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Es ist ja nicht nur Corona allein…

Es ist ja nicht nur Corona allein…

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[font=&amp]…das derzeit die Organisation einer Laufveranstaltung in eine kleine Abenteuerreise verwandelt. Als kleiner Verein richten wir jedes Jahr im Februar einen Crosslauf aus. Jedes Jahr? Nein, im letzten Jahr war Lockdown, und nichts ging mehr. Und in diesem Jahr? Die Crossläufe in Kapellen und Straberg, der Karnevalslauf in Mönchengladbach und viele weitere in der Region: abgesagt! Was machen wir? Mitte November wollten wir uns treffen und eine erste Entscheidung fällen: Go oder No-Go! Oder genauer: einsteigen in die Vorbereitung oder gleich abblasen? [/font]

[font=&amp]Was ab da passierte, welche Wendungen sich herausschälten, wie das Ganze plötzlich auf der Kippe stand, das will ich im folgenden Bericht schildern. Normalerweise ist die Organisation einer solchen Veranstaltung Routine für uns. Schon 7-mal zuvor haben wir das erfolgreich hinbekommen. Aber die Zeiten sind eben nicht normal. Es passierte sehr viel, und es war spannend.[/font]

[font=&amp]Was machen wir?[/font]

[font=&amp]Das Orga-Team, das sich am 15. November traf, besteht aus 4 Männern und 2 Frauen. Recht schnell waren wir uns einig: Wir versuchen es. Und wir klärten 2 Maximen: Alles findet draußen statt, und wir streichen alles, was draußen zu Ansammlungen führt. Das hieß: keine Siegerehrung, keine Urkundenausgabe, keine Kuchentheke, kein Grillstand, auch keine Duschen, keine Umkleideräume. Selbstverständlich 2G-Regel mit strikter Kontrolle und Maskenpflicht da, wo Kontakt unvermeidlich ist, d. h. im Startbereich und bei Abholung der Startunterlagen. [/font]

[font=&amp]Mehr besprachen wir erstmal nicht. Wir wollten abwarten, wie sich die Situation entwickeln würde und Anfang Januar über das weitere Vorgehen beraten. Die Situation entwickelte sich nicht gut. Im Gegenteil: Die Infektionen waren auf etwa das Doppelte angestiegen, aber es gab einen Lichtblick: Die Inzidenz war entkoppelt von der Zahl der Krankenhaus- und der Todesfälle. Dennoch: Im Orga-Team gab es auch zweifelnde Stimmen, ausgelöst durch Infektions- und Quarantäne-Erfahrungen an Kita und Schule, wo manche ihr Brot verdienen. Das Gros jedoch stimmte dafür, dass wir uns zunächst die Option offen halten sollten. Wenn es die Bedingungen oder die Verordnung nicht zulassen sollten, könnten wir später immer noch absagen. Wir berieten das Konzept der Veranstaltung unter Corona-Bedingungen. Ute war nicht glücklich über den Wegfall von Siegerehrung und Urkunden für die Bambini und die jüngeren Schüler. „Die freuen sich immer so darüber.“ Wir beschlossen, als Ersatz erstmalig an jeden der jüngeren Finisher eine Medaille auszugeben. [/font]

[font=&amp]Christian machte die Entwürfe und kümmerte sich um einen Anbieter. Der produzierte und lieferte sehr zügig, und beim nächsten Treffen konnten wir die Medaillen begutachten. Das Motiv kam gut rüber, aber was war das? Die Rückseiten verkratzt, als hätte jemand einen Käse in ein Kiesbeet gedrückt! Christian checkte die Lieferung durch: jede zweite Medaille war unansehnlich und damit unbrauchbar. Wenn wir sowas machen, dann soll’s auch ordentlich aussehen! Was nun? Das Telefonat mit dem Anbieter ergab: Bereits die an ihn gelieferten Rohlinge waren verkratzt. Der Anbieter schlug vor, ähnlich wie beim Motiv auf der Vorderseite auch die Rückseite zu bekleben. So konnten wir diese Misslichkeit beheben.[/font]

[font=&amp]Was machen die Helfer?[/font]

[font=&amp]Ein anderes Problem schien gravierender. Wir haben einen festen Stamm an Helfern, die eingespielt sind und dann immer durch einige neu Hinzukommende ergänzt werden. Würden diese auch diesmal wieder alle zusagen? Oder wären viele aufgrund der steigenden Inzidenzen verängstigt und würden abspringen? Die Abfrage ergab: Ja, wir können uns auf sie verlassen. Erste Voraussetzung erfüllt! Jedoch: jeder von uns kannte mittlerweile Leute, die sich in Isolation oder Quarantäne befanden. Was, wenn kurzfristig mehrere unserer Helfer deswegen ausfielen? Wir brauchten eine Reserve für solche Fälle, und dennoch war klar: 2 oder 3 ausfallende Helfer könnten ausgeglichen werden, vielleicht auch 4 oder 5. Aber bei 8 oder 10? Ich stellte mich auf einen Plan C ein, und der hieß: kurzfristige Absage der gesamten Veranstaltung im worst Case. Wir sparten zwar Helfer an der einen oder anderen Stelle ein, z. B. bei der Kuchentheke, aber andere Aufgaben kamen neu hinzu, z. B. die 2G-Kontrolle. Unterm Strich blieb die Gesamtzahl mit knapp 30 benötigten Helfern in etwa gleich. [/font]

