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Laufen in Corona-Zeiten oder: Lufthansa mit zweitem Standbein

Laufen in Corona-Zeiten oder: Lufthansa mit zweitem Standbein

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Beflügelt von der Erkenntnis, dass man auch in Corona-Zeiten seiner Wettkampflust frönen kann, hatte ich ermittelt, dass als einer der wenigen der Herbstlauf in Köln-Porz stattfinden sollte – mit entsprechendem Hygienekonzept und sonstigem Pipapo, versteht sich. Also rief ich die Anmeldemaske auf, gab brav sämtliche benötigte Daten ein, entschied mich für den Halbmarathon und klickte auf den Anmelde-Button. Sekundenschnell kam die Antwort „Teilnehmerlimit erreicht“ Kein Problem, dann melde ich halt für den Zehner. Also nochmal alles eingegeben, 10 km ausgewählt, Melde-Button – und wieder Antwort „Teilnehmerlimit erreicht“ Hmm, aber es bleibt ja noch der Fünfer. Ergo: Dateneingabe die dritte, 5 km, Melde-Button und dann – „Teilnehmerlimit erreicht“. Ja, verdammte Hacke, warum lassen die einen die Arbeit machen, um dann „Ätsch, is‘ nicht!“ zu rufen?!

Sauer, wie ich war, schrieb ich das dem Zeitnehmer. Der reagierte auch prompt, und kurze Zeit später erhielt ich eine Mail, dass die Veranstaltung auf 500 Teilnehmer insgesamt begrenzt sei und der Halbmarathon selbst noch einmal auf maximal 130 Läufer. Vorgabe der Stadt Köln! Okay, kann ich ja verstehen, aber warum platziert man so eine wichtige Info nicht direkt auf der Webseite und warum sperrt man dann nicht die Anmeldung, wenn das Limit erreicht ist? Ein Goodie gab’s aber noch drauf zu, nämlich (Zitat) „Durch eine Abmeldung sind nun gerade noch einmal drei Plätze (außer HM) frei geworden, Sie können es jetzt gerne noch einmal probieren.“ Ich bin erstaunt, welche Fortschritte die Mathematik seit Ende meines Studiums doch gemacht hat, denn nun gilt ja offiziell „500 – 1 = 497“. Egal, ich gab die Daten ein viertes Mal ein und meldete für den Fünfer.

2 Tage vor dem Lauf erhielt ich eine Mail mit einem Begleitschreiben und bereitete mich gründlich vor durch intensives Studium der 6 Seiten „Wichtige Informationen“. Die 136 gemeldeten 5 km-Läufer waren in 30-er Gruppen unterteilt, die im Abstand von jeweils 5 Minuten starten sollten. Zwecks „Entzerrung auf der Laufstrecke“ waren die Gruppen nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt. Nach Ermittlung meiner Startzeit (Teilnehmerliste) plante ich meine Anreise so, dass ich punktgenau „15-20 Minuten vor der eigentlichen persönlichen Startzeit“ meine Startnummer abholen konnte, und legte für den Lauftag die Kleine Schwarze bereit, die auf dem Gelände, aber nicht während des Laufes zu tragen war.

Vor Ort war das auch alles vorbildlich organisiert: Eine Helferin überwachte, dass immer nur einer zur Startnummernabholung schritt, wobei die Helfer dort durch eine Plexiglasscheibe mit schmalem Durchlass abgetrennt waren. Eine andere Helferin regelte den Toilettenzugang usw. Im Startbereich sorgten deutlich sichtbare, aufgemalte Aufstellpunkte für ausreichend Abstand, und lange stand man da sowieso nicht. Auch wenn deutschland- und europaweit die Infiziertenzahlen hoch gehen: Laufveranstaltungen mit einem derart ausgefeiltem und überwachtem Hygienekonzept sind daran mit Sicherheit nicht beteiligt – selbst für den Fall, dass 4 aktuell Infizierte dabei gewesen sein sollten. (Bei 796 Infizierten pro 100.000 Einwohnern ist 4 der rein rechnerisch ermittelte Wert, falls alle Läufer aus Köln gekommen wären. Die unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wahrscheinliche Zahl dürfte noch geringer sein.)

