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Gedanken und Überlegungen zum Spartathlon

Gedanken und Überlegungen zum Spartathlon

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Hallo liebe Ultra-Kollegen,

ich bin im Moment ja ziellos unterwegs und das ist für meine derzeitige Lebensphase richtig gut. Ich werde in den nächsten Jahren keine richtig langen Wettkämpfe bestreiten. Schade, aber ich habe da Frieden mit! Ich laufe gerade mit großer Freude, werde immer mal wieder läuferische Highlights einflechten, aber bin gerade nicht gewillt und in der Lage, eine konsequente Wettkampfvorbereitung für 100 Meilen+ durchzuführen.

Und trotzdem merke ich, dass ich mit meinen Gedanken immer wieder in Sparta lande. Der Lauf bewegt mich seit mehreren Jahren und ich will ihn laufen. Nicht jetzt, nicht nächstes Jahr, wahrscheinlich noch nicht mal in diesem Jahrzehnt. Dieser Lauf könnte mein läuferischer Lebenshöhepunkt werden, auf den ich mich jetzt ausrichte.

Ich habe in den letzten Jahren viele Berichte dazu gelesen. Und das hat mir gezeigt, dass es sowohl Pro- als auch Kontraargumente für die Teilnahme an diesem Lauf gibt. Und die würde ich euch jetzt hier mal gesammelt vorstellen (und so auch das Chaos in meinem Kopf organisieren) und gerne eure Meinung dazu hören. Wenn ihr schon mal am Spartathlon teilgenommen habt natürlich erst recht, aber auch, wenn nicht: was gehen wuch bei meinen Listen so für Gedanken durch den Kopf.

Wichtig: es geht mir nicht darum euch zu fragen, ob ich das schaffen kann. Davon bin ich nämlich überzeugt. Schon nächstes Jahr könnte ich, wenn ich mich ordentlich vorbereiten würde, das schaffen. Und mit ein paar Jahren mehr an Lauferfahrung erst recht. Mir geht es aber mehr darum, ob der Lauf zu meinen Träumen passt.

Also, hier meine Listen - was spricht für, was gegen eine Teilnahme am Spartathlon

Pro:
- Der Lauf ist Kult. Das ist wie der NY-Marathon, wie Biel, nur noch geiler. Ich kenne, niemanden, der nicht schwärmt.
- hervorragende Organisation. Das ist kein Wald- und Wiesenlauf, sondern eine hochprofessionelle Veranstaltung, bei der alles zu passen scheint.
- Die Parameter passen. "Nur" eine Nach zu laufen, kein alpines Gelände, eine Strecke/Zeit, die ich durchlaufen kann und nicht mehr wandern muss und/oder schlafen muss.
- könnte läuferischer Lebenshöhepunkt werden - vielmehr geht dann nicht mehr an Wettkämpfen, die meinen Kriterien entsprechen (siehe oben). Da wäre dann wirklich die Grenze erreicht.
- Hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis!
- Eine große Runde. Ich will auch mal nen guten 24-h-Lauf hinlegen, gerne auf einer kleinen Runde. Aber Freude macht mir mehr die eine große Runde.

Kontra
- Ich muss ihn alleine laufen. Der Termin Ende September bedeutet, dass meine Frau mich als Lehrerin auf keinen Fall wird begleiten können. Und das wäre schon sehr, sehr schön gewesen, dieses Projekt als Team angehen zu können...
- hässliche Strecke. Viel Landstraße, Industrieparks, schnurgerade, langweilige Pisten... ist es das wert?
- Hunde. Klingt lächerlich, aber ich mag es schon nicht, wenn mir hier Hunde MIT ihren Haltern begegnen. An der Leine. Unangeleint ist es gleich noch viel schlimmer. Die Vorstellung, in Griechenland auf Straßenhunde zu treffen, da wird mir heute schon... blümerant.
- harte CutOffs. An sich sollte das kein Problem sein, da ich eher zur schnellen Sorte gehöre. Und trotzdem ist da ein kleiner Zweifel, was das mit meiner Psyche macht, wenn ich mal ne größer Krise habe. Könnte das ein KO-Kriterium sein?
- klimatische Bedingungen. Den Sturm 2018 (oder war es 2019?) mal außen vor ist es immer knallheiß. Das ist wahrlich nicht mehr Wetter. Ich bin deutlich besser geworden, was meine Hitzeempfindlichkeit angeht, aber Temperaturen über 25 Grad sind immer noch nicht mehr Freunde. Ist es da sinnvoll, einen Lauf anzugehen, wo es nicht nur heiß sein KANN, sondern heiß sein WIRD?

So, das waren so mal meine Gedanken, ihr dürft die Listen gerne ergänzen!

Vielleicht denkt der eine oder andere jetzt: der hat doch einen an der Klatsche, der nachtzeche (ja, hat er! :D ), was macht der sich denn Gedanken über einen Lauf, den er erst in 10 Jahren machen will? So ein Blödsinn!
Mag sein. Aber so ticke ich eben. Und wenn ich jetzt beschließe, da hin zu wollen, kann ich meine weitere läuferische Karriere darauf ausrichten - und so was macht mir Spaß. Mittlerweile habe ich auch gelernt, mich dann nicht mehr zwanghaft an solche Pläne zu klammern sondern auch loslassen zu können, aber ich mache mir halt gerne langfristige Gedanken... :klatsch:

So, genug Text, ich bin gespannt auf eure Anmerkungen!
Liebe Grüße,
nachtzeche
"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)

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Hallo lieber Chris
schön mal wieder von dir zu lesen. Die Frage musst du dir selber beantworten. Ich frage mich: Willst du TROTZ der Nachteile dort laufen, trotz der Hunde, Hitze, hässliche Strecke etc.
Nun Hitze kann man trainieren, habe ich auch so praktiziert.
Ich traue dir zu den Lauf zu schaffen wenn dein Körper mit macht, nichts schlimmeres passiert etc, da gibt es sehr viele wenns, aber willst du dir das TROTZ der Nachteile antun. Ich kenne keinen Spartathleten, der seine Teilnahme bereut hat, für jeden war es ein unvergessliches Erlebnis, deswegen.....
Mit dem Ultralaufen fing ich wegen dem Spartathlon an, ich merkte, dass er mich magisch anzieht und wenn es passt, nehme ich teil, vielleicht nächstes Jahr, vielleicht übernächstes, mal sehen......von daher ist die Antwort für mich klar, aber du musst sehen.....meine Zusammenarbeit mit Florian begann ich mit den Worten "nur dass du es weißt, ich will den Sparthatlon laufen", zu der Zeit war ich gerade mal Marathonläufer....

Meiner Frau erzählte ich kürzlich, dass Ihr Nachwuchs bekommt, sie strahlte und sagte du seist jederzeit willkommen, wenn du mal 2 Tage Abwechslung bräuchtest und ich bin gesund und in der Lage längere Lalas zu laufen, das Angebot steht.....

Alles Gute Euch..

Liebe Grüße
Cornelius
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de

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He, das ist doch ein läuferisches Lebensziel! :daumen:

Ich kann dich bestens verstehen, hab schon von mehreren Teilnehmern darüber schwärmen gehört und gelesen. Das wäre sicherlich auch mein Traum, leider nicht für meinen Körper. Und dass du so langfristig planst, verstehe ich auch bestens. Ich hab auch ein paar Jahre gebraucht, bis ich meinen Traum, den Comrades, gelaufen bin :)

Gruss Tommi

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Hallo Chris,

natürlich werde ich dir antworten. Aber nicht jetzt. Die Antwort wird Länge haben, ist nicht in einem Rutsch hinzuschreiben. Es geht mir auch nicht darum rein meine Gefühle und Erlebnisse zu wiederholen, sondern auf dein gedankliches und emotionales Vortasten zu reagieren. Ich schreibe das sicher offline, in Ruhe. Wenn's fertig ist, kopiere ich es hier rein. Hat ja wohl auch keine Eile :D .

Bleib gesund und lass es dir gutgehen :daumen:

Gruß Udo :winken:
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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nachtzeche hat geschrieben:.....es geht mir nicht darum euch zu fragen, ob ich das schaffen kann. Davon bin ich nämlich überzeugt. .....
Chris, den Teil von dir musste ich einfach zitieren bevor ich antworte.

