11
von ralphvolker24
Woche 6: 30.11.2020 – 06.12.2020
[TABLE="width: 599"]
[TR]
[TD]Datum
[/TD]
[TD]km
[/TD]
[TD]Dauer
[/TD]
[TD]Beschreibung
[/TD]
[TD]relevante Zeiten
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]30.11.20
[/TD]
[TD]9
[/TD]
[TD]0:55
[/TD]
[TD]Onetangi Strandlauf
[/TD]
[TD]
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]01.12.20
[/TD]
[TD]11
[/TD]
[TD]1:05
[/TD]
[TD]10*400 Intervalle auf dem Strand
[/TD]
[TD]je 4:14
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]02.12.20
[/TD]
[TD]9
[/TD]
[TD]0:50
[/TD]
[TD]Seaview Runde
[/TD]
[TD]49:58
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]03.12.20
[/TD]
[TD]9
[/TD]
[TD]0:50
[/TD]
[TD]Seaview Runde
[/TD]
[TD]48:51
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]04.12.20
[/TD]
[TD]7
[/TD]
[TD]0:45
[/TD]
[TD]Strandlauf
[/TD]
[TD]
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]05.12.20
[/TD]
[TD]18
[/TD]
[TD]1:50
[/TD]
[TD]kurze Auckland Runde
[/TD]
[TD]1:46:32
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]06.12.20
[/TD]
[TD]8
[/TD]
[TD]0:45
[/TD]
[TD]7*600 Intervalle auf gras bahn
[/TD]
[TD]je 4:29
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]Wo 6
[/TD]
[TD]71
[/TD]
[TD]7:00
[/TD]
[TD="colspan: 2"]Km beinhalten Aufwärmen und Abkühlen; Dauer ist gerundet
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]
[/TD]
[TD]
[/TD]
[TD]
[/TD]
[TD="colspan: 2"]Die Zeiten der Intervalle sind jeweils in Km-Zeiten angegeben
[/TD]
[/TR]
[/TABLE]
Das war der November und was soll ich davon halten? Ich habe nach meinem Auckland Marathon einen Anfang gemacht und mir ein Ziel für das nächste Jahr gesteckt. Wie jedem Anfang auch ein Zauber innewohnt, so ist auch jeder Anfang schwer. Die ersten Schritte wollen nicht recht zueinander passen, man hat kein Gefühl, wohin man sich entwickelt und wie sich das ausgehen soll. Ich tappe in das Blinde hinein und hoffe, dass ich auf dem, einem richtigen Weg bin, ohne mir allerdings sicher zu sein. Es ist auf der einen Seite genauso erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, wie man sich auf der anderen darüber wundert, wie langsam man in die Gänge kommt. Es sind immer die sich ausschließenden Gegensätze, die ein systematisches Training erschweren. Ich würde gerne so viel mehr machen, habe mich aber der Geduld verschrieben und weiß nun nicht, ob das die richtige Herangehensweise ist. Wie immer, wenn ich weniger Kilometer laufe, und diese dann auch noch größtenteils nicht sehr schnell, denke ich mir, dass es so nie etwas werden kann und ich mir wesentlich mehr Mühe geben müsste: frei nach dem Motto, dass Schnelligkeit von schnell laufen kommt und Ausdauer von sehr viel laufen. Aber dieses Mal habe ich mir doch eben vorgenommen, nicht in diese Falle zu tappen und das ist schwieriger als gedacht, die Versuchung lauert allerorten und es fällt mir sehr schwer mich zurückzunehmen. Was mir auf der anderen Seite gefällt, ist, dass ich endlich die Intervalle zu einem Teil meines Trainings gemacht habe, und zwar sowohl acht verschiedene Versionen davon und alle in einer vorgegebenen Zeit und mit dem ausdrücklichen Verbot, Rekorde brechen zu wollen. Es geht eben nicht um die einzelnen Intervalle, sondern um deren Summe und der kumulierten Trainingseffekte.
