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Das Leben neben dem Laufen-ein thread zum nachdenken

Das Leben neben dem Laufen-ein thread zum nachdenken

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Hallo,
ich sinniere gerade ein wenig. Im augenblick habe ich fast nur laufen bzw. sport im kopf und frage mich, ob das eigentlich meine umwelt bzw. meine familie nervt.
Passend dazu hatte ich heute ein gespräch, was mich nachdenklich gestimmt hat: meine trainingspartnerin (wir sind noch nicht oft zusammen gelaufen, wollten dies aber in der marathonvorbereitung tun) hatte einen verkehrsunfall (sie ist als radfahrerin vom auto angefahren worden) und hat sich dabei das schlüsselbein gebrochen. Wir saßen heute zusammen und sie erzählte mir die ganze story. Es tat mir wahnsinnig leid, sie war so gut im training, ist auch wesentlich schneller als ich. Nun ist erstmal nix mit trainieren und darunter leidet sie wie ihr sicher verstehen könnt wie hund. Aber irgendwann im verlauf der unterhaltung erzählte sie dann, dass sie wohl wahnsinnig glück gehabt hat und die ärzte im krankenhaus geradezu erstaunt waren, dass sie "nur" einen Schlüsselbeinbruch erlitten hat. es sah wohl zunächst schlimmer aus. auch der zustand des autos lässt darauf schließen, dass es ein heftiger unfall war. sie selbst erinnert sich nicht mehr. Also eigentlich ein fall von Glück im unglück und sie sollte wohl dankbar sein, dass es nicht schlimmer gekommen ist.
Und dennoch vernebelt einem die leidenschaft zum laufen da etwas die sinne, weil irgendwie die einzige sorge ist: wann kann ich wieder trainieren.
mir würde das genauso gehen, aber ein wenig nachdenklich stimmte uns das wie gesagt schon.
hoffentlich versteht noch einer, was ich damit sagen wollte.
sind wir doch alles arme irre?
Liebe Grüße
Birgit

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Arme Irre glaube ich nicht, aber arme lustgesteuerte Lebewesen.
Und gut, ziemlich irre finde ich, sind wir schon :tocktock:
2 Menschen kommen nicht auf einen Nenner.
Das Leben ist so vielfältig, es scheintl kaum konforme Ansichten in den meisten Dingen geben zu können, siehe Hundhalter <> Läufer.

Selbst bei so eigentlich selbstverständlichen Dingen fühlen sich Menschen immer wieder angegriffen, sehen nur S/W ... :nee:

Hä ?
Wat fürn nächtlichen Stuss lass ich denn jetzt hier ab ? :gruebel:

Was ich eigentlich (wirklich) nur sagen wollte, Laufen ist irgendwo Gewöhnung, der menschl. Körper braucht ja auch körperliche Arbeit, Schwitzen ist Gesund, Leistungssteigerungen spornen an, unser Hirn profitiert auch sehr stark von der Tätigkeit Laufen.

Deswegen würde ich es nicht als Irr bezeichnen, wenn man von 100 auf 0 gebremst wird, und der Körper vielfältig signalisiert, "ey, nun aber mal wieder los" ...

Ich denke, die trainierten Muskeln allein für sich drängen drauf, regelmäßig genutzt zu werden (keine Ahnung, wie sie das tun :D ).

Bedenklicher ist doch nun wirklich, wenn alles in einem sich nach Rauchen, Spielen, Fernsehen, Denunzieren :gruebel: , Sex :eek: , usw. sehnt.

Vielleicht oder wahrscheinlich ist das sogar beabsichtigt in uns, damit wir Freude an der (nötigen) Bewegung verspüren, ein Verlangen danach zu haben.
Wie sonst könnte man sich für Langstreckenläufe motivieren ?

3
Liebe Biggi,

das ist tatsächlich alles komisch. Vor allem, weil doch eigentlich unser Leben nicht davon abhängt, alos unsere Existenz. Ich glaube aber auch, dass es so nicht gemeint ist, das uns das Laufen das allerwichtigste im Leben ist, es ist aber so dass wir damit unseren Lebensgenuss meinen, wann kann ich wieder laufen, so dass es mir gut geht. Auf diese Weise möchte ich es lieber verstehen. Dass dann auch noch Geschwindigkeiten dazukommen....erhöht hier und da eben auch den Genuss am Leben.

Ja...so lässt mich ein Sommermorgen mit Schwalbengezwitscher die Sache betrachten.

liebe Grüße
Mandy
mein Blog: AmandaJanus

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Big-Biggi hat geschrieben:ich sinniere gerade ein wenig.
Solltest du öfter machen...
Also eigentlich ein fall von Glück im unglück und sie sollte wohl dankbar sein, dass es nicht schlimmer gekommen ist.
Ja, wem denn?
mir würde das genauso gehen, aber ein wenig nachdenklich stimmte uns das wie gesagt schon.
(...)
sind wir doch alles arme irre?
Arm sind wir sicher nicht, bzw. die wenigsten hier, können wir uns doch alle mehr oder weniger regelmäßig leisten Zeit im www zu verbringen, und um Futterspenden hat hier auch noch keiner gebeten. Irre auch nicht, eher süchtig. So wie ne Kippe dir vorgaukelt, dich zu entspannen oder dir zu schmecken, so wie Alk dich vermeintlich glücklich macht, so isses mit dem Laufen: tu es, und fühl dich gut dabei. (v.a. beim Intervall, wenn du bei km1,6 von 2 dieses Druckgefühl im Magen nicht mehr los wirst :D )

Was will ich damit sagen?