[font=&amp]Einen Tag vor unserem Januartreffen gab es die ersten Anmeldungen in Raceresult: 5 aus einer laufbegeisterten Familie, die jedes Jahr dabei ist und sogar von weiter entfernt anreist. In der Vor-Corona-Zeit kamen wir insgesamt fast immer auf um die 400 Meldungen. Für dieses Mal rechnete ich mit vielleicht 150 – 200 und überlegte, wo wir die Grenze nach unten ziehen sollten. Für weniger als 50 Läufer z. B. würde sich der ganze Aufwand schlicht nicht lohnen. Ich befürchtete vor allem, dass die Schülerläufe diesmal sehr dünn besetzt sein würden, und dachte daran, wie wir ggfs. Läufe zusammenlegen könnten. Normalerweise veranstalten wir insgesamt 10 Läufe, gestaffelt nach Alter (angefangen bei den Bambini bis zu 7 Jahren und endend beim Hauptlauf über 5,1 km ab 18 Jahren).[/font]

[font=&amp]Was machen die Läufer?[/font]

[font=&amp]Zunächst lief die Anmeldung gewohnt schleppend. 2 Wochen vor dem Termin und damit 8 Tage vor Meldeschluss zählten wir etwas über 100 Meldungen. 2 Tage später stieg die Zahl auf deutlich über 200 an. Die folgenden Tage purzelten die Anmeldungen nur so herein, und als am Sonntag, den 13.2., die Anmeldung schloss, waren es 486 Läufer, die für die Wettbewerbe gemeldet waren. Wir hatten schon vorher festgelegt, dass es keine Vor-Ort-Nachmeldung geben würde, aber dass wir die Online-Meldung noch für ein Nachmelde-Fenster bis zum Mittwoch öffnen würden. Dadurch kamen noch einmal 35 Läufer hinzu. So viele Meldungen hatten wir lange nicht mehr. Das stellte eine weitere Herausforderung bei den Medaillen dar. Hatten wir vorher gerätselt, wie viel wir wohl für die Schülerläufe bis 11 Jahre brauchen würden, und uns, wie wir meinten, ganz großzügig auf 200 geeinigt, so mussten wir noch einmal 100 nachbestellen. Glücklicherweise war der Lieferant so flexibel, das hinzubekommen.[/font]

[font=&amp]Ich hatte vorher damit gerechnet, dass sich eher wenige Läufer und Zuschauer locker über die Zeit und über das Gelände verteilen würden. Nun mussten wir etwa mit der dreifachen Menge klar kommen. Manche Position musste mit mehr Leuten besetzt werden als geplant. Passenderweise erreichte mich 4 Tage vor der Veranstaltung der erste Helferausfall: infiziert! 2 Tage später der nächste Ausfall. Die „Reserven“ kommen zum Einsatz. Dennoch habe ich ein ungutes Gefühl. Bei der ursprünglich erwarteten Teilnehmerzahl von bis zu 200 wäre der Zieleinlauf ausreichend besetzt gewesen, aber nun stellt sich das problematisch dar. Dazu als Erklärung: Wir machen Zeitnahme ohne Chip, d. h. klassisch so, dass 2 Helfer bei Zieldurchlauf per Mausklick die Zeit erfassen und 20 – 30 Meter dahinter 2 andere Helfer die Startnummern aufschreiben. Beide Werte werden später im Auswerteprogramm zusammengefügt. Damit das hinterher richtig zusammen passt, achten weitere Helfer im Zielkanal als „Pusher“ darauf, dass dort nicht mehr überholt wird. [/font]

[font=&amp]Beim Hauptlauf ist das praktisch kein Problem, bei den Bambini- und Schülerläufen dagegen kommen aufgrund der Kürze der Strecken (500, 900, 1.300 m) viele Kinder in kurzer Zeit ins Ziel. Mit noch 2 verbliebenen Pushern ist das Risiko, hoch, dass es durcheinander geht, Zeiten nicht stimmen und erboste Eltern auf der Matte stehen. Ich gewinne meine Frau sowie ein befreundetes Ehepaar dazu, für ca. 2 Stunden auszuhelfen. Es wird sich zeigen, dass das auch absolut notwendig war.[/font]

[font=&amp]Am Mittwoch ruft Anke mich an. Sie war im Vereinsheim, aber da ist im ganzen Erdgeschoss keine einzige Steckdose mit Strom. Strom brauchen wir, ohne Strom läuft nichts – im wahrsten Sinne des Wortes. Verdammt nochmal! Darum hatte ich mich doch schon vor einigen Tagen gekümmert. Zur Erklärung: Unser Vereinsheim stammt aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, und so sieht auch alles aus. Vor allem bei den Sanitäranlagen gibt es seit Jahren Probleme. Daher hat die Stadt eine grundlegende Renovierung beschlossen. Aber die stockt, hat ständig Verzögerungen. Die Arbeiten im Erdgeschoss sollten längst abgeschlossen sein. Sind sie aber nicht! Im Gegenteil, es herrscht Chaos. Von daher passt das mit der reinen Outdoor-Variante auch gut bzw. hat sich als die einzig machbare entpuppt. Tja, und dass wir Strom bekommen, darum wollte sich der Umbaukoordinator auf Vereinsseite kümmern. „Die hatten mir zugesagt, dass der Strom geschaltet wird.“ Er will nochmal nachhaken, zur Not müssten wir mit Kabeltrommeln Strom vom 1. Stock an die benötigten Stellen transportieren, für die Ziel-Laptops draußen durchs Fenster und übers Dach.[/font]

[font=&amp]Was macht die Stadtverwaltung?[/font]

[font=&amp]Der Lauftag rückt näher. Aber nicht nur der! Sturmwarnungen mit Orkanböen werden verkündet. Unser Lauf soll am Samstag stattfinden, Freitag erfolgt wie üblich der Aufbau. Etwa 300 Stangen werden in den Boden geschlagen und mit Flatterband verbunden. Damit wird die Laufstrecke markiert. Am Donnerstagmorgen ruft mich der Verantwortliche des Sportamtes an, was unser Plan B sei. Schließlich sei mit Ylenia gerade ein heftiger Sturm durch NRW gezogen, und der nächste sei ja bereits angekündigt. Ich antworte, dass wir natürlich die Entwicklung beobachten und je nach Lage entscheiden würden. Die Teilnehmer würden erfahrungsgemäß erst am Samstag anreisen. Ich erreiche alle per Mail und könnte, falls notwendig, noch am Freitag absagen. Das ist der spontan entwickelte Plan B. Später am Vormittag ruft mich der Bürgermeister an. Ähnliche Frage, ähnliche Antwort! Ich erfahre, dass die Verwaltung am liebsten alles absagen würde, also nicht nur unsere Veranstaltung, sondern alles auf städtischen Anlagen. Ich kenne beide, den Sportverantwortlichen und den Bürgermeister. Beide sind uns generell wohlgesonnen. Wir vereinbaren ein weiteres Telefonat für den Freitag.[/font]