Das kleine 30-er Feld zog sich nach dem Start schnell weiter auseinander. Anfangs lief ich eine Zeitlang hinter einem Läufer her, der vielleicht 10 Meter vor mir rannte, alle anderen waren entweder weit davor oder weit hinter mir. Obwohl ich nicht sonderlich ängstlich bin, ging mir doch so durch den Kopf, dass, wenn ich die ganze Zeit in diesem Abstand hinter meinem Vordermann laufen würde, ich seine Abgase einatmen würde – ähnlich wie wenn langsam ein Auto vor einem fährt. Und was, wenn nun ausgerechnet derjenige einer der 4 oder 3 oder 2 oder auch der einzige wäre, der das Virus ausstoßen würde? Ich gehe zwar kalkuliert Risiken ein, aber hier gab es keinen Grund, der solches nahe legte. Also wechselte ich vorsichtshalber von rechts nach links, so dass ich seitlich versetzt hinter ihm lief. Lange brauchte es dann eh nicht mehr, bis ich ihn hinter mir ließ.

Es dauerte eine Weile, bis ich erneut in die Nähe anderer Läufer kam und zu 2 jungen Mädchen aufgelaufen war, die ihr Anfangstempo nicht mehr halten konnten. Einige Hundert Meter liefen wir zusammen, und dann war ich wieder allein. Abwechslung boten (wenige) Spaziergänger und ein junges Läuferpaar mit Hund. Der Ansporn, doch einen Tick schneller zu laufen, als es das Wohlfühltempo nahe legte, dieser Ansporn fehlte aber. Lediglich die letzten 300 m nach Abbiegen auf die Schlussgerade erzeugten einen letzten kleinen Motivationsschub, um sich nochmal richtig zu fordern. Nach 22:31 min war dieser "Corona-Lauf" beendet.

Ich will nicht unzufrieden oder undankbar sein. Es tat gut, einen Wettkampf laufen zu können. Der ist Salz in der Suppe des normalen Trainingslaufs und ein Fokus, der das Training ausrichtet. Auch hat der Veranstalter ohne Zweifel mit seinem Team einen tollen Job gemacht, diese Veranstaltung in der Form auf die Beine zu stellen und die Genehmigung einzuholen. Und doch: Es macht einen Unterschied, ob man Läufer um sich herum hat, mit denen man sich messen kann, die Anreiz geben, dranbleiben zu wollen, oder den Kick, vorbei zu gehen, und dabei etwas mehr herauszuholen, als es im Alleingang der Fall ist.

Im Zielbereich holte ich mir etwas zu trinken, beobachtete dabei kurz das Treiben bei der Startnummernausgabe, setzte anschließend wieder die Kleine Schwarze auf, und machte mich zügig auf den Weg zum Auto und zurück nach Haus. 6 waren in meiner Altersklasse gemeldet gewesen, und es blieb die Frage nach der Platzierung. Zuhause angekommen, dauerte es auch nicht lange, bis ich die Ergebnisliste im Internet aufrufen konnte. Aha, die Zeit hatte zu Platz 1 in der M70 gereicht. Und insgesamt? Von 136 Gemeldeten waren gerade mal 101 Läufer ins Ziel gekommen. Später sah ich mir die anderen Läufe an, und siehe da: Von 500 zugelassenen und angemeldeten Teilnehmern waren ganze 362 ins Ziel gelaufen (bzw. 11 davon gewalkt). Das ist eine Ausfallquote von fast 30%! Beim Halbmarathon, den ich ja eigentlich laufen wollte, war es noch auffälliger, da ist fast jeder Dritte nicht angetreten.

Beim Fliegen ist es ja völlig üblich, dass überbucht wird, da die Erfahrung zeigt, dass es immer etliche No-Shows gibt. Geflogen wird momentan in Corona-Zeiten ja kaum. Da ist doch der Gedanke naheliegend, dass die Lufthansa, die mit Staatsgeldern aufgepäppelt wird, sich ein neues Standbein sucht. Die hat doch bestimmt ausgefeilte Algorithmen, um genehmigte Kontingente dann auch möglichst optimal auszuschöpfen.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Wie immer unterhaltsam und interessant. Danke!

