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Laufen in islamischen Ländern und bei Hitze

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FunkyFish hat geschrieben:Die Amerikaner haben hier so schnell mitgeholfen, damit Deutschland einen Schutzwall gegen den Kommunismus/Sozialismus bildet, sicher nicht aus Mitgefühl (vgl. Morgenthau-Plan...)
Ja, ja die bösen Amerikaner. Schön wenn die Welt so einfach ist.

Jetzt zitiere ich gerne Cathleen : "Falls du keine Angst vor Informationen hast" :zwinker2: , haben die Amerikaner zusammen mit den Briten dafür gesorgt, dass hier ein demokratisches System aufgebaut wurde (das finden die offenbar gut).

Zusammen mit den Amerikanern und en anderen Westeuropäern konnte allerdings verhindert werden, dass die Herren aus Moskau hier was zu sagen hatten (was für uns verdammt gut war).

Warum muß man solche Selbstverständlichkeiten eigentlich aufschreiben?

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Bueffelchen hat geschrieben:Warum muß man solche Selbstverständlichkeiten eigentlich aufschreiben?
Weil es laut Einstein leichter ist, ein Atom zu zertrümmern, als eine vorgefaßte Meinung. :-(

MfG
Hendrik, der den Antiamerikanismus in Deutschland für ziemlich undifferenziert hält

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Cathleen, ob es nun empfehlenswert ist in Islamabad laufen zu wollen oder nicht, will ich mich nun nicht einmischen, allerdings was laufen unter Extrembedingungen - schwüle Hitze - angeht, da kann ich mitreden.
Pakistan ist ja recht südlich, dann wird es da auch im Sommer früh dunkel und zwar fast ohne Dämmerung. Das ist das grösste Problem, wenn man gerne die kühleren Abendstunden abwarten möchte. Für mich war das Laufen auch ohne dass ich mich hier in Nagoya 'anständig' bedecken musste eine extreme Herausforderung, obwohl ich hier schon länger bin und auch vorher hauptsächlich in warmen Ländern gelebt habe
! Nur Stecken mit Wasserhähnen irgendwo, immer mit Kopfbedeckung und nicht vergessen, dass man sich durch die Feuchtigkeit extrem schnell an allen möglichen Stellen wundscheuert. Ganz schlimm waren bh-Ränder. Mit was fettigem einschmieren hilft.
Isalmabad ist doch Haupstadt, dann müsste es dort doch Einrichtungen geben, die von Ausländern frequentiert werden - Fitnessstudios, die klimatisiert werden! Getrennt für Frauen und Männer. Das scheint mir die Lösung zu sein, da gehst du dem Hitzeproblem auch aus dem Weg. Ich weiss nicht, ob man sich in einer relativ kurzen Zeit so an die Schwüle gewöhnen kann, dass man auch noch laufen kann.... Ich würde warscheinlich eine Laufpause machen, oder nach einer indoor-lösung suchen.

Änderung: Habe gerade weiter oben gesehen, dass die Fitnessclubsituation wohl nicht so ideal ist ....
Gruss,
kuro
:zwinker2:

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FunkyFish hat geschrieben:Die Politik Pakistans ist nicht mit dem Islam verbunden ? Entschuldige, aber ist Pakistan nicht eines der wenigen islamischen Staaten, die offiziell 'Islamische Republik Pakistan' heißen ??
Das habe ich nicht gesagt, oder mich zumindest mißverständlich ausgedrückt. Ja es ist eine islamische Republik. Die Systemlegitimierung der Herrschenden (egal ob in den authoritären Phasen oder den demokratischen) beruht meines Erachtens aber nicht primär auf dem Islam. Es geht anders als im Iran und Afghanistan unter der Taliban nicht um einen Gottesstaat, sondern dem Erhalt des zivil-militärischen Korporatismus. Religion ist eher Mittel zum Zweck. Ausnahme wäre die Regierungszeit Zias. Ansonsten sind die autoritären Herrscher plumpe Militärdiktaturen gewesen. Es wird zum Beispiel von staatlicher Seite keine ideologische Mobilisierung angstrebt, sondern Apathie und Entpolitisierung.
Cathy

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Ich war letztes Jahr für 8 Wochen in China und Korea. Habe mir eigentlich auch fest vorgenommen dort zu laufen. Aber es war einfach viel zu schwül. So bin ich dann doch lieber aufs Laufband im Hotel ausgewichen. Hast du vielleicht auch die Möglichkeit im Hotel zu trainieren? Die meisten grösseren Hotels bieten ja ein Fitnessraum an.