[font=&amp]Freitagmorgen um 9 Uhr stehen alle Aufbauhelfer auf der Matte und machen sich an die Arbeit. Strom im Erdgeschoss ist nun doch vorhanden. Ich bemerke es, als ich die Kaffeemaschine für den Helferkaffee anschließe. Wir beschließen, wegen des jetzt schon spürbaren heftigen Windes und der angekündigten Orkanböen die Markierungsstangen enger zu setzen. Je länger das Flatterband zwischen 2 Stangen, umso eher reißt es und umso mehr Reparaturarbeiten haben wir Samstagmorgen! Logisch! Was wir unterschätzt haben: wir kommen mit unseren Stangen nicht hin. Bestimmt ein Viertel der Strecke ist unversorgt, als uns die Stangen ausgehen. [/font]

[font=&amp]Mittags erreicht mich der Anruf des Bürgermeisters. Der Verwaltungsrat hat sämtliche Sportanlagen der Stadt gesperrt, auch unsere. Die Crossläufe finden alle vollständig auf dem Vereinsgelände statt. Das aber gehört der Stadt. Es gibt aber auch eine gute Botschaft: Am Samstagmorgen um 9 Uhr wird es eine Begehung der Sportanlage durch 2 Vertreter der Stadt geben. Dann wird sich entscheiden, ob die Strecke gefahrlos zu laufen ist und freigegeben wird. Ob ich um 9 Uhr dabei sein kann? Na, und ob! Der Sturm ist für die Nacht von Freitag auf Samstag angekündigt. Ich erweitere meinen Wortschatz um den Namen Zeynep. In der Zwischenzeit hat Christian mit Sascha telefoniert. Sascha ist der schon erwähnte zweite Helfer, der ausfällt. Bei ihm ist es nicht Corona, sondern der Sturm. Sascha hat eine Baufirma und muss sich um Sturmschäden an 2 Baustellen kümmern. Aber er hat Christian Tipps gegeben, wo wir die dringend benötigten Stangen herbekommen können. Christian fährt los und kommt nach 2 Stunden mit 85 nagelneuen Stangen zurück. Wir können weiter aufbauen. [/font]

[font=&amp]Mein Handy klingelt. Es ist der Trainer eines Nachbarvereins. Sie sind mit vielen jungen Läufern angemeldet. Er hat gerade gehört, dass der Lauf abgesagt wurde. Eine Mutter im Verwaltungsrat hat von der Sperrung aller Sportanlagen berichtet. Ich erzähle ihm von dem Gespräch mit dem Bürgermeister und dass eine Entscheidung erst morgen fallen wird. Ich erkläre, dass ich bei einer erforderlichen Absage unmittelbar alle Anmelder (deren Adressen habe ich ja) informieren werde.[/font]

[font=&amp]Als Christian zurückkommt, sind Sabine und Tina aus der ersten „Schicht“ der Aufbauhelfer bereits fort, sich um ihre Kinder kümmern. Die zweite Schicht macht weiter und befestigt Flatterband. Allerdings nur an „unkritischen“ Stellen, an denen Wind und Sturm nicht so heftig angreifen. Die langen Geraden, an denen das Flatterband auch in den Vorjahren häufig gerissen ist, werden wir erst am Samstagmorgen abflattern. Ebenso wie das Befestigen der Banner, das Aufstellen der Pavillons und weitere Arbeiten, die vor dem Sturm keinen Sinn ergeben. Es bleibt also noch einiges zu tun am nächsten Vormittag. [/font]

[font=&amp]Am Nachmittag habe ich noch weitere Rückfragen bekommen, ob der Lauf überhaupt stattfinden wird. Als ich abends wieder zuhause bin, schreibe ich eine Mail, in der ich den aktuellen Stand darstelle und dass morgen früh final entschieden wird. Diese Mail versende ich Bcc an 158 Mail-Adressen. Das sind die Adressen sämtlicher Anmelder. (Bei den Vereinen hat jeder Anmelder alle seine „Schäfchen“ als Sammelanmeldung gemeldet.) Und noch etwas mache ich. Ich bereite 2 ganz kurze Mails vor: Die eine lautet: „Der Cross heute findet statt.“ Die andere lautet: „Der Cross heute ist abgesagt.“ Ich hoffe, dass ich die erste verschicken kann. [/font]

[font=&amp]Auf dem Vereinsgelände gibt es kein WLAN, auf dem Smartphone dagegen habe ich nicht die 158 Mail-Adressen bzw. weiß nicht, wie ich sie in das Bcc-Feld bekommen soll. Also gehe ich noch abends auf die Webseite meines Mail-Providers, bereite am Laptop beide Mails mit Bcc-Adressen vor und will austesten, sie später vom Smartphone aus abzuschicken. (Ich wohne in einem anderen Stadtteil und fahre 15 – 20 Minuten zum Vereinsgelände. Wieder nach Hause zu fahren würde morgen früh viel zu lange dauern.) Dieser Ansatz klappt nicht, also rufe ich Christian an und spreche mit ihm ab, morgen früh von seinem WLAN aus eine der beiden Mails zu verschicken, lasse mir sogar seine Netzwerkdaten geben, um am Samstagmorgen auf keinen Fall Zeit zu verlieren. Nachdem ich noch alle Sachen, die ich morgen brauche, ins Auto gepackt habe, gehe ich mit gemischten Gefühlen ins Bett.[/font]