LG 3fach
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

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Also ich finde den "Witz" bezüglich der Lufthansa etwas geschmacklos... Da stehen momentan ziemlich viele Jobs auf der Kippe an denen viele Familien hängen... Nein, ich bin nicht betroffen ;-)

:dummthr:

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An dem Porzer Herbstlauf habe ich auch teilgenommen, und ich hätte auch fast ein anderes Forummitglied getroffen (s. hier) - tja, das war halt einer von denen, die nicht kommen konnten. :frown: Hab' den 10er mitgemacht; die Strecke war ja bis auf die eine blöde Brücke schön flach. Was ich ganz witzig fand: Im Zielbereich stand nicht nur einer, der die Finishermedaillen übergab, sondern auch eine Sanitäterin. Oha, dachte ich, schnell den Mund-Nasen-Schutz auf, sonst gibt's eine Ermahnung ... Nee, ganz im Gegenteil: Sie sagte mir, ich solle den bloß erst einmal weglassen, mich abseits von anderen hinstellen und zunächst ordentlich durchatmen, "sonst klappt ihr mir hier zusammen" ...

Dass das Feld der Läufer eher "gestreckt" war, hat mich nicht sehr gestört; das kannte ich schon von ein paar anderen Läufen unter "Corona-Bedingungen". War zwar nicht so toll, schon weil man ab und zu auf die in dem Bäumen hängenden Pfeilmarkierungen achten musste, um zu wissen, wo es abzubiegen galt :D aber es ging. Ich hatte zudem das Glück, dass eine Frau aus meiner Laufgruppe auch dorthin gekommen ist; sie war zwar keine Teilnehmerin, konnte mich aber auf dem letzten Kilometer gut "antreiben".

A propos Pfeile: Dass nur an wenigen (zwei?) Stellen Freiwillige standen, die uns den Weg wiesen - geschenkt, das ist gerade unter diesen Bedingungen Jammern auf hohem Niveau. Blöd nur, dass auf diese Weise ein paar Kids offenbar vom Weg abgekommen sind: Meine Bekannte sagte mir, ihr seien ein paar begegnet, die (mit Startnummern auf den Shirts) bei, äh, Dunkelgelb eine beampelte Straße überquerten. Ihr Hinweis, da seien sie falsch, wurde ignoriert oder kam gar nicht erst an.

Alles in allem war's ein schöner Lauf. Der veranstaltende Verein hat sich definitiv viel Mühe gemacht (möchte gar nicht wissen, wie schwierig allein das Abstimmungsprozedere mit der Stadt im Vorfeld war) und ich bin mir sicher, dass die teilnehmenden Läufer/innen dankbar für diesen Tag waren.

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Hab dieses Jahr nicht an dem Herbstlauf in Porz teilgenommen, aber nachdem was du erzählst hoffe ich, dass er nächstes Jahr besser wird ;)
Sehr unterhaltsamer Text!
Grüße aus dem schönen Köln, Janni

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vinchris hat geschrieben:Dass nur an wenigen (zwei?) Stellen Freiwillige standen, die uns den Weg wiesen - geschenkt, das ist gerade unter diesen Bedingungen Jammern auf hohem Niveau.
Kurzer Nachtrag: Die erwähnten Jugendlichen, die sich offenbar ein wenig verlaufen hatten, waren wohl nicht die einzigen. Laufen in Köln schreibt dazu (hier geht's wohlgemerkt um die HM-Strecke): "die Streckenführung war nicht immer einfach zu finden und so erreichte Florian Büth erst nach mehr als 23 Kilometern das Ziel." :rolleyes:

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vinchris hat geschrieben:Laufen in Köln schreibt dazu (hier geht's wohlgemerkt um die HM-Strecke): "die Streckenführung war nicht immer einfach zu finden und so erreichte Florian Büth erst nach mehr als 23 Kilometern das Ziel." :rolleyes:
Auf laufreport.de steht was Ähnliches. Die Frage ist dann aber, ob das schlecht ausgeschildert war oder ob da eine(r) falsch lief und dann einige einfach hinterher liefen. Das hab ich schon öfter erlebt, ist natürlich nicht schön. Interessant ist jedenfalls, dass es eine komplette Startgruppe war, die verkehrt lief. Jedenfalls sind mehrere HM-Läufer aus der Gesamtwertung herausgenommen worden, so dass die endgültige Ergebnisliste just mal 75 Finisher zählt. (Zunächst waren's noch 88.)

Eine Woche später bin ich übrigens noch den Halloween Run gelaufen, ebenfalls in Köln - wahrscheinlich einer der letzten in diesem Jahr. Angemeldet waren insgesamt 681 Läufer, davon 352 im 10 km-Lauf. Tatsächlich angetreten sind dann 322 insgesamt (also weniger als die Hälfte), und im 10-er gab es 148 Finisher, d. h. lediglich 42% (!). Dabei waren die Vorsorgemaßnahmen eher noch ausgefeilter als in Köln-Porz. (Wer will, kann Näheres im Bericht auf unserer Vereins-Homepage nachlesen.)