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cabo hat geschrieben:Das habe ich nicht gesagt, oder mich zumindest mißverständlich ausgedrückt. Ja es ist eine islamische Republik. Die Systemlegitimierung der Herrschenden (egal ob in den authoritären Phasen oder den demokratischen) beruht meines Erachtens aber nicht primär auf dem Islam. Es geht anders als im Iran und Afghanistan unter der Taliban nicht um einen Gottesstaat, sondern dem Erhalt des zivil-militärischen Korporatismus. Religion ist eher Mittel zum Zweck.... Es wird zum Beispiel von staatlicher Seite keine ideologische Mobilisierung angstrebt, sondern Apathie und Entpolitisierung.
Cathy

Im Gegensatz z. B. zur säkularisierten Türkei (die in der Verfassung jeglichen Bezug zum islamischen Recht vermieden hat), ist in Pakistan die Rechtsprechung sehr eng an die Scharia angelehnt.

Und die Scharia ist nicht vereinbar mit den universellen (und unveräußerlichen!) Menschenrechten.

Hier sollte man mE ansetzen, wenn man sich in Pakistan denn politisch engagieren will.
"Im Rhythmus bleiben"


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Röntgenläufer hat geschrieben:MfG
Hendrik, der den Antiamerikanismus in Deutschland für ziemlich undifferenziert hält
Ich nicht. Früher, als der eiserne Vorhang noch da und die Russen (inkl. DDR) unser schlimmster Feind gewesen sind, waren die wesentlich lockerer als heute und der "american way of life" galt als erstrebenswert. Heute dagegen sehe ich nur noch Betonköppe, die sich in ihrem fundamentalistischen Gehabe in keinster Weise von irgendwelchen Afghanischen Stammesfürsten unterscheiden. Wenn schon Gerichte in den USA bemüht werden um die Frage zu klären, ob Kindern die Evolutions- oder Schöpfertheorie beigebracht werden soll, kann ich mir nur noch an den Kopf fassen. Und wenn man mit Amerikanern redet muss man feststellen, dass diese weltfremde Einstellung nicht nur in den Köpfen so mancher Politiker herumschwirrt...

Gehört aber irgendwie auch nicht in diesen Thread.. :peinlich:

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Fritz hat geschrieben:Im Gegensatz z. B. zur säkularisierten Türkei (die in der Verfassung jeglichen Bezug zum islamischen Recht vermieden hat)
Ja, aber auch nur in der Verfassung. Ansonsten ist es nur den auch nicht sonderlich sympathischen Militärs in der Türkei zu verdanken, daß es keine islamische Republik ist.

MfG
Hendrik

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mainzrunner hat geschrieben:Heute dagegen sehe ich nur noch Betonköppe, die sich in ihrem fundamentalistischen Gehabe in keinster Weise von irgendwelchen Afghanischen Stammesfürsten unterscheiden
Genau. Und bei den Moslems sehe ich nur Terroristen und Selbstmordattentäter, bei den Ausländern in Deutschland nur Sozialschmarotzer und Scheinasylanten. Und über die Juden brauchen wir gar nicht erst zu sprechen...

