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„Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen“, Kini Trail 2021

„Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen“, Kini Trail 2021

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Noch jungräulich, sollen sie mir heute den Tag zur Seite stehen. Morgens, 07:30, noch ist es nicht ganz hell, aber es wird sonnig werden heute und strahlend blauer Himmel. Noch ist es etwas frostig, Start bei -1°) aber die Aussicht auf einen traumhaft schönen Tag wächst. Ich bin noch nicht richtig bei der Sache, übermüdet, es war eine kurze Nacht. Vor dem Wecker schlaflos rumgewälzt und dann fast 1,5 Stunden querbeet vom Westallgäu ins Ostallgäu gependelt. Zum Glück hielt sich der Nebel in Grenzen. Ich werde von Laufbekannten die im näheren Umkreis meiner Heimat wohnen angesprochen. Sie hätten mich gestern vermisst . „Hääh, wieso!“ In Füssen beim vorabendlichen Vorab-Einchecken im Gasthof Rössle. „Aha!“ Ich erkläre kurz, dass ich nicht direkt von Zuhause angereist bin, sondern eine elterliche Ferienwohnung genutzt habe und kämpfe nebenbei mit den Einstellungen meiner Uhr. Ich bin unkonzentriert, fahrig und drücke nervös die Knöpfe. Und mache dabei entscheidende Leichtsinnsfehler, die sollen heute für weiteren unnötigen Stress sorgen. Hinterher ärgere ich mich über mein Brett vor Kopf. Aber vielleicht muss das so sein. Ein stinknormaler Lauf, ohne irgendwelche Kurzzeitaussetzer, ohne innere Verpeiltheit. Nein das wird es wohl nicht geben. Auch nach 150 Marathon/Ultrastarts nicht. Andere werden erfahren und routiniert. Aber ich… Es gelingt mir nicht den Lauftrack über Komoot zu starten an der Uhr. (was schlicht und ergreifend daran liegt das ich am Handy Bluetooth deaktiviert hatte und die Uhr sich natürlich dann nicht conecten kann.) Bliebe noch mit dem Handy über die KomootApp zu laufen. Das sollte klappen. Oder? Bevor ich auf los drücke, weißt mich das Handy drauf hin, das ich 476 km vom Startpunkt entfernt sei und die Anreise zu Fuß zu weit. Hääh? Wieso trackt mich das Ding noch in Remscheid? Dort war ich doch letzte Woche. Ich geb‘s erst mal auf und laufe denn anderen 74 hinterher. Das kann ja heiter werden ohne eigenes Routing an einem 52 km Wettkampf mit ca. 1700 hm ohne jedwede Streckenmarkierung teilzunehmen. Ich gehe orientierungslos auf eine Großteiles Single-Tail Runde durch die Wälder und Seenlandschaft rund um Füssen. (Highlights: Alpsee, Alatsee, Weißensee, Füssen mit Schloss und Lechfall, Hohenschwangau) Als sich nach den ersten steilen Anstiegen das Feld lichtete beschloss ich bei meinen Bekannten zu bleiben die zu fünft eh die Absicht hatten zusammen zu laufen. Der Grund war, das einer gänzlich ohne Uhr lief, also freiwillig wie ein blindes Huhn. Ich hingegen musste mir zu meiner weiteren Schande eingestehen, hatte eine Super Dupper Garmin am Handgelenk die eigentlich alles kann, sofern ihr Besitzer kein unfähiger Nerd ist der ihre ausgeklügelte Karten-Navigation nicht zum laufen bringt. Die ersten knapp 10 km lief ich also halbwegs entspannt mit der Laufbekanntengruppe um bei jedem Richtungswechsel die richtige Koordinaten zu schnorren. Hatte fast ein schlechtes Gewissen dieses Rundumsorglos Paket anzunehmen. Andererseits wollte ich heute nicht schon wieder 105 km laufen, die Hälfte der Originalrunde sollte meinen vorbelasteten Beinen vollauf genügen. Dann packte mich der falsche Ehrgeiz und ich wurde der eingespielten Truppe untreu. Zog das Tempo etwas an und als ich mich auf einem längeren Bergabstück etwas entfernte, und zu einer anderen Läuferschar aufschließen wollte, passierte das vermeidlich Unvermeidliche. Der letzte dieser Gruppe, zu der ich nun fast aufgeschlossen hatte blieb stehen und rief: „Das muss falsch sein.“ Die anderen liefen unbeirrt mit vollem Tempo weiter bergab. Ich stoppte bei dem Läufer der nun stehen geblieben war. Gemeinsam liefen wir den ganzen Berg wieder hoch und suchten mit dessen Uralt GPS-Uhr den richtigen Abzweig zu finden. Vor uns und hinter uns keine Läufer in Sicht. Da war ich dann doch etwas unruhig, denn, sein Tempo war recht flott für mich. Und er musste an jeder Abzweigung länger stehen bleiben und mit seiner ungenauen "Wurmnavigation" orientieren. Eine Traumbeziehung wurde diese Zweckgemeinschaft nicht. Nach ca. 5 km und vielen unnötig langen Stopps zur Wegfindung, schaffte ich dann doch noch über mein Handy auf die Komoot-Route zuzugreifen. Jetzt konnte ich auch autark laufen. Also bedankte ich mich artig, gab ihn frei und wünschte ihm viel Glück auf seinem weiteren Weg. Eine saubere Scheidung also.
Es gab immer wieder heftige Kursschwenks, breite Hauptwege bergab, man lässt es rollen und zack. Trotz Navi, am Abzweig vorbeigezischt. So sammelte ich doch noch ein paar Bonusmeilen. Das kostete nicht nur Kraft sondern auch Zeit. Tempoverschärfung. Und kurz nach dem verlassen von Füssen treffe ich auf meine alten Kameraden. Die sich wundern. „Wo kommst du jetzt her. Hast du abgekürzt?, wir haben auf dich gewartet." Schande über mein Haupt. Kleinlaut entschuldige ich mich für das „unerlaubte Entfernen von der Truppe“. Ab jetzt nehmen sie mich wieder in Schlepptau. Und ich bin endlich so entspannt, zu akzeptieren, es dafür auch etwas langsamer angehen zu lassen. Auch in der Gruppe bleibt es nicht aus, ab und an zu rätseln ob die Kursabweichung noch der üblichen Genauigkeit entspricht, oder wir einen kleinen fiesen Abzweig verpasst zu haben. So passiert es, dass wir am Weißensee, plötzlich alle im Wasser laufen. Zumindest auf der digitalen Karte. Wir müssten recht weit zurück und sind uneins ob wir die Flucht ergreifen sollen. Nach vorne, das heißt in dem Fall, nach oben. Über ein Steilufer mit Felsen. Nein, das geht dann doch nicht. Also zurück. Zumindest soweit bis es zwar immer noch abschüssig und steil nach oben geht. Aber hochziehen an Wurzeln möglich ist, um auf dem feuchten nassen Laub am Waldboden nicht abzuschmieren und es wie König Ludwig zu machen und ins Wasser zu gehen. Bis wir es mit der Abkürzung unseres Verläufers auf die Originalroute schaffen müssen wir fast 100 hm überwinden. Das kostet Kraft und Zeit. Am vorletzten Verpflegungspunkt war es dann tatsächlich so, dass ich noch eine Viertelstunde vor der dortigen Cut-Off Zeit ankam. Da noch einige Höhenmeter anstanden und trotz aller Technik ein kurzeitiges Verlaufen möglich war (ich schaffte es bis dahin noch 2 weitere Male) wollte ich mich nun doch sputen um eine Zeitüberschreitung und damit ein DNF im Nacken, auf den letzten Kilometern noch richtig sputen.

