der damaligen Grippe Saison gab es auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik eine Übersterblichkeit von ~ 52.500 Toten.
Wenn man sich die Zahlen anschaut und bedenkt, dass es damals keine zentrale Erfassung der Pandemie gab,
kann man diese durchaus mit der Corona-Epidemie heute vergleichen.
Ja natürlich, Bevölkerung war ja auch kleiner. Aber für die Reaktion auf die Pandemie sind nicht nur die medizinische Entwiicklung, sondern auch politische, mediale und soziale Veränderungen entscheidend.

Wir haben gut 50 Jahre weiter als Gesellschaft womöglich ein anderes Verhältnis zu Tod und Krankheit als 1970. Mir ist da zuviel Hybris und Fortschrittsglaube und zuwenig Demut und Akzeptanz.
klnonni hat geschrieben: Für die heutige Pandemie ist es bestimmt ein Segen, dass wir eine größere weltweite Zusammenarbeit haben
und gerade diese Zusammenarbeit könnte in zukünftigen Krisensituationen noch besser ausgebaut werden.
Segen oder Fluch und für wen? Wer erntet die Früchte dieser Zusammenarbeit, wie wird verteilt?
klnonni hat geschrieben: Wir sehen also, eine Pandemie ist nichts einmaliges sondern ein ganz normales wiederkehrendes Ereignis.
Daher lautet die Frage nicht: "wird es irgendwann eine neue Pandemie geben?" sondern: "Wann kommt die nächste Pandemie?"
Das ist ja klar. Dass müsste aber zu weniger hysterischen Reaktionen führen und hätte eigentlich auch zu einem besonneneren Umgang mit dieser Pandemie führen sollen. Ich sehe beides eher nicht.

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13508
ruca hat geschrieben:Die kamen dann fast alle gestern -ohne neuen Termin einfach so. Meistgebrachte Erklärung: "Am langen Wochenende passte es nicht in die Terminplanung". :klatsch:
Ist natürlich bescheuert. Andererseits: Versuch mal, hier im Rheinland, einen Zweittermin (die wurden für die Impfzentren ja aufgrund der Wahl des Ersttermins automatisch festgelegt) zu verschieben. Und damit meine ich nicht "vier Wochen früher" :D , sondern einen Tag später. Online, über das Portal der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, geht's nicht (nur "absagen" kann man), und am Telefon heißt es lapidar, die seien so festgelegt, das könne man nicht ändern. Da macht es sich offenbar die eine Seite genau so bequem wie die andere ...

Randnotiz: In einem Wohnblock in Velbert (NRW) geht derzeit das Rote Kreuz mit den Hunden Gassi. Dort stehen aktuell knapp 200 Bewohner wegen eines Falls von B.1.617 ("indische Mutante") unter Quarantäne, kontrolliert von Ordnungsamt und einem Sicherheitsdienst.

13509
DerC hat geschrieben: Wir haben gut 50 Jahre weiter als Gesellschaft womöglich ein anderes Verhältnis zu Tod und Krankheit als 1970. Mir ist da zuviel Hybris und Fortschrittsglaube und zuwenig Demut und Akzeptanz.
Das kann man gar nicht genug hervorheben. In den letzten Jahren gab es schon fast kein normales Versterben. Es wurde überall obduziert und untersucht. Der Tod wird mittlerweile nicht mehr als Teil des Lebens wahrgenommen. Es ist vielmehr eine Art Unfall. Das System hat irgendwie nicht mehr funktioniert. Und mit dem Outsourcing des Sterbens aus der Familie (Krankenhäuser und Heime) ist das Thema ganz weit weg gerückt. So kann natürlich keine Demut entstehen. Im letzten Jahr wurde nun unglücklicherweise eine riesige Lupe auf das Thema gehalten. Und bei etwas Sonne ist es dann ziemlich heiß geworden :zwinker5:
nix is fix

13510
DerC hat geschrieben: Wir haben gut 50 Jahre weiter als Gesellschaft womöglich ein anderes Verhältnis zu Tod und Krankheit als 1970.
Mir ist da zuviel Hybris und Fortschrittsglaube und zuwenig Demut und Akzeptanz.
Das sehe ich als ein ganz wichtiger Punkt.

Ich hatte ja schonmal anklingen lassen, dass ich es ähnlich sehe.

Wir haben die Hochrisikogruppe der alten Menschen in der Pandemie panisch zu ihrem Schutz in "Einzelhaft" gesetzt ohne uns darum zu kümmern, ob "die" Alten überhaupt geschützt werden wollen.

Bereits letztes Jahr im Sommer, hatte ich über ein Interview von einer Bewohnerin eines Altenheimes gelesen,
die sagte ihr wäre eine Corona-Erkrankung egal, sie wäre über 90 Jahre alt und möchte die letzte Zeit die ihr noch bleibt in Freiheit und bei ihren liebsten verbringen. Warum dürfe sie nicht selbst entscheiden ob sie geschützt werden möchte ...?

Als nach einem Jahr die Altenheime endlich durchgeimpft war, zeigte unser Fernsehen herzzereissende Szenen, von alten Menschen die weinend ihre Angehörigen in die Arme fielen und unter Tränen von ihrer monatelangen Einsamkeit und Isolation berichteten.

Und so sind einige Maßnahmen getroffen worden, weil der Schutz des Leben über alles stand.
Dabei war es egal ob dieses geschützte Leben, durch die getroffenen Maßnahmen, überhaupt noch lebenswert war.

Manchmal hatte man das Gefühl es zählt nicht die Menschlichkeit sondern nur der Schutz des Lebens, so als könne man den Tod aufhalten.

Aber ich möchte niemanden einen Vorwurf machen, da das Thema Tod und Sterben in unserer Gesellschaft ein Tabuthema ist.