[font=&amp]Was macht Zeynep?[/font]

[font=&amp]Nachts fegt der Sturm mit Wucht übers Land, aber ich bekomme davon nichts mit. Als ich gegen 9 Uhr das Vereinsgelände erreiche, sind die Zwei von der Stadt bereits am Prüfen der Strecke. Ich geselle mich dazu. Es sieht alles ganz gut aus. Fast alles! Am Rand des Vereinsgeländes stehen Bäume. An diesem Rand verläuft auch die Strecke, einmal hin, einmal zurück. Und einer dieser Bäume sieht schief aus, verdammt schief. Wir checken zusammen den Rest der Strecke, da ist alles okay, keine Gefahr. Wir kommen zum Problembaum zurück. Auch Willy ist mittlerweile dazu gestoßen. Der schiefe Baum sieht nicht gut aus. Ich gehe durch ein Loch im Zaun, um den Wurzelbereich zu begutachten. Und dann wird mir klar: der war vorher nicht so schief, den hat der Sturm in diese Lage gebracht. Damit steht fest: Hier können wir nicht laufen![/font]

[font=&amp]Willy und ich haben beide schon vorher überlegt, welche Alternativen es geben könnte. Und sind beide auf die gleiche Lösung gekommen: Die Strecke kann nicht zwischen Baumreihe und Kunstrasenplatz, also hinter letzterem verlaufen, sondern wir müssen umplanen und sie vor dem Platz verlaufen lassen. Das erfordert einige Anpassungen an anderer Stelle, auch der Startbereich der Bambiniläufe und der Zielbereich müssen verlegt werden. Alles machbar, aber ein wirklicher Knackpunkt bleibt: Die Strecke, die im Original durchgängig für Spikes geeignet ist, ja, von den schnelleren Läufern ausschließlich mit Spikes gelaufen wird, führt knapp 20 Meter über Betonplatten. Es hilft nichts: lieber mit dieser Einschränkung leben als die ganze Veranstaltung absagen! Die Entscheidung ist getroffen.[/font]

[font=&amp]Es ist mittlerweile 9:30 Uhr. Um 13 Uhr soll der erste Lauf starten. Es sind noch etliche gestern zurückgestellte Arbeiten offen, der geänderte Streckenteil muss neu gemacht werden. Mir ist leicht mulmig zumute. Ich bitte Willy, sich um Detailplanung und Herrichtung der Laufstrecke zu kümmern, schreibe eine WhatsApp an das Kernteam der Helfer mit der Bitte, unmittelbar zu kommen, und fahre zu Christian. Dort ergänze ich Mail Nummer 1 um die Angabe, dass ein kleines Stück auf Betonplatten gelaufen werden muss, und schicke sie ab. Christian setzt den gleichen Text auf unsere Facebook-Seite. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der Server signalisiert, dass er 158 Empfänger erreicht hat. [/font]

[font=&amp]Als ich auf das Vereinsgelände zurückkehre, sehe ich, dass alle erwarteten Helfer da und kräftig am Arbeiten sind. Ein kleines erstes Aufatmen! Manche haben sogar ihre Kinder mitgebracht, die ebenfalls mit anpacken. Christian hatte 10 von diesen rutschfesten Gummimatten zuhause, die man unter Waschmaschinen stellt. Die hat er mitgebracht, um sie über die Betonplatten zu legen. Es sind natürlich viel zu wenige und er fragt, ob er noch mehr aus dem Baumarkt holen soll. Ich sage ihm, was ich auch allen anderen schon gesagt habe: Priorität 1 hat die Laufstrecke! Auf deren Fertigstellung müssen wir uns konzentrieren! Alles andere wird zunächst zurückgestellt. Erst wenn die Strecke steht, kümmern wir uns um die „Nice-to-have“ Sachen. Glücklicherweise kommen wir gut voran, und als die Streckenmarkierung fast schon abgeschlossen ist, fährt Christian zum Baumarkt. Am Ende sind sogar die Betonplatten recht gut abgedeckt und mit Spikes zu belaufen. [/font]

[font=&amp]Was machen die Läufe?[/font]

[font=&amp]So nach und nach treffen auch alle anderen Helfer ein, die für bestimmte Aufgaben und für bestimmte Zeiten eingeteilt sind. Es bleibt bei den 2 Ausfällen, wir sind gut aufgestellt. Als dann noch die ersten beiden Bambiniläufe – 500 m für die männlichen Bambini, danach 500 m für die weiblichen Bambini – mit neuem Start und neuem Ziel erfolgreich durch sind, legt sich meine Anspannung. Es ist windig, aber es bleibt die ganze Veranstaltung hindurch sonnig und regenfrei. Erst später, wenn längst alles wieder abgebaut ist, wird ein weiterer orkanartiger Sturm namens Antonia durch das Land fegen. Wir lagen mit unserem Cross genau dazwischen. Glück gehabt![/font]

[font=&amp]Rückblick: Als mittags unser Moderator Klaus eingetroffen war, lautete seine erste Frage: „Wie viele Läufer sind es denn heute?“ „Gemeldet sind 521“, antwortete ich, „bei normalem Schwund würde ich mit um die 400 rechnen, die tatsächlich kommen. Aber heute, mit Corona und dann noch dem Sturm, werden es weniger sein. Vielleicht 350 oder so.“ Falsche Einschätzung! Am Ende sprangen an diesem Samstag exakt 441 Läufer über die Strohballen auf dem Neukirchner Gelände. Darunter waren übrigens auch 2, die die Aussage, dass die Anmeldung geschlossen sei, nicht ganz ernst genommen hatten und denen ich nicht zumuten wollte, dass sie 100 km umsonst gefahren waren. Es waren im Übrigen – entgegen meiner ursprünglichen Einschätzung – gerade die Schülerläufe, die einen riesigen Zuspruch erfahren hatten, und sehr bemerkenswert: In fast allen Läufen rannten mehr Mädchen als Jungen über das Geläuf, bei den Altersklassen U12 und U14 (also bei den 10- bis 13-Jährigen) sogar jeweils doppelt so viele. [/font]

