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Widerspruch deutsche vs. englische Trainingsliteratur

Widerspruch deutsche vs. englische Trainingsliteratur

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Hallo,

ich habe irgendwie den Eindruck, dass sich "deutsche" und "angelsächsische" Trainingsliteratur hinsichtlich der HF-Zonen irgendwie widersprechen.

Konkret:
In der deutschen Trainingsliteratur (Steffny, Sportwissenschaften Unislides, Runnersworld, lauftipps.ch, sonstige Quellen) wird häufig zwischen REKOM (ca. 60%-70% HFmax), GA1 (ca. 70%-75/80% HFmax), GA2 und darüber hinaus Schwellenbereichen unterschieden. Häufig wird auch von langsamen, mittleren, ruhigen oder flotten Dauerläufen gesprochen. Egal, wie die Definitionen und Zoneneinteilungen genau sein mögen, Konsens herrscht meist darüber, dass selbst Profis einen Großteil ihres Trainings im GA1 Bereich, also irgendwo zwischen 70%-80% der HFmax, abspulen.

In der englischen Trainingsliteratur wird häufig zwischen Zone 1 (50%-60%), Zone 2 (60%-70%), Zone 3 (70%-80%), etc. bis Zone 5 (immer in % der individuellen HFmax) unterschieden.

Die "angelsächsische" Zone 3 (70%-80%) entspricht also etwa dem "deutschen" GA1 Bereich.

Was mich irritiert ist, dass angelsächsische Quellen betonen wie wichtig Zone 2, also der "deutsche" REKOM Bereich ist, und bezeichnen Zone 3, also den "deutschen" GA1 Bereich, häufig als "no man´s land", den man versuchen sollte zu meiden.

Was denn nun? Sofern sich deutsche und angelsächsische Athleten nicht fundamental physiologisch unterscheiden, widersprechen sich die Infos hinsichtlich der optimalen Trainingsbereiche. Angelsachsen promoten den 60-70% HFmax Bereich, Deutsche den 70-80% Bereich.

Würde mich über Eure Einschätzungen sehr freuen.

Danke

P.S. Ich weiß, es gibt ein paar alte Hasen, die einfach empfehlen werden den Pulser wegzulassen und einfach zu laufen. Das mache ich mittlerweile meistens auch. Es geht mir mehr um des vermeintlichen Rätsels Lösung als um meine persönliche Trainingsroutine.

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Darum auch der Brexit. Es hat einfach nicht gepasst zwischen dem Festlandseuropäern und den Insulanern.
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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Hallo,

zugegegeben, folgende Quellen sind nicht vergleichbar mit Uni Slides der Sporthochschule Köln oder Steffny, aber dennoch:

https://www.trainingpeaks.com/blog/trai ... 3-plateau/
https://theathleteblog.com/heart-rate-training-zones/
https://www.youtube.com/watch?v=I_qY9UczTGg
https://www.active.com/triathlon/articl ... ained-2979
https://www.runnersworld.com/beginner/a ... -training/ (bei Runnersworld sollen in Zone 3, also deutsche GA1, Temporuns absolviert werden!?)

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Du musst schon genauer lesen, in den Links geht es nicht nur um HF Max. Manchmal ist es von Threshold, dann wiederum Belastungsgefühl oder Heart Rate Reserve. ... habe jetzt nicht alles durchgeklickt. Ist halt immer die Frage, was ist die Bezugsgröße und da gibt es eben mehr als nur die HF max.

Edit: ein bisschen Abweichung kommt dann auch Trainingstheorie bedingt. Gibt schließlich nicht nur eine :zwinker5:

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eth hat geschrieben:Hallo,

zugegegeben, folgende Quellen sind nicht vergleichbar mit Uni Slides der Sporthochschule Köln oder Steffny, aber dennoch:

https://www.trainingpeaks.com/blog/trai ... 3-plateau/
https://theathleteblog.com/heart-rate-training-zones/
https://www.youtube.com/watch?v=I_qY9UczTGg
https://www.active.com/triathlon/articl ... ained-2979
https://www.runnersworld.com/beginner/a ... -training/ (bei Runnersworld sollen in Zone 3, also deutsche GA1, Temporuns absolviert werden!?)
Da ist nicht HfMax (HR), sondern von Herzreserve (HRR) die Rede:
[Max HR – Resting HR] * xx% + Resting HR.
also bezogen auf den Bereich der Ruhefrequenz bis zur maximalen Herzfrequenz in %
Hinweis:
Triathleten nehmen gerne die Bezeichnungen aus dem Radsport an.
Tom