Für eine neutrale, aussenstehende Person muss es schon merkwürdig erscheinen, wenn dieser sieht, dass die Welt mit vielen Milliarden € versucht eine Pandemie zu bekämpfen, die vielleicht 4-5 Millionen Opfer weltweit fordern wird.
Aber gleichzeitig hundert millionen Tote jährlich durch ein Bruchteil des Geldes, weltweit verhindert hätte werden können (Hunger, Diabetis, Tuberkulose, Masern ...)
Bild

13511
klnonni hat geschrieben: Für eine neutrale, aussenstehende Person muss es schon merkwürdig erscheinen, wenn dieser sieht, dass die Welt mit vielen Milliarden € versucht eine Pandemie zu bekämpfen, die vielleicht 4-5 Millionen Opfer weltweit fordern wird.
Aber gleichzeitig hundert millionen Tote jährlich durch ein Bruchteil des Geldes, weltweit verhindert werden könnte (Hunger, Diabetis, Tuberkulose, Masern ...)
Das ist überhaupt nicht merkwürdig. Vor allem hat sich das in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Nimm Omis Spruch: "Das Hemd ist näher als der Rock." Wir haben eine sehr alte Gesellschaft. Und die älteren hatten immense Angst. Diese bilden allerdings einen signifikanten Teil der Wählerschaft. Das Kind im Südsudan bringt hier keine Stimmen.

Hinzu kommt, daß man der Angst der betroffenen Personen hier sehr konkret begegnen konnte. Das ist im Südsudan schon anders. In Summe ist das alles nicht so merkwürdig.
nix is fix

13513
klnonni hat geschrieben: Bereits letztes Jahr im Sommer, hatte ich über ein Interview von einer Bewohnerin eines Altenheimes gelesen,
die sagte ihr wäre eine Corona-Erkrankung egal, sie wäre über 90 Jahre alt und möchte die letzte Zeit die ihr noch bleibt in Freiheit und bei ihren liebsten verbringen. Warum dürfe sie nicht selbst entscheiden ob sie geschützt werden möchte ...?
Ja, ganz schwer. Bei uns im Haus ist jetzt der Nachbar über 90 verstorben - nicht an Corona.

Betrüger hatten noch versucht, ihm Anfang Januar 100€ für eine angebliche Imfpung abzuknöpfen, dass dann die Polizei kam, als wir das gehört hatten (und er nicht einsah, dass das so nicht stimmen kann), fand er nicht überhaupt lustig, aber anders hätten wir es nicht stoppen können...

Seine einzige Freude, das regelmäßige Bier mit dem Nachbarn Ü70 fiel seit über einem Jahr flach und auch ansonsten gab keine Freuden mehr in seinem Leben, sein vorletztes Jahr war ohne seine Frau schon hart, sein letztes Jahr dürfte ganz schlimm gewesen sein.

Nein, die Corona-Maßnahmen dürften es bei ihm nicht beschleunigt haben aber sie haben ihm zweifelslos ein -im wahrsten Sinne des Wortes- trostloses letztes Jahr beschert.

Genau er war eine der Personen, die wir alle versucht haben zu schützen. Gerade bei ihm stelle ich mir gerade die Frage: wovor?
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13514
Steffen42 hat geschrieben:Falls es zu lange dauert mit der offiziellen Impfung: der Kerl mit der selbstangerührten Impfe bietet demnächst auch DIY-Sets für das eigene Impfzentrum im Hobbykeller an:

https://www.ln-online.de/Nachrichten/No ... -Impfstoff
Lustigerweise hat der Impfstoff die meisten Anhänger unter denen, die bei der Zulassung lauthals die Überprüfung von Langzeitfolgen eingefordert haben. Ich könnte das ja noch verstehen, wenn es echte Restriktionen geben würde. Aber unter den realen Umständen und der Perspektive ist das völlig bizarr. Das wäre vergleichbar mit der Wahl einer Engelmacherin im bible belt zur Senatorin. Aber glücklicherweise kann man hier das Unwort Covidioten sehr einfach umschiffen. Das "Cov" hat hier einfach keinen Platz.
nix is fix

13515
leviathan hat geschrieben:Wir haben eine sehr alte Gesellschaft. Und die älteren hatten immense Angst.
Hatten die Älteren wirklich soviel Angst?
Kam die Angst nicht erst nach der ewigen Berichterstattung durch die Medien in die Wohnzimmer der Leute?

Also die alten Menschen die ich kenne, die waren eher genervt von den Corona-Maßnahmen und sahen ihre Impfung eher als Teil der Lösung, um endlich wieder zu einem Stück Normalität zu kommen.


Du hast natürlich recht, das Hemd sitzt uns näher als der Rock - deshalb habe ich ja auch geschrieben eine neutrale,
aussenstehende Person, würde sich wundern.
:zwinker5:
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13516
klnonni hat geschrieben:Hatten die Älteren wirklich soviel Angst?
Kam die Angst nicht erst nach der ewigen Berichterstattung durch die Medien in die Wohnzimmer der Leute?
Natürlich kam die Angst durch die Berichterstattung. Sie war allerdings auch nicht ganz unberechtigt.
Also die alten Menschen die ich kenne, die waren eher genervt von den Corona-Maßnahmen und sahen ihre Impfung eher als Teil der Lösung endlich wieder zu einem Stück Normalität zu kommen.
Das war nicht von Beginn an so. Die Perspektive Impfung stand zu Beginn als möglich und wenn, dann in ca. 2 Jahren zur Disposition. Das sollte man in der Retrospektive nicht verklären. Und jetzt steht man ja schon kurz vor der Normalität.
Du hast natürlich recht, das Hemd sitzt uns näher als der Rock - deshalb habe ich ja auch geschrieben eine neutrale,
aussenstehende Person, würde sich wundern.
Wer ist schon neutral? Sind wir nicht alle ein bisschen biased :teufel:
nix is fix

13517
Steffen42 hat geschrieben:Falls es zu lange dauert mit der offiziellen Impfung: der Kerl mit der selbstangerührten Impfe bietet demnächst auch DIY-Sets für das eigene Impfzentrum im Hobbykeller an
Na prima. Klinische Studien mit zigtausend Teilnehmern, um die Impfstoffe möglichst sicher zu machen? Braucht dieser Herr nicht, macht ja Arbeit. :frown: Hab' vorhin mal gewühlt; leider sind auch die Texte der Sächsischen Zeitung hinter einer Paywall. Aber ein paar Zeilen darf man lesen: hier (15. Mai) und dort (17. Mai).

13518
klnonni hat geschrieben: Also die alten Menschen die ich kenne, die waren eher genervt von den Corona-Maßnahmen und sahen ihre Impfung eher als Teil der Lösung, um endlich wieder zu einem Stück Normalität zu kommen.
Also die Leute die ich kenne, die jemand begraben mussten, sind eher genervt von den Leuten, die meinten man solle den Leuten nicht den Spass nehmen...die hätten es vorgezogen, wenn so mancher sich ein paar Monate zusammen genommen hätte und sie dafür ihre Großmutter, ihren Großvater, o.a. noch ein paar Jahre erlebt hätten. Aus der Perspektive ich kenn ja keine wirklich kranken/ von Corona gezeichneten, lässt sich sowas immer leicht sagen/schreiben.