Zielschluß war 17:00 Uhr. Eigentlich sehr viel Zeit für meine Verhältnisse (9,5 h für diese Distanz) und doch war dann nur noch gut eine halbe Stunde Puffer übrig. Es war halt nicht mein bester Lauftag, dafür war es ein traumhaft schöner Herbsttag, und so konnte ich einfach froh sein es nicht als Allerletzter wenigsten rechtzeitig geschafft habe. Ungutes Gefühl. Noch mehr durch mein schlechtes Gewissen wegen meiner Untreue zur, wenige Kilometer vorm Ziel, zurückgelassenen Gruppe der Laufbekannten. Aber der so chaotische begonnene Tag nahm ein gutes Ende nicht nur mit mir. Die anderen konnten kurz vorm offiziellen Zielschluß auch noch finishen. Am nächsten Samstag ist ein weiterer Ultra geplant, der völlig ohne Unterstützung auskommt, in der näheren Umgebung im Schwäbischen Wald in Spiegelberg.
http://naswut.prospectum.com/2021_03/
Dafür kostet er auch nichts. Nur Schweiß. Und hoffentlich kein Angstschweiß wenn mir die Technik nochmal versagt, bzw. meine Wenigkeit mit deren Bedienung. Die Wege des Herrn (Schauläufers) sind unergründlich. :teufel: :zwinker2:

P.S. Wer noch schöne Bilder vom Lauf - oder weniger schöne von mir - :P genießen möchte und einen echten Laufbericht :geil: , Bernie M. hat auf der Seite: trailrunning.de all das geliefert.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin
Dateianhänge

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Danke für den, trotz oder gerade wegen der Pannen, kurzweiligen Bericht und die wunderschönen Bilder. :daumen:

P.S. Was sind das für Schuhe?
5 km - 21:44 (09.09.2023 - Tierparklauf)
10 km - 44:40 (16.10.2022 - The Great 10K)
HM - 1:39:18 (28.08.2022 - Die Generalprobe)
25 km - 02:02:00 (15.05.2022 - S 25)
M - 03:38:13 (25.09.2022 - BM)
50 km - 04:32:07 (17.03.2024 - Werderseelauf)

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Danke für den Bericht,

in Sachen Technik: da war doch was bei Karlsruher Nachtlauf......Stirnlampe die falsch bedient wurde........ :nick:

Alles Gute dir...
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de

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Drückt mir die Daumen morgen für den morgigen NASWUT. :teufel: Der Streckentracke musste vom Veranstalter vor wenigen Stunden (zum 2.mal) aktualisiert werden. Grund diesmal: Sturmschäden und Totholz beseitigen und Waldarbeiter die dafür morgen Wege komplett sperren im Schwäbischen Wald. Habe den neuen Track grad in Komoot gespeichert, getestet und es funzt. Mal sehen wie die Geschichte morgen aussieht. :klatsch:

Ich werde berichten :nick:

P.S. Die Strecke wurde durch die Umleitung um fast 2 km länger, es sind nun 54,5 km.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin
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