Cool bleiben.
Wenn man eine Situation nicht ändern kann, dann sollte man sie sich zum Freund machen. Deine Freunding kann sich schlau machen zum Thema Trainingssteuerung, gesunde Ernährung. Längst vergessene Hobbies wieder ausgraben. SIch wieder mehr um die Freunde kümmern (Marathontraining macht schon ein wenig einsam), undundund...

Und wenn sie eklig ist dann boxt sie jede Menge Schmerzensgeld raus, das kann man dann "umwandeln" in chice Laufklamotten, neue Asics, ... :daumen:
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!
Diogenes von Sinope
Dem Speed Badminton verfallen...da muss man auch viel laufen!

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Big-Biggi hat geschrieben:
sind wir doch alles arme irre?


Scheint so. Seit ich mich letzten Samstag "richtig" verletzt habe und deswegen an laufen nicht zu denken ist bin ich zu einem jammernden, chipsessenden, biertrinkenden und selbstmitleidigen Sack mutiert. Erstaunlich ist in der Tat die Geschwindigkeit des Wandels. Noch letzte Woche war ich nahezu hyperaktiv und an den lauffreien Tagen richtig zappelig. Heute bin ich durch frustierte Fressanfälle so um die 3-4 kg schwerer als letzte Woche. Dieser Umstand frustriert mich so, dass ich bereits darüber nachdenke, was ich wohl essen könnte.

Folglich erscheint mir die Reduktion des ganzen auf den Begriff armer Irrer recht treffend. :tocktock:

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Ich glaube, ich kann, wenn es der Ernst der Lage erfordert, ganz schnell die Prioritäten anders setzen.

Das habe ich ja Anfang des Jahres gemerkt, und ich war erstaunt, wie schnell ich nach einem einzigen Jammerthread die Situation akzeptiert hatte.
Bei mir war es damals natürlich nichts wirklich Dramatisches, nur Trainingsreduzierung und eine mittelgroße Enttäuschung wegen des gecancelten Marathons.
Wenn es aber wirklich einen Schicksalsschlag gäbe, der mir das Laufen unmöglich machen würde, vielleicht für immer - ein schwerer Unfall beispielsweise, - vermutlich würde ich mir einen Ersatz suchen, irgendetwas, was ich trotzdem machen kann, sei es Rolli oder ähnliches. Das wäre wohl das einzige, was mich aufrecht erhalten würde.
Bei noch anderen Diagnosen, Krebs oder sowas, wo's um Leben und Tode geht, hat man, glaube ich, anderes zu tun, als dem Laufen nachzutrauern. Da kämpft man an anderer Front.
Ist natürlich alles schnöde Theorie, zum Glück. Wie man wirklich damit umgehen würde, kann man nur vermuten, ahnen.
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

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Ich glaube auch, in der Lage zu sein, die Prioriäten anders zu setzen, wenn es die Situation erfordert. Natürlich ist die Entäuschung erst mal groß, wenn man sich auf ein Ereignis vorbereitet, viel Zeit investiert, sich auch auf dieses Ereignis freut und dann geht es aus irgendwelchen Gründen nicht.

Aber darüber kommt man auch hinweg. Wenn ich mir jetzt die Knochen gebrochen hätte, wäre ich, glaube ich zumindest, froh, dass nichts schlimmeres passiert ist und der Sport wäre dann vorübergehend nicht so wichtig.

Und dann ist es halt so, dass jeder sein persönliches Hobby hat. Die einen treiben Sport, die anderen spielen mit ihrer Modelleisenbahn und so weiter. Wenn man keine Macke hat, dann stimmt was nicht. :D

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Toronto21 hat geschrieben:Wenn man keine Macke hat, dann stimmt was nicht. :D
das finde ich sehr treffend formuliert!

Ex-Läufer auf Inline-Skates

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cpp hat geschrieben:Scheint so. Seit ich mich letzten Samstag "richtig" verletzt habe und deswegen an laufen nicht zu denken ist bin ich zu einem jammernden, chipsessenden, biertrinkenden und selbstmitleidigen Sack mutiert. Erstaunlich ist in der Tat die Geschwindigkeit des Wandels. Noch letzte Woche war ich nahezu hyperaktiv und an den lauffreien Tagen richtig zappelig. Heute bin ich durch frustierte Fressanfälle so um die 3-4 kg schwerer als letzte Woche. Dieser Umstand frustriert mich so, dass ich bereits darüber nachdenke, was ich wohl essen könnte.