Hier wird ganz schön verklärt mit Sätzen wie "und möchte die letzte Zeit die ihr noch bleibt in Freiheit und bei ihren liebsten verbringen.". Das sind doch anekdotische Fälle. Keiner weiß wie lange XY noch zu leben gehabt hätte. Sind es 6 Monate, dann wählt man evtl. den obigen "Freiheits-Weg", fühlt man sich noch für mehrere Jahre rüstig, sieht man das evtl. anders. Das sollte vielleicht wirklich jeder für sich selbst entscheiden, da gebe ich dir Recht. Aber dann sollte derjenige bitteschön auch konsequent sein, zu seinen "Lieben" oder in eine eigene Wohnung ziehen und nicht die anderen gefährden - ergo aus dem Alten-/Pflegeheim bitte ausziehen.

13519
Fjodoro hat geschrieben:Also die Leute die ich kenne, die jemand begraben mussten, sind eher genervt von den Leuten, die meinten man solle den Leuten nicht den Spass nehmen...die hätten es vorgezogen, wenn so mancher sich ein paar Monate zusammen genommen hätte und sie dafür ihre Großmutter, ihren Großvater, o.a. noch ein paar Jahre erlebt hätten.
Ich kenne beide Seiten. Natürlich ist das auch nur anekdotisch. Vielleicht war ich auch zu lange auf der Inneren und habe dort zu viele Leute in die Kühlhallte gefahren. Das hilft nicht dabei, seine emphatischen Fähigkeiten zu entwickeln. Dafür ist man dann beim Zynismus ganz vorn dabei.
Aber dann sollte derjenige bitteschön auch konsequent sein, zu seinen "Lieben" oder in eine eigene Wohnung ziehen und nicht die anderen gefährden - ergo aus dem Alten-/Pflegeheim bitte ausziehen.
Das sollte man diffenzierter betrachten. Mal etwas auch der Höhe geschaut, ist es tatsächlich so, daß die Verweildauer in deutschen Heimen im Schnitt bei knapp über einem Jahr liegt. Auf der blutigen Ebene des Einzelschicksals kann das aber wirklich deutlich optimistischer aussehen. Es ist ja grundsätzlich eine sehr begrüßenswerte Entwicklung, daß Menschen in der Regel erst viel später abgeschoben werden als vor ein paar Jahren. Vor allem haben sich viele durchaus ansprechende Zwischenstufen herausgebildet.

Bezogen auf Deine Forderung hätte das zu einer Reduzierung der Auslastung auf vielleicht noch 1/3 geführt. Das ist aber nur meine Schätzung und variiert von Haus zu Haus. Da wäre es es deutlich leichter gewesen, wenn die anderen rausgegangen werden. Das ist nicht ganz ernst gemeint, soll nur die Herausforderung aufzeigen.
nix is fix

13520
Das Problem ist ja, dass man das nicht wirklich getrennt bekommt.

Wer den Schutz nicht wollte, wollte defacto Kontakte. Aber mit wem? Doch wieder mit anderen Menschen, die ihrerseits wieder Kontakte haben. Manche davon sind zu verhindern, manche nicht.

Und da niemand garantieren kann, kein Teil einer Kette oder gar Superspreader zu sein, ist es halt egal, ob man 18 oder 80 ist - denn man kann nur für sich selbst entscheiden tut es aber mit so einem Verhalten auch für andere in der Kette, die es dann am Ende womöglich erwischt.

Und weiter gefragt: Wenn ein 80-jähriger frei entscheiden kann: "Für mich kein Schutz", warum sollte das dann nicht auch ein 18-jähriger können, für ihn persönlich ist die konkrete Gefahr doch deutlich geringer.
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13521
Fjodoro hat geschrieben:Also die Leute die ich kenne, die jemand begraben mussten, sind eher genervt von den Leuten, die meinten man solle den Leuten nicht den Spass nehmen...
Niemand hat hier geschrieben man dürfe den Leuten nicht den Spass nehmen.

Aber über die Verhältnissmäßigkeit der Maßnahmen darf man schon unterschiedlicher Meinung sein.

viel zu spät wurde der Schwerpunkt auf die Alten- und Pflegeheime gelegt.
Anfangs gabs keine Corona-Schnelltests um regelmäßige Besuche zu ermöglichen, die mussten ja auch erst entwickelt werden.
Später hatten viele Häuser zwar die Schnelltests aber nicht genügend Personal um die Schnelltests in ihr Hygienekonzept einzubauen.
Zum Glück gab es dann später für die Häuser, Unterstützung durch die Bundeswehr.

Viele Experten haben recht früh davon gesprochen, dass eine Infektion im freien unwarscheinlich wäre, aber trotzdem wurden auch die Aussenveranstaltungen den Veranstaltungen in geschlossenen Gebäuden gleichgestellt. Alles aus Panik bloß möglichst viel Infektionen zu verhindern.

So kann man noch vieles aufführen, was nicht optimal gelaufen ist und die Lebensqualität aller überflüssigerweise einschränkte.
Solche Erfahrungen sollten ausgewertet werden und in Konzepte für zukünftige Pandemien eingearbeitet werden.
Gerade in unserer schnellen Welt, wird dies nicht die letzte Pandemie gewesen sein und das Beispiel der "Hongkong-Grippe" von 1970 zeigt doch wie schnell der Mensch vergißt.
Man muß doch nicht zu jeder Pandemie das Rad neu erfinden.
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13523
ruca hat geschrieben:Das Problem ist ja, dass man das nicht wirklich getrennt bekommt.
Genau das Problem wollte ich oben im Detail betrachten. Und hier ist eben die Frage, welchen Weg man geht. Eine Zwischenlösung gibt es nicht. Und letztendlich hat man sich in Deutschland für einen Weg entschieden. Das war nicht mein Weg, aber es war der Wunsch der Mehrheit. Und wie man das dann durchgezogen hat, war eben nicht so schlecht. An dem Punkt bin ich völlig anderer Meinung als DerC. Auch wenn sowohl er als auch ich sicher den schwedischen Weg präferiert hätten. Da dieser aber nicht mehrheitsfähig war, mussten uns der Entscheidung so beugen. Das gehört aber eben dazu.