Denn das ist der Schlüssel zum Erfolg bei diese Herausforderung zu meistern. Wenn man sich die Voraussetzungen dafür körperlich und mental antrainiert hat, es mit der Einstellung anzugehen. Sich auf sich konzentrieren und nicht zuvor von Leidens- und Horrorgeschichten früherer Teilnehmer oder den anderen Startern bevor es losgeht runter ziehen zu lassen odre deren "Wahnsinnsvorbereitung" oder überirdischen Leistungen nicht dazu verleitet sich innerlich schon geschlagen zu geben, noch ehe man den ersten von ca. 250.000 Schritte gemacht hat auf dem Weg zum König.

Deine Pro und Contra Liste enthält Punkte die ich genauso eingeordnet hatte.

Cut Offs und Hitze first.
Wobei es ja keine Cut Offs gibt. Aber die CT, die Closing Time, und die bliebt mir immer in Erinnerung. Es gibt nur 2 Wettkämpfe an denen ich da diesbezüglich zeitlebens denke (und wenn es Albträume sind). Der Sparta und der Treppenlauf in Hannover (wobei es da nur einen Gesamtzeit Cut Off gab). Meine Gesamtzeit beim Sparta war ja auch nahe daran und ich einer der letzten im Ziel (im Vgl. der beiden Läufe war ich in Hannover sogar komplett der letzte der in der regulären Zielzeit ankam). Da bist du bestimmt schneller.

An die Hitze habe ich mich soweit es ging mit entsprechendem Training etwas angefreundet und darauf gehofft, dass ein nicht das heißeste Jahr wird beim Sparta. Mein Flehen wurde ja mehr als erhört mit dem Tropensturm Zorbas der dann gewütet hat. Das war meine Rettung denke ich heute. Es war halt anders hart das durchzustehen. Aber wie schon geschrieben. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wenn der noch so lang ist.

Der persönliche Support und meinem dort kennengelernten Lauf- und Leidenspartner durch die Nacht (Florian Bachmeier) haben einen ganz entscheidenden Anteil am Erfolg gehabt. Nicht nur mental sondern auch ganz praktisch. Denn die Beutel die du an den VPs mit deinen persönlichen Sachen deponieren kannst sind weil des so stürmisch und Dauerregen war bei vielen alles durchweicht und die die Sachen nass geworden.

Mein Traum das machen zu wollen ist bei mir sehr schnell in die Tat umgesetzt worden. Ich hatte Anfangs meiner Laufkarriere (2011) mal von jemanden gesagt bekommen, dass wenn ich so weitertrainiere ich da mal hin komme. Da wusste ich nicht was das für ein Lauf ist. Als ich das dann las, war für mich klar, dass das einige Hausnummern zu groß für mich ist und unerreichbar bleiben wird. Also völlig vergessen. Bis zum Zieleinlauf 2017 von Roland Krauss. Ich hatte den im Livestream gesehen und sein Gesicht als er zu Leonidas Füßen lag. Ab da fixiert. :geil: Und hatte Glück bei der Qualifikation 2018. Leider hatte ich im Ziel andere Verhältnisse und stand da fast alleine im Regen. Aber trotzdem unvergeßlich. :geil:

Wie sich Sparta unter Corona entwickeln wird ist eine bis dato unbekannte Größe und ich Hoffe inständig das Beste für die Zukunft des Laufabenteuers Sparta.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Hallo Chris,

als ich anfing mich mit dem Laufen jenseits/abseits von Trainingsplänen und rein physiologischen Gegebenheiten zu beschäftigen, erkannte ich nach und nach, dass ich lange von einer falschen Vorstellung ausgegangen war. Ich hielt uns Läufer für Menschen, die man mental mehr oder weniger alle über den gleichen Kamm scheren könne. Das ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Weder haben wir die dieselben Beweggründe, noch gefallen uns dieselben Strecken oder Veranstaltungen und vieles andere differiert auch von Läufer zu Läufer. Die Individualität wird umso gravierender, je länger einer seiner Laufleidenschaft schon frönt und – davon bin ich inzwischen durch Bekanntschaft mit vielen Ultras überzeugt – je weitere Strecken er läuft. So wäre es mir, als ich die ersten Marathons lief, nie in den Sinn gekommen nach Ultras „in ein paar Jahren“ zu schielen. Bei mir entwickelte sich eins aus dem anderen, ich war immer bestrebt meine Ziele mit gewisser Vorsicht höher bzw. weiter zu setzen. Mir einen Spartathlon auf viele Jahre hinaus als Ziel zu setzen, selbst als ich erstmalig 100 km geschafft hatte, hätte nicht meiner Natur entsprochen. Auch wenn das, so wie du es anpackst, einen gewissen „Charme“ versprüht. Du natürlich auch mit gewissen Hintergedanken in Sachen „Motivation“ und Wegbereitung an diese „Fernplanung“ herangehst. Mein sportliches Hauptmotiv war eigentlich immer die Suche nach den eigenen Grenzen. Erst beim Marathon was die Zielzeit angeht, später auf Ultrawegen, wie weit oder lange ich tatsächlich in der Lage wäre zu laufen (laufen, nicht gehen).

In gewissem Gegensatz zu dem von mir praktizierten schrittweisen Vorgehen stand meine Spontanität, was konkrete Veranstaltungen angeht. Ich erfuhr häufig durch Zufall von „Klassikern“ oder Austragungsmodi und wollte dann oft ausprobieren, wie gut ich mich dabei anstelle. Ähnlich ging es mir mit dem Spartathlon. Ich las in unserer Lokalzeitung von einem Tschechen, der im Nachbarort wohnte und arbeitete, der die 246 km mit Ach und Krach (so nahm sich das für mich als Unbedarften lesend aus) unter 36 Stunden geschafft hatte. Die Veranstaltung erregte mein Interesse, ohne dass ich Näheres gewusst hätte. Das kann ich besser, dachte ich und beschloss diesen Spartathlon alsbald zu laufen. Das war wohl Anfang 2014 und 2016 lief ich dann in Sparta tatsächlich durchs Ziel. Im Vorfeld tat ich nicht das, was wohl die meisten anderen Sparta-Aspiranten tun: Mit Gott und der Teilnehmer-Welt reden und alles Erdenkliche zum Thema Spartathlon lesen. Ich las so gut wie gar nichts. In den Monaten vorher erfuhr ich dann natürlich dies und das, was hauptsächlich der Bekanntschaft mit anderen Ultras geschuldet war, gleich, ob sie schon dort waren oder es eben wie ich ins Auge gefasst hatten.

Klar war mir von vorneherein, dass ich in meinem vorgerückten Alter (damals 63) mein Ziel nur erreichen würde, wenn ich das brutalste Aufbauprogramm abspulte, das ich mir bis dahin zugemutet hatte. Ich bin ein Typ, der über viele Trainingskilometer reüssiert, bei anderen ist das anders, zumindest teilweise. Und dann ließ ich es im Vorfeld wirklich krachen, baute mich mit mehr als 1.500 Wettkampfkilometern für den SP auf. Noch drei Wochen vor dem SP ein 24h-Lauf von mehr als 160 km. Für mich war das wichtig, weil ich nach Griechenland flog und sicher war – so sicher wie man sein kann -, dass ich Erfolg haben werde. Weil da genug Power in meinen Beinen ist, um zu finishen. Ähnlich wie du schreibst, war ich davon überzeugt, dass mich nur ein unvorhersehbares Malheur davon abhalten konnte das Ziel zu erreichen. Und genau diese Selbstsicherheit ist mental ungemein wichtig. Wer hinfährt und an sich zweifelt oder – was ich auch erlebt habe – mit einem „schaun mer mal, dann seng ma scho“, der wird scheitern. Was ich zu der Zeit noch nicht klar erkannt hatte: Auf einer Punkt-zu-Punkt-Strecke von über 200 km kann dir vieles zustoßen, wogegen du trotz bester Vorbereitung machtlos bist. Und von dem, was dir zustoßen kann, WIRD dir dies und das zustoßen. Deshalb war ich doppelt froh genügend Power-Redundanz auf meinem Weg nach Sparta dabei zu haben.