Folglich erscheint mir die Reduktion des ganzen auf den Begriff armer Irrer recht treffend. :tocktock:
Kann ich nur bestätigen. Seit dem ich am 13.06. mit Höllenschmerzen an der Achillessehne augewacht bin und natürlich an Laufen nicht zu denken war, hocke ich zuhause, ab und zu aufs Fahrad (Aber ich finde, das ist kein Ersatz.), ansonsten fühle ich mich wie ein Zombie, irgendwie untot.... :nein: Heute habe ich meinen ersten beschwerdefreien Tag :daumen: soll aber noch bis nächste Woche Mittwoch pausieren. Dabei fällt mir immer der schöne Spurch ein: "Erst wenn man es nicht mehr Kann oder darf, fällt einem auf, was einem fehlt.."
Für jedes komplexe Problem gibt es eine Lösung, die einfach, bestechend und falsch ist.

(Henry L. Mencken)

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Hallo Birgit,

was hast du vor der Leidenschaft Laufen gemacht?
Hat dir da das Laufen gefehlt?
Na also.

oder
sofern du mal geraucht und es dir wieder abgewöhnt hast:
hat dir vor der Sucht die Kippe gefehlt?
Fehlt sie dir jetzt?

Leidenschaften sind austauschbar (leider? zum Glück?)

Viele Grüße
Bifi

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Ich bekomme im Moment auch von allen Seiten zu hören, du bist ja Laufgeschädigt und süchtig. Gut, ich kann mit der Sucht gut leben, aber auch ich bin in der Lage, wenn es die Situation erfordert, meine Prioritäten anders zu setzen.

Wobei ich feststellen muß, als ich von einem Auto vom Fahrrad geholt worden bin, hatte ich eine sehr schmerzhafte Prellung und Überdehnung der rechten Schulter und vom Arzt absolutes Sportverbot :motz: .
Aber ich Sturkopf habe mich natürlich nur eine Woche daran gehalten und habe dann mit Walking angefangen. Sah zwar Sch....e aus, da der Arm in Schlinge lag, aber es war mir Egal. Heute, würde ich das nicht mehr machen.
Als meine Schwiegermutter im sterben lag, habe ich das Laufen zurück gestellt und habe es auch nicht vermisst.
Es gab ein Leben vor dem Laufen und es gibt auch sicherlich ein Leben nach dem Laufen.

Gruß
Markus
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Laufen oder Sport kann aber auch Therapie sein.

Im August 1982 wurde mein Sohn geboren. Im September dann bei meiner Frau die Diagnose Magenkrebs, genauer schleimabsonderndes Karzinom, unheilbar, "Rest"-Lebenserwartung 6 Monate.
Daraus wurden durch eine quälende Chemotherapie dann zwar 10 Monate, aber erschwerend kam hinzu, dass nur meine Schwiegereltern und ich die "wahre" Diagnose kannten, nicht aber meine erste Ehefrau.
In diesen zehn Monaten war der Sonntag meine Rettung. Fünf Stunden (7-12) mit dem Rennrad alle Wut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Angst im Feuer der körperlichen Verausgabung verbrennen, fahren bis man vor Hungerast und anderem nicht mehr gerade lenken, geschweige denken kann. So habe ich ein paar Stunden in der Woche wenigstens "Leere im Schädel" erreicht.

Daher kann Sport sehr wichtig sein. Seitdem habe ich hinundwieder den Satz gebraucht: "An was hängst Du eigentlich, an dem scheiss bischen Leben?"

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taukaz hat geschrieben:So habe ich ein paar Stunden in der Woche wenigstens "Leere im Schädel" erreicht.
Ich fühle mich beim und nach dem Laufen physisch wohl. Und manchmal auch psychisch, sozusagen gereinigt. Ich halte Laufen für eine sehr gute Methode, Ausgeglichenheit und Wohlempfinden herzustellen, was mich wiederum darin stärkt, den Alltag mit Streß und Problemen besser zu überstehen. Und für Karl-Heinz war es (vielleicht) der einzige Weg, diesen Verlust zu überleben. Also, was soll daran schlecht sein, daß Laufen so wichtig im Leben ist :gruebel: ?
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Das geht mir ähnlich, stimmt schon.
Und das positive ist natürlich auch, dass Läufer entsprechend schneller genesen, weil sie ja wieder laufen wollen.
Ach, mir geht noch so viel im Kopf rum. Auf jeden fall habe ich eure antworten aufmerksam gelesen und fand sie sehr interessant, Karl-Heinz´ Geschichte auch sehr berührend.
Liebe Grüße
Birgit
Renn-Schnecke hat geschrieben:Ich fühle mich beim und nach dem Laufen physisch wohl. Und manchmal auch psychisch, sozusagen gereinigt. Ich halte Laufen für eine sehr gute Methode, Ausgeglichenheit und Wohlempfinden herzustellen, was mich wiederum darin stärkt, den Alltag mit Streß und Problemen besser zu überstehen. Und für Karl-Heinz war es (vielleicht) der einzige Weg, diesen Verlust zu überleben. Also, was soll daran schlecht sein, daß Laufen so wichtig im Leben ist :gruebel: ?
Gesperrt

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