SEhr hat geschrieben:Letztendlich ist ein Herr Drosten schon sehr pessimistisch und ein Herr Wodarg eher optimistisch.
Zunächst mal ist Drosten Wissenschaftler mit dem Schwerpunkt Virologie und Wodarg Arzt mit dem Schwerpunkt Psychologie. Drosten sagt und empfiehlt das, was er wissenschaftlich belegen kann, während andere wie der Autor des Artikels einfach mal ihre durch nichts belegbare Meinung in den Raum werfen. Von Drosten würdest du nie eine Aussage der Qualität "SARS-CoV-2 ist die Mutation eines Erkältungsvirus" wie in dem Artikel hören. Von daher fehlt es den meisten "Optimisten" in dieser Pandemie an wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit.
Ich bin weder ein besonderer Fan von Drosten oder anderen Wissenschaftlern noch halte ich sie für allwissende Propheten. Jeder dieser Wissenschaftler hat auch immer wieder betont, dass sie die Pandemie ausschließlich aus der Brille des Wissenschaftlers, Epidemiologen, Virologen betrachten. Da kann die Empfehlung nur lauten, die Menschen zu isolieren, um die Ausbreitung zu stoppen. Das wird hier im Forum genau wie von Wodarg gern als Panikmache bezeichnet. Es ist aber eine Pandemie und insbesondere am Anfang gab es kaum wissenschaftliche Belege dafür, wie gefährlich diese Pandemie ist. Auch jetzt sind viele Aspekte noch völlig unklar. Daher war die Arbeitshypothese erstmal ein Worst-Case-Szenario (zumindest in Asien und Europa) und man musste erstmal ein Gefühl dafür bekommen, wie gefährlich die Situation wirklich (= wissenschaftlich belegbar) ist.
Von Seiten der Wirtschaftswissenschaftler wird die Empfehlung logischerweise völlig anders lauten. Aufgabe der Politiker ist es, unter Berücksichtigung aller Empfehlungen die richtige Entscheidung zu treffen, denn sie sind letztlich für die Folgen ihrer Entscheidungen verantwortlich, nicht Drosten oder andere Virologen und auch nicht irgendwelche Wirtschaftswissenschaftler.
Wenn ich mir Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt anschaue, haben wir einerseits Glück gehabt (wenn ich uns mit Italien oder Spanien vergleiche), andererseits auch vieles richtig gemacht (wenn ich uns mit USA, Brasilien oder Russland usw. vergleiche), in mancher Beziehung auch zu spät reagiert. Im Detail hätte man manches anders und besser gestalten können, vielleicht waren einige der Maßnahmen auch nicht nötig, auf der anderen Seite hätten andere Maßnahmen vielleicht auch mehr gebracht. Und mir ist auch klar, dass jeder in seinem ganz persönlichen Umfeld Beispiele dafür findet, wo die Maßnahmen wie Willkür, Unsinn oder Realsatire erscheinen. Aber ich möchte nicht mit den Politikern tauschen.
Als Gegenbeispiel wird hier häufiger Schweden angeführt, die versucht haben, die Risikogruppen zu schützen, aber ansonsten das öffentliche Leben möglichst wenig einzuschränken. Das Resultat ist aktuell eine deutlich höhere Sterberate (was sich bis zum Ende der Pandemie noch ändern kann) und die wirtschaftliche Situation ist dort nicht besser als hier, weil sich die Leute am Ende freiwillig auf das beschränkt haben, was in anderen Ländern auch funktioniert hat. Es ist ihnen nicht mal gelungen, die Risikogruppen wirksam zu schützen.
Ich persönlich glaube, dass die größte wirtschaftliche Bedrohung nicht von der Pandemie selbst ausgeht, sondern von der katastrophalen Situation in der größten Wirtschaft der Welt. Die USA werden den Rest der Welt wirtschaftlich in den Keller ziehen und daran werden wir in Europa kaum etwas ändern können, egal wie ob wir schneller oder langsamer lockern.
VG Frank
5km - 19:38 (2009) ~ 10km - 40:02 (2011) ~ 15km - 61:07 (2010) ~ 10M - 67:37 (2009) ~ HM - 1:29:01 (2008) ~ M - 3:14:29 (2012)
Nächster Wettkampf: TBD