[font=&amp]Die Läufer heute waren offensichtlich happy, endlich wieder einmal einen Wettkampf laufen zu können, die Übungsleiter in den Vereinen nahmen dankbar die Gelegenheit wahr, die Fruchtbarkeit ihrer Trainingsbemühungen im Wettkampfeinsatz bewerten zu können. Die Resonanz schon während und dann auch nach der Veranstaltung war ausgesprochen positiv, natürlich besonders über die Durchführung als solche. Im Orga-Team fühlten wir uns bestätigt, trotz aller Widrigkeiten an der Option festgehalten zu haben, die Veranstaltung durchzuziehen, und nicht vorzeitig die Segel gestrichen zu haben. [/font]

[font=&amp]Was mache ich?[/font]

[font=&amp]Am nächsten Tag, dem Sonntag, wechselte ich aus der Rolle des Organisators wieder in die des Läufers. Ich war für eine Serie angemeldet, deren abschließender Halbmarathon ausgerechnet am folgenden Tag stattfinden sollte. Dieser Veranstalter war einer der wenigen gewesen, der seine Läufe nicht abgesagt hatte. Er hatte mir damit bei unseren eigenen Diskussionen, was wir machen würden, als positives Beispiel gedient. Ich lief dort also am Sonntagmittag bei eher trübem Wetter, aber ich lief mit schweren Beinen. Stundenlang auf dem Platz rumstehen bzw. rumschlendern kann anstrengender sein als flottes Laufen.[/font]

[font=&amp]Bernd[/font]
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Ich habe beim Lesen mitgefiebert... Danke für den Bericht und dem Engagement aller Beteiligten. :daumen:
5 km - 21:44 (09.09.2023 - Tierparklauf)
10 km - 44:40 (16.10.2022 - The Great 10K)
HM - 1:39:18 (28.08.2022 - Die Generalprobe)
25 km - 02:02:00 (15.05.2022 - S 25)
M - 03:38:13 (25.09.2022 - BM)
50 km - 04:32:07 (17.03.2024 - Werderseelauf)

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Ich kann da nur den tiefsten Respekt zollen an alle die weiterhin so optimistisch ans Werk gehen. Aber ich verstehe auch alle, die dies nicht tun, zumal es für kleine Vereine ein unabschätzbares wirtschaftliches Risiko darstellt. Denn auf der Einnahmenseite hat man wenig bis nichts, außer dem was vom Startgeld hängen bleibt. Auf der anderen Seite hat man deutliche Ausgaben wie etwa für die Zeitmessung. Aber das ganze Soziale was bisher nach den Läufen stattfand, das bleibt komplett auf der Strecke weil es schlicht verboten ist von Behördenseite. Bei dem Wetter setzt sich jeder sofort ins Auto und fährt heim damit er unter die warme Dusche kommt.

Von daher habe ich auch für jeden Verein Verständnis der seinen Lauf von vorneherein erst gar nicht plant. Das ist zwar schade aber m.E. absolut nachvollziehbar.
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Lieber Bernd, großes Kino, daß Du hier beschrieben hast. Ich finde es super, daß Du mal die Nöte und das immense Engagement derjenigen beschreibst, die sich für solche Veranstaltungen im wahrsten Sinne des Wortes den Hintern aufreißen. Ich sehe ähnliches Engagement bei einigen Veranstaltern im hiesigen Umkreis und kann hier nur voller Respekt applaudieren. Umso mehr ist es schön, daß Du mal eine Blaupause geschrieben hast, um uns Läufer vor Augen zu führen, worauf wir immer wieder gern zurückgreifen. Und die nächsten Male werden wir Deine Beschreibung noch genau vor Augen haben. An der Stelle mal ganz lieben Dank an Dich und an alle für die Du hier exemplarisch stehst.

Gut, daß Du uns mal daran erinnerst :nick:
nix is fix

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JoelH hat geschrieben: zumal es für kleine Vereine ein unabschätzbares wirtschaftliches Risiko darstellt. Denn auf der Einnahmenseite hat man wenig bis nichts, außer dem was vom Startgeld hängen bleibt. Auf der anderen Seite hat man deutliche Ausgaben wie etwa für die Zeitmessung.
Der Einschätzung, dass es eine individuelle Entscheidung ist, die jeder Verein für sich treffen muss, will ich überhaupt nicht widersprechen. Was die wirtschaftliche Seite anbelangt, ist mir das allerdings zu pauschal.

Die Ausgabenseite ist bei den Läufen sehr unterschiedlich. Viele Vereine hier in der Gegend sind in einer ähnlichen Situation wie wir auch: Der Lauf findet auf einem Vereinsgelände und/oder im angrenzenden Gebiet statt, auf Feldwegen, im Wald etc. und die Aufgaben werden durch ehrenamtliche Helfer wahrgenommen, inklusive Zeitmessung. Da bleiben die Kosten im überschaubaren Rahmen, man kann die Startgebühren klein halten und hat am Ende des Tages dennoch etwas übrig, das dann in die Infrastruktur des Vereins gesteckt wird, womit Starts bei Läufen finanziert werden etc. Wenn dann - in normalen Zeiten - noch die Einnahmen aus einer Kuchentheke hinzukommen, kann der Verein sich einige Ausgaben leisten. Das ist dann die Belohnung für die vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, die in Organisation und Durchführung solcher Veranstaltungen steckt.

Man kennt sich ja in der Region, und aus den Gesprächen weiß ich, dass bei den Absagen primär die Unsicherheit über die zukünftige Corona-Lage, über die Auflagen seitens der Behörden und was das dann an zusätzlichem Aufwand bedeuten würde, im Mittelpunkt standen.

