Hallo Stebbins,
ich bin noch keinen Backyard gelaufen. Aber zum Beispiel schon Formate wie den Triple Marathon, bei dem man drei Marathons an einem Tag läuft. Auch zwischen denen hat man Pause bis zum nächsten Start. Genau diese "Pausen" stellen nach meiner Auffassung und Erfahrung die eigentliche Hürde dar. Je länger die Pause, umso tiefer fährt das vegetative Nervensystem den Körper in den regenerativen Zustand runter und umso schwerer fällt einem der Restart. Ich merke das beispielsweise schon bei extrem langen Kanten wie den 100 Meilen, die notgedrungen dann und wann längere Pausen der Größenordnung Viertelstunde erfordern. Etwa um sich für die Nacht umzuziehen oder bei schlechtem Wetter, Verpflegungspause mit Toilettenbesuch, also auch immer wenn sich ein paar Notwendigkeiten zugleich ergeben. Und solche Pausen bringen mich komplett aus dem Rhythmus. Daher versuche ich sie zu vermeiden. Meine Taktik läuft darauf hinaus mich nicht einmal hinzusetzen. Wer sich hinsetzt gibt seinem Körper über die mentale Schiene einen klaren Hinweis: Ausruhen! Und dann fährt der eben seinen Betriebszustand runter. So erlebe ich das von Beginn meiner Ultraläufe an. Ein paar habe ich jetzt schon vorzuweisen und es war für mich nie anders. Das ist auch der Grund, warum ich dem Backyard-Format ein wenig reserviert gegenübertrete. Soll nicht heißen, dass ich es nicht eines Tages ausprobieren werde.
Aus dieser Erfahrung heraus kann ich dir nur zu einer Strategie raten: Lass dir von der ersten Runde an extrem viel Zeit. Genau dann wenn du noch nicht müde, wenn du noch ausgeruht und frisch bist. Rein laufökonomisch kämst du am weitesten/könntest du am längsten laufen, wenn du mit geringem Tempo und quasi ohne Pause die 17 Runden aneinander hängst. Abzüglich natürlich notwendiger Stopps zum Ver- und Entsorgen, sowie zur Anpassung der Ausrüstung. Diese Strategie kann man natürlich nicht mit voller Konsequenz umsetzen. Es kann ja unterwegs in der Runde immer mal irgendwas passieren. Zum Beispiel ein Sturz oder anderes Unverhofftes. Und dann muss man einen Zeitpuffer haben, um den Restart nicht zu verpassen. Ich würde jedoch versuchen die Pause durch konsequente Temporeduzierung auf ein Minimum zu verkürzen. Damit erreichst du nicht nur, dass dein Körper seine "Einsatzbereitschaft" beibehält, durch das niedrige Tempo gehst du auch extrem schonend mit deinen Ausdauerressourcen um. Mir ist bewusst, dass das schwierig umzusetzen ist, insbesondere für einen Ultra-Newcomer. Ich erlebe schon genügend "erfahrene" Ultras, die nach dem Start losrennen, als wäre das Ding nach zehn Kilometern zu Ende. Und später dann dafür entsprechend büßen.
Diesen Rat meine ich dir geben zu müssen, auch wenn mein erster Backyard noch aussteht.
Alles Gute
Gruß Udo![]()