Bernd

PS: @Steffen: Danke für die nette Begrüßung! :hallo:
Das Remake
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burny hat geschrieben: Sauer, wie ich war, schrieb ich das dem Zeitnehmer. Der reagierte auch prompt, und kurze Zeit später erhielt ich eine Mail, dass die Veranstaltung auf 500 Teilnehmer insgesamt begrenzt sei und der Halbmarathon selbst noch einmal auf maximal 130 Läufer.
Wegen solchen Corona-Ferkeleien haben wir jetzt wieder einen
lock-down. Ich frage mich, ob während der schlimmsten
Seuche seit der Spanische Grippe solche Rudel-Läufe sein
müssen? Muss das wirklich sein?!

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Steifbein hat geschrieben:Wegen solchen Corona-Ferkeleien haben wir jetzt wieder einen lock-down.
Das halte ich, mit Verlaub, für Unsinn. Im ganzen Sommer und frühen Herbst gab es Laufveranstaltungen unter Corona-Bedingungen – mit Begrenzung der Teilnehmerzahlen, mit Einzelstarts oder Starts in kleinen Gruppen, mit Maskenpflicht im Vorfeld (also vom Betreten des Veranstaltungsgeländes bis zum eigentlichen "Loslaufen"), mit Abstandsregeln usw. Schon deshalb, weil die Veranstalter null Interesse daran hatten, dass der nächste Lauf nicht mehr das OK der örtlichen Behörden bekommt ...

Ich möchte diese Sch*erkrankung ganz gewiss nicht haben (in meinem Bekanntenkreis hat es zwei "erwischt") und bin daher tendenziell vorsichtig. Hab' auch volles Verständnis dafür, dass manche der für Porz Angemeldeten möglicherweise "wegen Corona" dann doch nicht gekommen sind. Aber den Schuh da oben zieh' ich mir nicht an.

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Steifbein hat geschrieben:Wegen solchen Corona-Ferkeleien haben wir jetzt wieder einen
lock-down.
Hast du die Passagen im Bericht gelesen, in denen ich einige Elemente des Hygienekonzepts erwähne? Besser: hast du dir mal so ein vom Gesundheitsamt überprüftes und genehmigtes Konzept angesehen? Oder noch besser: hast du mal - mit Abstand und aufgesetzter Maske natürlich - in realiter gesehen, unter welchen rigiden Bedingungen so ein Lauf stattfindet bzw. stattfinden konnte?

Oder faselst du einfach nur dumpfbackig daher?

Bernd
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burny hat geschrieben: Oder faselst du einfach nur dumpfbackig daher?
:nick:
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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Ach heftig, dass ein Drittel der Leute nicht angetreten ist. Finde ich schade und auch unfair den anderen gegenüber, die mitmachen wollten. Aber wer weiß, vielleicht mussten sie kurzzeitig vorher in Quarantäne und kamen deswegen nicht.

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Zitat von Steifbein Wegen solcher Corona-Ferkeleien haben wir jetzt wieder einen lock-down.
burny hat geschrieben:Hast du die Passagen im Bericht gelesen, in denen ich einige Elemente des Hygienekonzepts erwähne? Besser: hast du dir mal so ein vom Gesundheitsamt überprüftes und genehmigtes Konzept angesehen? Oder noch besser: hast du mal - mit Abstand und aufgesetzter Maske natürlich - in realiter gesehen, unter welchen rigiden Bedingungen so ein Lauf stattfindet bzw. stattfinden konnte?

Oder faselst du einfach nur dumpfbackig daher?

Bernd
Das ist burny, wie man ihn kennt! Mr. Steifbein mimt den Oberlehrer und hat auch nach meinem Kenntnisstand keine Ahnung. Die Aerosole bei Sportveranstaltungen im Freien enthalten wohl nicht genügend Viren für eine Infektion mit dem Coronavirus.

Gratulation zum gelungenen Comeback! Die Zeit ist in der AK M70 respektabel! :daumen:

Noch ein Tipp: Bahnwettkämpfe (in der Bahnsaison) und wahrscheinlich auch Crossläufe werden vereinzelt und mit viel geringerer Teilnehmer*innenzahl stattfinden.