Was mir zu jener Zeit natürlich auch nicht bewusst war, ist dies: Ob einer das Ziel in Sparta erreicht ist nur zu einem geringeren Teil davon abhängig, ob er daheim supergute Zeiten läuft oder eher mittelklassig unterwegs ist. Unterklassig scheidet aus, weil die Quali verhindert, dass jener Teil der Ultras, die sonst im letzten Drittel der Rangliste finishen, überhaupt einen Startplatz bekommt. Ob einer finished ist davon abhängig wie er mit den Bedingungen des SP klarkommt und vor allem, wie er mental drauf ist (siehe unter anderem auch oben). Durch die Ultrahölle sollte man zuvor durchaus ein paarmal gelaufen sein, denn die tut sich auf dem Weg von Athen nach Sparta ganz sicher für jeden irgendwo auf …

Mit den Bedingungen des SP zurechtkommen meint übrigens nicht nur die geläufigen Parameter wie mögliche Hitze, Kälte am Pass, Kälte generell wenn’s regnet oder gar Sturm (Ende September ist in GR jedes (!) Wetter möglich, von Schnee mal abgesehen). Das meint z.B. auch die notwendig frühe Anreise und das mehrfache Zusammensitzen mit den anderen Läufern, deren Weltuntergangsgerede einen nervös und unsicher machen kann. Es meint z.B. weiterhin die notwendigerweise aufwendige materielle Vorbereitung. Überlegungen zu Ausrüstung, Dropbags (für dich zentral wichtig, wenn du alleine dort sein wirst) und der Renntaktik. Gerade die Wettkampftaktik spielt beim SP mit seinen wirklich bizarren Cut-offs der diversen Checkpoints eine zentrale Rolle. Dazu später mehr.

Mein Finish beim Spartathlon hatte weniger mit Glück (das man auch immer haben muss) zu tun, als mit dem befriedigenden Umstand richtig und ausreichend konditioniert – physisch vor allem aber mental – dort angetreten zu sein. Deshalb kam ich ins Ziel und manche anderen, auch weitaus leistungsfähigere Läufer, schafften es nicht. Der für mich entscheidende Gesichtspunkt ist: Die physische Fähigkeit so weit und lange zu laufen ist nicht mehr als die Voraussetzung fürs Ankommen. Ob es gelingt entscheidet der Kopf, entscheiden Willen und Leidensfähigkeit.

Doch nun zu deinen Pros und Kontras und meiner Einschätzung dazu.


-Der Lauf ist Kult. Das ist wie der NY-Marathon, wie Biel, nur noch geiler. Ich kenne, niemanden, der nicht schwärmt.

Der Lauf ist tatsächlich Kult. Aber er ist mit nichts anderem in der Laufwelt vergleichbar. Wie mich dieses Erlebnis mitreißen würde, am Ende sogar „umhauen“, damit habe ich nicht gerechnet, ich lasse mich im Vorfeld von Zahlen und Aussagen eher weniger beeindrucken. Letztlich hatte das Ganze etwas Rauschhaftes, im Grunde ein Rausch, der mich bis heute nicht freigibt. Ich will damit nicht sagen, dass andere Laufziele weniger erstrebenswert wären. Ich bin auch den Comrades in Südafrika gelaufen. Völliger Wahnsinn, was dort abgeht, wenn 20.000 Ultras 90 Kilometer weit laufen. Auch dieses Erlebnis ist mir sehr, sehr wichtig in meiner Ultra-Vita. Und viele andere sind es auch. Vergleichen kann und sollte man sie nicht, weil jedes dieser Erlebnisse einzigartig ist. Was den Spartathlon ausmacht sind natürlich zunächst die knallharten Bedingungen: Strecke, Höhenmeter, Cut-off, mögliche Witterung und anderthalb Tage nichts anderes zu tun als zu laufen. Aber der Spartathlon ist noch weit mehr: Er ist Griechenland mit Griechen als Läufer und Helfer, ein über die Maßen laufverrücktes Volk. Er ist Geschichte. Der geschichtliche Hintergrund des Laufes und des Landes, tatsächlich an der Strecke zu sehen (wenn man will) ist beeindruckend. Und natürlich haut einen das internationale Flair weg: Allein 60 Japaner, Menschen aus jedem Kontinent, von der Antarktis mal abgesehen. Davon „lauffähiger“ Teil zu sein hat mich in Hochstimmung versetzt (die allerdings vom Schiss, den ich hatte, überlagert wurde).

Ich kenne durchaus Leute, die dort waren und nicht schwärmen. Was aber stimmt: Die Augen der meisten Spartathlon-Finisher überziehen sich mit einem irren Glanz, wann immer der Begriff SP fällt. Manche werden auch süchtig. Es gibt Triebtäter, die das jedes Jahr brauchen. Und ehrlich: Ich verstehe die Leute. Ich habe für mich unterwegs entschieden: Einmal hin, beim ersten Mal finishen, dann war’s das für mich. Aber nur, weil die Anforderungen für mich grenzwertig waren und ich zu alt bin, um es zu wiederholen. Nicht in dem Sinne zu alt, dass ich es danach nicht mehr hätte schaffen können; aber es gibt zu viele andere Ziele, wie z.B. den Comrades, den ich seinerzeit noch nicht auf dem Kerbholz hatte, die ich nicht ansteuern könnte, würde ich mich jedes Jahr oder mehrfach auf den SP fokussieren.

Was ich als Regel glaube in die Welt setzen zu dürfen: Wer gerne ultra-ultra-ultra-weit läuft, die Möglichkeit irgendwann hat (also Zeit und Geld), der wäre töricht sich das Giga-Erlebnis Spartathlon entgehen zu lassen.


- hervorragende Organisation. Das ist kein Wald- und Wiesenlauf, sondern eine hochprofessionelle Veranstaltung, bei der alles zu passen scheint.

Dem ist nichts hinzuzufügen, das ist schlicht so.


- Die Parameter passen. "Nur" eine Nach zu laufen, kein alpines Gelände, eine Strecke/Zeit, die ich durchlaufen kann und nicht mehr wandern muss und/oder schlafen muss.

Diese Behauptung muss ich etwas relativieren. Du hast durchaus „alpines Gelände“ zu bewältigen und das zur übelsten Nachtstunde, irgendwann zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang: Der Weg hoch zum Sangaspass ist alpin, also trailig, steil, fordernd und nicht ganz ungefährlich. Eine reine Gehpassage, nicht nur weil er einen nach dann schon 160 Kilometern Straße auch kräftemäßig überfordert. Wer da hoch zu laufen versucht, wird hinfallen. Die Passage dauert zwar gehend „nur“ etwa 30-45 min (genau weiß ich das nicht mehr) ist aber auch mental eine der forderndsten. Auf der anderen Passseite geht es zwar über planierte Wege abwärts, die weisen aber einen grobschlächtigen Zustand auf und sind, weil man unwillkürlich versucht ist Zeit gutzumachen, noch viel gefährlicher.

Was das Schlafen angeht: Musst du nicht, will auch niemand, blieb mir zum Glück erspart. Ich hab aber vor Ort erlebt, dass eine deutsche Spitzenläuferin genau darin ihr Heil suchen musste, weil sie (unerwartet) einen miserablen Tag hatte. Wie schon gesagt: Vieles kann einem auf 246 km zustoßen und einiges davon WIRD einem zustoßen.

- könnte läuferischer Lebenshöhepunkt werden - vielmehr geht dann nicht mehr an Wettkämpfen, die meinen Kriterien entsprechen (siehe oben). Da wäre dann wirklich die Grenze erreicht.

Auch dieser Aussage gibt es wenig entgegen zu setzen, wenn du tatsächlich „nur“ eine Nacht in Kauf nehmen willst. Ansonsten gäbe es gerade in Griechenland noch andere wunderbare Wettkämpfe, die am Stück gelaufen werden. Zum Beispiel eben auch der „authentische Spartathlon“ (heißt glaube ich so), der den Läufern das abverlangt, was auch dem Ur-Spartathleten Pheidippides abverlangt wurde: Der kam aus Athen und musste auch wieder dorthin zurück. Dieser Lauf wird auf einer teilweise abweichenden Strecke ausgetragen, fordert aber hin und zurück über 490 Kilometer. Um es offen zu sagen: Wäre ich für solchen Wahnsinn nicht zu alt und/oder zu sehr davon überzeugt, dass ich mich bei diesem Versuch für den Rest meiner Lauf-Tage abschießen würde, nichts könnte mich davon abhalten es zu versuchen. 490 Kilometer am Stück … wie geil ist das denn?

Das mit dem läuferischen Lebenshöhepunkt möchte ich unbedingt unterstreichen. Ich hatte ihn nicht im Sinn als ich nach Athen reiste, aber es kam so: Der Spartathlon war zwar sportlich nicht mein bester Wettkampf, doch dafür der mir von allen wichtigste, genialste, größte – mein läuferischer Lebenshöhepunkt eben.


- Hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis!