So gerne ich auf meinem Strand laufe und so schön die Umgebung ist und ich mir keinen besseren Ort zum Laufen vorzustellen in der Lage bin, es ist anstrengender auf Sand zu laufen als auf der Straße, selbst wenn Ebbe und der Sand fest ist, zu dem kommt, dass nirgends auch nur die Andeutung von einem Schatten ist. Ich weiß nicht genau, warum ich mich diese Woche so erschöpft fühle. Die Kilometer geben das eigentlich nicht her, also fange ich an, es auf den Strand zu schieben, ohne mir sicher zu sein, ob ich auf der richtigen Fährte bin. Es könnte auch sein, dass es die letzten Auswirkungen des Auckland Marathons sind, aber nun rate ich fest ins Blaue hinein. Fasse es als kleine Warnung auf, weiterhin geduldig zu bleiben und weder das Tempo noch den Umfang zu erhöhen, bis du vor lauter Energie gar nicht mehr weißt, was du nun tun sollst. Davon bist du im Augenblick allerdings meilenweit entfernt. Zu diesem frühen Zeitpunkt in deinem Training hast du alle Zeit der Welt, um geduldig zu bleiben und die Erschöpfung ihren Lauf nehmen zu lassen und schauen, wie sie sich entwickelt. Du darfst nicht alles über das Knie brechen und schon gar nicht so früh. Dein 24 Stunden Lauf ist Anfang November und bis dahin hast du sage und schreibe noch elf Monate. Gib dich nicht der Lächerlichkeit preis.
Nach dem gestrigen Lamentieren war das heute ein ganz ein wunderbarer Lauf und du hast alles richtig gemacht und mächtig Druck aus dem Kessel genommen. Man soll es nicht für möglich halten, aber auch das Laufen ist zu großen Teilen eine Angelegenheit der Psyche. Nur wenn du dich wohl in deiner Haut fühlst und zu einem großen Teil hinter deinem Plan stehst, um die den Hundert Prozent Ausdruck vermeiden zu wollen, kann es dir gelingen, dich so zu verbessern, dass man die Ergebnisse auch sieht. Nachdem du dich etwas müde gefühlt und auf der Seaview Runde dich die letzten Läufe über immer verbessert hast, ist es dir heute gelungen, langsamer und entspannter zu beginnen, deine Bestzeit nicht mehr jagen zu wollen und du hast einen wunderbaren, flotten und gleichmäßigen Lauf hingelegt, auf den du nun aufbauen kannst. Es war endlich keine Plagerei mehr, sondern fast schon ein Vergnügen und ganz nebenbei ist mir auch klar geworden, dass ich früher schon kein ganz schlechter Läufer war und manchmal durchaus flott unterwegs war. Daran kann ich nun anknüpfen, ohne mich unter Druck setzen zu müssen und vielleicht habe ich endlich die Lektion gelernt, dass Trainingsbestzeiten überhaupt nichts zu bedeuten haben, sondern im Gegenteil, dein Training im Grunde genommen zu torpedieren in der Lage sind.
Es ist immer eine ganz eigene Sache, wenn ich denselben Lauf zweimal in Folge laufe und ich müsste doch mittlerweile wissen, dass dies viel zu viele Gefahren birgt als, dass es gut für mich sein könnte. Warum nur in aller Welt tappe ich immer wieder in dieselben Fallen, die noch dazu so offen daliegen. Nachdem ich gestern leichter und langsamer gelaufen bin, konnte ich mich heute vor lauter Energie fast nicht mehr zurückhalten und bin eine richtig gute Runde gelaufen, aber im Endeffekt war sie auch nur eine Minute schneller als gestern als ob Zeiten das Nonplusultra wären, was sie im Laufen auf der anderen Seite natürlich sind, ohne dass ich sie so wichtig nehmen sollte, was nicht immer so einfach für mich ist. Das andere, was ich daraus lernen kann, ist, dass meine vorgegebenen Zeiten auch meiner läuferischen Realität entsprechen sollte und keine Phantasiezeiten sein sollten, welche nur Läufer eines vollkommen anderen Kalibers zu erfüllen in der Lage wären. In diesem Zusammenhang sollte ich mir auch noch einmal klarmachen, dass ich auch schon früher nicht ausschließlich schneckenmäßig unterwegs gewesen bin und dies bei meinen Vorgaben durchaus berücksichtigen. Das dritte, was mir während der heutigen Runde durch den Kopf gegangen ist, war, dass man schneller laufen kann, wenn man ein wenig weniger wiegen würde und dass dies durchaus auch etwas mit meinen Trinkgewohnheiten zu tun haben könnte, auch wenn ich mir dies nur sehr schwer einzugestehen fähig bin und mir einrede, dass ich so viel denn doch nicht trinken würde, aber das sind dann wieder verschiedene Sichtweisen. Ich bin weder schwer, noch ein wirklicher Trinker, aber ich könnte einige Kilo weniger wiegen und das Bier schmeckt mir doch manchmal, eigentlich fast jeden Abend zu gut. Ich sollte die Augen vor beiden Tatsachen nicht verschließen und wenn ich es auf längere Sicht berücksichtigen könnte, wäre einiges gewonnen. Die abschließende Bemerkung des Laufes war die nicht ganz neue Erkenntnis, dass Leidenschaft von Leiden kommen könnte, ohne genauer an dieser Stelle auszuführen, was dies für mein Training bedeuten könnte.
