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"So ein Marathon wäre doch mal cool..."

"So ein Marathon wäre doch mal cool..."

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"So ein Marathon wäre doch mal cool..." war in etwa der Satz, der Ende letzten Jahres sehr unüberlegt über meine Lippen gekommen ist und trotzdem meine letzten 6 Monate geprägt hat und dies wahrscheinlich auch für die nächsten Jahre tut.

Aber eines nach dem anderen. Mit 19 von zuhause ausgezogen, war es anfangs ein Genuss den Nachtisch vor dem Essen verspeisen zu dürfen. Nur über die Jahre hat sich davon immer mehr in Körpferfett angelegt. Ich war nicht fett, aber fühlte mich sehr schlapp und unsportlich. Und so kam es, dass ich mit 23 aus dem schlechten Gewissen heraus anfing ein paar Kilometer zu laufen. Erst einen, dann zwei, dann drei... Und schon war es nicht mehr so abwägig sich für einen Firmenlauf (6km) anzumelden. Eine Distanz, die ich vorher noch nie gelaufen bin.
Das Gefühl ein erstes Mal an einer Startlinie zu stehen kennt wahrscheinlich jeder von euch. Eine Mischung aus Euphorie und Fremdscham. Aber irgendwie lässt man sich darauf ein und hat am ganzen Körper Gänsehaut. Getragen von der Stimmung kam ich halbtot nach 6km im Ziel an, während schon Läufer vom Hauptlauf vor mir standen... weniger kaputt... meine ersten japsenden Worte waren: "Nächstes Jahr schaff ich die 10km"
Die Kollegen lachten, doch im Jahr drauf hatte ich mich tatsächlich für den 10km Lauf eingetragen und auch in unter einer Stunde geschafft. Ziel erreicht! Jetzt konnte ich einen Hacken an das Thema Laufen machen. Nach diesem Rennen war ich auch kaum noch Laufen. Die Form aus dem Stand 6-8km zu schaffen konnte ich zwar erhalten, für mehr fehlte aber die Motivation. Bis zum letzten Jahr...

Mit mitlerweile 26 Jahren hatte ich aus einer Schnapsidee heraus mit einem Kumpel ausgemacht, dass wir Ende 2020 einen Marathon zusammen laufen werden. Uns beiden war die Naivität von Anfang an klar. Jeder vertraute darauf, dass der andere zuerst absagen würde.
Als Anfang März dann immer noch keiner sich die Blöße geben wollte haben wir Nägel mit Köpfen gemacht. Zuerst die offizielle Anmeldung zum Rennen Mitte September und dann ab in einen 6 monatigen Trainingsplan. Vorher war das Maximum der Gefühle einmal pro Woche laufen. Jetzt fing der Plan direkt mit 3 Einheiten an... doch es ging.
Mitte März wurde das ganze dann nochmal um einiges einfacher. Durch die globale Pandemie gab es weitaus weniger gesellschaftliche Verfplichtungen, die einem vom Training abhielten. Nach zwei Wochen war dann auch der vorherige Distanzrekord von 12km eingestellt und nach 6 Wochen der Halbmarathon gelaufen. Alles weil ich mich so gut an den Trainingsplan gehalten habe? Natürlich nicht. Mir wurde schnell klar, dass ein Trainingsplan mehr als Richtwert als als Zwang zu sehen ist. Mal geht einen besser, dann wir mehr gemacht, und mal zwickt irgendwas im Laufapparat, dann gibt es mal einen Tag mehr Pause. Und regelmäßig wird der komplette bevorstehende Plan neu betrachtet und umstrukturiert. Schließlich hatte ich nach gerade mal zwei Monaten so viele Laufkilometer gesammelt wie in allen vorherigen Jahren zusammen. Das spiegelt sich in wachsender Erfahrung wieder.
Nachdem der Lockdown gelockert wurde war es endlich möglich mit meinem Kumpel zusammen die langen Routen zu bestreiten, die zu dem Zeitpunkt eine Länge von 23km hatten. Es wurde zu einem neuen Sonntagsritual. Früh aufstehen, Frühstücken, Laufen gehen, Mittagessen. Anfangs war die Startzeit 10 Uhr. Im Laufe des Hochsommers sank die Zeit immer weiter auf 6 Uhr!!! Hätte ich meinem 19 jährigen Ich gesagt, dass ich mal am Sonntag freiwillig um 5 Uhr aufstehe um dann 4 Stunden laufen zu gehen nur um dann den kompletten restlichen Tag ausgepowert daheim herumzuliegen, er hätte mich für verrückt gehalten. Auch alleine der Fakt, dass in unseren Leben nicht so viel los ist um jeden Sonntag mehrere Stunden Gesprächsstoff zu haben stellte sich als Problem heraus. Ein lösbares Problem: Mittlerweile bereiten wir für jeden Lauf eine Liste an Rätsel vor und spielen währenddessen "Wer bin ich?". Am Anfang hat es sich komisch angefühlt, aber jetzt freue ich mich jede Woche darauf welche Rätsel mein Laufpartner vorbereitet hat.
Mit den Monaten wurden die Trainingseinheiten nichts besonderes mehr, die gesamten Kilometer stiegen immer weiter und der längste Lauf betrug irgendwann jede Woche 32km. Mein Leben hat sich seit März massiv verändert. Ich habe im Alltag viel mehr Ausdauer, fühle mich fitter, und habe quasi einen Drang, der mich immer wieder in die Laufschuhe zwingt.
Das Rennen im September wurde zwar abgesagt, aber was jetzt wöchtenlich über 32km mit einem Trinkrucksack geht, wird in zwei Wochen auch über 42km gehen. Und danach wird es weiter gehen für die Vorbereitung für den ersten offiziellen Marathon 2021 :wink:

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JoelH hat geschrieben:Thema verfehlt würde ich sagen.
Sehe das schon als einen "persönlichen Erfolg". Jedenfalls mehr als ein Tagebuch/Blog, weil es nur ein einmaliger Bericht sein sollte.

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Kommt halt drauf an wie der TE "persönlichen Erfolg" definiert - vllt. fällt ja folgendes darunter...
MisterOktopus hat geschrieben:Mein Leben hat sich seit März massiv verändert. Ich habe im Alltag viel mehr Ausdauer, fühle mich fitter, und habe quasi einen Drang, der mich immer wieder in die Laufschuhe zwingt.

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JoelH hat geschrieben:Thema verfehlt würde ich sagen.
In diesem Jahr, in dem gefühlt 95% aller Laufveranstaltungen ausfallen, würde ich das nicht so eng sehen, wenn statt über Laufveranstaltungen vermehrt über persönliche Lauferlebnisse berichtet wird.

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MisterOktopus hat geschrieben: Im Laufe des Hochsommers sank die Zeit immer weiter auf 6 Uhr!!!
Wenn ich eine Kleinigkeit einwenden darf,die meisten Wettkämpfe beginnen zwischen 8-10 Uhr ,daher sollte man auch mal laufen wenn es etwas wärmer ist.
Man kann auch laufen bei Hitze trainieren,und hat dann einen deutlichen Vorteil gegenüber den Hitzeopfer ab Kilometer 30.
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Wer immer gesagt hat,Liebe kann man nicht kaufen hatte nur nicht genug Geld
R.De Niro
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