Ganz anders stellt sich die wirtschaftliche Situation dar, wenn die Veranstaltung im Zentrum einer Stadt stattfindet. Wir organisieren ja 2 Läufe, einmal unseren Cross quasi in der Pampa, und zum anderen einen City-Lauf (mit bis zu 2.500 Teilnehmern) mitten im Zentrum einer Mittelstadt. Das sind 2 grundverschiedene Sachen, übrigens in jeder Hinsicht, und da kommt man mit eigenen Helfern schnell an die Grenze. Dort arbeiten wir ebenfalls mit einem professionellen Zeitnehmer, setzen für die Absperrungen mit zig Drängelgittern und Absperrbaken einen spezialisierten Dienstleister ein und beschäftigen einen Sicherungsdienst als Streckenposten. Das geht dann ordentlich ins Geld, und da kalkuliert man schon genau, ob man das Risiko eingehen kann und will.

Bernd
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leviathan hat geschrieben:Lieber Bernd, großes Kino, daß Du hier beschrieben hast. Ich finde es super, daß Du mal die Nöte und das immense Engagement derjenigen beschreibst, die sich für solche Veranstaltungen im wahrsten Sinne des Wortes den Hintern aufreißen. Ich sehe ähnliches Engagement bei einigen Veranstaltern im hiesigen Umkreis und kann hier nur voller Respekt applaudieren. Umso mehr ist es schön, daß Du mal eine Blaupause geschrieben hast, um uns Läufer vor Augen zu führen, worauf wir immer wieder gern zurückgreifen. Und die nächsten Male werden wir Deine Beschreibung noch genau vor Augen haben. An der Stelle mal ganz lieben Dank an Dich und an alle für die Du hier exemplarisch stehst.

Gut, daß Du uns mal daran erinnerst :nick:
Hallo Levi,
alle bei uns im Orga-Team sind selbst sportlich engagiert (sei es als Läufer oder Übungsleiter). In dieser Rolle profitieren wir vom Einsatz anderer und bieten im Gegenzug anderen auch etwas an. Ohne jetzt Eventagenturen abwerten zu wollen (ich lauf auch gern bei solchen Läufen mit), muss ich doch sagen, dass diese preislich in anderen Regionen aktiv sind. Für einen gut betuchten jungen Mann oder junge Frau mögen die 25 € keine große Rolle spielen, die zum Teil für einen 5 km-Lauf anfallen. Wenn wir allerdings den Trainer nehmen, der mit 10 seiner Schützlinge die Form austesten will, dann kann ein kleiner Verein so etwas schlicht nicht oft im Jahr finanzieren. Unsere Startgebühren dagegen betragen 4 € für die Jugendlichen, und das ist dann doch deutlich weniger (8 € übrigens für die Erwachsenen). Dieser Aspekt, tragbare Startgebühren zu erheben, spielt eine wichtige Rolle dabei, dass Vereine solche Läufe veranstalten.

Was mich allerdings extrem wütend macht, ist die Tatsache, dass mancher dennoch meint, so etwas ausnutzen zu können und dann, wenn er nicht laufen kann oder will, einfach seine Startgebühr zurückbucht. Dann fehlt dir nicht nur dieses Geld, mit dem man ja bereits kalkuliert hat, sondern dann zahlst du noch drauf, da die Bank dir die Rückbuchungsgebühr aufbrummt. Für solche Leute fehlt mir jedes Verständnis. Zum Glück sind das nur sehr wenige, die einen Veranstalter in der Weise betrügen. Falls jemandem das nicht präsent ist: Vor der Anmeldung bestätigt jeder explizit: Nach meiner Meldung habe ich keinen Anspruch auf Rückerstattung der Teilnehmergebühren.

Bernd
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burny hat geschrieben:Was mich allerdings extrem wütend macht, ist die Tatsache, dass mancher dennoch meint, so etwas ausnutzen zu können und dann, wenn er nicht laufen kann oder will, einfach seine Startgebühr zurückbucht. Dann fehlt dir nicht nur dieses Geld, mit dem man ja bereits kalkuliert hat, sondern dann zahlst du noch drauf, da die Bank dir die Rückbuchungsgebühr aufbrummt. Für solche Leute fehlt mir jedes Verständnis. Zum Glück sind das nur sehr wenige, die einen Veranstalter in der Weise betrügen.
Dieses Verhalten finde ich auch katastrophal und dem Veranstalter gegenüber unfassbar unfair. Zudem habt Ihr Anspruch auf die Rückbuchungsgebühr, da man nur unberechtigten Belastungen wiedersprechen darf - mit dem Wort "betrügen" solltest Du aber vorsichtig sein.

Ja, in Eurem Fall hat es stattgefunden, da gab es schlichtweg keinen Rückerstattungsanspruch, weil Ihr Eure Pflicht erfüllt habt. Nehmen wir mal an, es wäre ausgefallen (ob wegen Corona oder Sturm ist hierbei fast egal).
Falls jemandem das nicht präsent ist: Vor der Anmeldung bestätigt jeder explizit: Nach meiner Meldung habe ich keinen Anspruch auf Rückerstattung der Teilnehmergebühren.
Wenn eine Veranstaltung gar nicht stattfindet, müsst ihr trotzdem erstatten, eine Klausel "Keine Rückerstattung bei Ausfall" ist unangemessen einseitig benachteiligend und damit unwirksam.
Auch wenn sich die Veranstaltung so verändert hat, dass es defacto eine andere Veranstaltung geworden ist (anderes Datum, massiv geänderte Distanz usw.), kommt Ihr da nicht raus.

