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Ein typischer Kleinstadt-Marathon - Ljubljana Marathon 2021

Ein typischer Kleinstadt-Marathon - Ljubljana Marathon 2021

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Nach zwei Jahren Covid-bedingter Wettkampfpause - ich war für den Linz-Marathon 2020 angemeldet, der wurde aber natürlich abgesagt - wollte ich mir doch noch einen Marathon gönnen in diesem Jahr; nach ein bisschen Suche ist die Wahl schließlich auf Laibach gefallen. Das ist nicht sehr weit von Innsbruck, und ich war noch nie wirklich dort (bei unserem bisher einzigen Slowenien-Urlaub vor ein paar Jahren waren wir mehr landschaftlich unterwegs).

Anmeldung:
Problemlos übers Internet, man benötigt kein ärztliches Attest oder so wie in manch anderem Land. Die Startgebühr ist für deutschsprachige Verhältnisse lächerlich (€ 40,--); dafür bekommt man sogar ein Funktions-Erinnerungsleibchen spendiert.
Teilnehmer:
Laibach war nie ein großer, aber doch einer der größeren Kleinstadtmarathons; in diesem Jahr dürfte die Teilnehmerzahl unter der Pandemie gelitten haben - 117 Frauen und 535 Männer wurden letztendlich als Finisher gelistet.
Strecke:
Wie bei vielen Kleinstadtmarathons wird eine Halbmarathonrunde zweimal absolviert. Start/Ziel ist in der Innenstadt, dann geht's auf der recht breiten Hauptstraße nach Norden raus, wo eher langweilige Streckenkilometer folgen (Supermärkte, Büros ...), durch Wohnviertel westwärts und wieder südwärts und ab km 15 durch den hübschen Tivoli-Park und wieder Wohnviertel zurück ins Zentrum. Alles ist asphaltiert und es gibt keine groben Anstiege (zwei oder drei langgezogene Unterführungen und im Park ist es leicht wellig, aber alles keine Rhythmusbrecher). Wie so oft wird die eigentliche Altstadt ausgelassen (auch in Wien, Graz oder Salzburg wird man ums Zentrum herum oder daran vorbei geleitet) - der Sightseeingfaktor ist gering. Dafür war ich positiv überrascht von der Anzahl der Zuschauer, auch in den langweiligeren Abschnitten standen immer wieder Leute, und es gab drei Blasmusikkapellen und ein paar kleinere private Musikstationen.
Organisation:
Die "Marathonmesse", wo man die Nummern ausfasste, fand - evtl aus Pandemiegründen - im Freien statt (Zelte) - alles war leicht zu finden und sehr schnell erledigt. Für die Zeitnahme verwendet wurde wie meistens heutezutage ein Wergwerfchip. Es gab Zwischenzeiten alle 5km (aufgrund der zwei Runden immer 2 Matten in ca. 1km Abstand, also jede Menge Kontrollmatten) - allerdings habe ich keine Ahnung wo man diese Zeiten abfragen kann; in meinem "vorläufigen" Resultat scheint nur die Endzeit auf - evtl wird das noch nachgereicht. Ist aber schon fast eine Woche her ...
Die Strecke war sehr sauber abgesperrt (auch die üblichen Abschneider über Gehwege an Kreuzungen wurden mit Bändern zumindest erschwert), eine Vielzahl an Ordnern sorgte dafür dass keine Unklarheiten aufkamen. Es gab ZugläuferInnen für 3:00, 3:15, 3:30 und so weiter.
Die Startaufstellung ist leider an der schmalsten Stelle der Hauptstraße, und es wird zwar bei der Anmeldung nach der Zielzeit gefragt, aber es gibt vor Ort keine sichtbare Blockeinteilung. Das geht anderswo besser. Wie auch in Wien oder Salzburg ist der Marathon in Laibach eigentlich ein Halbmarathon, bei dem manche halt etwas weiter laufen ... der spektakulären Startbilder wegen werden alle zugleich abgelassen. Das ist schade; hier herrscht aus Marathoni-Sicht Verbesserungsmöglichkeit - in Graz oder München sind die zwei Bewerbe sauber getrennt! Abgesehen davon gibt es in Laibach auch einen 10km-Lauf (der wurde 15min früher gestartet) und wohl auch ein Rahmenprogramm mit Kinderläufen oder so am Vortag.
Das Zielgelände war sehr langgezogen organisert; die Verpflegung eher rudimentär aber ausreichend. Duschen vor Ort gab es was ich weiß keine aber Laibach ist nicht sehr groß, der Rückweg zum Hotel kann für niemanden sehr lang gewesen sein. Mein eigener Lauf:
Letztes Jahr habe ich noch sehr ambitioniert auf den Linz Marathon trainiert; zum Glück ist der dann abgesagt worden denn ich hatte es wohl übertrieben und mich in eine saubere und sehr schmerzhafte Achillodynie hineingelaufen. So habe ich das restliche Jahr 2020 tatsächlich genutzt um diese auszukurieren - keine Läufe, viele Wanderungen und mehr Radfahren als normalerweise. Erst Mitte Oktober 2020 habe ich wieder zu laufen begonnen, und auch dann nur sehr sanft. Im Jänner 2021 dann erstmals wieder gemütlich über mehr als 20km, die erste flottere Einheit Ende März, und die Wochenkilometer wurden ebenfalls sehr sehr sanft gesteigert. Ende Mai dann der erste Lauf >30km und Ende Juni erstmals wieder eine Woche mit >100km in Summe. In der ersten Augustwoche wollte ich's dann wissen; fünf Läufe mit in Summe 140km (davon 86 an Sa+So) zeigten mir dass ich wieder daran denken konnte, ein paar Ambitionen zu zeigen. Ab da wurde auch wieder das Tempotraining forciert; allerdings bin ich völlig von kurzen Intervallen abgekommen und habe lieber längere "Sprints" geübt. Ein typisches Tempotraining für Laibach schaute so aus: 4km Warmlaufen, 4km mit Pace 4:00, 4km Pace 5:00, 4km Pace 4:00, 4km auslaufen. Dazu ein paar LaLas und vor allem viele Wochen-km prägten meine Vorbereitung, das alles unspezifisch, also ohne Zieltermin - es war ja keineswegs klar, welche Läufe wann stattfinden können, und ich habe mich dann erst kurzfristig (am 6. September) für Laibach entschieden.
Start: Bei frischen 3°C und Nebel stellt sich natürlich die Bekleidungsfrage ... abgesehen von den verlässlichen NB RC1400 an den Füßen. Ich hatte alles dabei, als ich mich vom Hotel auf den Weg machte, entschied mich letztlich für: Kurze Hosen, langes (aber dünnes) Leibchen und Stirnband. Das vor allem nachdem ich jede Menge einheimische Läufer in sehr knappen Textilien sah; ich hatte Vertrauen dass die wissen was sie tun, und das sollte sich auch als richtig erweisen. Runde 1: Es gab keinen richtigen Startschuss, sondern da wurde irgendwie gezählt und dann setzte sich weit vor mir die Schlange in Bewegung (ich war irgendwo im der Mitte der Startaufstellung; weiter vorn war mir das Gedrängel zu dicht). Wie üblich wenn es keine Blockeinteilung gibt war es ein buntes Durcheinander von ambitionierten und Hobbyläufern, viele in Gruppen unterwegs - das macht mit keinen Stress, ich schwimme da einfach vernünftig mit und benützte die ersten km zum Warmlaufen. Ab km 2 wurde die Straße richtig breit und ab hier fand ich dann auch einen guten Rhythmus und begann Boden gutzumachen; kurz dahinter überholte ich den 3:30-Zugläufer. An der nördlichen Wende teilte sich die Strecke - links für die 10km-Läufer, rechts HM und M - die 10km-Läufer waren zwar 15min vor uns gestartet, aber da waren viele sehr gemütlich am Weg und an denen kamen wir hier bereits vorbei. Ca. bei km 6 überholte ich die 3:15-Zugläuferin und ab da war nur mehr sehr wenig Verkehr; man konnte sich seine Linie in Ruhe suchen und auch alle Verpflegungsstationen konzentriert anvisieren - alle 5km gab es volle Verpflegung, jeweils alle zweieinhalb km dazwischen einen Wasserstand. Wie üblich beschränkte ich mich aufs Wasser; dank der kühlen Temperaturen war der Flüssigkeitsbedarf aber ohnehin eher gering.
Etwa nach einer Stunde, so um km14, lichtete sich der Bodennebel zusehends, und gerade am Beginn der Strecke durch den Tivoli-Park kam die Sonne voll heraus - sehr hübsch mit den herbstlichen Farben! Ich nahm das Stirnband ab und krempelte mir die Ärmel hoch. Bei km 18 wieder raus aus dem Park und durch Wohnviertel (und vorbei am italienischen Restaurant wo ich am Vortag Carboloading betrieben hatte) ging's zurück zum Start. Das Foto ist ca. bei km 20,5, da ist die Elisabeth am Straßenrand gestanden: Vor dem Wiedereinbiegen auf die Hauptsstraße wurde bereits durch mehrere Ordner in Halb- und Vollmarathonis aufgeteilt; die Halbmarathonis liefen rechts und konnten dann zum Zielgelände abbiegen, ich und ein paar andere Schäfchen hatten uns auf die linke Seite verirrt und liefen von da an ein sehr einsames Rennen. Die Halbmarathon-Kontrollmatte passierte ich knapp unter 1:32 (das heißt, netto nach etwas über 1:31).
Runde 2: Tjo, 4km nach Norden über die fade Ausfallstraße, diesmal praktisch ohne Mitläufer - einer war ca. 200m vor mir, den ich nach 3 weiteren Kilometern einholen konnte. Was nach Adam Riese einen Unterschied in der Pace von ca. 15 Sekunden ergibt, was wiederum dazu führte, dass das Vergnügen, mit einem Kollegen unterwegs zu sein, nur ein paar Meter währte. So langsam wollte ich dann doch nicht laufen. Gleich danach konnte ich noch zwei einholen, aber dann war bei mir eine Pause angesagt. Ich bin vermutlich nicht der einzige, bei dem Urlaube zu einer gewissen Darmträgheit führen; jedenfalls gibt es kaum ein besseres Heilmittel dagegen als einen zügig gelaufenen Marathon! Bei km 26 bog ich also in die zum Glück saubere Kabine ab, erledigte mein Geschäft und machte mich dann daran, die selben Leute, die ich schon einmal überholt hatte, wieder zu überholen ...
Der Rest des Rennens war Routine; ich kannte ja bereits alle Streckenteile und sogar viele der Zuseher erkannte ich wieder; stellenweise konnte ich sogar mit jemandem ein paar hundert Meter laufen aber größtenteils war ich solo unterwegs. Die Sonne war mittlerweile so kräftig, dass ich nicht immer den kürzesten Weg wählte sondern wo möglich auf der Schattenseite der Fahrbahn unterwegs war. Im Tivolipark überholten mich zwei Burschen an denen ich viel früher schon einmal vorbeigelaufen war, denen konnte ich leider nicht lange folgen aber im Prinzip verlor ich kaum an Tempo. In der letzten Kurve vor dem Wiedereinbiegen auf die Hauptstraße überholte ich noch eine Läuferin, dann ging es 500m mit vielen Zuschauern entlang und rechts rein zum breiten Zielbogen, den ich nach brutto knapp unter 3:06 passierte; netto 3:05:10. Hinterm Tor überreichte man mir eine ziemlich schwere Medaille und zu meiner Überraschung NOCH ein Funktionsleibchen ... also, 2 Funktionsleibchen bei einem 40€-Lauf, sowas findet man nördlich des Alpenhauptkamms sicher nirgends!
Die Verpflegung war, wie erwähnt, rudimentär - Bananen, Mandarinen, Schokolade und Tee, Wasser und Cola - aber ausreichend; direkt nach dem Lauf hat man normalerweise ohnehin keinen großen Hunger. Es war so warm dass ich keinerlei zusätzliche Kleidung für den Weg zurück ins Hotel brauchte!

Fazit:
Aus persönlicher Sicht ein sehr schöner Marathon - letztes Jahr noch 3 Monate ohne einen einzigen Lauf, der erste >30er erst wieder diesen Mai, und kein Vorbereitungswettkampf - ich hatte mir im Vorhinein eine Zeit zwischen 3:05 und 3:10 vorgenommen und bin da am schnelleren Ende gelandet. (Ehrlich gesagt hatte ich mir insgeheim schon gewünscht unter den 3:05 zu landen, aber dafür war die Tempoarbeit in der Vorbereitung einfach zu lax, so ehrlich muss man sein!)
Die Veranstaltung selbst ist, wie erwähnt, einer dieser typischen Kleinstadt-Halbmarathons mit Marathonoption, mit allen Vor- und Nachteilen (und jedenfalls vorbildlich organisiert). Die Strecke ist so untouristisch dass es in so einer tollen Stadt fast schmerzt! Laibach selbst ist nämlich jederzeit eine kurze Reise wert, die Stadt ist optisch wunderschön, die Menschen sind freundlich, die Preise generell niedriger als in Österreich oder Süddeutschland, und Speis und Trank sind in jedweder Vielfalt und Qualität verfügbar! So gesehen eine dicke Empfehlung für die Stadt und eine bedingte für den Lauf. Man versäumt jedenfalls nicht viel, wenn man nur den halben läuft dort!
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

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Herzlichen Glückwünsch :bounce: :hurra: :beten2: Da hast du ja ein saustarkes Rennen und einen sehr schönen Marathon-Bericht, aus einer Stadt die man so gar nicht kennt, abgeliefert.
Deine Zeit ist für mich völlig utopisch, selbst in meinem besten Zeiten (2014) war mir das nicht vergönnt. Und zwischenzeitlich bin ich ja zum Schlurfi mutiert :sauer:
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Bewapo hat geschrieben:Danke für den interessanten Bericht. Deine Zeit - mal einfach so und ohne besondere Vorbereitung - finde ich ziemlich beeindruckend, aber das weißt du ja schon :zwinker5:
Danke, aber dass das ohne besondere Vorbereitung war stimmt natürlich so nicht; was ich ziemlich weggelassen habe war die extreme Tempoarbeit - ich hatte in der ganzen Vorbereitung maximal 10km unter 4:00, und auch keinen Wettkampf. Von der Anzahl der Trainings-km her war das aber sogar meine umfangreichste Vorbereitung überhaupt!

Das erklärt sich aus meiner Verletzung letztes Jahr und dem davon ausgehenden sanften Wiederaufbau - wie erwähnt bin ich erst im Mai das erste mal wieder mehr als 30km am Stück gelaufen. Ich habe bis Laibach also sehr viel Umfang zwischen DL-Tempo und M-Tempo, aber sehr wenig darunter trainiert. Jetzt wo ich gesehen habe dass ich den M ohne Wehwehchen absolvieren konnte werde ich die nächste Vorbereitung sicher wieder etwas offensiver angehen, also weniger aber knackigere km.
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noch ein Update: Mittlerweile sind die Resultate auf der Homepage "official"; leider gibt es nach wie vor keinerlei Zwischenzeiten (nicht einmal die HM-Zeit, und auch nicht die Brutto-Zeit) - seltsam bei der Vielzahl an Kontrollmatten aber letztlich egal. Wäre nur für eine nachträgliche Analyse angenehm.
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