@Mr. Steifbein: Ich habe mir erlaubt, Deinen Kommentar zu verfremden, indem ich einen Rechtschreibfehler korrigiert habe, ist nicht böse gemeint! :teufel:

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Maddin85 hat geschrieben:@Mr. Steifbein: Ich habe mir erlaubt, Deinen Kommentar zu verfremden, indem ich einen Rechtschreibfehler korrigiert habe, ist nicht böse gemeint! :teufel:
Vergebliche Liebesmüh' - sogar eine doppelte, wenn man's genau nimmt. Denn erstens ist das Bein in diesem Forum längst Geschichte und zweitens versteht heutzutage kein Mensch mehr Belehrungen über den Genitiv. Kaum einer - selbst immer mehr Journalisten mit Abitur - weiß noch, was das ist, geschweige denn kann ihn jemand unfallfrei anwenden. Sie werden "solcher" eher als den Komparativ von "solche" verstehen - Solch, solcher, am solchsten.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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RunningPotatoe hat geschrieben:Vergebliche Liebesmüh' - sogar eine doppelte, wenn man's genau nimmt. Denn erstens ist das Bein in diesem Forum längst Geschichte und zweitens versteht heutzutage kein Mensch mehr Belehrungen über den Genitiv. Kaum einer - selbst immer mehr Journalisten mit Abitur - weiß noch, was das ist, geschweige denn kann ihn unfallfrei anwenden. Sie werden "solcher" eher als den Komparativ von "solche" verstehen.
Der Dativ stirbt wohl auch aus, oder?

Ist es denn mittlerweile grammatikalisch falsch, wegen des Dativs zu schreiben, statt wegen dem Dativ? :confused:

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RunningPotatoe hat geschrieben:"Diese Maßnahme kostet dem Steuerzahler Milliarden."
Böse! Nicht einmal ein Journalismus-Studium schützt vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern wie sie in der Grundschule gemacht werden! :klatsch:

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Richtig, auch ein Journalist kann dicke Finger haben. :D Die Tasten N und M liegen einfach zu dicht beieinander ... Ansonsten ist halt viel dem Zeitdruck geschuldet; da ist mir inhaltliche Richtigkeit im Zweifel wichtiger als orthografische Akkuratesse.

Was Genitiv und Dativ angeht - bei "wegen" beispielsweise weiß der Duden zu berichten:
"Präposition mit Genitiv: wegen eines Diebstahls" (usw.)
"Umgangssprachlich auch mit Dativ: wegen dem Kind"

Wenn die im Thema erwähnten Corona-Zeiten vorüber sind, wird man vermutlich auch "der Virus" wieder öfter hören und lesen. Derzeit dominieren ja die Experten die Debatte, auch in Bezug auf das Genus. :zwinker5:

Donnerwetter!

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[font=&amp] Dies war im Jahr 2020 die letzte ehrenamtlich organisierte Laufveranstaltung. Dieses Jahr war's fast die erste wieder mögliche, jedenfalls die erste frühzeitig angesagte und kommunizierte. Klar, dass ich diese Gelegenheit nutzte und daher auch an dieser Stelle ein kurzer Abriss über den Lauf in diesem Jahr.

In Köln: da gab’s den ersten Streich,[/font]
[font=&amp]doch der zweite folgt‘ sogleich.[/font]
[font=&amp]Zehn KM und dann zehn Meilen,[/font]
[font=&amp]Friedenslauf[/font][font=&amp], dann Porz durcheilen![/font]

[font=&amp]Erst lange nix, dann kurz hintereinander 2 Veranstaltungen, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Im Juli und August folgt schließlich erstmal eine kleine Durststrecke, bevor die nächsten nicht abgesagten Läufe anstehen. „Mitnehmen, was geht“, schienen sich auch viele andere Läufer gedacht zu haben, denn im Gegensatz zum Friedenslauf eine Woche zuvor, der gerade einmal knapp über 100 Anmeldungen zählte, war es beim Sommerlauf in Köln-Porz mit über 400 bereits die 4-fache Anzahl, natürlich verteilt auf mehrere Läufe, so dass auch nie diese hohe Anzahl gleichzeitig das Gut Leidenhausen bevölkerte.[/font]