Man packt es nicht :nene:

Hendrik

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Fritz hat geschrieben:Im Gegensatz z. B. zur säkularisierten Türkei (die in der Verfassung jeglichen Bezug zum islamischen Recht vermieden hat), ist in Pakistan die Rechtsprechung sehr eng an die Scharia angelehnt. Und die Scharia ist nicht vereinbar mit den universellen (und unveräußerlichen!) Menschenrechten. Hier sollte man mE ansetzen, wenn man sich in Pakistan denn politisch engagieren will.
Sehe ich auch so. Und ich engagiere mich übrigens nicht politisch, sondern politikberatend. Für mich gibts da nen Unterschied.
Um vielleicht mein bisher gesagtes mal zusammen zu fassen: These 1 - ein mehrheitlich islamische Bevölkerung muss nicht a priori eine nichtdemokratische Regierungsweise bedingen. These 2: In Pakistan gibt es mehrere Gründe neben dem Islam für die Diktatur. These 3: Es gibt demokratische Gruppen, die Unterstützung im Ausland suchen.

Mein Fazit dazu war - ich hab ne entsprechende Ausbildung, fahre deshalb da hin und arbeite dort. Ganz eigennützig fällt dabei evtl. ein Thema für die Examensarbeit ab.

Liebe Grüße,
Cathleen

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Hallo Cathleen,

wenn Du Dich so gut in Pakistan auskennst, habe ich mal eine andere Frage.

Kannst Du die Strömungen in disem Land einigermaßen einschätzen, sprich, welche Strömung hätte die Mehrheit, wenn es demokratische Wahlen gäbe? Eher militärisch geprägte Hardliner, religiöse Fundamentalisten, endlos viele Splittergruppen? Wer bestimmt dann die Meinung in Pakistan?

Würde mich mal sehr interessieren, immerhin ist das ein Staat mit Atomwaffen.

MfG
Hendrik

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Röntgenläufer hat geschrieben:Ja, aber auch nur in der Verfassung. Ansonsten ist es nur den auch nicht sonderlich sympathischen Militärs in der Türkei zu verdanken, daß es keine islamische Republik ist.

MfG
Hendrik
Wo genau siehst Du islamischen Einfluß in der türkischen Rechtsprechung? Säkulare Rechtsordnung und Laizismus sind Grundprinzipien des türkischen Staates - trotz des zunehmenden politischen Drucks der islamistischen Parteien. Da ist die Türkei übrigens in manchen Belangen auch weiter als Deutschland, wie man an der Kopftuch-Debatte erkennen kann.

Davon unbesehen gibt es massive Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, die aber andere Ursachen (Militär, Nationalismus, autoritäre Strukturen) haben.
"Im Rhythmus bleiben"


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@Röntgenläufer:

Ich könnt jetzt davon anfangen, wie meine Eltern und Großeltern hier behandelt wurden, als sie 1969 herkamen. Alle vier sind Akademiker, 2 von Ihnen haben promoviert und unsere Familie ist ein Paradebeispiel an Integration. Wenn ich mir heute anschaue, was unsere ausländischen Mitbürger so alles in Poppes bekommen, drängt sich schon der Schein der Sozialschmarotzer auf; wenn dann noch die Frage zu klären ist, was es der Volkswirtschaft an Nutzen bringt, anatolischen Bauern Aufenthalt zu gewähren, weiß niemand eine Antwort. Diese Themen sind für einen Deutschen sehr schwierig konstruktiv zu diskutieren wegen Vergangenheit etc. Führt vielleicht etwas zu weit, aber man mag sich mal die Einwanderungsbestimmungen von bspw. Kanada anschauen, wo man wohlgemerkt englisch UND französisch sprechen muss. Hier gibt es im Bundestag gleich Massenmord beim Wort dt. Leitkultur; man schaue sich nur gewisse Leute an, die nach 30 Jahren Aufenthalt hier sehr spärlich deutsch sprechen um nicht zu sagen gar nicht.

Und wenn du schon damit anfängst sei auch noch zum Text von Bueffelchen zu sagen:
...haben die Amerikaner zusammen mit den Briten dafür gesorgt, dass hier ein demokratisches System aufgebaut wurde (das finden die offenbar gut).