Nach all den Dramen, der letzten beiden Tage, war das heute ein so ein schöner Lauf auf meiner Haus- und Hofstrecke. Es ist kaum zu glauben, dass ich diese Runde in nur kleinen Abweichungen nun schon seit über zwanzig Jahren laufe. Es war einst meine allererste Runde, welche ich vor langen Jahren in Auckland gelaufen bin, als ich aus heiterem Himmel heraus beschlossen habe, dass ich nun laufen gehe. Es hat sich seit damals so viel verändert, aber ich bin noch immer auf denselben Wegen unterwegs und dank meiner Vorgaben aus Chora Sfakion fällt mir diese Strecke immer leichter, dass es eine immer wiederkehrende Freude ist. Für solche Tage laufe ich und an solchen Tagen könnte die Welt kein besserer Ort sein.
Ich weiß immer noch nicht wie schnell ich meine langen oder längeren Läufe laufen soll. Da gibt es einige Ansätze und ich bin mir sehr unsicher, welcher der richtige sein könnte. Wie viel Wert soll ich auf meine Herzfrequenz legen oder wie schnell laufen? Wie schnell soll ich anfangen und wie sehr soll ich mich erschöpfen? Wenn ich am Ende eines langen Laufes den Eindruck habe, dass es gegen Ende zu anstrengend geworden ist oder ich gar vollkommen erschöpft bin, dann stimmt etwas in meinem Ansatz nicht und ich sollte den Stolz hinter mir lassen und einen neuen anderen Ansatz wählen. Die langen Läufe sind zu wichtig als dass ich dort zu sehr daneben liegen könnte, wobei es durchaus möglich sein könnte, dass ich verschiedene Tempi laufen kann, um dadurch auch mehr Pfeile in meinem Köcher zu haben, aber da ist sehr viel Unsicherheit und das ist ja auch gut so. Nur wenn ich mir Gedanken darüber mache, kann ich zu einer zufriedenstellenden Lösung gelangen.
Im Vergleich zu den langen Läufen scheine ich bei den Intervallen besser zu liegen und meine Ratespiele scheinen eine bessere Wirkung zu erzielen. Sie sind augenblicklich eine Freude meines Laufens und nach jeder Intervalleinheit fühle ich mich so viel besser als davor, dass es eine uneingeschränkte Freude ist. Nach so vielen Jahren habe ich zudem die Graslaufbahn vor meiner Haustür in Grey Lynn Park entdeckt. Es ist unglaublich und nur schwer vorstellbar, wie langsam meine Auffassungsgabe manchmal ist und wie lange es dauert, bis ich meine Schlussfolgerungen ziehe. Auf dieser Grasbahn, die auf der Außenbahn nur wenig weniger als 400 Meter ist, kann ich zumindest meine kürzeren Intervalle wunderbar laufen und noch bequemer kann ich es nun wirklich nicht haben. Sie liegt nur einige hundert Meter von meiner Haustür entfernt. Warum in aller Welt habe ich sie so lange ignoriert. Ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären.