Ich bin euch noch einen kleinen Bericht über mein Laufen und Scheitern schuldig. Ich habe den Großen Arber nicht erreicht. Und trotzdem einen großartigen Lauf gehabt. Ich habe mich völlig über- und die Strecke und die Begebenheiten total unterschätzt!
Der Grund, warum ich mein Ziel nicht erreicht habe, war nicht meine mangelnde Fitness (mein Trainingszustand hätte gut ausgereicht) sondern meine völlig mangelhafte Planung.
Wir hatten unser Hotel in Lambach, auf etwa 750 Metern Höhe. Am Vortag bin ich, völlig ungeplant, auf den Lamer Hausberg, den Osser gelaufen. 4 km hoch mit 500 Höhenmetern, dann das Ganze wieder runter. Da habe ich mir schon gedacht, das war nicht das cleverste, was meine Beine angeht...
Die Strecke auf den Großen Arber habe ich mir von Komoot planen lassen, auch das war nicht klug, weil ich mich dann nicht weiter damit beschäftigt hatte. Ich wollte meine Frau nicht allzu lange mit unseren Kindern alleine lassen und rechnete mit einer Laufzeit von 5 Stunden für die 32 km mit 1200 Hm. Heute muss ich da echt über mich lachen...
Los ging es von Lambach nach Lam - knapp 250 Hm nach unten. Dachte ich. Wa sich übersehen hatte, war dass es zuerst im Wald ca. 150 Hm nach oben geht. Da war ich schon am dampfen... Nach etwas über 32 Minuten war ich nach 4 km in Lam angekommen, hier sollte der Lauf später enden und ich meine Familie im Schwimmbad treffen.
Von hieraus wusste ich: es geht auf den nächsten 5 km ca. 900 Hm nach oben. Vor diesem Stück hatte ich den meisten Respekt. Aber es ging wirklich gut. Über die Wanderwege La6 und Lo7 lief ich in knapp 1,5 Stunden (etwas weniger) bis zum Waldwiesenmarterl. Ich war happy, das lief besser als geplant.
Jetzt sollten noch ca. 10 km leicht gewellt bis auf den Arber-Gipfel folgen. Hier wollte ich wieder es rollen lassen und nach insgesamt maximal 3,5 h auf dem Gipfel sein. Zurück dann einiges an Zeit gut machen und für die 16 km Rückweg 1,5 bis 2 Stunden brauchen - fertig.
Am Waldwiesenmarterl kam ich auf den Weg E6, der gleichzeitig der Goldsteig ist. Für den nächsten Kilomete rbrauchte ich 16 Minuten. Von wegen rollen lassen. Das war nicht laufbar. Das war nur klettern. Kurz hinter dem Gipfel des Schwarzecks musste ich erkennen: ich habe noch 8 km bis zum Großen Arber. Das werden, wenn der Weg so bleibt, noch gut 2 Stunden. Und auf dem Rückweg werde ich bis zum Waldwiesenmarterl GAR KEINE Zeit gut machen können. Es wird dann zwar sanft bergab gehen, aber ich werde immer noch klettern müssen. Also für den Rückweg mindestens auch 2 Stunden einplanen. Damit wären wir bei: 2 h bisher gelaufen PLUS 2 h auf den Gilpfel, 2 h bis hierher zurück, plus 30 Minuten bis nach Lam. Macht MINDESTENS 6,5 h, eher mehr. Und da war klar: over and out. Ich drehe um.
War eine gute Entscheidung, denn zurück bis zum "Abstieg" habe ich wieder 17 Minuten für den Kilometer gebraucht. Absolut nicht laufbar. Wunderschön, aber für mich nicht machbar.
Ich bin dann auch nicht in Lam geblieben (war ja viel früher dran als geplant), sondern bin nach Lambach zurück gelaufen (und habe mich dann natürlich am Schluss verlaufen, bin viel zu viele Höhenmeter hoch gelaufen, so dass ich am ende 100 Meter ÜBER meinem Hotel rausgekommen bin...)
Meine Erkenntnisse:
1. 23 km in 3:30 Stunden mit über 1300 Hm. Sehr geiler Lauf, ich bin trotz der Zielverfehlung überhaupt nicht traurig!
2. Ich bin kein Trailläufer und werde es auch nicht. Ich will laufen. Steil hoch: gerne, aber ich möchte von der Wegbeschaffenheit die Chance haben zu laufen!
3. Ich dachte, ich würde in einer hügeligen Region wohnen. Meine Hausrunde hat auf 12 km 250 Hm. Das ist ja NIX!!!!
Liebe Grüße
nachtzeche