Ja, die Amis und die Briten haben es aufgebaut, NICHT die Deutschen, und die Amis und die Briten finden es offenbar gut, die Deutschen offenbar nicht.
Oder kannst du mir geschichtlich ein Ereignis nennen, bei dem Deutschland aus eigenem Antrieb offiziell eine Republik war ? Ich meine nicht, denn das musste man den Leuten hier erst beibringen; und jetzt willst du mir erzählen,
dass wir die Samariter sind...
tempus semper vincit

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cabo hat geschrieben:Sehe ich auch so. Und ich engagiere mich übrigens nicht politisch, sondern politikberatend. Für mich gibts da nen Unterschied.
Um vielleicht mein bisher gesagtes mal zusammen zu fassen: These 1 - ein mehrheitlich islamische Bevölkerung muss nicht a priori eine nichtdemokratische Regierungsweise bedingen. These 2: In Pakistan gibt es mehrere Gründe neben dem Islam für die Diktatur. These 3: Es gibt demokratische Gruppen, die Unterstützung im Ausland suchen.
Nur eine kleine Anmerkung: Ich finde den Ansatz der US-Regierung, durch den Sturz von Diktaturen und die Etablierung demokratischer Strukturen die Nahost-Staaten in pluralistische, westlich geprägte Länder umformen zu wollen, ziemlich naiv.

Wenn die Mehrheit der Bevölkerung islamistisch-fundamental geprägt ist, dann führen demokratische Wahlen eben zu islamistisch-fundamentalen Regierungen. Islam und Demokratie sind nicht unvereinbar, und die Einführung der Demokratie garantiert keineswegs die Säkularisierung und "Verwestlichung" der arabischen Staaten, sondern kann das Gegenteil bewirken.
"Im Rhythmus bleiben"


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Röntgenläufer hat geschrieben:Genau. Und bei den Moslems sehe ich nur Terroristen und Selbstmordattentäter, bei den Ausländern in Deutschland nur Sozialschmarotzer und Scheinasylanten. Und über die Juden brauchen wir gar nicht erst zu sprechen...

Man packt es nicht :nene:

Hendrik
so wie ich das sehe meint mainzrunner die politsche us führung und nicht den großteil der bevölkerung.

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FunkyFish hat geschrieben:Ja, die Amis und die Briten haben es aufgebaut, NICHT die Deutschen, und die Amis und die Briten finden es offenbar gut, die Deutschen offenbar nicht.
Bullshit!
FunkyFish hat geschrieben: Oder kannst du mir geschichtlich ein Ereignis nennen, bei dem Deutschland aus eigenem Antrieb offiziell eine Republik war ? Ich meine nicht, denn das musste man den Leuten hier erst beibringen...
Die Frage meinst Du nicht ernst, oder??

Denk z. B. mal 16 Jahre zurück... von Weimar ganz zu schweigen.
"Im Rhythmus bleiben"


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Fritz hat geschrieben:Wo genau siehst Du islamischen Einfluß in der türkischen Rechtsprechung?

Ich meine nicht speziell die Rechtsprechung, sondern die allgemeine Wertordnung und Lebenswirklichkeit von großen Teilen der Bevölkerung. Insofern sehe ich da den Staat in der Zange zwischen islamistischen Parteien einerseits und der Bevölkerung andererseits.
Fritz hat geschrieben:Da ist die Türkei übrigens in manchen Belangen auch weiter als Deutschland, wie man an der Kopftuch-Debatte erkennen kann.


Vorsicht. Die Regelungen zum Kopftuch sind in der Türkei wesentlich rigider als bei uns. Das tragen ist z.B. in den Schulen nicht nur den Lehrerinnen, sondern auch den Schülerinnen verboten.
Fritz hat geschrieben: Davon unbesehen gibt es massive Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, die aber andere Ursachen (Militär, Nationalismus, autoritäre Strukturen) haben.


Richtig, aber das ist eine andere Baustelle. Wir stimmen hier aber offensichtlich überein.

MfG
Hendrik

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Röntgenläufer hat geschrieben:Vorsicht. Die Regelungen zum Kopftuch sind in der Türkei wesentlich rigider als bei uns. Das tragen ist z.B. in den Schulen nicht nur den Lehrerinnen, sondern auch den Schülerinnen verboten.
Genau!
Röntgenläufer hat geschrieben:Richtig, aber das ist eine andere Baustelle. Wir stimmen hier aber offensichtlich überein.

