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(K)ein Ziel in Sicht ...

(K)ein Ziel in Sicht ...

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Moin moin,

was mache ich hier eigentlich? Mit dieser Frage sah ich mich schon öfter konfrontiert - beim Sport, im Leben ... und überhaupt.

Und was mache ich hier jetzt, ein Lauftagebuch? Warum? Ich weiß es ehrlich gesagt selbst nicht, wie so oft. Einfach mal machen und sehen, wohin die Reise führt. Habe ich noch nie gemacht, könnte spannend werden oder auch scheiße, wer weiß. Einfach mal treiben lassen.
Ehrlich gesagt habe ich noch nie in meinem Leben ein Tagebuch geschrieben und weiß gar nicht, wie das geht. Beste Voraussetzungen also, um sich nicht in ausgetretene Pfade zu begeben.

Will das überhaupt jemand lesen, wen könnte sowas interessieren? Weiß nicht. Falls die Antwort lautet "niemanden", schreibe ich es für mich und höre auf, wenn ich keine Lust mehr habe.
Wie beim Laufen eigentlich auch, also ziemlich passend. Planlos drauf los. Planlos, ist das eigentlich was Gutes oder Schlechtes? Kann ja auch ein Zeichen von Spontanität sein (steht die Damenwelt drauf, habe ich mir sagen lassen). Da gibt es ja auch das geile Lied von "Planlos" - "Totgesagte leben länger". Bei dem auf und ab meiner bisherigen Läufer"karriere" also gar nicht unpassend.

Aber genug geschwafelt, sonst hört jeder auf zu lesen, bevor es überhaupt los geht.


Kapitel 1: Was bisher geschah - wie alles begann

KickAss im Jahre 2014 des Herrn.
Früher mal halbwegs sportlich. Und was? Des Deutschen liebstes Kind natürlich - Fußball.
Irgendwann dann aber mit immer weniger Ambitionen. So gegen 2010/2011 (also im zarten Alter von 29/30 Jahren) angefangen zu rauchen, keiner weiß wieso. Auch dem ein oder anderen Bier mit Freunden nie abgeneigt. Leidenschaft: gut und viel essen. Irgendwie braucht man ja einen Ausgleich zu Job und Familie.
Aber sportlich ist man ja immer noch wie Sau, man kickt ja ein- bis zweimal die Woche in der zweiten Kreisklasse gegen das runde Leder. Außerdem mache ich seit einigen Monaten Altherren-Fitness-Kickboxen - einmal die Woche eine Stunde.

Nun also, wie schon gesagt schreiben wir das Jahr 2014. Der Rücken zwickt etwas beim Schuhe binden, man ist ja auch schon stolze 33, starke Leistung! Aber was viel schlimmer ist, auch der Bauch zwickt beim Schuhe binden, weil sich die Plautze im Jeansbund faltet. Gewicht knappe 85 kg bei 1,79 m. Die Waage muss kaputt sein! Nein leider nicht!

So kann es nicht weiter gehen. Was tun? Das was jeder tut - geh'n wir mal joggen. Spontan den Nachbarn (natürlich nach ein paar Bier) am Freitagabend gefragt: Wie sieht es aus? Wir haben es beide nötig, morgen früh 7 Uhr Joggen gehen!
Er ist dabei. Wir ziehen es durch - zum Glück sieht uns Keiner - ein erbärmliches Duo. Mit nur 5 Gehpausen haben wir die unglaubliche Strecke von 4 Kilometern (fast einen Fünftel-Halbmarathon!) geschafft.

... und weil ich ein erklärter Datenmessi und Statistikjünger bin, gibt es die Aufzeichnung zu diesem, meinem allerersten, Lauf natürlich heute noch:
https://www.strava.com/activities/4362001379 Irgendwie finde ich es trotz der Anstrengung gut und fühle mich glorreich heroisch. Am Wochenende um 7 Uhr Sport machen - unvorstellbar. Das macht bestimmt außer mir Keiner, was bin ich denn für ein geiler Typ?
"Morgen früh gleiche Zeit?" Gesagt getan, wobei ich der einzige von uns beiden bin, der es wirklich will.
Nach kurzer Strecke mag mein Nachbar nicht mehr, er bricht ab. Ich glaube, es ist das letzte Mal, das er je gelaufen ist - wohnt aber schon Jahre nicht mehr neben uns, wir haben auch keinen Kontakt mehr.
Umso besser, ohne diesen unnötigen Ballast, genannt "Laufpartner", gelingt mir eine sensationelle persönliche Bestleistung mit nur zwei Gehpausen und sogar einem kleinen Endsprint *WOHOOO* - Geschwindigkeitsrausch! Macht's gut und fresst meinen Staub!

Es ist das letzte mal, dass ich mit jemandem zusammen gelaufen bin. Fahrradbegleitung ja, aber keiner, der neben mir läuft. Laufen ist für mich etwas individuelles bis heute. Sagt jetzt vermutlich auch viel über mein Wesen aus. Hobbypsychologen ab ans Werk.

Die Dokumentation dieses nahezu in der Weltspitze anzusiedelnden Meisterstücks norddeutscher Laufkunst möchte ich natürlich niemandem vorenthalten.
https://www.strava.com/activities/4362001380 Jetzt fühle ich mich wie ein junger Gott, zwei Tage hintereinander, Samstag und Sonntag aufgestanden, mir in den Hintern getreten und joggen gewesen. Das macht mir so schnell keiner nach - erstmal eine qualmen.


(K)ein Ziel in Sicht ...
Ja, was ist denn nun das Ziel? Eigentlich erstmal allgemein fitter werden und abnehmen. Klingt schonmal nicht schlecht, oder?
Wie es weiter geht, erfahrt Ihr in:
Kapitel 2: Was bisher geschah - erste Erfolgserlebnisse


Vorausgesetzt irgend jemand tut sich diesen Quatsch überhaupt an :zwinker2:

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Also mir gefällt deine Schreibe, gerne weitermachen. :daumen:
5 km - 21:44 (09.09.2023 - Tierparklauf)
10 km - 44:40 (16.10.2022 - The Great 10K)
HM - 1:39:18 (28.08.2022 - Die Generalprobe)
25 km - 02:02:00 (15.05.2022 - S 25)
M - 03:38:13 (25.09.2022 - BM)
50 km - 04:32:07 (17.03.2024 - Werderseelauf)

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Moin,

eine Frage beschäftigt mich schon lange: Was ist Talent?
Ich glaube, ich frage mich das immer, weil ich selber keins habe. Ich kan nichts von "Natur aus" besonders gut. Ich bin nicht außergewöhnlich kräftig, klug, schnell, musikalisch, künstlerisch begabt etc.

Ich bewundere (vielleicht besseres Wort: beneide) immer Leute, denen Dinge in die Wiege gelegt werden, und die dann diese Talente mit Übung und Training in Sphären bringen, von denen ein Normalbegabter nur träumen kann.
Wenn ich mir meine ersten Gehversuche veim Laufen aka. Joggen ansehe, muss ich konstatieren: auch hier kein besonderes Talent vorhanden, aber vermutlich auch keine komplette Vollkatastrophe.

Aber eins bilde ich mir ein zu haben: Durchhaltevermögen. Wenn ich mir was in den Kopf setze (was nicht völlig unrealistisch) ist, kann ich mich zur Not auch quälen, um das halbwegs zu erreichen. Aufgeben ist normalerweise keine Option. Scheitern okay, aber nicht nachher denken zu müssen, man hätte nicht sein Bestes gegeben.
Vielleicht ist das ja auch eine Art "Talent".
Und eventuell ist mein geheimes und bislang völlig verborgenes Talent ja das Schreiben in diesem Thread :hihi:
Deshalb mache ich mal weiter ...


Kapitel 2: Was bisher geschah - erste Erfolgserlebnisse


Zur Erinnerung: wir befinden uns im Juni 2014. Gerade haben wir das Wochenende rum und ich habe die ersten beiden vorsichtigen Laufversuche hinter mir.
Jetzt heißt es dranbleiben, sich festbeißen, nicht sofort wieder schleifen lassen.
Also schnüre ich jeden morgen brav meine Schuhe. Wohlgemerkt nicht meine "Lauf"schuhe, denn die habe ich noch nicht. Es sind 15 Jahre alte adidas-Treter. Jeden Morgen so gegen 7 Uhr. Es ist Frühsommer, bestes Wetter morgens, um sich in so ein Abenteuer zu stürzen.

Das große Abenteuer lautet: meine 4 Kilometer ohne Pause durchlaufen und immer versuchen ein bisschen schneller als am Vortag zu sein.
Und wie es so ist, wenn man mit etwas Neuem beginnt - die Verbesserungen kommen in Lichtgeschwindigkeit.

Aus zwei Pausen wird eine und dann nur 6 Tage später, wir schreiben Donnerstag, 12. Juni 2014, ist es soweit.
Tataaa - ohne Pause und mit einer Pace von 5:37 min/km habe ich den "Fünftel-Halbmarathon" bewältigt.

[Rückblickend würde ich sagen: Vermutlich war ich durch ein konstantes Basissportprogramm auf niedrigem Niveau gar nicht in so erbärmlicher Verfassung, wie ich dachte, sondern musste erstmal diese Form der Bewegung - Laufen in einem halbwegs gleichmäßigem Tempo über eine längere Strecke - etwas lernen.]

Ich bin stolz wie Bolle. Und ich frage mich: Ist das noch "Joggen" oder ist das schon dieses "Laufen", von dem ich gehört habe?
Ich habe sogar die Strecke um ein kleines Zipfelchen verlängert, damit nicht immer 3,9Blumekohl Kilometer zu buche schlagen, sondern tatsächlich die 4 vor dem Komma ist.
https://www.strava.com/activities/4362001370 Ich weiß, jetzt ist ein kritischer Punkt bei mir gekommen. Ich habe ein Ziel erreicht (Strecke ohne Pause laufen).
Zwei Möglichkeiten: a) neues Ziel setzen b) sich etwas anderem widmen.
Aber halt, eine Woche zurück! Was wollte ich denn eigentlich? Abnehmen und fitter werden. Was habe ich realistisch in einer knappen Woche erreicht? Nichts.