Dabei ist völlig unabhängig, wer hier welche Kampagnen besser in Szene gesetzt hat. Hier hatte gegolten, wer A sagt, muss auch B sagen. Beim Brexit haben auch die schlechteren Argumente gewonnen. Die waren aber exzellent präsentiert :D

Zurückschauen lohnt sich eigentlich nur in Bezug auf die Frage, was beim nächsten mal besser machen könnte. Ansonsten lohnt nur der Blick nach vorn.
nix is fix

13524
vinchris hat geschrieben:Na prima. Klinische Studien mit zigtausend Teilnehmern, um die Impfstoffe möglichst sicher zu machen? Braucht dieser Herr nicht, macht ja Arbeit. :frown: Hab' vorhin mal gewühlt; leider sind auch die Texte der Sächsischen Zeitung hinter einer Paywall. Aber ein paar Zeilen darf man lesen: hier (15. Mai) und dort (17. Mai).
Ich habe keine Lust, seine Homepage zu verlinken um die nicht höher zu ranken (zum Glück ist sie derzeit weit unten).

Mit den Suchbegriffen seines Namens + Blog findet man sie aber sofort. Einfach dort mal seine Texte lesen und die Kommentare seiner Fans... ist wirklich unfassbar.
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13525
ruca hat geschrieben: Mit den Suchbegriffen seines Namens + Blog findet man sie aber sofort. Einfach dort mal seine Texte lesen und die Kommentare seiner Fans... ist wirklich unfassbar.
Ich schaue mir so etwas gern mal beim Rollentraining auf YouTube an. Das ist Satire vom Feinsten. Ich habe da noch ein paar andere Kanäle. Die sind einfach zu komisch, um die parodieren zu können. Da müsste selbst Dirty Harry die Segel streichen.
nix is fix

13526
leviathan hat geschrieben: Das sollte man diffenzierter betrachten. Mal etwas auch der Höhe geschaut, ist es tatsächlich so, daß die Verweildauer in deutschen Heimen im Schnitt bei knapp über einem Jahr liegt. Auf der blutigen Ebene des Einzelschicksals kann das aber wirklich deutlich optimistischer aussehen. Es ist ja grundsätzlich eine sehr begrüßenswerte Entwicklung, daß Menschen in der Regel erst viel später abgeschoben werden als vor ein paar Jahren. Vor allem haben sich viele durchaus ansprechende Zwischenstufen herausgebildet.

Bezogen auf Deine Forderung hätte das zu einer Reduzierung der Auslastung auf vielleicht noch 1/3 geführt. Das ist aber nur meine Schätzung und variiert von Haus zu Haus. Da wäre es es deutlich leichter gewesen, wenn die anderen rausgegangen werden. Das ist nicht ganz ernst gemeint, soll nur die Herausforderung aufzeigen.
Natürlich sind beide Seiten anekdotisch.

Wenn die Verweildauer wirklich so kurz ist, hast du doch sowieso einen großen Turnaround innerhalb eines Jahres, das wird dann doch nur einfacher durch freiwillige Auszüge :wink:

Worauf ich aber hinaus wollte: keiner war wirklich gezwungen im Heim zu bleiben (klar, ich weiss dass das oft aus finanziellen, medizinischen oder anderen Gründen garnicht so einfach ist). Bei den lieben Verwandten hätten diese Personen noch viel mehr Kontakte in "ihren letzten Monaten" gehabt. Aber da sind wir wieder beim obigen: "das Hemd sitzt uns näher als der Rock". Jemand hier hat es ja auch zwischenzeitlich, wenn auch nicht unbedingt aus diesen Gründen, gemacht (Bones? weiss nicht mehr genau).


Ich wollte auch garnicht damit Klnonni angreifen (sorry, falls das so rübergekommen sein sollte). Ich finde selbst viele Regeln Unsinn, gerade im Moment. Mir sind allerdings solche Pauschalaussagen basierend von einzelnen Fällen, die im TV oder sonstwo gezeigt werden, nur einfach ein Graus. Was richtig ist, weiss ich auch nicht, nur weil einer laut im TV schreit muss es aber nicht die Mehrheitsmeinung sein.

13527
klnonni hat geschrieben:Niemand hat hier geschrieben man dürfe den Leuten nicht den Spass nehmen.

Aber über die Verhältnissmäßigkeit der Maßnahmen darf man schon unterschiedlicher Meinung sein.

....
So kann man noch vieles aufführen, was nicht optimal gelaufen ist und die Lebensqualität aller überflüssigerweise einschränkte.
Solche Erfahrungen sollten ausgewertet werden und in Konzepte für zukünftige Pandemien eingearbeitet werden.
Gerade in unserer schnellen Welt, wird dies nicht die letzte Pandemie gewesen sein und das Beispiel der "Hongkong-Grippe" von 1970 zeigt doch wie schnell der Mensch vergißt.
Man muß doch nicht zu jeder Pandemie das Rad neu erfinden.
Da geb ich dir vollkommen Recht. Nicht alles ist optimal gelaufen oder war/ist verhältnismässig und man kann da trotz allem natürlich unterschiedlicher Meinung sein.
Mein obiger Einwand bezog sich ausschließlich auf die Frage, ob die Alten wirklich so genervt waren.

13528
Fjodoro hat geschrieben: Ich wollte auch garnicht damit Klnonni angreifen (sorry, falls das so rübergekommen sein sollte). Ich finde selbst viele Regeln Unsinn, gerade im Moment. Mir sind allerdings solche Pauschalaussagen basierend von einzelnen Fällen, die im TV oder sonstwo gezeigt werden, nur einfach ein Graus. Was richtig ist, weiss ich auch nicht, nur weil einer laut im TV schreit muss es aber nicht die Mehrheitsmeinung sein.
Ich habe das nicht als Angriff, egal in welche Richtung, aufgefasst. Das sind doch valide Perspektiven. Und die muss man auch mal gegeneinander- und aushalten. Wenn ich keinen Widerspruch wollte, würde ich Tagebuch schreiben :wink:
nix is fix

13529
leviathan hat geschrieben:Ich schaue mir so etwas gern mal beim Rollentraining auf YouTube an. Das ist Satire vom Feinsten.
Ja, unbedingt. Sie schicken uns nicht ihre hellsten Köpfe. Im Kollegenkreis lachen wir grade über die Schwurblerärztin, die auf einer Demo behauptet hatte, dass im Altenheim im Nachbarort 9 Menschen direkt nach der Impfung verstorben wären. Das fand das Altenheim gar nicht witzig und hat die Tante (ich glaub die heißt irgendwie so ähnlich wie Corona Cola-Kiste oder so :zwinker5: ) verklagt. Bis jetzt noch nicht so lustig. Lustig wird es, wie sie dann versucht, Spuren ihres Auftritts löschen zu lassen und die ganze Nummer nach hinten losgeht.