Einzige Vereinfachung: Wenn Corona der Grund ist, sind auch Gutscheine erlaubt:
https://www.verbraucherzentrale.de/wiss ... chte-45416

Ob der "Trick" mancher Veranstalter, einfach einen gewissen Anteil als "nichterstattbare Orga-Gebühr" zu bennenen, klappt, bin ich mir nicht sicher, da müssten im Zweifelsfall die Gerichte entscheiden, aber ob da jemand eine Klage wegen vielleicht 30€ anstrebt....
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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ruca hat geschrieben:Ob der "Trick" mancher Veranstalter, einfach einen gewissen Anteil als "nichterstattbare Orga-Gebühr" zu bennenen, klappt, bin ich mir nicht sicher, da müssten im Zweifelsfall die Gerichte entscheiden, aber ob da jemand eine Klage wegen vielleicht 30€ anstrebt....
Zumindest bei mir haben sich solche Veranstalter selbst ausgetrickst.

Denn diese werde ich in Zukunft konsequent meiden. Wie etwa den Weinstraßen-Marathon. Hätten sie mir vor zwei Jahren den Betrag wieder zurückgegeben, dann hätten sie ihn dieses Jahr wieder bekommen. So werden sie mit der Hälfte zufrieden sein müssen und werden nie wieder einen Cent von mir sehen. Da bin ich konsequent.
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ruca hat geschrieben: Wenn eine Veranstaltung gar nicht stattfindet, müsst ihr trotzdem erstatten, eine Klausel "Keine Rückerstattung bei Ausfall" ist unangemessen einseitig benachteiligend und damit unwirksam.
Auch wenn sich die Veranstaltung so verändert hat, dass es defacto eine andere Veranstaltung geworden ist (anderes Datum, massiv geänderte Distanz usw.), kommt Ihr da nicht raus.
Ich sehe das ehrlich gesagt nicht so juristisch. Das ist für mich eine Frage der Fairness. Wenn jemand sich anmeldet und nicht antritt, ist das sein Bier. Er soll sich gefälligst an seine Pflicht halten, sprich die Startgebühr zahlen.

Wenn wir die Veranstaltung nicht durchführen, ist es unser Bier. Dann will ich den Läufern auch nichts dafür abnehmen. So hätte ich es ja auch gerne, wenn ich als Läufer auf der anderen Seite stünde. Genau so haben wir es auch 2020 gehalten. Wir hatten den Citylauf geplant und erste Anmeldungen waren eingegangen. Dann mussten wir wegen Corona absagen. Wir haben 38 Anmeldern (die es bis dahin gab und die um die 50 Läufer angemeldet hatten) angeboten, das Startgeld zu erstatten oder auf einen kostenlosen Start im nächsten Jahr umzubuchen. Von den 38 haben 10 ihr Startgeld zurück erhalten, 16 verschoben auf 2021 (und werden den Start - voraussichtlich - in 2022 wahrnehmen können), einige spendeten und der Rest reagierte nicht.
ruca hat geschrieben: Ob der "Trick" mancher Veranstalter, einfach einen gewissen Anteil als "nichterstattbare Orga-Gebühr" zu bennenen, klappt, bin ich mir nicht sicher, da müssten im Zweifelsfall die Gerichte entscheiden, aber ob da jemand eine Klage wegen vielleicht 30€ anstrebt....
Wie gesagt, ich bin aus Fainessgründen für Erstattung. Dennoch scheint mir der Begriff Trick nicht korrekt, denn als Veranstalter gehst du natürlich auch Verträge ein und hast Kosten. Die können auch einige Zeit vor der Veranstaltung bereits beträchtlich sein. Je nachdem, ob du vorher für maue Jahre einen gewissen Puffer aufgebaut hast oder nicht, kann das dann existenzgefährdend sein.

Bernd
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burny hat geschrieben:Wenn jemand sich anmeldet und nicht antritt, ist das sein Bier. Er soll sich gefälligst an seine Pflicht halten, sprich die Startgebühr zahlen.
Jupp.
Wenn wir die Veranstaltung nicht durchführen, ist es unser Bier. Dann will ich den Läufern auch nichts dafür abnehmen. So hätte ich es ja auch gerne, wenn ich als Läufer auf der anderen Seite stünde. Genau so haben wir es auch 2020 gehalten.
Auch sehr fair. So haben es ja fast alle gehandhabt.
einige spendeten
Jupp, hatte ich bei einem vom lokalen Verein veranstalteten Lauf genauso gemacht... Als Dank kam dann die Medaille - er hatte also definitiv auch Ausgaben und die transparenten Infos waren nicht nur leeres Gerede. Und der Lauf findet dieses Jahr wieder statt. :nick:
Wie gesagt, ich bin aus Fainessgründen für Erstattung. Dennoch scheint mir der Begriff Trick nicht korrekt, denn als Veranstalter gehst du natürlich auch Verträge ein und hast Kosten. Die können auch einige Zeit vor der Veranstaltung bereits beträchtlich sein. Je nachdem, ob du vorher für maue Jahre einen gewissen Puffer aufgebaut hast oder nicht, kann das dann existenzgefährdend sein.
Hier sind wir nicht ganz einer Meinung, denn es ist meiner Meinung nach auch nicht "fair", wenn man im Brustton der Überzeugung den Teilnehmern mitteilt, dass es keinerlei Erstattung geben kann - auch wenn das juristisch nicht haltbar ist (jedenfalls solange man nicht in Insolvenz geht).

Ja, die Rechtslage kann durchaus für einen Veranstalter existenzbedrohend sein, während die Teilnehmer nur Geld nicht zurückbekommen, dass sie bereits ausgegeben haben. Das gleiche Problem haben derzeit alle in der Veranstaltungs- und Reisebranche - und da geht es um das grundlegende Geschäftsmodell und nicht "nur" um einen einzelnen Lauf.

Einfach alles Mist und ich bin auch nicht überzeugt, dass die Rechtslage für alle Fälle so richtig ist...
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Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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burny hat geschrieben:Ich sehe das ehrlich gesagt nicht so juristisch. Das ist für mich eine Frage der Fairness.
Das ist der springende Punkt. Es ist eine Frage der Fairness. Hier spielt leider häufig die Denke der Plattformen (ich nenne das immer booking mindest) eine große Rolle. Gesucht wird das maximale Erlebnis zum garantiert niedrigsten Preis und natürlich Rücktrittsrecht bis zur möglichen Inanspruchnahme.