Das ist so. Der SP beginnt donnerstags mit dem Einchecken im Hotel in Athen und endet am darauffolgenden Dienstag mit dem Auschecken. Dazwischen ist für alles gesorgt, gute Zimmer in einem guten Hotel und Vollpension. Darüber hinaus für 75 Verpflegungsstellen, jedwede Betreuung und den ganz großen Bahnhof. Eine Feier in Sparta am Sonntag und eine Abschlussfeier montags in Athen. Feierlich, festlich, wunderbar. Transport, wenn du alleine unterwegs bist und zig andere Sachen auch. Das haben die Griechen drauf wie vielleicht niemand sonst auf der Welt. Und wenn du dir anschaust, was du dafür bezahlst, dann wirst du staunen (auch wenn es jedes Jahr teurer wird).


- Eine große Runde. Ich will auch mal nen guten 24-h-Lauf hinlegen, gerne auf einer kleinen Runde. Aber Freude macht mir mehr die eine große Runde.

Der „gute“ 24h-Lauf ist nach meinem Dafürhalten Pflicht vorm Spartathlon. Man kann natürlich die Quali auch über 100 Meilen (ist auch noch okay) oder eine gute 100er-Zeit ableisten. Davon rate ich allerdings ab. 24h-Läufe bieten die Gewähr sich auch mal eine ganze Nacht um die Ohren zu schlagen, zudem bringen sich dich auf mindestens 180 km-Quali (dich persönlich im Jahr vorm SP bestimmt eindeutig über die 200km-Marke). Das sind Parameter, die einen bestmöglich – vor allem psychisch – auf den SP vorbereiten. Selbstverständlich ist eine Runde oder – wie im Fall SP – eine Punkt-zu-Punkt-Strecke bedeutend reizvoller. Auch ich würde die „freie“ Strecke in jedem Fall der viel besseren Infrastruktur von Stundenläufen vorziehen.


- Ich muss ihn alleine laufen. Der Termin Ende September bedeutet, dass meine Frau mich als Lehrerin auf keinen Fall wird begleiten können. Und das wäre schon sehr, sehr schön gewesen, dieses Projekt als Team angehen zu können...

Ich stimme dir „vollinhaltlich“ zu und ergänze auch noch mit Kontraproduktivem: Es wäre für mich nicht das ganz große Erlebnis geworden, das es war, ist und bleiben wird, wenn meine Frau mich nicht tagsüber supportet hätte, wenn ich diesen Überirrsinn der läuferischen Art, diesen Triumph, dieses olympische Erlebnis nicht hätte mit ihr gemeinsam erleben und teilen dürfen. Es gibt andere Augenblicke im Leben, in denen man sich dem Partner sehr nahe fühlen kann, aber keinen wie den, wenn dich deine Frau zu Füßen von Leonidas in die Arme schließt. Das ist mit Worten nicht zu beschreiben.

Hinzu kommt: Der Support an der Strecke enthebt dich teilweise der Sorge der Planung: Was packe ich in wie viele Dropbags und wo deponiere ich sie? Eine Aufgabe, die ich teilweise auch erledigen musste, weil ich nicht wollte, dass meine Frau in der Nacht durch die griechische Pampa fährt. Es erschwert die Sache und macht ein Finish stückweit „weniger wahrscheinlich“, wenn du volle 246 km auf dich alleine gestellt bist. Wie gewichtig der Einfluss einer Bezugsperson ist, hängt auch davon ab, wie sehr du sonst von der Anwesenheit deiner Frau (oder einem Helfer) bei Läufen profitierst oder gar davon abhängst. Ich kenne Läufer, die brauchen jemanden am Rand einer solchen Strecke.

- hässliche Strecke. Viel Landstraße, Industrieparks, schnurgerade, langweilige Pisten... ist es das wert?

Widerspruch: Die Strecke ist alles andere als hässlich und langweilig. Dafür sorgen teilweise die Zuschauer, aber auch Landschaften. Es ist richtig, dass man auf den ersten 70 Kilometern an zwei stinkenden Raffinerien vorbeiläuft, dazwischen aber auch am Meer, teils erhöht mit Weitblick. Bei mir schien die Sonne und die Aussichten aufs Meer waren atemberaubend. Dann kommt das Highlight Kanal von Korinth und der Peloponnes. Du läufst durch Weingärten, passierst die Ausgrabungen in Alt-Korinth, schließlich die Hügel der Gegend, blickst hoch zu Bergspitzen mit Festungsanlagen. Dann wird es dunkel. Wenn du das Glück von Mondschein haben solltest, dann wirst du durch eine wunderbare Landschaft laufen bis zum Sangas. Das blieb mir verwehrt, weil es wirklich stockdunkel war. Okay, dann sehe ich ohnehin nichts, und die Umgebung ist piepegal. Am nächsten Morgen, gleich zu Tagesanbruch, läufst wieder durch eine schöne Landschaft, beobachtest Bauern, die die Ernte einbringen, ringsum Berge. Natürlich immer auf Straßen, mit Ausnahme hoch zum und runter vom Sangas. Und Gott sei Dank auf Straßen, weil alles andere deine Füße schreddern würde. So wie ich das beim Olympian Race erlebt habe, der „nur“ mit 180 km fordert, aber davon ziemlich viele auf Feldwegen.

Tatsächlich übel sind die Kilometer vor Sparta (Km 200 bis etwa 230), die man auf einer Fernstraße in stetem auf und ab zurücklegt. Doch zu diesem Zeitpunkt ist dir das längst absolut gleichgültig. Da willst du nur noch ankommen, willst dass es endet. Und dafür eignet sich eine gut gepflegte, wenn auch vielbefahrene Straße am besten.

Ich habe mehrere sagen hören, die Strecke des SP sei „hässlich“. Ich habe das ganz anders erlebt und in Erinnerung. Sie ist nicht hässlich und schon gar nicht langweilig. So lange man „wach genug“ ist, um seine Umgebung im Detail wahrzunehmen, gibt es unendlich viel zu sehen. Und selbst das Stück am Rand der Autobahn hinter Athen möchte ich nicht missen. Das fand ich witzig, höchst kurios. Stellte mir vor ich liefe irgendwo in Deutschland am Rand einer Autobahn - ich wäre alsbald Objekt einer Meldung im Verkehrsfunk … Es gibt ein Foto* von mir, das mich in einem Läuferpulk neben der Autobahn zeigt. Es gehört auf Grund der Originalität und Kuriosität der Aufnahme zu meinen Lieblingsfotos und bedeutet mir mehr als das eine oder andere Finisherporträt anderer Läufe.

*) Es gibt den „Sparta Fotography Club“, eine Vereinigung von etlichen Hobbyfotografen, die super Bilder schießen. Ich weiß nichts von diesen Leuten. Vermutlich werden sie von der Spartathlon-Orga entlohnt, zumindest aber verköstigt. Jedenfalls verhält es sich so, dass du als Teilnehmer eine CD bekommst mit allen Aufnahmen (tausende!), die diese Leute während des SP schießen. Sie stehen an zahlreichen Punkten der Strecke und es ist unmöglich nicht auf einigen dieser Aufnahmen abgebildet zu sein. Dieser Gratis-Fotoservice gehört zu den vielen Annehmlichkeiten des SP. Und ich hätte tatsächlich auch viel Geld ausgegeben, um mir diese Bilder zu sichern.


- Hunde. Klingt lächerlich, aber ich mag es schon nicht, wenn mir hier Hunde MIT ihren Haltern begegnen. An der Leine. Unangeleint ist es gleich noch viel schlimmer. Die Vorstellung, in Griechenland auf Straßenhunde zu treffen, da wird mir heute schon... blümerant.

Dazu kann ich nur sagen: Du wirst Hunden begegnen. Und es wird deiner Phobie auch nicht abhelfen, wenn ich dir versichere, dass sie definitiv keine Gefahr darstellen. Du begegnest ihnen, weil sie sich von dir – wie von jedem Menschen – Futter erhoffen. Mich hat die Begegnung mit diesen Tieren auch beschwert. Nur aus anderen Gründen. Ich bin Hundehalter und Hundeliebhaber und bedauerte sehr nicht mehr für die Tiere tun zu können als ihnen ein paar Brocken vom Verpflegungstisch zu gönnen, die ich verstohlen fallenließ. Wären diese Tiere eine Gefahr für irgendwen, du kannst sicher sein, man hätte sie längst erschlagen.