Aber seht selbst, hier die Zusammenfassung: https://www.youtube.com/watch?v=W982hwgF85Q

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ruca hat geschrieben:Achja, ich hatte ja berichtet, dass in HH am Wochenende wenige für ihre Zweitimfpung gekommen sind und die im Impfzentrum Däumchen gedreht haben...
Die kamen dann fast alle gestern -ohne neuen Termin einfach so. Meistgebrachte Erklärung: "Am langen Wochenende passte es nicht in die Terminplanung". :klatsch:
Weggeschickt wurden die nicht - die Zweitimpfung ist ja wichtig.

Resultat: Eine Schlange durchs halbe Stadviertel, bis zu 3h Wartezeit, Impfzentrum bis 22:00 statt 20:00 geöffnet, neuer Tagesrekord im Impfzentrum (10.580).
Jetzt wird es richtig absurd.
Inzwischen hat sich rausgestellt, dass von den 5.800 "Wochenend-Schwänzern" (Fr-So) nur 300 am Montag wieder da waren. (Diese vorher geschätzten 2.000 waren auch erstaunlich viel).

Der große Rest war Überbuchung. Nachdem es am Wochenende so schleppend lief, wurden kurzfristig 3.000 zusätzliche Termine für gestern ins System gestellt.

Und wer hat am lautesten über die am Montag da aufgetauchten Wochenend-Schwänzer gemeckert: Der Chef des Impfzentrums, der gemeinsam mit dem KVH-Chef nur einen Tag zuvor entschieden hatte, die 3.000 zusätzlichen Termine anzulegen.

(Quelle: https://www.abendblatt.de/hamburg/artic ... enzer.html )
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PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

13531
ruca hat geschrieben:Jetzt wird es richtig absurd.
Warte mal ab, was ab 7. Juni (oder ein paar Tage vorher schon) losgehen wird. :popcorn:

Um das mal in Zahlen zu fassen, eben bei Malte Kreutzfeldt (Follow-Tipp) gelesen:

- 40 Mio Impfungen in 20 Wochen bis jetzt
- In den nächsten 6 Wochen bekommen wir dieselbe Menge Impfstoff (sofern alles glatt läuft)

Das wird spannend.

13532
leviathan hat geschrieben:Ich habe das nicht als Angriff, egal in welche Richtung, aufgefasst. Das sind doch valide Perspektiven. Und die muss man auch mal gegeneinander- und aushalten. Wenn ich keinen Widerspruch wollte, würde ich Tagebuch schreiben :wink:
ich sprach von Klnonni :wink: da hatte ich den Eindruck, dass das stärker aufgenommen wurde, als gewollt

13533
Steffen42 hat geschrieben:Warte mal ab, was ab 7. Juni (oder ein paar Tage vorher schon) losgehen wird. :popcorn:

Um das mal in Zahlen zu fassen, eben bei Malte Kreutzfeldt (Follow-Tipp) gelesen:

- 40 Mio Impfungen in 20 Wochen bis jetzt
- In den nächsten 6 Wochen bekommen wir dieselbe Menge Impfstoff (sofern alles glatt läuft)

Das wird spannend.
Ich würd dem Gassen ja höchstpersönlich 5mio Dosen auf sein Grundstück kippen und mich dann mit Popcorn daneben setzen und auf sein Gejammer warten

Aber mal ganz im Ernst. Ich habe zufälligerweise gerade Einblick in verschiedene Impfstellen bekommen:
a) 2 Großunternehmen, die bereits impfen bzw. mit den Hufen scharren b) einem Impfzentrum und c) einer Arztpraxis


a) "gebt mir endlich den Stoff", da geht's demnächst ab; bei dem bereits gestarteten sind mittlerweile die 100% Home-Office Arbeiter durchgeimpft, ohne Altersvorgabe, Vorerkrankungen, ... wie das begründet wird weiss ich ehrlich gesagt auch nicht
b) Langeweile, keine Dosen da, können wir heute ja früher Feierabend machen
c) Chaos pur, Leute stehen ewig Schlange, normale Patienten haben fast keine Chance auf einen Termin. Arzt sitzt nach 20 Uhr immer noch in Praxis und arbeitet Anrufe/Patienten ab. Die sollten vll. mal mit Herrn Gassen reden

13534
Fjodoro hat geschrieben:c) Chaos pur, Leute stehen ewig Schlange, normale Patienten haben fast keine Chance auf einen Termin. Arzt sitzt nach 20 Uhr immer noch in Praxis und arbeitet Anrufe/Patienten ab. Die sollten vll. mal mit Herrn Gassen reden
Wenn man mal darüber nachdenkt, ist alleine folgendes total absurd:

Für wen macht die Kassenärztliche Vereinigung die Impftermine? Für die Impfzentren in BW,Brandenburg,HH,NRW und Sachsen-Anhalt.
Für wen nicht? Für die Kassenärzte - nicht mal für die, die es wollen. Und damit würde sie ihnen viel Telefoniererei abnehmen.
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13535
ruca hat geschrieben: Für wen nicht? Für die Kassenärzte - nicht mal für die, die es wollen. Und damit würde sie ihnen viel Telefoniererei abnehmen.
Noch eins für die Liste: „wer hätte das auch vorher wissen können?“.

13536
Fjodoro hat geschrieben:Ich würd dem Gassen ja höchstpersönlich 5mio Dosen auf sein Grundstück kippen und mich dann mit Popcorn daneben setzen und auf sein Gejammer warten
:hihi: . Und singen dazu "Wir haben in Düsseldorf die längste Theke der Welt".

Tut uns übrigens leid. Im Namen aller Düsseldorfer entschuldigen für uns dafür, dass wir so lausiges Personal (Gassen, Laschet, etc.) in die Pandemie entsenden. :peinlich:

13537
Steffen42 hat geschrieben:Noch eins für die Liste: „wer hätte das auch vorher wissen können?“.
Jupp. Und in die Bresche springen Portale, die von wem weiß ich betrieben werden und munter Daten sammeln (dagegen ist Luca transparent).

Genauso wie jetzt gerade ein nicht allzu kleiner "professioneller" Laufveranstalter mit folgender Abfrage:

"Werden Sie bis zum Lauf geimpft sein (Pflichtangabe)"

1) Nein, ich werde nicht geimpft sein
2) Ja, ich werde die 1. Impfung haben
3) Ja, ich werde vollen Impfschutz haben
4) Genesen - innerhalb von 6 Monaten vor dem Event.

(Alles wörtlich übernommen).

Was geht es den Veranstalter an ob 1 oder 2 (oder "keine Angabe" bzw. "keine Ahnung"), alles führt ggfs. zur Testpflicht.
Und auch der Unterschied zwischen 3+4 hat ihn nicht zu interessieren.
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13538
Der Widerstand gegen die Olympiade in Japan wächst.


https://www.sportschau.de/olympia/olymp ... e-100.html
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

13539
Ab 7. Juni dürfen ja nicht nur Betriebsärzte impfen, nein, dann müssen auch die Privatpatienten nicht mehr in die Impfzentren. (Dass Letztere bislang "außen vor" waren, hat mich allerdings auch gewundert.)

So, braucht noch wer 'nen Impfpass? Hier isser. :D

13541
Steffen42 hat geschrieben:Malte Kreutzfeldt (Follow-Tipp)
Über den Namen bin ich schon in einigen Artikeln "gestolpert", bei denen seine Tweets eingebettet sind. Dem fallen z.B. auch kleine aber nicht unwichtige Änderungen wie die hier am Thesenpapier von Schrappe & Co. auf ...

13542
vinchris hat geschrieben:Über den Namen bin ich schon in einigen Artikeln "gestolpert", bei denen seine Tweets eingebettet sind. Dem fallen z.B. auch kleine aber nicht unwichtige Änderungen wie die hier am Thesenpapier von Schrappe & Co. auf ...
Ja, absoluter Zahlenmensch. Bringt nüchtern und sachlich seine Punkte rüber. Bereitet täglich die Zahlen vom RKI sauber auf.

13543
Boah wat ein Glück! Bin zur Schulung in Köln und in meinem Hotel gibs Abendessen. Zwar stark eingeschränkte Speisekarte, aber für drei Übernachtungen hab ich Abwechslung genug :hurra:

Über was man sich schon freut! :hihi:

Gruss Tommi

13544
leviathan hat geschrieben:"Der Westen" ist hier natürlich sehr pauschal. Du meinst Teile Europas. Die USA waren sehr wohl bereit hohe Opfer zu akzeptieren. Etwas mehr als die Hälfte der USA war dazu eben nicht bereit. Und das hat Trump letztendlich das Amt gekostet. Ob man ihn mag oder nicht. Er konnte sich nur selbst schlagen. Und er hat geliefert :D
Von wegen Pauschal … Trump hat sich nicht nur selbst geschlagen und die Pandemie war auch nicht der einzige Grund, warum er verloren hat …
„Der Westen“ war auch eher noch auf das Blockszenario bezogen, auch wenn beide Blöcke nicht monolithisch einheitlich waren ... nach 89 traten natürlich die Unterschiede verschiedener westlicher Staaten stärker hervor, waren natürlich vorher schon da. Es ging um die grobe richtung. Die USA hat die Panik trotz trump im wensetlichen mitgemacht. Selbst Schweden ist am Ende mehr oder weniger umgefallen.
leviathan hat geschrieben: Man hat hier in Deutschland den Schutz der vulnerablen Gruppen über die Freiheit gestellt.
Hat man das? Ich denke nicht wirklich konsequent. Man hat vorgegeben, das zu tun. Für mich sprechen die Vorfälle in den Alten- und Pflegeheimen und die soziale Verteilung der Opfer eine andere Sprache.
leviathan hat geschrieben: Und das war in Summe von der breiten Masse getragen. Ob man das nun gut findet oder nicht. Die Politik hat letztendlich ausgeführt, was der größere Teil der Bevölkerung wollte. Und wenn man übers Ziel hinausgeschossen ist, haben die Gerichte korrigierend eingegriffen. Das war zwar alles mit Verzug, aber doch gar nicht so schlecht.
Es geht nicht nur darum, was man gut findet. Es geht darum, dass unsere Verfassung auch genau dafür da ist, zu verhindern, dass die Politik etwas ausführt, was der größerer Teil der Bevölkerung angeblich will – wenn das gegen die Verfassung verstößt. (Übrigens, ich denke da liegt eine verzerrte Wahrnehmung und verkürzte Analyse vor … so breit, wie es manche Meinungsumfragen suggerieren, war die Unterstützung nicht. Es wird leider viel manipuliert bei solchen Umfragen durch entsprechende Fragestellungen.)

Wenn man den bisherigen Maßstab so von über 70 Jahren BRD zum Maßstab nimmt .... dann ist das, was in der Pandemiebekämpfung passiert ist, sehr sehr ungewöhnlich, sehr abweichend von der bisherigen Auslegung unserer Verfassung durch die Geschichte der BRD und ganz klar nicht angemessen und nicht verhältnismäßig.
Wenn man das nicht sieht, sollte man sich wirklich mal Gedanken machen, wie fest man gedanklich auf dem Boden unserer Verfassung steht (und ja - diese Gedanken sollten sich alle Parlamentarier machen, die für die letzte Änderung am Infektionsschutzgesetz gestimmt habe). Denn was da gerade passiert, ist politisch extrem gefährlich. Die Daten, die eine Regierungsbehörde liefert, dienen als Grundlage für extreme Grundrechtseinschränkungen und nebenbei wird der Föderalismus ausgehebelt. Das ist ein massiver Angriff auf die Grundlagen unseres demokratisch-freiheitlichen föderalen Systems, anders kann man das nicht formulieren.