MfG
Hendrik
Genau.

Gruß Fritz :wink:
"Im Rhythmus bleiben"


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Was haben wir nur angestellt. Cathleen wollte doch eigentlich nur laufen.. :D

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Hallo FF

Ich habe ein völlig unverkrampftes Thema zu Fragen wie deutsche Leitkultur, Patriotismusdebatte u.s.w., verstehe aber, was Du meinst. Da wird man ziemlich flugs in eine Schublade geschoben. Das hat aber mit dem, was ich oben kritisiert habe nichts zu tun. Schon gar nicht kann man unter diesem Deckmäntelchen pauschale Urteile fällen.
FunkyFish hat geschrieben: Oder kannst du mir geschichtlich ein Ereignis nennen, bei dem Deutschland aus eigenem Antrieb offiziell eine Republik war ? Ich meine nicht
Dann meinst Du leider falsch. Siehe auch den Beitrag von Fritz.

MfG
Hendrik

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@ Fritz und Röntgenläufer

Erstens:

Die Wiedervereinigung fand statt, da <b>war</b> (West-)Deutschland schon eine Demokratie, und zwar nachdem wie oben bereits erwähnt die Amis und Briten dafür gesorgt hatten, dass eine Republik entsteht.

Zweitens:

Weimar wird immer gerne herangezogen bei solchen Debatten. Damit will ich nicht bestreiten, dass Weimar keine Demokratie war (schließlich heisst sie ja Weimarer Demokratie), sie wurde aber eindeutig NICHT vom dt. Volk eingeführt, sondern von den Alliierten aufoktruiert (durch den Versailler-Vertrag).
tempus semper vincit

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Hi Funkyfish, der Pudding den du kochst wird mir langsam zäh.

Zu Deinem alten Post #63: Von knapp 30.000 Asylanträgen im Jahr 2005 wurden in Deutschland 411 stattgegeben (ist kein Tippfehler). Da ist von einem Recht auf Asyl kaum noch zu sprechen. Ein Einwanderungsrecht im eigentlichen Sinne haben wir nicht.

Offenbar wurde beim Aufbau einer selbstbestimmten Gesellschaft (Demokratie) nach dem 2. Weltkrieg ganz gute Arbeit geleistet, von Amerikanern, Briten, Deutschen und und. Und vor allem auch den Generationen an Deutschen danach. Heute haben wir doch alle unsere Demokratie lieb. Wir schimpfen über die Politiker sind aber heilfroh das wir das können und zwischen den geringsten Übeln oder was immer wählen können. Manch einer beteiligt sich ja auch selber an der Gestaltung der Gesellschaft. Das ist mühsam, wie man sieht. Dennoch machen viele das.

Das schaffen wir jetzt seit vielen Jahren ohne die Amerikaner und arbeiten und leben mit denen. Wo ist eigentlich Dein Problem mit diesem Land?

Ich denk mir mal großzügig, dass Cathleen schmunzelnd mitliest. :teufel:

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FunkyFish hat geschrieben:@ Fritz und Röntgenläufer

Erstens:

Die Wiedervereinigung fand statt, da <b>war</b> (West-)Deutschland schon eine Demokratie, und zwar nachdem wie oben bereits erwähnt die Amis und Briten dafür gesorgt hatten, dass eine Republik entsteht.
Die BRD war eine Demokratie, die DDR nicht. Genau um das zu ändern sind Hundertausende auf die Strassen gegangen, zu einem Zeitpunkt als durchaus nicht klar war ob das Ganze unblutig endet.
FunkyFish hat geschrieben: Zweitens:

Weimar wird immer gerne herangezogen bei solchen Debatten. Damit will ich nicht bestreiten, dass Weimar keine Demokratie war (schließlich heisst sie ja Weimarer Demokratie), sie wurde aber eindeutig NICHT vom dt. Volk eingeführt, sondern von den Alliierten aufoktruiert (durch den Versailler-Vertrag).
Die Weimarer Republik ist schon vor Kriegsende proklamiert worden, und zwar von Scheidemann, einem Deutschen. (Später noch ein zweites Mal von Liebknecht). Nach revolutionären Wirren hat sich ein Jahr später der demokratische Entwurf gegenüber der sozialistischen Räterepublik durchgesetzt. Engländern und Franzosen war das Ganze ziemlich egal, solange Deutschland geschwächt bleibt und Reparationen zahlt.