Vielleicht ändert sich bis zu deinem Trip nach GR aber in dieser Hinsicht Entscheidendes. Diverse Organisationen, auch aus dem Ausland, sind bemüht Straßenhunde einzufangen und zu kastrieren, auf dass sie sich nicht fortpflanzen und langsam „aussterben“. Zudem hat die griechische Regierung jüngst – ist erst ein paar Wochen her – das europaweit härteste Tierschutzgesetz in Kraft gesetzt, dass man sich vorstellen kann. Das sorgt nicht direkt für weniger Straßenhunde, ist aber Ausdruck der gewandelten Einstellung der Griechen gegenüber Haustieren. Langfristig wird es die Spezies „Straßenhund“, also den frei und unabhängig in der Pampa lebenden Hund in Griechenland nicht mehr geben. Schon beim Dromos Athanaton letztes Jahr Ende Oktober auf dem Peloponnes (140 km) begegneten mir nur noch zwei Hunde und das waren keine Straßenhunde. Der erste gehörte zu einem Anwesen, an dem ich vorbeilief (erkenntlich am Halsband). Der zweite hatte ebenfalls ein Halsband und begleitete die Läufer über wohl mehr als 100 Kilometer (!)*. Mir schloss er sich aus freien Stücken 5 km vorm Ziel an, als ich einen Vorausläufer, den er zu dem Zeitpunkt begleitete, überholte. Und damit hatte ich einen Laufpartner bis zum Finish. Danach trollte er sich wieder, lief vermutlich die ganze Strecke zurück, bis er dort ankam, wo er hingehört. Solche Geschichten sollten dich ermutigen, auch wenn sie deine Hundephobie nicht heilen können. Bestimmt hast du meinen SP-Bericht gelesen und dort auch von meinen friedfertigen Hundebegegnungen. Vielleicht beruhigt dich auch der Bericht vom Dromos Athanaton (da reicht es in Sachen „Hund“, wenn du die letzten Abschnitte vorm Zieleinlauf liest).

- harte CutOffs. An sich sollte das kein Problem sein, da ich eher zur schnellen Sorte gehöre. Und trotzdem ist da ein kleiner Zweifel, was das mit meiner Psyche macht, wenn ich mal ne größer Krise habe. Könnte das ein KO-Kriterium sein?

Die Cut-Offs sind hart und wie oben erläutert nützt es dir u.U. gar nichts „zur schnellen Sorte“ zu gehören. Es ist ungemein wichtig auf den ersten 80, speziell den ersten 40 Kilometern nicht zu schnell zu laufen, obwohl die Cut-Offs der VP auf diesem Abschnitt überzogen eng sind. Mehr als einen kleinen Sicherheitsabstand, vielleicht 5 min auf den ersten 20 Kilometern, vielleicht 10 auf den weiteren (später wächst er automatisch), sollte man sich nicht erlauben, weil schon das dafür nötige Durchschnittstempo sehr hoch ist. Wer da übertreibt, wird es im Schlussdrittel bitter, bitter bereuen. Ich hatte mir im Vorfeld auch eine bessere Zeit ausgerechnet, musste mich allerdings von der Strecke und gewissen Vorfällen eines Besseren belehren lassen. Der längste Vorsprung, den ich unterwegs mal auf einen Cut-Off verbuchen konnte waren ca. 1:45 Stunden. Auf Biegen und Brechen hätte ich davon sicher 1:30 ins Ziel retten können. Nur war es mir in dem Moment, als feststand, dass ich finishen werde, schnurzegal mit welcher Zeit ich ins Ziel komme. Also ließ ich mir Zeit und mich umsorgen, setzte mich sogar hin, was ich im Grunde verabscheue (weil ich ja wieder aufstehen muss …).

Im Nachhinein weiß ich, dass ich die Cut-offs nur als übergeordnete Drohung empfand, dass sie mir unterwegs jedoch keine mentalen Probleme bereiteten. Nicht mal Bedenken, dafür war ich immer weit genug von der „Closing Time“ des Checkpoints entfernt, als mir u.a.. „Menschliches“ zustieß und mich viel Zeit kostete. Das wäre vermutlich anders gewesen, wenn ich, wie viele andere, nur Minuten vorm Cut-off hergerannt wäre. Auch dafür war mir bestmöglich trainiert zu sein wichtig. So konnte ich das Abenteuer SP ohne stete Angst vorm DNF erleben.

- klimatische Bedingungen. Den Sturm 2018 (oder war es 2019?) mal außen vor ist es immer knallheiß. Das ist wahrlich nicht mehr Wetter. Ich bin deutlich besser geworden, was meine Hitzeempfindlichkeit angeht, aber Temperaturen über 25 Grad sind immer noch nicht mehr Freunde. Ist es da sinnvoll, einen Lauf anzugehen, wo es nicht nur heiß sein KANN, sondern heiß sein WIRD?

Auch in dieser Hinsicht liegst du nicht ganz richtig. Es kann heiß sein, wird vermutlich lauftäglich auch über 20°C bis an 30°C warm/heiß sein, muss aber nicht. 2017 (oder 2018?) war der SP verregnet und für die meisten Läufer war die Kälte – insbesondere nachts – ein Problem. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten sich gegen die knallende Sonne zu schützen. Wenn du meinen Bericht anschaust, wirst du mich in der Grundfarbe „weiß“ laufen sehen. Ich habe mir sogar extra für den SP weiße, kurze Lauftights zugelegt. Zusätzlich lief ich mit weißer Kappe und darunter einer Stoffbabywindel, die ich an jedem Checkpoint mit Wasser tränkte. Das hat enorm geholfen, weil von diesem nassen Stoff um Kopf und Nacken bis auf die Schultern Kühle ausging. Wie schon erwähnt musst du im Jahrhundert der fortgeschrittenen Klimakatastrophe mit Wetterungereimtheiten auch auf griechischer Erde Anfang Oktober rechnen. Hitze ist nur eine, wenn auch wahrscheinliche Variante.


So weit meine Gedanken/Einschätzungen zu deinen Spartathlon-Erwartungen.

Und nun träum’ schön weiter vom Spartathlon 203x …

Alles Gute, bleib gesund. :daumen:

Gruß Udo :winken:
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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UDO, ganz toller Eintrag, da kann ich an allen Stellen nur :nick: So sehe ich das auch, kann es nur nicht so schön schreiben. :peinlich: Deshalb nur eine ergänzende Bemerkung zu "meinem Sparta-Wetter 2018". Der Dauerregen war zermürbend, aber es war relativ mild (auch nachts noch). Der an Heftgikeit zunehmende Zyklon war gefährlich und es wäre beinahe zum Rennabbruch für die langsamen Läufer gekommen, aber unterm Strich war in dem Jahr die Finisherrate höher als in Jahren in denen es eine Hitzeschlacht gab. Natürlich blieb mir durch das fernbleiben der griechischen Zuschauer auf der Strecke und vor allem bei der Zielankunft dieses emotionale Erlebnis "erspart", aber meine Gefühle und Gedanken an dieses Laufabenteuer, die sich im Nachgang eingestellt haben sind bis heute sehr, sehr intensiv. Viele haben mir danach geraten nochmals alles dafür zu tun um bei einem "normalen Wetter" den Sparta erneut anzugehen. Ich habe aber genauso wie du für mich beschlossen dieses Laufabenteuer als einzigartig stehen zu lassen, weil mich die Vorbereitung so stark zeitlich gebunden hat, dass ich andere schöne Dinge dafür zeitweise komplett opfern musste. Und natürlich auch meine körperlichenVoraussetzungen altersmäßig nachlassen werden.
Und es gibt noch soviel andere :geil: Läufe, die auf mich warten.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Also ich bewundere allle, die so etwas tun. Das Problem für mich wäre, mindestens zwei Jahr mein Leben komplett diesem Ziel unterzuordnen. Deshalb war bei 100 km für mich Schluss und mit ziemlicher Sicherheit, werde ich die auch nicht wieder laufen.

Aber diese Entscheidung musst du in Anbetracht von Familie und Freunde selbst treffen, wobei ich weiß, dass du etwas extremer als ich drauf bist.

Bin gespannt, was aus deinem Traum wird.

Jörg
Neue Laufabenteuer im Blog

9
Lieber Udo
gibt zu, du hast akuten Laufberichtschreibentzug...... :nick:

Deine Gedanken zum Sparthatlon sind ganz großes Kino. Sollte es bei mir eines Tages soweit sein und ich einen Startplatz habe, werde ich deinen Beitrag hervorkramen und noch einmal ganz genau lesen.
Vielen Dank für die Arbeit

Liebe Grüße an alle

Cornelius
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de

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19joerg61 hat geschrieben:Jörg
:winken: ein gutes 2021. Bleib gesund!
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hauptmieter hat geschrieben:gibt zu, du hast akuten Laufberichtschreibentzug......
Hallo Cornelius, Entzug spürt man infolge Entzugserscheinungen. Die plagen mich allerdings nicht. Ich kann eine Weile, ein paar Wochen und Monate, ganz gut ohne Laufberichtschreiben leben, weil das in der Häufung durchaus Kraft kostet (kann sich vermutlich niemand vorstellen, ist aber so) und die tanke ich jetzt nach. In den letzten Jahren war ich genau in diesen Zeiten vermehrt hier im Forum schreibend tätig. Wenn ich Laufberichte verfasse, habe ich nur selten den Nerv mich auf Forumsanfragen einzulassen und mich in die läuferische Denkweise und daraus resultierende Auffassung von Läuferfragen reinzudenken. Und ohne diese ernsthafte Beschäftigung mit Anfragen wäre mir meine Zeit zu schade, um sie hier schreibend zu verbringen.