Leben und leben lassen ist nicht mehr so der Brüller. Das ist sehr schade und trifft zum Glück nicht auf alle zu. Und selbst viele, die so eine Denke angenommen haben, entwickeln dann doch noch eine Portion eigenen Anstand. Aber eben nicht alle. Daß einem in so einem Moment der Kragen platzt, ist mehr als verständlich. Vor allem dann, wenn unglaublich viel Herzblut und Engagement eingeflossen sind.

@ruca: das rechtliche Risiko kommt noch on top. Und bei den Veranstaltern sind eben viele keine Profis. Deren Tagesinhalt ist sicher nicht das Vertragsrecht. Dann würde der administrative Aufwand nochmals deutlich größer und man müsste noch eine ordentliche Risikoprämie in den Preis arbeiten. Ist schon eine seltsame Welt. Gemeinschaft soll gefördert werden und wird mit vielen Fallstricken konfrontiert.
nix is fix

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leviathan hat geschrieben:@ruca: das rechtliche Risiko kommt noch on top. Und bei den Veranstaltern sind eben viele keine Profis. Deren Tagesinhalt ist sicher nicht das Vertragsrecht. Dann würde der administrative Aufwand nochmals deutlich größer und man müsste noch eine ordentliche Risikoprämie in den Preis arbeiten. Ist schon eine seltsame Welt. Gemeinschaft soll gefördert werden und wird mit vielen Fallstricken konfrontiert.
Stimmt. Wenn es ganz blöd läuft, kassiert man für so einen Satz in der Anmeldebestätigung auch noch eine teure Abmahnung.
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burny hat geschrieben: Wie gesagt, ich bin aus Fainessgründen für Erstattung. Dennoch scheint mir der Begriff Trick nicht korrekt, denn als Veranstalter gehst du natürlich auch Verträge ein und hast Kosten. Die können auch einige Zeit vor der Veranstaltung bereits beträchtlich sein. Je nachdem, ob du vorher für maue Jahre einen gewissen Puffer aufgebaut hast oder nicht, kann das dann existenzgefährdend sein.
Es geht da auch um die Art und Weise. Ich habe auch diverse Startgelder "gespendet".

Es kommt eben auch auf den Ton an. Z.B. der Stockholm-Marathon, den haben sie dann virtuell für das halbe Geld angeboten und haben dir Shirt und Medaille geschickt und zusätzlich noch die Möglichkeit im Folgejahr zu starten. Das ging aber logistisch nicht gut, also haben wir es einfach sein lassen.

Aber lapidar in einer Mail anzukündigen, dass es keinen Ersatz gibt und 50% Gebühren (ohne näher darauf ein zu gehen) einbehalten werden. Nein danke, mit solch "netten" Menschen mag ich gar nichts mehr zu tun haben.

Frankfurt dagegen hat klar aufgelistet welche Kosten bereits angefallen waren, was man zurück bekommt oder eben nach 2022 verschiebt. Das ist dann m.E. völlig ok.
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wo ich herkomme Am Anfang war da der Bauchspeck und wo ich zuletzt gelaufen bin Joels Daily Challenge - Streakrunning

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burny hat geschrieben:[font=&amp]Der schiefe Baum sieht nicht gut aus. Ich gehe durch ein Loch im Zaun, um den Wurzelbereich zu begutachten. Und dann wird mir klar: der war vorher nicht so schief, den hat der Sturm in diese Lage gebracht. Damit steht fest: Hier können wir nicht laufen![/font]
Heute hatten wir ein Abstimmungstreffen mit allen Ämtern der Stadt, um unseren zweiten Lauf, einen Citylauf im Zentrum, vorzubereiten. Dabei habe ich erfahren, dass der schiefe Baum tatsächlich (nach unserer Veranstaltung) von selbst umgekippt ist, bevor er dann fachgerecht zerkleinert und entsorgt wurde. Das unterstreicht nochmal, dass die getroffene Entscheidung die einzig mögliche war.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Nun kram' ich diesen alten Thread, dessen auslösendes Ereignis mittlerweile gefühlt Jahre zurück liegt, doch nochmal hervor. Der Grund dafür ist, dass einer der Läufer - den altgedienten unter den Foris sicher noch bekannt als der schnelle corriere - einen Beitrag zum Greif Newsletter vom 24.5.22 verfasst hat, in dem er den Nutzen der Crossläufe für den Trainingserfolg überzeugend darstellt und eben auch mit warmen Worten zu unserem Crosslauf vom 19.2.22 nicht spart. Das kann man gut hier nachlesen: Ode an den Cross Na, dann viel Spaß dabei!

Bernd
Das Remake
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burny hat geschrieben:Nun kram' ich diesen alten Thread, dessen auslösendes Ereignis mittlerweile gefühlt Jahre zurück liegt, doch nochmal hervor. Der Grund dafür ist, dass einer der Läufer - den altgedienten unter den Foris sicher noch bekannt als der schnelle corriere - einen Beitrag zum Greif Newsletter vom 24.5.22 verfasst hat, in dem er den Nutzen der Crossläufe für den Trainingserfolg überzeugend darstellt und eben auch mit warmen Worten zu unserem Crosslauf vom 19.2.22 nicht spart. Das kann man gut hier nachlesen: Ode an den Cross Na, dann viel Spaß dabei!

Bernd
"Hier geht es nicht um die Erwachsenenversion von Sackhüpfen sondern um Crossläufe."
:hihi: :hihi: :hihi:
Ich lach mich weg.
„Zwischen Wahnsinn und Verstand ist oft nur eine dünne Wand.“
Daniel Düsentrieb
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