Der Versailler Vertrag folgte später, er legte die Kriegsschuld, die Reparationen sowie Gebietsabtretungen fest, nicht aber die Gründung einer demokratischen Republik!

Daß die Weimarer Republik "von den Alliierten aufoktruiert" wurde, ist mit Verlaub gesagt dummes Geschwätz.
"Im Rhythmus bleiben"


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FunkyFish hat geschrieben: Erstens:

Die Wiedervereinigung fand statt, da <b>war</b> (West-)Deutschland schon eine Demokratie, und zwar nachdem wie oben bereits erwähnt die Amis und Briten dafür gesorgt hatten, dass eine Republik entsteht.

Falsch (in diesem argumentativen Zusammenhang). Du hast oben nach eigenem Antrieb gefragt. Die Wiedervereinigung hat ja nun unbestreitbar nach der Wende in der DDR stattgefunden. Die Ostdeutschen haben die Genossen also aus eigenem Antrieb in die Wüste geschickt und dann noch eine demokratische Wahl zur Volkskammer veranstaltet.
FunkyFish hat geschrieben: Zweitens:

Weimar wird immer gerne herangezogen bei solchen Debatten. Damit will ich nicht bestreiten, dass Weimar keine Demokratie war (schließlich heisst sie ja Weimarer Demokratie), sie wurde aber eindeutig NICHT vom dt. Volk eingeführt, sondern von den Alliierten aufoktruiert (durch den Versailler-Vertrag).

Das stimmt so auch nicht. Die Deutschen hatten die Monarchie ja schon gestürzt. Richtig ist, daß die Allierten dies zur Bedingung für Friedensverhandlungen gemacht haben, ansonsten hätte das Deutsche Reich kapitulieren müssen. Aber das war nun wirklich nicht das Motiv von Kommunisten, Sozialdemokraten und anderen politischen Bewegungen, als sie die Monarchie abgesetzt haben.

MfG
Hendrik

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Fritz hat geschrieben:Daß die Weimarer Republik "von den Alliierten aufoktruiert" wurde, ist mit Verlaub gesagt dummes Geschwätz.
Hallo Fritz,

gerade deswegen wird es so gerne weiter erzählt und auch von Foris geglaubt. Aber der Demokratiebegriff ist dehnbar und das iranische Volk hat letztlich entschieden:

Der Sieger der iranischen Präsidentschaftswahl, Mahmud Ahmadinedschad, hat seine politischen Gegner zur Zusammenarbeit aufgerufen. "Ich lade alle ein", sagte der ultrakonservative Teheraner Bürgermeister am 26. Juni in der iranischen Hauptstadt. "Die Zeit des Wahlkampfes ist vorbei, jetzt beginnt die Zeit der Freundschaft." Die künftige iranische Regierung werde "eine Regierung der Freundlichkeit, der Arbeit und der Anstrengung" sein, fügte Ahmadinedschad hinzu. Gruppierungen und Parteien gebe es nur "in bestimmten Milieus"]http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/re ... immen.html[/url]

Und Ahmadinedschad ist ein tüchtiger Mann. Wir sollten hier nicht streiten, sondern uns zurücklehnen, entspannen und mit einem Lächeln zur Kenntnis nehmen, dass er schon viel Gutes geleistet hat, wo von auch der SPIEGEL-Autor Henryk M. Broder in seinem Webtagebuch berichtet: http://www.achgut.de/dadgd/view_article.php?aid=1574&ref=72.

