Das (ungewöhnlich gut geschriebene, lehrreich, ausführlich und dabei dennoch unterhaltsam gehaltene - daher von mir als empfehlenswert angesehene) Buch ist - wohlgemerkt - von einem begeisterten Läuferarzt geschrieben, der in fast keinem Befund-Fall vom Laufen grundsätzlich abrät, LaufSucht für sich selber mehr als durchschimmern läßt und insgesamt wohl sowas wie ein medizinisches 'Hohelied des Laufens' abgeben könnte ... wären da nicht die Fallbeispiele (dummerweise wohl alle echt).
Ich bin mal so gemein, sie als kleinen 'appetizer' reinzuzitieren - da ich sie auch im Internet dargestellt gefunden habe:
Fall 1, aus: http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/ ... t_0303.pdf
Und noch so ein Reality-Schocker - aus: D. Kleinmann, LaufnebenwirkungenEin 28jähriger Mann brach nach einem Marathonlauf auf der Ziellinie mit Kammerflimmern zusammen. Nach 45 minütiger Reanimation mit mehreren
Defibrillationen und intravenöser Adrenalingabe stellte sich wieder ein Sinusrhythmus ein.
Bei der anschließenden Untersuchung fanden sich weder in
der Koronarangiographie noch im EKG pathologische Veränderungen. Bluttests
sprachen für eine metabole Azidose sowie eine Niereninsuffizienz, und zeigten
erhöhte CK- (1272 U/L), Kalium- (4,8 mmol/l) und Kalziumwerte (1,3
mmol/l. 3 h später stieg das Kalium noch auf 7,4 mmol/l an und die CK betrug
am nächsten Morgen 280.000 U/l.
In beiden Beinen entwickelte sich ein Kompartmentsyndrom, was trotz bilateraler Fasziotomie im rechten Bein ein Gangrän nachsichzog und die Amputation des Beines unterhalb des Knies notwendig machte. Weitere kardiologische Tests blieben ohne Befund und auch in der Vorgeschichte berichtete der Patient über keinerlei Probleme bei vorherigen Marathons.
Allerdings gab er zu, vor dem Rennen aufgrund einer Virusinfektion NSAR-Präparate zu sich genommen zu haben. 8 Wochen späterwurde der Patient bei voller neurologischer und renaler Funktion entlassen.Eine 9 Monate später durchgeführte Muskelbiopsie des rechten Biceps femoris zeigte Enzymveränderungen, die für eine mitochondriale Myopathie sprechen.
Der Patient wurde angewiesen, in Zukunft intensive Belastungen zu meiden.
Ein plötzlicher kardialer Herztod im
Zusammenhang mit Rhabdomyolyse ist
selten im Sport. Eine Rhabdomyolyse
wird durch Zerstörung von Skelettmuskelmembranen
mit nachfolgendem Verlust
intrazellulärer Substanzen und
Myoglobinurie hervorgerufen. Das
Ausmaß einer Rhabdomyolyse beim
Marathon ist unterschiedlich, aber bei
sicher der Hälfte der Läufer ist eine
leichte Myoglobinurie zu erwarten. Bei
dem hier vorgestellten Fall entwickelte
sich ein Skelettmuskelschaden zusammen
mit Dehydration und den NSAR zu
dem fatalen Krankheitsbild mit Nierenschaden,
Herzstillstand und Kompartmentsyndrom.
Oft ist Muskelschwäche
das erste Zeichen eines mitochondrialen
Schadens, aber manchmal kann
Stress, Dehydration oder Extrembelastung
die Reaktion so verstärken, dass
es zu dramatischen Krankheitsbildern
Fallbeispiel 2:
Ähhhh - die beiden jungen Männer waren ansonsten - zumindest generell und vorher - kerngesunde trainierte Sportler ..."Durchtrainierter Langläufer rannte sich zu Tode", so titulierte die 'Ärztliche Praxis am 16.05.1987 eine Falldarstellung von Lonka und Pedersen: Ein 27-jähriger Marathonläufer wurde 30 Minuten nach einem 8-km-Lauf bewusstlos ins Krankenhaus aufgenommen. Er schwitzte, die Hautgefäßte waren enggestellt, Blutdruck normal, Körpertemperatur 39,5 Grad Celsius, schnelle Atmung.
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Es entwickelte sich eine Gerinnungsstörung und ein rasch fortschreitendes Leberversagen. Nachdem noch neine Staphylococcus-aureus-Sepsis hinzukam, verstarb der Patient. Die Autopsie ergab eine Hirnschwellung, Einblutungen in die Lunge, in das Herzgewebe und in den Magen- Darm-Trakt. Die Nieren waren geschwollen und hatten Myoglobin-Ablagerungen. Daneben zeigten sich eine "gelbe Leberathrophie" undMuskelzelluntergänge (Nekrosen) in der Oberschenkelmuskulatur.
Bin ich jetzt auf dem Weg in die Hypochondrie oder Hysterie oder ist es ganz normal, dass ich ab jetzt eigentlich lieber wieder nur noch spazierengehen möchte ...
Kennt jemand solche Fälle aus eigener Erfahrung (an sich oder aus der Umgebung) evtl. auch 'geringeren Ausmaßes'? Ein gewisses Maß an Muskelzerfall scheint ja völlig normal zu sein - wie erkennt man rechtzeitig, dass das 'normalerträgliche Maß' gerade gefährlich überschritten wird ...
Gut, dass das Buch letzte Woche noch nicht ausleihbar war - ich hätte garantiert den Marathon abgesagt.
hysterisch hypochondrische Grüße
Lizzy