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eth hat geschrieben:Hallo,

zugegegeben, folgende Quellen sind nicht vergleichbar mit Uni Slides der Sporthochschule Köln oder Steffny, aber dennoch:
Unter Literatur verstehe ich was komplett anderes, aber nun gut.
das führt dich hier her
Hier liegt der rFTP zugrunde. Die arbeiten also eher nach Watt als HF.

Die Jungs nutzen
To calculate heart rates all you need to do is input your data in the Target Heart Rate formula = [Max HR – Resting HR] * xx% + Resting HR.
die Target-HR-Formel.
Okay, interessant, hier wird gar nicht direkt auf die Zonen eingegangen, sondern sie werden von der RPE abgeleitet. Schnauf-O-Meter ähnliche Gefühlsskala.
eth hat geschrieben: https://www.runnersworld.com/beginner/a ... -training/ (bei Runnersworld sollen in Zone 3, also deutsche GA1, Temporuns absolviert werden!?)
Da findet sich folgendes:
There are various models of heart-rate training zones (all with their own labels), but most nonelite runners follow five zones established by heart-rate monitor company Polar, based on research from the 1970s.
Die Firma Polar hat das einfach mal so eingerichtet in ihren Produkten. Welche "Researches" das auch immer waren auf denen das System basiert.

Übrigens erscheint mir letzteres "gefühlt" des Rätsels Lösung zu sein, das ist die Skala von Polar, basierend auf Untersuchungen aus den 1970ern. Es wäre interessant diese Quellen näher zu beleuchten bzw. benennen zu können.
Bild
Über mich
wo ich herkomme Am Anfang war da der Bauchspeck und wo ich zuletzt gelaufen bin Joels Daily Challenge - Streakrunning

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eth hat geschrieben:Hallo,

ich habe irgendwie den Eindruck, dass sich "deutsche" und "angelsächsische" Trainingsliteratur hinsichtlich der HF-Zonen irgendwie widersprechen.

Konkret:
In der deutschen Trainingsliteratur (Steffny, Sportwissenschaften Unislides, Runnersworld, lauftipps.ch, sonstige Quellen) wird häufig zwischen REKOM (ca. 60%-70% HFmax), GA1 (ca. 70%-75/80% HFmax), GA2 und darüber hinaus Schwellenbereichen unterschieden. Häufig wird auch von langsamen, mittleren, ruhigen oder flotten Dauerläufen gesprochen. Egal, wie die Definitionen und Zoneneinteilungen genau sein mögen, Konsens herrscht meist darüber, dass selbst Profis einen Großteil ihres Trainings im GA1 Bereich, also irgendwo zwischen 70%-80% der HFmax, abspulen.

In der englischen Trainingsliteratur wird häufig zwischen Zone 1 (50%-60%), Zone 2 (60%-70%), Zone 3 (70%-80%), etc. bis Zone 5 (immer in % der individuellen HFmax) unterschieden.

Die "angelsächsische" Zone 3 (70%-80%) entspricht also etwa dem "deutschen" GA1 Bereich.

Was mich irritiert ist, dass angelsächsische Quellen betonen wie wichtig Zone 2, also der "deutsche" REKOM Bereich ist, und bezeichnen Zone 3, also den "deutschen" GA1 Bereich, häufig als "no man´s land", den man versuchen sollte zu meiden.

Was denn nun? Sofern sich deutsche und angelsächsische Athleten nicht fundamental physiologisch unterscheiden, widersprechen sich die Infos hinsichtlich der optimalen Trainingsbereiche. Angelsachsen promoten den 60-70% HFmax Bereich, Deutsche den 70-80% Bereich.

Würde mich über Eure Einschätzungen sehr freuen.

Danke

P.S. Ich weiß, es gibt ein paar alte Hasen, die einfach empfehlen werden den Pulser wegzulassen und einfach zu laufen. Das mache ich mittlerweile meistens auch. Es geht mir mehr um des vermeintlichen Rätsels Lösung als um meine persönliche Trainingsroutine.
In der Theorie ein Problem, schauen wir uns doch mal die Praxis an.
Alle Angaben, egal welche, haben als Bezugsgröße die Hfmax. Und da fängt das Problem schon an. Bestimmung Hfmax:
Berechnen nach irgendwelchen Formeln => wie bekannt der falsche Ansatz, passt für die meisten nicht.
Selbsttest durch volle Belastung / Intervalle / Sprints => das Ergebnis ist stark von der Motivation und der Bereitschaft "sich zu quälen" abhängig. Dieser Test ist zudem nicht für alle ratsam, zum Beispiel Ältere, Anfänger, etc.
Leistungstest beim Sportarzt => es entstehen Kosten und es ist zeitintensiv, wird daher nicht regelmäßig durchgeführt. D. h., man trainiert nach Vorgaben, die nicht mehr aktuell sind.

Also ist die Ausgangsgröße Hfmax schon mal nicht sicher.

Dann weiter. Du misst im Training deine aktuelle Herzfrequenz . Jedes Messmittel hat seine Messtoleranz. Gehen wir von moderaten +- 2 % Toleranz aus.
Die Anzeige 150 bpm bedeutet dann eine mögliche Streuung zwischen 147 bpm bis 153 bpm in der Realität.

Zusammengefaßt heißt das, es wird eine vage Ausgangsgröße ins Verhältnis zu einem vagen Messergebnis gesetzt. Kann klappen, muss aber nicht.

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow

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Santander hat geschrieben:In der Theorie ein Problem, schauen wir uns doch mal die Praxis an.
Alle Angaben, egal welche, haben als Bezugsgröße die Hfmax. Und da fängt das Problem schon an. Bestimmung Hfmax:
Berechnen nach irgendwelchen Formeln => wie bekannt der falsche Ansatz, passt für die meisten nicht.
Selbsttest durch volle Belastung / Intervalle / Sprints => das Ergebnis ist stark von der Motivation und der Bereitschaft "sich zu quälen" abhängig. Dieser Test ist zudem nicht für alle ratsam, zum Beispiel Ältere, Anfänger, etc.
Leistungstest beim Sportarzt => es entstehen Kosten und es ist zeitintensiv, wird daher nicht regelmäßig durchgeführt. D. h., man trainiert nach Vorgaben, die nicht mehr aktuell sind.

Also ist die Ausgangsgröße Hfmax schon mal nicht sicher.

Dann weiter. Du misst im Training deine aktuelle Herzfrequenz . Jedes Messmittel hat seine Messtoleranz. Gehen wir von moderaten +- 2 % Toleranz aus.
Die Anzeige 150 bpm bedeutet dann eine mögliche Streuung zwischen 147 bpm bis 153 bpm in der Realität.

Zusammengefaßt heißt das, es wird eine vage Ausgangsgröße ins Verhältnis zu einem vagen Messergebnis gesetzt. Kann klappen, muss aber nicht.
Auch wenn ich jetzt vielleicht gesteinigt werde, nachdem man mit einem Brustgurt und einer passenden Uhr nach mehreren Messungen mal seine Schwellen-HF ermittelt gekriegt hat ist die meines Wissens (und meines Gefühls) nach sehr brauchbar. Richtet man die Zonen an dieser aus (was Garmin ja auch vorschlägt) haut das wirklich sehr gut hin. Nach %HF-Max sind die Zonen absoluter Mist und viel zu niedrig angesetzt, ich kann damit niemals länger als zehn Minuten in Zone 2 laufen, selbst wenn ich auf meinen höchsten jemals glaubhaft gemessenen Wert noch 5 Schläge draufschlage, was absolut übertrieben wäre. HRR ist übrigens bei mir schonmal genauer.

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Des weiteren geht es in diesem Thread auch gar nicht darum die Zonen für sich zu bestimmen, sondern um die komplett unterschiedliche Einteilung an sich. Hier hast du fünf Zonen meist in Zehner Schritten angeordnet, da hast du völlig individuelle Einteilungen.

Das war ja die Frage. Nicht wie nach die für sich korrekte Werte ermittelt.

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Das (7-)Zonenmodell kommt aus dem Radsport und wurde von u.a. Andrew Coggan definiert. Kennt man auch in Strava. Dabei ist die Schwellenleistung FTP mit 100%+-x% in Zone 4 als Referenzpunkt gelegt.
Im Triathlon wurde das Modell für die Läufer adaptiert und die FTP-Leistung aus dem Radsport mit dem r(!)FTP abgegrenzt. Dadurch kann man in der selben Metrik bleiben, was für Triathleten einfacher zu handeln ist.

Findet man die HF-Angaben zu niedrig, sollte man schauen, ob diese nicht in %HRRmax angegeben sind, statt der erwarteten %HFmax.

Damit ist m.E. der Unterschied nicht zwischen deutscher und englischer Literatur zu erklären, sondern weil auf unterschiedliche Sportarten geschaut wird. Aber das ist nur meine subjektive Beobachtung und empirisch nicht abgesichert ;-)
Tom

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eth hat geschrieben:Hallo,

ich habe irgendwie den Eindruck, dass sich "deutsche" und "angelsächsische" Trainingsliteratur hinsichtlich der HF-Zonen irgendwie widersprechen.

Konkret:
In der deutschen Trainingsliteratur (Steffny, Sportwissenschaften Unislides, Runnersworld, lauftipps.ch, sonstige Quellen) wird häufig zwischen REKOM (ca. 60%-70% HFmax), GA1 (ca. 70%-75/80% HFmax), GA2 und darüber hinaus Schwellenbereichen unterschieden. Häufig wird auch von langsamen, mittleren, ruhigen oder flotten Dauerläufen gesprochen. Egal, wie die Definitionen und Zoneneinteilungen genau sein mögen, Konsens herrscht meist darüber, dass selbst Profis einen Großteil ihres Trainings im GA1 Bereich, also irgendwo zwischen 70%-80% der HFmax, abspulen.

In der englischen Trainingsliteratur wird häufig zwischen Zone 1 (50%-60%), Zone 2 (60%-70%), Zone 3 (70%-80%), etc. bis Zone 5 (immer in % der individuellen HFmax) unterschieden.

Die "angelsächsische" Zone 3 (70%-80%) entspricht also etwa dem "deutschen" GA1 Bereich.



Was mich irritiert ist, dass angelsächsische Quellen betonen wie wichtig Zone 2, also der "deutsche" REKOM Bereich ist, und bezeichnen Zone 3, also den "deutschen" GA1 Bereich, häufig als "no man´s land", den man versuchen sollte zu meiden.

Was denn nun? Sofern sich deutsche und angelsächsische Athleten nicht fundamental physiologisch unterscheiden, widersprechen sich die Infos hinsichtlich der optimalen Trainingsbereiche. Angelsachsen promoten den 60-70% HFmax Bereich, Deutsche den 70-80% Bereich.

Würde mich über Eure Einschätzungen sehr freuen.

Danke

P.S. Ich weiß, es gibt ein paar alte Hasen, die einfach empfehlen werden den Pulser wegzulassen und einfach zu laufen. Das mache ich mittlerweile meistens auch. Es geht mir mehr um des vermeintlichen Rätsels Lösung als um meine persönliche Trainingsroutine.
Hi,

also die Grundlagenausdauer ist definitiv nicht zu unterschätzen. Speziell bei einem Anfänger ist dies der entscheidende, fortbringende Weg, um wirklich Fuß zu fassen. Um mit einem gewissen Trainingszustand weitere Fortschritte zu erzielen, hilft es nicht mehr nur die Grundlagenausdauer zu trainieren, da sich der Körper daran schon gewöhnt hat. Man muss also neue Reize setzen durch Intervalltraining z.B.. Da wird auch mehr Fett verbrannt.

Ich hoffe das hilft!
Hallo Zusammen,

mein Motto: Run to be happy!

Ich empfinde nichts anderes als Glücksgefühle, wenn ich nach einem entspannten oder auch sehr anstrengenden Lauf nach Hause komme und so richtig fertig bin. Da weiß ich, dass ich was gemacht hab. Dazu war ich draußen an der frischen Luft und habe meinen Sauerstofftank aufgefüllt!

Ich freue mich auf interessante Diskussionen und Neuigkeiten aus der Laufwelt!
Antworten

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