Karl

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@ Bueffelchen

Ich hab kein Problem mit diesem Land, ich bin heilfroh, hier sein zu dürfen. Scheinbar haben andere Probleme mit diesem Land, da hier über Zuwanderungsgesetze etc. nicht diskutiert werden kann.
tempus semper vincit

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Röntgenläufer hat geschrieben: welche Strömung hätte die Mehrheit, wenn es demokratische Wahlen gäbe?
Die Parlamentswahlen 2002 ergaben 130 Sitze für die PML-Q (Musharrafs Wahlverein, Militärnah), 59 für die MMA (religiöse Fundamentalisten), 63 PPPP (Sozialisten/Sozialdemokraten/Gesellschaftspolit. Liberale), 19 PPP (ebenso, dass die getrennt gewertet werden hat formale Wahlrechtliche Gründe) , 18 PML-N (Regierungspartei von Ex-Präsident Navaz Sharif, konservativ, demokratisch), 18 MQM (vertreten Provinz Sindh, welche Autonomie-/Abspaltungstendenzen hat, waren in Koalition mit PML-N), 16 NA (nationalistisch) und 19 weitere Splitterparteien/Unabhänge (eine Sperrklausel wäre also sinnvoll).

Die Mehrheit haben im Moment die Militärs, unterstützt von den religiösen Fundis (mit denen sie sich permanet streiten, wegen Musharrafs Unterstützung der USA gegen die Taliban). Die anderen wichtigen Parteien PML-N und die PPP haben das Problem, dass die Parteiführer im Exil sind. Das Parlament arbeitet seit 2002 ganz okay, Musharraf hat sich allerdings im Zuge des war on terror einige Vollmachten gekrallt, die die Vertreter schwächen.
Zum Atompotential lässt sich natürlich schlecht was raus finden. Ich meine in Foreign Affairs gelesen zu haben, dass der gesamte Bestand an Sprengköpfen mit Hilfe der Amis getagged wurde und räumlich von den Trägersystemen getrennt. Als Vorsichtsmaßnahme für den Fall eines Putsches schätze ich mal. Trotzdem gemeingefährlich das Indien und Pak solche Waffen besitzen (und letztere mal eben noch proliferieren.)

Fritz hat geschrieben:Nur eine kleine Anmerkung: Ich finde den Ansatz der US-Regierung, durch den Sturz von Diktaturen und die Etablierung demokratischer Strukturen die Nahost-Staaten in pluralistische, westlich geprägte Länder umformen zu wollen, ziemlich naiv.


Ich finde das nicht nur naiv, sondern gemeingefährlich. Genauso wie die früher angewandte Methode Feinde des Feindes als Freunde zu betrachten und deshalb mal eben die Taliban mit Waffen und Geld zu versorgen, damit die gegen die Sowjets zu Felde ziehen.
Fritz hat geschrieben:Wenn die Mehrheit der Bevölkerung islamistisch-fundamental geprägt ist, dann führen demokratische Wahlen eben zu islamistisch-fundamentalen Regierungen.


Das ist ja z.B. in Ägypten das Problem mit den Muslimbrüderschaften. Andererseits gibt es Ursachen des Fundamentalismus, welche politisch bekämpft werden könnten. Typischerweise sind die Fundamentalisten in der Bevölkerung in der Unterzahl, es bedarf meist eines Anlasses der Radikalisierung, welcher außerhalb der Ideologie/Religion liegt.
Weiterhin denke ich, dass in solchen Ländern Demokratie am besten auf grass-root Ebene verwirklicht werden sollte. Parlamente sind schön und gut, aber die müssen ihr Personal von unten, aus der Bevölkerung heraus rekrutieren können, es braucht eine kontrollierende Zivilgesellschaft, Medien, Bildung usw. Da lohnt es sich am ehesten anzusetzen.
Letztendlich muss die Entwicklung einer eigenständigen Demokratietradition im islamischen Kulturkreis aus den Ländern selber kommen.

LG,
Cathleen
-wegen mir können wir auch über Zuwanderung und Leitkultur weiter diskutieren :D -
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