forfunonly hat geschrieben:Was ich von euch wissen will ist eigentlich nur, ob es noch andere Läufer gibt, die eigentlich so gar keine konkreten Ziele/Ambitionen haben?
Hallo forfunonly,
es gibt sicher viele Läufer ohne konkretes Ziel, aber ebenso sicher nicht eine oder einen der absichtslos durch die Gegend joggt. Irgendeinen Antrieb hat jeder. Dann eben unspezifisch: Spaß haben, etwas für die Gesundheit tun, so was. Diese Motivation bleibt als Hintergrund auch erhalten, wenn sich der regelmäßige "Jogg" als Gewohnheit eingeschliffen hat, wenn keine bewusste Entschlussfassung mehr nötig ist, um die Laufschuhe anzuziehen. Mit "konkretem Ziel" meinst du wahrscheinlich Absichten wie "an einem Volkslauf teilnehmen und dafür trainieren" oder "irgendwann 5 km unter 20 min laufen können" oder "Lebenstraum Marathon verwirklichen", so oder ähnlich.
Ich kenne viele Menschen, die laufen. Angefangen von meiner Frau, über Nachbarn, die es regelmäßig betreiben, Leute aus meinem Verein natürlich, etliche aus dem Forum hier, Freunde und Menschen, die ich bei Wettkämpfen traf. Früher dachte ich wirklich, es müsse in jedem von diesen Läuferinnen und Läufern einen gemeinsamen Nenner geben, einen identischen Kern, der sie dazu bringt zu laufen. Ich unterstellte in allen Dingen des Laufens eine weitreichende Übereinstimmung. Je länger ich selbst lief und je mehr Läufer ich mehr als nur oberflächlich kennenlernte, umso klarer erkannte ich meinen krassen Irrtum. Wir, die wir laufen, sind alle sehr unterschiedlich. Auch in der Gemengelage unseres Antriebes zu laufen. Selbst die Motive zweier Läufer, die zur selben Zeit auf dieselbe Strecke gehen, unterscheiden sich, quantitativ, manchmal sogar qualitativ. Der eine läuft hauptsächlich von A nach B, um die Natur auf diesem Abschnitt zu erleben, oder sich selbst in dieser Natur, ein zweiter vielleicht nur, um sich mit dem ersten im Wettbewerb zu messen. Was wiederum dem Ersten nicht so, vielleicht auch gar nicht wichtig ist. Es geht noch weiter: Betrachtet man einen bestimmten Läufer für sich genommen, dann ändern sich seine Ziele von Zeit zu Zeit. War ich verletzt, ist mir nur wichtig endlich wieder ins Laufen zu kommen. Verhinderte die Pandemie, dass ich an den von mir geliebten Wettkämpfen teilnehmen konnte, versuchte ich mich mit gehäuften Trainingsläufen für den Tag X wieder beginnender Veranstaltungen fit zu halten. Auch über längere Zeiträume treten Änderungen ein: Früher versuchte ich immer meine Grenze zu finden. War ehrgeizig. Heute kommt es mir nur noch darauf an mich für Wunschläufe lauffähig zu halten. Und da ich älter und immer älter werde, wird der Zeitpunkt kommen, wo es mir einzig noch drauf ankommen wird überhaupt laufen zu können, vielleicht noch ein paar Minuten jeden zweiten Tag.
Und dir geht es ähnlich. Anfangs sollte die Lauferei deine Corona-Tristesse vertreiben helfen. Und nun, da du anderthalb Jahre überraschenderweise mit dem Laufen nicht aufgehört hast, geht es dir darum nicht die Lust zu verlieren. Fehler zu vermeiden. Inwieweit die versuchten Intervalltrainings dieses Ziel gefährden kann man nicht allgemein ausdrücken, weil es von deiner Persönlichkeit abhängt. Was mich betrifft, waren eine Vielzahl meiner Trainingsläufe in der Vergangenheit weitgehend "spaßbefreite" Veranstaltungen. Läufe, die ich mir auferlege, weil ich ein ganz bestimmtes Ziel verfolgte. Dem ordne ich einiges unter, ertrage dafür auch einiges. Und ich weiß, dass ich das kann, ohne fürchten zu müssen eines Tages gar nicht mehr laufen zu wollen. Wie das bei dir ist, weiß niemand. Man kann nur sagen, dass Läufe, von denen man weiß, dass sie einem keinen Spaß machen, nicht allzu oft wiederkehren sollten.
Da du keine Wettkampf-/Volkslaufambitionen hast, unterhalb dieser Schwelle auch keine in Minuten oder Kilometer ausgedrückten Ziele verfolgst, folglich - wie dein Avatar es ausdrückt - for fun only unterwegs bist, sehe ich keinen Sinn für dich darin so "eklige" Sachen wie Intervallläufe zu unternehmen. Genieße die Tatsache, dass du laufen kannst und Spaß dabei hast. Fördere dabei das, was diesen Spaß spürbar vergrößert und unterlasse, was ihn dir nimmt. Weshalb solltest du dann mit dem Laufen aufhören wollen?
Das inzwischen von dir gefasste Ziel "konstant 3 x pro Woche laufen" halte ich für eine gute Idee. Du wirst nach einiger Zeit feststellen, dass dir das Laufen leichter fällt, wenn die Pausen zwischen zwei Läufen nicht zu lang gewählt werden. Und leichter laufen bedeutet nicht zuletzt auch mit mehr Spaß laufen.
Alles Gute
Gruß Udo