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Experiment: Gepäckkoffer für's Hinterrad ...

Experiment: Gepäckkoffer für's Hinterrad ...

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geglückt :D :D :D

Bei Touren mit großem Gepäck finde ich das Fahrverhalten mit allem Gewicht auf dem Vorderrad nicht so besonders toll. Für die nächsten Touren denke ich darüber nach, ein Zelt mitzunehmen, was das Problem noch verschärft. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich einen Teil auf das Hinterrad verlagern kann. Zu kaufen gibt es da nichts, was dem Tretroller gerecht wird, also selber bauen...

Meine Vorgaben:
- Dort wo der Po beim Bremsen hin muss, darf nur die Höhe des normalen Schutzblechs erreicht werden.
- Im vorderen Bereich darf die Breite vom Trittbrett nicht überschritten werden.
- Es muss genügen Platz für das Durchschwingen vom Bein vorhanden sein, der Fuß darf auch beim sportlichen Treten nirgendwo hart anschlagen.
- Und es muss genügend Platz vorhanden sein, um 50-60cm Zeltstangen unterzubringen.

Um das zu erreichen, muß die Form des Gepäcks fest vorgegeben sein, also kommt nur ein Koffer in Frage.
Meine hauptsächlichen Bedenken bei dem Projekt waren, ob die Beinfreiheit wirklich ausreicht und ob Gewicht auf dem Hinterrad mit dem relativ hohem Schwerpunkt zu Instabilität beim Fahren führt. Schließlich fehlt im Vergleich zum Fahrrad die Stabilisierung durch den Sattel!
Die erste Probefahrt mit leerem Koffer war ernüchternt: mit kurzen heftigen Lenkbewegungen konnte ich den Roller prima zum Schwingen bringen :frown:

Gestern habe ich die erste richtige Testrunde mit 12kg "Gepäck" gemacht, 53km über Stock und Stein inklusive schneller Abfahrten auf holprigen Waldwegen. 6Kg im Koffer, 6kg in zwei Packtaschen mit je 1kg Eigengewicht am Vorderrad. Das Fazit :D :D :D
Durch das Gewicht sinkt die Resonanzfrequenz in einen unkritischen Bereich und das Gewicht am Vorderrad wirkt zusätzlich stabilisierend.
Das Fahrverhalten ist deutlich angenehmer als mit den großen Packtaschen vorne und für die Beine ist dadurch auch mehr Platz. Selbst beim übertriebenen Durchschwingen des Beins bin ich nicht mit dem Fuß angestoßen, sondern durch die Form des Koffers sanft am Unterschenkel nach außen abgelenkt worden.
Mit 36l Volumen entsprich der Koffer zwei mittelgroßen Packtaschen. Leider habe ich ihn etwas zu stabil und damit zu schwer gebaut.... am Ende waren es 3kg. Allerdings ersetzt er das Schutzblech, das mit Streben und Beleuchtung auf 420g kommt und zwei Packtaschen von jeweils ~1kg.
Im hinteren Teil des Deckels habe ich Solarzellen eingelassen, um auch mit der Technik (Telefon,Pulsmesser, Beleuchtung) autark zu sein. Dafür musste ich den Deckel aber sehr steif bauen, was etwa 200g zusätzlich ausmacht. Das Mehrgewicht ist also gar nicht so dramatisch.
Der Zeitaufwand für den Bau war allerdings enorm. In der Zeit hätte ich auch einen neuen Roller bauen können!

Den ersten echten Einsatz wird es Ende August geben, wenn ich den Main von der Quelle bis zur Mündung fahre (so der aktuelle Plan).

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Das gefällt mir, besonders auch die Kombination mit den Solarzellen. Ideen muß man haben. Ich stelle es mir aber technisch sehr anspruchsvoll vor, diese Form so hinzubekommen. Respekt! :daumen:

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Hallo Reser,

auch von mir: Respekt für die Lösung!
Möchtest Du den Koffer noch farblich aufhübschen? Ich(!) könnte mir ein warmes gelb gut vorstellen, aber dann musst Du aufpassen, dass niemand seine Briefe einwirft ;o)
Blöde Frage: Was hast Du für Material genommen? Ist das ein GFK? Und hast Du eine (Vor-)Ahnung, wie das Material und die Befestigungen des Koffers am Rollerrahmen die Schwingungen/Erschütterungen mittel- bis langfristig aushalten?
Wie viel Zeit möchtest Du Dir für die über 500 km lange Strecke entlang des Mains nehmen?