Mir ist schon klar, dass die (in ihren wichtigsten Inhalten) nicht demokratisch änderbare Verfassung in der Demokratie eine Art Paradox ist – aber es sollte klar sein, dass sie ein notwendiges, schützendes Paradox ist.
leviathan hat geschrieben: Und wenn man übers Ziel hinausgeschossen ist, haben die Gerichte korrigierend eingegriffen. Das war zwar alles mit Verzug, aber doch gar nicht so schlecht.
Nein, das funktioniert offensichtlich nicht gut genug. Die Gerichte haben keine Chance, mit der Arbeit einigermaßen schnell genug hinterherzukommen. Sobald einen Parlamentsmehrheit die Verfassung massiv missachtet, haben wir ein riesiges Problem.. Das ist gerade in der Pandemie offensichtlich, aber einige würden das vermutlich nur merken, wenn eine NPD 60 % der Parlamentarier*innen stellen würde. Da sich das bei uns auf mehrere, dem Anschein nach freiheitlich-demokratische Parteien verteilt, wirkt das weniger gefährlich – ist es womöglich auch, bleibt aber problematisch. Dazu kommt, dass das BVG immer häufiger eher regierungsstützend und zu milde gegenüber der Legislative agiert … eine Diktatur kann man nicht aufhalten, in dem man sagt: „Ja, war jetzt nicht so gut, ihr habt jetzt sehr lange Zeit dass irgendwie anzupassen, und wenn es dann wieder verfassungswidrig ist, auch nicht so schlimm.“

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

13545
leviathan hat geschrieben: Es ist aber eher die linke Politik (zumindest was diese aktuell fordert), die genau das forciert. Nimm den Mietendeckel. Der ist in Bezug auf die Verteilung völlig ineffizient. Wir haben in Deutschland kein Problem mit Wohnraum. Wir haben ein Problem mit Wohnraum in beliebten Vierteln. Es gibt aber kein Menschenrecht, auf die Wunschwohnung. Und knappe Güter müssen nun mal zugeordnet werden. Das funktioniert bei uns über Geld. Wenn man nun in München Bogenhausen einen Mietendeckel einziehen würden, was würde dann passieren? Die Anzahl der Bewerber würde drastisch steigen. Wie würdest Du nun verteilen:

1. Über das Parteibuch (Lösung der DDR)
2. Social Credit System (Deine chinesische Lösung)
3. Vielleicht darf der Vermieter die hübsche Studentin auch einmal die Woche besuchen

Kurzum suche es Dir aus. Ich habe bisher kein besseres Verteilsystem als Geld gesehen. Es erscheint in vielen Dingen ungerecht. Die Optionen sind aber deutlich schlechter. Von daher sehe ich das anders als Du. Was aber auch ok ist.
Das ist natürlich ein ungemein plakatives Beispiel. Aufgabe der Politik ist ja sowohl Rahmenbedingungen für ausgeglichenes Miteinander (sozialen Zusammenhalt) zu schaffen, als auch harte Grenzen zu setzen um zu verhindern dass Dinge komplett aus dem Ruder laufen.

Dass die Immobilienpreise derart steigen, ist ja auch der Wirtschaftspolitik geschuldet. Hier wäre ein regelnder Eingriff wohl eher angezeigt, als harte Grenzen. Dein Beispiel in diesem Zusammenhang ist für mich ein klassischer Strohmann.

13546
Watstiefel hat geschrieben:Das ist natürlich ein ungemein plakatives Beispiel.
Ich finde das gar nicht plakativ. Es sind sehr gute und validierte Beispiele (weit über dem anekdotischen Niveau). Eine plakative Darstellung habe ich mir verkniffen :wink:
Dass die Immobilienpreise derart steigen, ist ja auch der Wirtschaftspolitik geschuldet. Hier wäre ein regelnder Eingriff wohl eher angezeigt, als harte Grenzen. Dein Beispiel in diesem Zusammenhang ist für mich ein klassischer Strohmann.
Hier ist die Frage wie weit man eingreift. Wenn es wirklich einen Wohnraummangel gibt und nicht nur einen Nachfrageüberhang in bestimmten Stadtteilen, wäre die Frage wie man das Angebot erhöhen kann. Einschränkungen hier könnten ja wirklich eine deutlich unangenehme Besteuerung für Leerstände oder nicht verbaute Grundstücke oder weiß der Geier sein. Eigentum soll ja wirklich verpflichten. Damit hätte man aber nicht die die Verschlechterung der Effizienz in der Verteilung untergraben. Und die positiven Mechanismen des Marktes hätte man dennoch genutzt.
nix is fix

13547
DerC hat geschrieben: Wenn man den bisherigen Maßstab so von über 70 Jahren BRD zum Maßstab nimmt .... dann ist das, was in der Pandemiebekämpfung passiert ist, sehr sehr ungewöhnlich, sehr abweichend von der bisherigen Auslegung unserer Verfassung durch die Geschichte der BRD und ganz klar nicht angemessen und nicht verhältnismäßig.
Wenn man das nicht sieht, sollte man sich wirklich mal Gedanken machen, wie fest man gedanklich auf dem Boden unserer Verfassung steht (und ja - diese Gedanken sollten sich alle Parlamentarier machen, die für die letzte Änderung am Infektionsschutzgesetz gestimmt habe). Denn was da gerade passiert, ist politisch extrem gefährlich. Die Daten, die eine Regierungsbehörde liefert, dienen als Grundlage für extreme Grundrechtseinschränkungen und nebenbei wird der Föderalismus ausgehebelt. Das ist ein massiver Angriff auf die Grundlagen unseres demokratisch-freiheitlichen föderalen Systems, anders kann man das nicht formulieren.
Das sehen unzählige Verfassungsrechtsexperten und auch das Bundesverfassungsgericht offenbar anders als Du.

13548
leviathan hat geschrieben: Kurzum suche es Dir aus. Ich habe bisher kein besseres Verteilsystem als Geld gesehen. Es erscheint in vielen Dingen ungerecht. Die Optionen sind aber deutlich schlechter. Von daher sehe ich das anders als Du. Was aber auch ok ist.
Nee. Auch wenn Mietendeckel offensichtlich (vor allem als einzige Maßnahme) in unserem System nicht funktionieren, so bedeutet das nicht, dass die Verteilung über Geld die beste ist. Zu mal natürlich längst nicht nur über Geld verteilt wird … soziales Kapital ist sehr oft entscheidend.

Manchmal hilft es, nochmal zurück zugehen, sich das vom weiten anzuschauen und sich ohne Denkverbote anzusehen, ob denn eine Entwicklung für unsere Gesellschaft wünschenswert sein kann. Und ich sehe es als problematisch an, wenn ein großer Teil des Pflegepersonals, der Polizei etc sich keine Wohnungen in der Stadt in der sie arebeiten leisten kann etc..

Wie regelt das der Markt? So dass die mit dem ÖPNV oder gar mit einem billigen alten Auto von weit draußen pendeln?

Es muss eben bei der Grundversorgung viel mehr durch die öffentlich Hand gelenkt werden. Staatlicher Wohnungsbau wäre eines der wichtigsten Elemente, und natürlich die Stadtentwicklung im allgemeinen. Da pennt man in vielen deutschen Städten seit Jahrzehnten. Da ist im Moment alles voll mit Fehlanreizen und nicht-intendierten negativen Konsequenzen.

Das Vertrauen darauf, der Markt, werde es schon richten ist ähnlich fatalistisch wie diverse mittelalerlich-religiöse Einstellungen.
Genauer betrachtet, steckt die sehr fragwürdige Idee dahinter, das eine weitgehende Anomie ein gutes System wäre.

Die Optionen – das hört sich an, als wäre die kapitalistische Propaganda tiefe Spuren hinterlassen. Die alternative Option ist ja keine sozialistische Planwirtschaft mit Einparteiendiktatur. Das war eben immer das abschreckende Beispiel, aber natürlich ist die Darstellung, alle Alternativ-Optionen wären ähnlich fragwürdig, nur ein billiger Marketingtrick.

Es war lange Zeit von wirklich breiter Zustimmung getragen, dass die Grundversorgung durch den Staat kontrolliert wird, Gesundheit über die Kliniken, Strom, Wasser, Telekommunikation, etc. Dann hat man das ohne Not aufgekündigt wegen neoliberaler Propaganda, im wesentlichen ist nix dadurch besser geworden. Es hat auch (außer ein paar extrem marktradikalen) niemand gemeint, das wir durch die staatliche Post, Stadtwerke etc in der BRD ein sozialistisches System hätten. Wir haben ja gesehen, dass es auf der anderen Seite im "real existierenden Sozialismus" anders aussah.

Übrigens hätte ein Adam Smith, der ja von den neoliberalen gerne als Vaterfigur missbraucht wird, unseren heutigen Stand der Privatisierung nicht befürwortet. Gerüchte melden dagegen ständige Rotationen aus seinem Grab ... :teufel:

Wohnung ist ein Grundbedürfnis, und die massive Pendelei ist nicht im Interesse von Klimaschutz und auch nicht im Interesse vieler Menschen, die pendeln müssen. Mietendeckel ist der Versuch, sich mit billigem Aktionismus aus der Affäre zu ziehen. Wenn man die Zinspolitik nicht ändern will, muss D das zu seinen gunsten nutzen. Da das Geld zinslos zu haben ist, kann der Staat damit auch Wohnungen bauen. Das wurde vernachlässigt, stattdessen wurde öffentliches Wohneigentum veräußert, weil man die (für Deutschland nicht erstrebenswerte) schwarze Null angebetet hat.

Es liegt auch nicht nur an der Zinspolitik, die hat die Entwicklung nur verschärft. Man hat viel zu wenig geregelt. Eine Uni wächst von 10000 auf 20000 Studierende ... ja, macht mal. Wo die wohnen sollen? Ihr Problem. Für die Vermiter war es geil, weil die WGs (bzw. die Eltern der Bewohner) mehr zahlen wollten und konnten als die Familien. Kannst auch Firmenansiedlungen betrachten, da wird auch zu wenig nachgedacht, wo die Leute denn wohnen sollen.

Das Hauptproblem ist vielleicht, dass viele Menschen, ob als (Nicht-)Wähler*innen oder Politiker*innen anscheinend vergessen haben, dass es bei Politik um mehr als umd Krisen verwalten und Symbole geht. Sondern um die Gestaltung unserer jetzigen und künftigen Lebenswelt.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

13549
Fjodoro hat geschrieben:und c) einer Arztpraxis
...........
c) Chaos pur, Leute stehen ewig Schlange, normale Patienten haben fast keine Chance auf einen Termin. Arzt sitzt nach 20 Uhr immer noch in Praxis und arbeitet Anrufe/Patienten ab. Die sollten vll. mal mit Herrn Gassen reden
Am 12.03.2021 hörte sich das noch anders an:
Zitat:
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Anke Richter-Scheer, Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe und Impfzentrenleiterin sieht das nicht so. Auch sie wünscht sich, dass die Hausärzte besser gestern als morgen in die Impfungen einbezogen würden und sagt: "Wir kriegen das hin."
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https://www.tagesschau.de/inland/innenp ... q-101.html

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow

13550
NME hat geschrieben:Das sehen unzählige Verfassungsrechtsexperten und auch das Bundesverfassungsgericht offenbar anders als Du.
Unzählige? Lustige Propaganda-Übertreibung. Es gibt durchaus Experten, die das ähnlich sehn wie ich. Und in unserer Verfassung geht es gerade um den Schutz von Minderheiten. Wenn als eine Mehrheit etwas anders sieht, ist das nicht zwingend das beste Argument, selbst wenn das die Mehrheit der Experten sein sollte. In China wirst du vielleicht wirklich "unzählige" Experten und Gerichte finden, die die Regierungsmeinung verteidigen und komplett auf Linie sind. Das heißt aber nicht, dass die Recht haben oder das das ein tolles System ist.

Und das BVG hat soweit ich weiß bei den meisten anhängigen Klagen noch nicht endgültig entschieden. Wir werden sehen, was da noch kommt.

Verlass dich doch mal nicht auf die Experten, recherchiere doch mal selbst nach. Geschichte der BRD, Gesundheit, ähnliche Einschnitte? Es ist beispiellos in der Geschichte dieses Staates.

Erschreckend naiv ist deine Haltung für mich. Die freiheitliche Demokratie ist erkämpft worden, auch wenn das im Fall unseres Staates eher andere für uns (und nicht nur für uns) gemacht haben. Dass Sie uns erhalten bleibt, ob dazu diese Naivität einen positiven Beitrag liefert?

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- Sir Roger Bannister

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