leviathan hat geschrieben:Das würde aber auch bedeuten, daß der Spuk bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs weitergeht. Die drastische Einschränkung der Freiheit über einen so langen Zeitraum halte ich für sehr problematisch. Mir ist heute ein schönes Zitat von B. Franklin über den Weg gelaufen:
"Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit."
Dem könnte man noch hinzufügen, daß er es wohl auch nicht bekommen wird.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob Franklin konkret an eine Virus-Epidemie dachte, als er das Sprichwort geprägt hat.
Ich halte die drastische Einschränkung der Freiheit schon jetzt für problematisch, die Frage ist aber doch, welche Alternative wir haben. Aus meiner Sicht ist genau dieses Szenario, also „Spuk bis zum Impfstoff“, der Punkt, weshalb viele Experten eine EDV-gestützte Lösung fordern. Wenn wir die Maßnahmen schrittweise lockern, wird der Druck auf das Gesundheitssystem wieder steigen, Einerseits durch die Zahl an schweren Verlaufsfällen und andererseits auf die Gesundheitsämter bzgl. der Nachverfolgung und lokal begrenzte Maßnahmen, die dann nur einzelne Menschen oder kleinere Gruppen oder Bezirke betreffen.
Letztlich muss man dann grob zwischen drei Faktoren abwägen. Die Einschränkung von Grundrechten durch die Maßnahmen, die Gefahr der Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung durch EDV-Lösungen und die Risiken der Virusepidemie. Das Problem daran ist aus meiner Sicht, dass wenn wir wieder in ein exponentielles Wachstum gelangen und unser Gesundheitssystem überfordern, dann ist das die schlechteste aller Möglichkeiten. Weil das wird definitiv am Ende zu einem noch härteren Lockdown führen.
Aus meiner Sicht haben wir gerade eine ziemlich gute Ausgangsposition, gerade wenn wir sie mit ähnlichen Industrieländern vergleichen. (Spanien, Italien, Frankreich, Grossbritannien, USA...). Die sollten wir nutzen, um einerseits jetzt in den nächsten Wochen wieder möglichst viel Normalität zu generieren. Wir müssen dann aber auch ggf, andere Risiken eingehen und diese zuvor minimieren, wie beispielsweise eine App-Lösung. Da nur laut Überwachungsstaat zu rufen ist mir zu einfach. Es gibt mittlerweile genügend konkrete Vorschläge, wie so eine Lösung Risikoarm umsetzbar wäre.
Man kann das natürlich auch von der anderen Seite angehen und sagen: Alles Murks, es gibt kein virologisches Risiko und wir lassen einfach laufen. Dann bräuchten wir aber vorher auch eine breite gesellschaftliche Debatte, wen wir im Zweifel sterben lassen, wenn die Kliniken voll sind. Ich finde, dass sollte dann keine individuelle ärztliche Entscheidung sein. Das sollte dann die Gesellschaft verantworten.