Richtig ist: Derzeit habe ich Zeit hier zu schreiben. Höchstwahrscheinlich unrichtig ist als Motiv ein irgendwie geartetes Entzugsgeschehen.

Bleib gesund Cornelius. Wir sehen uns :winken:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
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Hauptmieter hat geschrieben:Lieber Udo
gibt zu, du hast akuten Laufberichtschreibentzug...... :nick:

Deine Gedanken zum Sparthatlon sind ganz großes Kino. Sollte es bei mir eines Tages soweit sein und ich einen Startplatz habe, werde ich deinen Beitrag hervorkramen und noch einmal ganz genau lesen.
Vielen Dank für die Arbeit

Liebe Grüße an alle

Cornelius
Ich vergaß hier zu erwähnen, das ich zwar wie UDO an den Sparta rangegangen bin ohne zu viel akribische mentale Vorbereitung die vielleicht irgendwann dazu geführt hätte, das ich mich "verrückt" gemacht hätte. Ich bin eher so der andere Udo: "Und ich mach mein Ding" https://www.youtube.com/watch?v=utEGrtLwdMs
Aber der Laufbericht von UDOs Spartathlon war Teil meiner Vorbereitung und hat auch seinen Teil am Finish beigetragen. forum/threads/114053-Den-G%C3%B6ttern-o ... -Race-2016
Und sehr motivierend war auch sein Eintrag zu meinem Laufbericht über meinen 24 h Vorbereitungslauf in Reichenbach
forum/threads/124151-Man-mu%C3%9F-es-nu ... eichenbach
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich kann das weil ich es will:
Denn: Alle sagten: "das geht nicht", dann kam einer der wußte das nicht und hat es einfach gemacht. :nick:
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Hallo Chris und alle anderen, die den Spartathlon dereinst laufen wollen,

ich ging noch einmal in mich, wurde auch von dritter Seite angestoßen und glaube noch folgende Empfehlung aussprechen zu müssen: Klaus' und mein "Vorbild", das "ich mache mein Ding", sind wichtige Strategien, um beim SP Erfolg zu haben. Man darf sich nicht von jeder Aussage und Beschreibung irre und kirre machen lassen. Wer einen Startplatz beim SP bekommt, ist gestandener Ultraläufer und nicht zufällig dort. Also kann "sie" oder "er" ultraweit laufen, weiß auch mit sich und ihrem/seinem Körper umzugehen.

Mein etwas "ignorantes Vorbild" vorhandene Infos liegenzulassen, kaum was zu lesen, wenig zuzuhören, war dagegen nicht als Rat zu verstehen. Tatsächlich sollte frau/mann sich gerade vorm Spartathlon mit seinem sehr speziellen und harten Anforderungsprofil einlesen und auf alles, was definitiv auf einen zukommen wird, gedanklich vorbereiten. Unter jenen, die es nicht schafften, auch in den Jahren nach meinem Erfolg, waren auffällig viele Leute, die nicht zu wissen schienen, was sie erwartet, jedenfalls zu unentschlossen und schlecht vorbereitet wirkten. Das habe ich mir auch von Läufern, die in den Jahren nach mir dabei waren, versichern lassen. Also lesen vorher und den Lauf gedanklich vorwegnehmen (das nennt man übrigens Planung). Dabei gilt es jedoch kritisch zu lesen und zuzuhören, zu relativieren und einen Filter über alles zu legen. Sachinformation durchdringen lassen, emotional Motiviertes erkennen und vor allem den negativen Emotionen widerstehen. Heute würde ich meine Nachlässigkeit, was die Informationsbeschaffung angeht, nicht wiederholen. Erkundigte mich vor anderen, ähnlich schwierigen Aufgaben (z.B. Olympian Race) ziemlich genau über die Verhältnisse vor Ort. Ich hatte beim Spartathlon das Glück, dass mich ein paar entscheidende Hinweise trotz meiner Lese-Faulheit rechtzeitig vor der Reise nach Athen erreichten. Unter anderem die "Windel-Taktik", also mit nasser/feuchter Windel unter der Kappe der Sonne zu trotzen. Das hatte einer ausprobiert, damit Erfolg gehabt, ich erfuhr es von Dritten und kopierte es: Zu meinem Glück und meinen Erfolg absichernd!

Also: Lesen über SP, Zuhören, wenn Finisher und Gescheiterte erzählen, dabei aber Nützliches von "verderblich Emotionalem" trennen, Letzteres ausblenden. Denn: Wer es kann (= ausreichend trainiert ist) und es wirklich will (willenstark und leidensfähig ist), der wird es auch schaffen. Auch im ersten Anlauf!

Gruß Udo

PS: Ich hörte, dass man künftig die Qualifikation nicht mehr mit 100km-Läufen erwerben kann. Offensichtlich scheiterten übermäßig viele Läufer beim SP, die diesen Weg zum Startplatz nutzten.
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Genau so ist es. Sich Ratschläge holen. Bevor man sich diese aber 1:1 überstülpt, sich zuerst selbstkritisch hinterfrägt, was davon auf die eigenen, bisher gemachten, Ultralauferfahrungen passt und dann daraus ein eigenes Konzept für den Sparta entwirft. Und sich auf die verschiedenen Probleme die unterwegs entstehen können schon mal gedanklich vorbereitet.

Windeln habe ich mir extra gekauft, aus dem gleichen Grund wie UDO. Die waren bei meinem Wetter für die Katz. Aber die Neoprensocken, die ich mir angeschafft hatte und natürlich auch vorher getestet, haben mir damals den A..... gerettet. Und die warme Goretex-Jacke die mir mein Supporter großzügig überlassen hat um dann nächstens im Auto zu frieren. Das war etwas was beim Sparta auch kein Fehler ist. Ein aufopferungsvoller Helfer der einem in einem kritischen Moment spontan helfen kann eine "kriegsentscheidene" Entscheidung zu treffen.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
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11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
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Noch was ... Klaus hat - und es ehrt mich, dass er nach eigener erfolgreicher Teilnahme, diese Auffassung noch immer vertritt - also: Klaus hat meinen Bericht vom Spartathlon als wichtige Info-Quelle zur Vorbereitung bewertet. Nun ist ja bekannt, dass ich meine Erlebnisse mit großer Detailverliebtheit zu Cyber-Papier bringe und wirklich alles erwähne und bewerte, was mir unterwegs begegnete. Irgendwo in diesem Bericht steht etwas zu meiner positiven Einschätzung der griechischen Autofahrer, deren Wachheit, und dass ich mich auf dem Weg nach Sparta, der zu mehr als 95% öffentliche, auch vielbefahrene Straßen nutzt, sehr sicher gefühlt habe. Zu dieser Aussage stehe ich nach wie vor. Allerdings enthebt sie einen nicht eigener Vorsicht vor allem beim Passieren von Einmündungen und Überqueren der Straßen, das vielfach erforderlich ist.

Ein SP-laufender Augenzeuge, der vielleicht eine Minute nach einem Unfall im Jahr 2017 die Stelle passierte, berichtete mir von einem "betagten" Asiaten (wahrscheinlich Japaner), der nach 43 Kilometern, also kurz nach VP Megara, beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst und ziemlich schwer verletzt wurde. So schwer, dass er nicht mehr weiterlaufen konnte und am Kopf mehrfach genäht werden musste. Wörtlich las ich: " ... jedenfalls war dort überall Blut, Blut, Blut ..."

Ich erwähne das fortgeschrittene Lebensalter des verletzten Läufers keineswegs, weil ich ihm etwa eine "altersbedingte Wahrnehmungsstörung" unterstellte. Es könnte sich für einen älteren Läufer doppelt tragisch auswirken: Einen Startplatz zu ergattern war sicher nicht einfach. Dafür muss man hart trainieren und Glück haben. Und wenn man den Startplatz hat, dann muss man erst recht hart trainieren. Wie oft kann man beides, Glück und knallhartes Training, wiederholen, wenn man schon (wie z.B. auch ich) im Spätherbst seines Läuferlebens den SP angeht?