Gruß, Steffen
Wer Rückenwind hat, der rollert zu langsam!

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Hi Steffen,

ja, die Farbe finde ich auch nicht toll, aber es war ein Kompromiss für's erste und dient erst einmal hauptsächlich als Spachtel. Der Lack ist ein Deckharz, auch "Schwabbellack" genannt, den es in klar oder Weiß gibt. Für andere Farben muss man Farbpasten hineinmischen, die es nur in einigen Grundfarben gibt.
Das Finisch (schleifen...lackieren...schleifen...lackieren...schleifen...polieren) habe ich mir erst einmal gespart. Diese Arbeit mache ich mir aber (vielleicht) erst, wenn nach ausgiebigen Tests alles passt. Mir stehen also noch alle (Farb-)Optionen offen :) . Am liebsten hätte ich die Außenlage aus Carbon mit Klarlack gemacht, das war mir aber definitiv zu teuer für das Experiment.

Der Koffer besteht auf GFK, da gibt es keine Probleme mit Ermüdung. Die Streben zur Befestigung sind aus (2x 2 Stück) 3x12mm und (2x 1 Stück) 3x10mm V2A, auch hier sehe ich kein Problem. Der Schwachpunkt ist die Verschraubung an den Schwingen vom Hinterbau. Es wirken hier verdammt große Hebel und diese Teile sind nur aus Aluminium. Die Last verteilt sich auf zwei M5 und zwei M4 Schrauben je Seite, das sollte ausreichen. Es darf sich hier aber nichts lockern, sonst arbeitet sich das Aluminium auf. Für die Testfahrt habe ich extra schlechte Wege und holprige Abfahrten ausgesucht, auch um die Befestigung zu stressen. Daheim war alles noch bombenfest.


Der Main hat ja zwei Quellen, den Weißen Main im Fichtelgebirge und den Roten Main in der Nähe von Pegnitz. Ich werde den Roten Main wählen, da die Quelle nur ~75km von mir daheim entfernt ist und ich mich mit dem Auto hinbringen lassen kann. Die Quelle vom Weißen Main ist dafür zu weit weg und ist nur mit dem Bus zu erreichen. Da ist mir das Risiko zu hoch, dass der Roller nicht mitgenommen oder beim Transport beschädigt wird. Natürlich würden die 600hm Abfahrt am ersten Tag schon reizen!
Die Strecke mit Start am roten Main ist ~560km lang und wenig anspruchsvoll. Ich gehe von 5 Tagen Fahrzeit aus, plane das aber nicht fest. Ich lege keine Etappen fest, sondern lasse das auf mich zukommen, je nach Kondition und Wetter. Mein Zeitfenster für die Tour ist zwei Wochen lang.

Grüße,
Andreas

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Hi Andreas,

um so ein Projekt umzusetzen, muss man wirklich ein begeisterter Rollerfahrer sein.
:respekt2: eine fantastische Umsetzung!

Wie zeitaufwendig so eine Entwicklung ist, kann ich ein klein wenig ermessen.
Meine beiden Konstrukteure haben derzeit eine kreative Pause für meinen kleinen Hinterrad-Gepäckträger eingelegt.
Der Prototyp hatte die Testfahrt nicht überlebt und andere Arbeiten sind derzeit vorrangiger. :wink:
Falls du vor deiner Maintour den Koffer rasch farblich aufpeppen willst, könntest du eventuell mit Autolacken aus der Sprühdose arbeiten.
Greets Uli :hallo:

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Hallo Andreas,

vielen Dank für die Aufklärung zum "doppelten" Main.

Ich wünsche Dir eine erfolg- und erlebnisreiche Tour mit Deinem Roller, passendes Wetter, genug Luft auf dem Reifen und in der Lunge und vor allem viel Spaß. Komm gut an!

Gruß, Steffen
Wer Rückenwind hat, der rollert zu langsam!
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