[font=&amp]Ich hatte mich für den längsten Lauf entschieden, die 10 Meilen oder 16,1 km. Die 5 km-Runde (die genau genommen eine 4,998 km-Runde ist) war also 3-mal zu durchlaufen mit einer vorgeschalteten 1,16 km-Runde. Als ich ankam, lachte noch die Sonne, und es war schwül. Ein Bekannter, der gerade die 10 km hinter sich hatte, war ob der Witterung am Stöhnen und meinte, das sei ganz schön hart gewesen. Nu ja, das kannte ich ja vom Lauf in der Vorwoche.[/font]

[font=&amp]Dann aber zog sich der Himmel zu, es kühlte ab und die ersten km waren doch eher angenehm zu laufen. Als es in die 2. große (=5 km-) Runde ging, legte der laut Wetterbericht angekündigte Regen los, erst ganz angenehm, da er wohltuende Abkühlung brachte und die Luft reiner wurde. Das war ganz okay. Nicht okay war, dass gegen Ende dieser Runde lauter Donner zu vernehmen war, zunächst vereinzelt, dann zunehmend in kürzeren Abständen. Ich versuchte, den Blitz zu erkennen und den Zeitabstand zwischen elektrischer Entladung und zugehörigem Geräusch zu zählen. Das war gar nicht so einfach, da ich mich ja auch auf die Strecke konzentrieren musste. [/font]

[font=&amp]Einmal meinte ich, bis 6 oder 7 gezählt zu haben. Upps, dachte ich, das Gewitter ist ganz schön nah. Pi mal Daumen ergeben 3 Sekunden 1 Kilometer, macht also ungefähr 2 km. Da ich selbst Organisator von 2 Läufen bin, fragte ich mich, wie der Veranstalter reagieren würde. Regen macht nix, Hagel macht nix, Hitze ist auch okay, aber Gewitter ist nicht ohne, auch wenn statistisch gesehen jährlich weniger als 10 Menschen in Deutschland durch Blitzschlag sterben. (Wie viele davon bei der Darmentleerung getroffen werden, ist nicht bekannt.)[/font]

[font=&amp]Wenn es bei unserer Veranstaltung ein Gewitter gäbe, würde ich sicherlich unterbrechen wenn nicht gar abbrechen. Was machen die Porzer? fragte ich mich und überlegte, ob ich den letzten km nochmal Gas geben sollte, da eventuell der Veranstalter abbrechen und aus dem 16,1 km-Lauf ein 11,1 km-Lauf würde. Als ich mich bei weiteren Donnerschlägen dem Start-Ziel-Bereich näherte, sah ich, dass die Läufer vor mir bereits in die nächste Runde liefen. Also nix Abbruch! Einerseits war ich ganz froh darüber, hoffte aber andererseits, dass das Gewitter nicht noch heftiger würde.[/font]

[font=&amp]Nun, dem Donner nach zu urteilen, schien es noch eine Weile an gleicher Stelle zu verharren, bevor es dann schwächer wurde. Glücklicherweise hatte ich nicht darauf vertraut, dass nach der 2. großen Runde Schluss wäre, denn so konnte ich in der dritten Runde sogar nochmal zulegen und lief diese letzte Runde eine halbe Minute schneller als die ersten beiden, was mich noch an 4 Läufern vorbeiziehen ließ. Nicht weit vom Ziel entfernt, vielleicht 600 – 700 Meter, hörte ich plötzlich Schritte hinter und kurz darauf neben mir. Nanu, hat da einer der Überholten die zweite Luft bekommen? fragte ich mich. Dann sah ich, dass es eine junge Frau war, die sich offensichtlich das Rennen perfekt eingeteilt hatte und sich mit einer Lockerheit und einem leichtfüßigen Laufstil voran bewegte, der ausgesprochen leicht anmutete. Ich rief ihr noch zu, dass das eine super Laufeinteilung wäre, versuchte kurz dranzubleiben, merkte dann aber, dass ich dieses Tempo nicht mehr mitgehen konnte.[/font]

[font=&amp]So lief ich denn als 16. des Gesamtfeldes durchs Ziel. Insgesamt finishten diesen Lauf 49 Läufer. Im Vergleich zur Vorwoche bedeutet das: 2 Läufer mehr, 1 Platz weiter vorn. Was ganz wichtig ist: Ich dackelte diesmal niemandem blind hinterher und verfehlte daher bei dem heutigen Lauf auch kein einziges Mal die Laufstrecke. Durchnässt, aber blitzfrei und mit der Zeit von 1:13:34 h (entsprechend einem Tempo von 4:34 min/km) hochzufrieden, machte ich mich auf den Heimweg.[/font]

[font=&amp]Bernd[/font]
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