4214
von MikeStar
Ich muss zugeben, dass mich die Entwicklung der letzten Wochen etwas erschrocken hat, in gewissem Maße auch verärgert und mein Vertrauen in die Verantwortlichen auch ein wenig angekratzt hat. Vielleicht auch, weil ich eine andere Erwartung an ein Krisenmanagement habe.
Bis zu einem gewissen Punkt haben die Verantwortlichen relativ klar die Situation umrissen, Maßnahmen ergriffen, ihren Weg gegen polemische (ich sage bewußt nicht "kritische") Stimmen verteidigt und an einem Strang gezogen. Ich hatte stets das Gefühl, die Politik ist sich bewußt, was mit den Maßnahmen für Folgen einhergehen und eine Abwägung zwischen Schutz der Risikogruppen, Vermeidung der Ausbreitung und Folgen für die Wirtschaft stattfindet.
Dann fingen die einzelnen Ministerpräsidenten an mit unterschiedlichen Maßnahmen einen "Überbietungswettbewerb" zu starten. Für mich soweit auch noch "hinnehmbar", da ich auch eher zu harte als zu lasche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen würde.
Dann aber kam irgendwann der Zeitpunkt, als es anfing, dass jeder begann sein eigenes Süppchen zu kochen, Lockerungen einzuführen, hier anders als dort.
Das sind die Eigenheiten des Föderalismus, schon klar, aber in einer Situation, die alle betrifft, sollten auch die Maßnahmen aufeinander abgestimmt sein.
Ich hätte mir einen Krisenstab gewünscht, der gemeinsam und bis zum (vorläufigen) Ende der Umstände die Maßnahmen koordiniert und leitet.
Gleichzeitig, und das wundert und ärgert mich am meisten, wurden die Maßnahmen nicht genutzt um das Gesundheitssystem mal wirklich auf Vordermann zu bringen. Überall wird Kohle investiert und der Gesundheitssektor geht in der medialen Präsenz anderer Themen unter. Ja, das Gesundheitssystem wurde durch die Maßnahmen nicht überlastet, aber es müsste doch das Ziel sein, das Gesundheitssystem in eine Lage zu versetzen auch unter "Normalbedingungen" eine solche (vergleichsweise) "harmlose" Pandemie zu bewältigen.
Was passiert, wenn wir mal eine potentiell tödliche Pandemie erfahren?
Corona hat die Schwachstellen in unserem System offen gelegt. Ich habe aber nicht, das Gefühl, dass diese jetzt gefixt werden.
Vielleicht ist das auch nur meine Wahrnehmung, aber es erschreckt mich.
Selbst in solch "unkritischen" Bereichen wie Sport, zeichnen sich die Verantwortlichen durch erschreckende Zurückhaltung aus. Selbst der DFB ist nicht in der Lage, seinen Landesverbänden aufzuerlegen ein gemeinsames Konzept auszuarbeiten, wie es weitergehen kann. Klar, die Entwicklung der Pandemie steht noch in den Sternen, aber gerade dann, muss ich doch einen gemeinsamen Weg finden, gerade bei solch sozial relevanten Dingen wie Sport, Bildung oder Kultur.
So gut das Management am Anfang zur Vermeidung einer Ausbreitung war, so schwach finde ich die Fortsetzung in der jetzigen Situation.
Über die Medien und das Verhalten mancher Mitmenschen will ich gar nicht reden, was sich dort erlaubt, geht sogar unter B*LD-Niveau.