Also gilt für mich auch: "Augen auf beim Spartathlon-Lauf"!

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
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Lieber Udo, Klaus und Nachtzeche,
vielen Dank für diesen Faden, für mich war das der beste Faden seit langem, ich konnte viel hiervon mitnehmen.
Euch alles Gute
bleibt gesund und gelassen


Cornelius
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de

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Ihr Lieben, bitte haltet mich nicht für ignorant oder unhöflich, da ich noch nicht auf die vielen, unglaublich tollen Kommentare hier reagiert habe. Aber mir fehlt gerade schlicht die Zeit, dass in einer angemessenen Art und Weise zu tun. Ich werde das sobald es geht nachholen!
Bis dahin bleibt mir nur zu sagen: genau für solche Informationen liebe ich dieses Forum.
Vielen, vielen Dank für die viele Zeit, die ihr in eure Antworten investiert habt! Ganz liebe Grüße, nachtzeche

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Hallo Chris.

der Dank geht zurück zu dir und deiner Threaderstellung hier.
Es hat mir richtig Spaß gemacht dieses schon etwas verblaßte Laufabenteuer aus meinen tiefsten Inneren wieder hervorzuholen und die Erlebnisse nochmals Revue passieren zu lassen. Leider habe ich es ja damals nicht geschafft das Erlebte ich Worte zu fassen und ausführlich mit eimen Laufbericht zu würdigen. Die Bereicherungen, die ich durch den Spartathlon erfahren durfte, die meinen läuferischen Erfahrungshorizont erweitert haben, jetzt erstmal so zu formulieren, das es für Nachahmer ggf. fundiert verwendbar wird waren eine ganz neue Herausforderung und Erfahrung für mich.
Zu UDOs "Augen auf beim Spartathlon" ist mir persönlich folgendes im Gedächtnis geblieben:
1) Die ersten km auf dem Standstreifen der 4-spurigen Autobahn die aus Athen rausführte habe ich nicht als gefährlich empfunden. Die Griechen besitzen zwar den Ruf Verkehrsregeln etwas gelassener auszulegen aber sie sind auch entspannter wenn Läufer sich ihr Straßen-Terrain für kurze Zeit mit Ihnen teilen. Man muss sich nur mal vorstellen :nick: wie das in Deutschland aussehe.
2) Die letzten 30-40 km geht es an einer stark befahrenen Landstraße im stetigen auf und ab unmittelbar neben dem Verkehr entlang. Das war bei den starken Windböen und dem Starkregen bei herandonnernde LKWs schon ein bißchen heavy. Aber so ein Zyklon ist ja nicht die Regel und damit auch zu meinem persönlichen nächsten Punkt Nr.
3) Durch das starke fokussieren auf das Finish habe ich so einige Gefahren durch "Zorbas" maximal ausgeblendet. Mein Begleiter meinte damals im Ziel: "Hast du an der Tankstelle das heruntergestürzte Preisschild gesehen. Und die Bäume die auf der Straße lagen. Öhem, :peinlich: "Nein", war meine Antwort. (Später habe ich dies auf seinem Film dann richtig wahrgenommen.)
Zur Entlastung kann ich sagen. Beim Erreichen von Sparta bei den ersten Häusern ist mir aufgefallen, dass Dachziegel auf der Ssraße lagen. Da habe ich es begriffen. Ich muss auf der Straßenmitte bleiben, wenn ich nicht einen persönlichen Dachschaden :zwinker2: 3 km vor Leonidas "Käsfüßen" riskieren will. In meinem Hinterkopf war schon länger der Zwiespalt ob es leichtsinnig von mir den zunehmenden Orkan auszublenden und weiterzulaufen, und gleichzeitig hatte ich die Angst das die Griechen mir nicht kurz vorm Ziel durch einen Rennabruch noch meinen Lebenstraum zerstören, Denn dieser wäre aufgrund der Gefahrenlage durchaus gerechtfertigt gewesen und in Deutschland höchstwahrscheinlich aus Haftungsgründen auch umgesetzt worden.

Was ich damit kurz gesagt sagen will. Vergiß nicht ganz Zeit und Raum. Das elementarste ist zwar: Linker Fuß, rechter Fuß.... Und gleichzeitig, dort wo es nötig ist rational bleiben um Umgebungsbedingungen richtig einschätzen zu können.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
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28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Hallo Chris,

kein Problem :nick:

Fordere einen Spartiaten auf von seinem Lieblingsthema zu erzählen und er kann nicht mehr aufhören. Wenn dir folglich einer leibhaftig begegnet und du nur wenig Zeit hast, vermeide es tunlichst Schlüsselbegriffe wie "Sparta", "246km", "Sangas" oder "Leonidas" auszusprechen. Schon Geografisches wie "Griechenland" oder "Peloponnes" könnte ohne Umwege zur totalen Wortenthemmung führen ... :wink:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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schauläufer hat geschrieben:In meinem Hinterkopf war schon länger der Zwiespalt ob es leichtsinnig von mir den zunehmenden Orkan auszublenden und weiterzulaufen, und gleichzeitig hatte ich die Angst das die Griechen mir nicht kurz vorm Ziel durch einen Rennabruch noch meinen Lebenstraum zerstören,
Hallo Klaus,

ich war im Sturmjahr nicht dabei, bekam nur durch Handyvideos einen Eindruck vom Sturm, der in den Nachmittagsstunden vor Zielschluss dort tobte. Wäre ich dabei gewesen, dann - an jenem Tage ausreichend Leidensfähigkeit, Kraft und Glück unterstellt - hätten mich die Elemente eben auch dort auf der breiten Straße 30 km vor Sparta erwischt. Ich stellte mir mehrmals vor, wie sich das angefühlt haben muss. Schon weitgehend entkräftet, die eigene Widerstandsfähigkeit mental und physisch voll ausgereizt und dann dieses Wetter. Ich weiß, dass für mich jede Sekunde zur Hölle geworden wäre. Denn am meisten hasse ich beim Laufen Wind, der irgendwie immer von vorne kommt. Also um es mit einer bekannten deutschen Schlagerzeile zu sagen: "Hölle, Hölle, Hölle, Hölle, ..." Aber: Ich hätte mir nicht im Mindesten Gedanken darum gemacht, ob mir Gefahren durch den Sturm drohen. Am allerwenigsten wäre mir die Idee gekommen aus diesem Grund abzubrechen. Kann sein ich wäre des Wetters wegen in einem Zustand gewesen, den ich nicht mehr hätte ertragen können. Dann wären Gedanken ans Aufhören sicher auch in mir präsent gewesen. Aber wegen Sturm? Man hat mir erzählt, dass die VP teilweise vom Wind weggeblasen wurden. Dergleichen hätte mich von Kilometer zu Kilometer mehr darum fürchten lassen irgendwer könnte mich so kurz vorm Ziel von der Strecke holen und die Sache beenden. Ich glaube, das wäre meine einzige wirkliche Sorge gewesen. Nach so langer Laufzeit kann ich nicht mehr richtig denken, noch irgendeine Gefahr für mich oder jemand anderen auch nur ansatzweise richtig einschätzen. Ich hätte weiterlaufen wollen - müssen! - auf Biegen und Brechen. Weil da nur noch dieses eine Ziel im Kopf ist: Ankommen, finishen unter 36 Stunden. Wie könnte ich diese im Hirn betonierte Losung, die mich bis dahin schon mehr als 30 Stunden getragen und vorwärts "befohlen" hat, nun wegen eines lausigen Stürmchens aufgeben. Und deine Schilderung von den Sturmschäden und wie du dran vorbei gelaufen bist, sie zum Teil nicht mal bemerkt hast, zeigen mir, dass du nicht anders tickst. Wiewohl ich geneigt bin zu glauben, dass man genauso ticken muss, wenn man Leonidas rechtzeitig an die Füße fassen will, bevor 36 Stunden um sind ...

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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UDO, Wahnsinn wie du das beschreibst was in mir damals vorging, obwohl du solche Bedingungen nicht selbst erleben musstest. Aber genauso habe ich damals gefühlt. Obwohl die Böen nicht nur von vorne kamen sondern mich "Häspele" (z.dt. Hemd :peinlich: ) fast umgeworfen haben. Und ich möglichst links blieb um den LKW nicht zu nahe zu kommen. Weniger wegen des Spritzwassers (darauf kam in dem durchnäßtem Zustand wirklich nicht mehr an) sondern der Gefahr durch Windsog ect. zu umgehen. War im nachhinein dann die richtige Entscheidung weiterzumachen, aber ich will nicht dran denken wenn was schlimmeres passiert wäre.