Also weitermachen, neue kleine Ziele setzen. Oder vielleicht einfach ohne Ziel weitermachen und sehen, wohin die Reise führt?
Kurz nachgedacht: Kleines Ziel - meine Strecke in unter 22 Minuten - mal schauen.
Motivation bis in die Haarspitzen. Zwei Tage später, genau eine Woche nach Start des gesamten Projekts, Strecke in 21:27 min gerockt. Huch, wie habe ich denn das geschafft?
https://www.strava.com/activities/4362001454 Sonntag und Montag habe ich echt schwere Beine und so lege nach 10 Tagen am Stück meinen ersten Ruhetag ein.
Und dann dümpelt es erstmal vor sich hin. Den Rest des Monats laufe ich so ca. dreimal/viermal die Woche immer dieselbe Strecke. Immer in einer Pace zwischen 5:20 und 5:40 min/km.
Die anfängliche Euphorie der ersten Tage ist verflogen. Was habe ich erwartert, dass der Leistungsfortschritt in dem Tempo weitergeht und ich nach 3 Wochen in der Landesspitze laufe?

Also erstmal so weitermachen, besser als nix. So geht es in Monat 2.
Und irgendwann übekommt es mich, dass ich mir denke: Es müsste doch (auch wenn es fast wahnsinnig klingt) möglich sein, auch mal einer andere Strecke (vielleicht sogar eine längere) als meine 4 km zu laufen.
Und so beginne ich meine Umgebung zu entdecken. Ich merke, dass es auch Spaß macht nicht den Asphalt zu treten, sondern sich auf anderne Untergründen zu bewegen.
So nehme ich mir am 9. Juli, also etwa einem Monat nach meinem Debüt, eine Strecke von knapp 8 km vor. Hey, das klappt ja!
https://www.strava.com/activities/4362153676 Und dann schreiben wir das denkwürdige Datum 13. Juli 2014. Wer weiß es?
Achso, Fußball-Weltmeister sind wir heute geworden, stimmt, das auch. Aber, was für dieses Land sicherlich mindestens genauso wichtig war, ich bin das erste mal eine Strecke unter den für mich "magischen" 5 km/min gelaufen.
Und das hängt tatsächlich mit dem Fußball-WM-Finale zusammen. Ich bin durch das bevorstehende Ereignis so euphorisiert, dass ich mir denke, heute schaffst Du das.

Und *Trommelwirbel* 4:59 min/km sind ja wohl eindeutig weniger als 5!
https://www.strava.com/activities/4362153675 Nach diesem Aha-Erlebnis merke ich, dass ich ja vielleicht soch ein Läufer und kein Jogger mehr bin. Und was braucht ein Läufer? Zunächst mal sollte man mit ein Paar Laufschuhen anfangen. Und so werde ich stolzer Besitzer eines Paares Puma Faas 600S.


Und an dieser Stelle endet meine heutiger Ausflug in die Vergangenheit.
Sehr geehrtes Publikum, meine Damen und Herren, liebe Kinder und Hunde - seien Sie auch dabei, wenn es demnächst in Kapitel 3 weitergeht!
Achtung Spoiler-Alarm: es wird bald chronologisch schneller werden als 1 Monat pro Kapitel :hallo:

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KickAss hat geschrieben:Ich kann nichts von "Natur aus" besonders gut. Ich bin nicht außergewöhnlich kräftig, klug, schnell, musikalisch, künstlerisch begabt etc.
bei dem Satz dachte dkf (moi) sofort :haeh: kennen wir uns, WEIL; so in der Art sieht Selbige ihre schlummernden pseudo Fähigkeiten & nicht vorhandenen Talente auch ... ansonsten sach ich ma;

WEITERMACHEN :daumen: mit Laufen und darüber was hier reinschreiben -> werd gern ab und an reinschauen :winken:

:idee2: wobei natürlich zu hoffen ist, dass es jetzt nicht ( Mooooment... ah, ja ) fast 7 Jahre dauert, bis wir im Hier und Heute angekommen sind

:steinigen: Scherz
Vanitas, Vanitatum Et Omnia Vanitas...
Rennanneliese

PB List sub3h20er & the rules for de Offnahme in the Hitliste

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dkf hat geschrieben: :idee2: wobei natürlich zu hoffen ist, dass es jetzt nicht ( Mooooment... ah, ja ) fast 7 Jahre dauert, bis wir im Hier und Heute angekommen sind
Zur Beruhigung :zwinker2:
KickAss hat geschrieben:Achtung Spoiler-Alarm: es wird bald chronologisch schneller werden als 1 Monat pro Kapitel :hallo:
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Meine Story: https://forum.runnersworld.de/forum/thr ... l-in-Sicht
Heute brenn ich, morgen geh ich durch die Asche
Ich komm zurück, so wie Phoenix aus der Klapse
Was für aufgeben? Rede nicht, Du Flasche
Ich komm zurück, so wie Phoenix aus der Klapse
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