Nun, was das betraf, hatte ich mit meiner Vermutung absolut recht gehabt : auf den Gehwegen und überhaupt überall da, wo keine Autos fahren, lagen nach wie vor 20 - 25 cm Schnee, aber die Straße (da fahren ja schließlich die Autos !!
) war hundertprozentig freigeräumt. Ohne Worte..... 
Ich hatte auch schon eine Route im Kopf - ich wollte nach Flavigny-sur-Ozerain laufen, das ziemlich genau 15 km von Semur entfernt ist. Ich war erst einmal mit Charly in Flavigny (mit dem Auto 
), und wir fanden es beide sehr hübsch. Es gehört auch offiziell zu den "villages les plus beaux de la France", den schönsten Dörfern Frankreichs. Falls es jemanden interessiert : www.flavigny.ch , auf dieser Seite habe ich auch gerade erfahren, daß Teile des Films "Chocolat" mit Juliette Binoche in Flavigny gedreht wurden. So hoppelte ich lustig los, zunächst in Richtung Villenotte, erst hab ich ja noch versucht, auf der Allee zu laufen, aber nach einigen Metern wechselte ich schon auf die Straße.... wieso mich durch den tiefen Schnee quälen, wenn die Straße frei und trocken ist ? Um die Mittagszeit trifft man nämlich in Frankreich auf keine Autos, da sind alle beim Essen bis um fünf.
Die Sonne schien auch, und so war's ganz schön hell mit dem Schnee noch dazu ! *blinzel*
In Villenotte gehts dann nach rechts ab in Richtung Flavigny, und da gings gleich schonmal richtig nett den Berg hoch. Aber ich hoppelte den Berg voller Energie hinauf, ging's mir doch noch richtig gut. Diese Steigung zieht sich eine ganze Weile hin, über mehrere Kilometer, und ich freute mich schon darauf, das Ganze beim Rückweg wieder hinunterlaufen zu dürfen. Ich sah dann bald in der Ferne die Kuppel, die ich noch erreichen mußte, und dann würde es wohl wieder bergab gehen.... aber als ich dann wirklich dort war, hat mich fast der Schlag getroffen. Vor mir ging es aber sowas von bergab, daß ich das schon fast als senkrecht bezeichnen würde.... es ging so richtig richtig steil runter, und das auch wieder richtig lange, das konnte ich sehen, weil die Straße schnurgerade war. Das gab mir nun doch zu denken. Sollte ich das wirklich alles hinunterlaufen und damit auf dem Rückweg alles wieder hochlaufen müssen, wenn ich schon ca. 25 km in den Knochen haben würde ? :eek: Ach, was soll's, das ist Training, und mir gehts doch gut, also los. Und so lief ich fröhlich durch dieses sonnige Winter Wonderland..... klar hab ich den Schnee satt, aber hübsch anzusehen ist es einfach trotzdem, das muß man schon sagen ! (Nein, ich suche keinen Streit !
) Irgendwann erreichte ich das einzige Dorf, das ich auf dem Weg nach Flavigny durchquerte, Pouillenay. 10 km schon geschafft. Nach Pouillenay war dann da ein Schild, auf dem stand "Flavigny 5 km", und ich konnte schon sehen - diese 5 km bis Flavigny würde es nur steil bergauf gehen, und diesmal in hübschen Kurven mitten durch den Winterwald. Aber egal, weiter, ich dreh doch jetzt nicht um. Ich wollte heute sowieso langsam laufen. Und so kämpfte ich mich weiter.... denn so ganz langsam wurde es jetzt zum Kampf, mir tat jetzt schon einiges weh. Und dazu diese elende Steigung !! Hilfe, was tu' ich mir da an ?
Nach 14 km war es dann soweit - mir gings so richtig beschissen, ich kann es nicht anders sagen. Mir tat einfach alles weh, und ich verstand es nicht. Hey, letzte Woche bin ich doch auch 28 km gelaufen und hab die richtig locker weggesteckt, warum gehts mir jetzt schon nach 14 km so schlecht ? Kann doch nicht sein ? 
Aber umdrehen ? Niemals, ich will bis nach Flavigny ! Da es nach wie vor steil bergauf ging, zogen sich die Kilometer natürlich ewig hin.... 
Aber irgendwann hatte ich es dann geschafft, ich war im wunderhübschen winterlichen Flavigny, und zwar ziemlich genau nach 15,1 km. Ich gebe zu, daß ich dann aber eigentlich gleich beim Ortsschild wieder umgedreht bin - um mich an den touristischen Schönheiten zu erfreuen, ging es mir sowieso schon viel zu schlecht 
, ich wollte jetzt nur noch diesen Lauf hinter mich bringen, und zurück mußte ich wieder, da führte kein Weg dran vorbei.Also wieder die 5 km bergab bis Pouillenay, bergab laufen ist eigentlich immer ok für mich, aber heute - heute tat mir alles weh, hab ich das erwähnt ?!
Natürlich rannten mir die negativen Gedanken den Kopf ein, Mann, wie soll ich denn im Mai jemals einen Marathon schaffen, wenn es mir heute schon nach läppischen 14 km so beschissen geht ? Das kann doch gar nicht gutgehen ! Und überhaupt, 14 km, die lauf ich sonst mal eben so, ohne groß darüber nachzudenken !
Und so kämpfte ich mich weiter, natürlich immer an den "schönen" Berg denkend, der mich auf dem Hinweg schon bergab so beeindruckt hatte und der mir noch bevorstand. Irgendwann kam ich dann da hin - in welchem Zustand ich war, erspare ich euch jetzt, ich muß nur noch einmal betonen, es ging mir nicht gut - und so begann ich den Anstieg. In gefühlten 20 Minuten pro Kilometer (gefühlten !! ) kämpfte ich mich hoch. Als ich gefühlte 7 Stunden später oben war, hatte ich mittlerweile 26 km in den Knochen und war nun doch schon stolz auf mich, die restlichen 4 km würde ich jetzt auch noch schaffen, und das tat ich auch, auch wenn ich das nicht mehr "laufen" nennen würde, sondern halt einfach irgendsoeinen komischen Schlapp-Schlapp-Schlapp-Schritt. Aua - aua - aua. Marathon ? Bin ich bescheuert ? Nochmal 12 km dazu ? 
Vor meiner Wohnung angekommen, fragte ich mich ernsthaft, wie in aller Welt komme ich jetzt die Treppe bis in den 2. Stock hoch ??
Ich hab's geschafft, jetzt sitze ich an meinem Schreibtisch und schreibe, mir tut immer noch alles weh, aber ich bin auch ein bißchen stolz auf mich !
Ein bißchen was über 30 km bin ich heute gelaufen (so viel bin ich noch nie gelaufen), in genau 3:30 Stunden, und wenn ich mir meinen Zustand und dazu diese richtig ordentlichen Berge anschaue, ist das doch echt ok.
Marathon, ich komme !
- aber mir gings heute echt nicht gut. So richtig gar nicht gut. 
wird dir der nächste 30er schon wie ein Klacks vorkommen! 3:30 is doch ganz schön schnell für nen LDL bei Tiefschnee" 
)