Von daher ist es schon ratsam objektive Gefahren und Risiken halbwegs richtig einschätzen zu können. Auch wenn es nur noch ein paar Kilometer zu ersehnten Ziel sind. Extrem ausgedrückt an einen Beispiel in einer ganz anderen Situation. Man hat z.B. schon eine lange Autofahrt zurückgelegt, zu wenig oder keinen Schlaff gehabt (z.B. auch nach einem extrem langen Ultra) und merkt kurz vorm warmen weichen kuscheligen Bett zuhause wie man müder und müder wird und die Augen kaum noch offen halten kann. Da könnte eine Fehleinschätzung richtig fatal enden.

Und deine Ausführungen zum Thema Glorifizierung und Läuferlatein treffen auch ins Schwarze. Schon generell besteht bei mir die Gefahr, wenn das Thema aufs Laufen, insbesondere Ultralaufen kommt, ich geschwätzig wie ein altes Waschweib werde. Beim Sparta wurde mir das richtig bewusst, als ich eine Läuferin, mit der ich im Jahr davor auf einem Ultralauflauf ein paar Kilometer lang unterhaltsam gelaufen bin, kurz nach meiner Spartathlonteilnahme auf einer Veranstaltung wieder getroffen habe. Die erste Begrüßungsworte waren. Und hast du den nun Sparta gefinished. Ich erwiderte: Ja, du hast eine gute Erinnerung, habe ich das erzählt. Sie darauf dann: Du hast doch die ganze Zeit von nichts anderem gesprochen :peinlich: Das war mir gar nicht so bewußt worden, das ich damals kein anderes Thema hatte :zwinker2:
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
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17.08. 100 M Berlin

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@Klaus: Na ja, in Sachen Redefluss gehe ich einfach mal von mir aus und "rechne hoch". Normalerweise bin ich und gelte bei jenen, die mich kennen als solcher, ein in sich zurückgezogener, eher stiller, nicht gerade wortgewaltiger Zeitgenosse. Das ändert sich, wenn ich unter Meinesgleichen übers Laufen und läuferische Erlebnisse spreche. Zurückhaltendes Mithören und Beobachten - eher mein Naturell - kann auch in Gegenwart von Nicht-(Längststrecken)-Läufern ins Gegenteil kippen, so man mich versucht und ich echtes, über oberflächliches Erkunden hinausreichendes Interesse spüre. Und dann dauert es jeweils nicht sehr lange, bis ich nicht mehr anders kann, als von meinem Wettkampf der Wettkämpfe zu sprechen. Ich glaube, dass es mir dabei im Grunde viel weniger darum geht, mich als großen Gladiator selbst zu beleuchten, als das Erlebnis Spartathlon immer und immer wieder in mir wachzurufen. Vielleicht, weil ich nach viereinhalb Jahren noch immer nicht alle Zweifel in mir ausräumen konnte, dass tatsächlich ich an jenem Samstagnachmittag die letzten triumphalen Meter in Sparta bis hin zu Leonidas gelaufen bin. Das kommt mir manchmal surreal vor, am meisten in Zeiten wie jetzt, da ich vor der Haustür in für mich oft grausigen Witterungsverhältnissen darum ringe hinter - vergleichsweise - lächerliche 30 km irgendwie einen Haken zu setzen. Damals, in den Tagen und Wochen nach dem Spartathlon, hatte ich nur einen Verdacht. Nun, Jahre und zwei Langdistanzwettkämpfe auf dem Peloponnes später, bin ich sicher: Der Spartathlon hat meine Welt verändert. Meine Sicht darauf und wie ich mich darin bewege. Diese völlig schmerz- und reuefreie, häufig von Zufriedenheit begleitete "Metamorphose" stellt sich sicher nicht bei jedem ein, der die Strecke in vorgegebener Zeit zurückgelegt hat. Aber die "Gefahr" ist groß, dass einen das Erlebnis Spartathlon packt und nie wieder loslässt. Eine Faszination, die für mich die einzige schlüssige Erklärung liefert, warum so viele Ultraläufer die gewaltigen Mühen und nicht gerade geringen Kosten auf sich nehmen, um Jahr für Jahr in Athen an der Startlinie zu stehen.

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Du triffst es (mal wieder :nick: ) auf den Punkt :daumen:
Schönes Schlußwort, weil ich glaube das war ein einerseits ein geniales Resümee und andererseits die beste Werbung für Spartathlon Aspiranten um dieses einmalige (oder gern auch mehrmalige :zwinker2: ) Abenteuer auf die To-Do Liste zu setzen.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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So sei es :daumen: :hallo:
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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So, ihr Lieben,

jetzt krame ich diesen Faden noch mal hoch und schreibe ein paar Zeilen mehr dazu, wie ich es auch versprochen hatte (und bisher nicht eingelöst hatte, danke der Erinnerung, Cornelius! :peinlich: :hallo: )

Ich danke euch noch mal ausdrücklich für eure eindringlichen Schilderungen, die ich gerade zum wiederholten Mal gelesen habe. Einfach klasse, wie ihr das auf den Punkt bringt und mir da geholfen habt meine Gedanken zu ordnen. Was also ist der Stand der Dinge?

Ich bin, durch eure Zeilen mehr denn je, überzeugt: wenn es den Spartathlon dann noch gibt und ich noch laufen kann, werde ich ihn laufen. Da gibt es keinen Zweifel mehr. Ich weiß noch nicht wann, aber ich werde das angehen. Es juckt in den Beinen, es juckt im Kopf, da will und werde ich nicht drum herum kommen.

Meine Kontra-Punkte nehme ich immer noch ernst, vor allem Udo konnte hier aber vieles ausräumen bzw. mir helfen es neu zu gewichten. Und es ist sicher gut, hier mit realistischen Vorstellungen und Erwartungen heran zu gehen.

Jetzt ist es ja so, dass ich, wenn ich familiär nicht so eingespannt wäre, auch sehr deutlich zu den von Udo geschilderten Spontanaktionen neige. Wenn ich in einer anderen Lebensphase wäre, würde ich mich wahrscheinlich jetzt schon an das Abendteuer Spartathlon machen. Und hätte vorher schon deutlich mehr "Dummheiten" auf dem Kerbholz! :peinlich:
Im Moment laufe ich ca. 70 km in der Woche - und bin absolut am Anschlag dessen, was zeitlich vertretbar ist. Jeder Gedanken auf eine ordentliche Vorbereitung auch nur für 100 k, geschweige denn 100 mi oder gar noch mehr ist Utopie - und ich muss hier vernünftig und verantwortlich bleiben, und kann mir leider gerade keine Spontanitäten erlauben.
ABER: das heißt nicht, dass ich ausschließlich auf den Spartathlon hinlebe. Er soll und wird als Fernziel immer in meinem Hinterkopf herumspuken, aber ich will vorher noch viele tolle Ultras sammeln. Und meine Lebenssituation ist ja auch nicht "on/off". Mit jedem Jahr, dass die Kinder größer werden, werde ich mehr Freiheiten für mich zurückgewinnen und wieder mehr laufen können. Und dann werde ich auch wieder mehr Wettkämpfe machen und diese Dinge genießen.

Vor dem Spartathlon will ich auf jeden Fall, wie von Udo geschrieben, noch einen guten 24h Lauf hinlegen, ich will meine Bestzeit bei den 100 mi verbessern, und ich träume schon davon, mich direkt für Sparta zu qualifizieren. die Zeiten/Leistungen dafür sind hart aber in realistischer Reichweite für mich. Zumal ich ja noch einige Jahre habe, in denen ich Erfahrungen sammeln kann. Denn das habe ich in den letzten Jahren gelernt: im Ultra ersetzt nichts, gar nichts die Erfahrung!

Also, das Fazit: nachtzeche goes Sparta. Irgendwann. Und wenn ich weiß, wann, werde ich diesen Weg hier auch dokumentieren. Aber alles zu seiner Zeit. Jetzt genieße ich die wettkampf- und ziellose Zeit noch und überlege mal, was denn ein guter Wiedereinstieg in das Wettkampfleben sein könnte...

Liebe Grüße und noch einmal ein dickes DANKE euch allen,
nachtzeche
"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)

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sei mal ehrlich, es war doch absolut klar, dass eine andere Antwort als diese wie du sie gemacht hast nicht kommen konnte und du bist so jung, in deinem Alter bin ich noch nicht mal Marathon gelaufen, hast also viel Zeit....
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de
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