Der Marathon in Berlin am 25.9.2006 war einfach super! Ich war seit Wochen
richtig aufgeregt, mein erster Marathon, und dann auch noch in Berlin.
Samstag kamen wie gegen Mittag an, schnell auf die Messe und Startunterlagen holen. Riesen Andrang, überall gespannte und frohgelaunte Marathonis. 40.000 werden starten, davon 137 Power-Walker. Und ich mitten drin! Ja, seit Monaten trainiere ich zusammen mit Sabine und arbeite auf diesen, für mich besonderen, Tag hin. Um einen Vorgeschmack auf Berlin zu bekommen, machen wir mit einem Bus erst mal eine Stadtrundfahrt. Berlin ist echt riesig! Einige Strecken sind schon abgesperrt, die Skater jagen heute schon durch die Straßen. Erkenne die blaue Markierung auf der Strasse, oh... morgen werde ich mich auch hier lang kämpfen. Um mich zu entkrampfen trinke ich zum Abendessen zwei Bierchen, (ja ich konnte es nicht lassen). Mit der nötigen Bettschwere bin ich dann seelig ins Bett gefallen. Nach einer kurzen Nacht früh aufstehen, fertig machen und frühstücken. Tausende mit uns auf dem Weg mit der S-Bahn zum neuen Hauptbahnhof. Es riecht schon leicht nach Sportschuhen und sonstwas. Bin völlig überrascht wieviel Menschen auf dem Weg zum Startbereich sind. Riesiges Gewühle, verpasse auch noch Heike. Es ist irre, alles schiebt und drängt sich zu den Kleiderwagen und zu den Toiletten natürlich. Wie konnte ich nur so naiv sein, daß man sich einfach treffen könnte? Die Zeit drängt, Heike habe ich nicht gefunden, wühle mich alleine zum LKW durch und gebe meinen Kleiderbeutel ab. Schnell noch zur Toilette, schnell war leider nicht... Bis 40.000 Pippi gemacht haben, daß dauert. So wo ist jetzt Startblock H? Super nervös stand ich dann alleine mit meinem Walking T-Shirt inmitten von tausenden Läufern. Stimmen hinter mir: Ach Walker machen auch mit? Geht daß? Ich lächle müde und will nur noch das es los geht. Dann 9:00 Uhr, die ersten Startblöcke starten. Jetzt der wunderbare Moment, es fliegen tausende gelbe Luftballons in den Himmel. Die Läufer klatschen und nach 10min setzen wir uns auch langsam in Bewegung. 20 nach 9 Uhr passiere ich auch endlich die Startlinie. Jetzt wird es ernst. Die Läufer ziehen schnell reihenweise an mir vorbei. Zum Glück gibt es keinerlei Dränglereien. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, ein Marathoni zu sein! Der Große Stern leuchtet besonders hell, kein Wunder: wolkenloser Himmel und bereits 20 Grad. Werde von Teilnehmern auf mein T-Shirt angesprochen: Heike is WALKING on Sunshine. Bist du für die Hitze verantwortlich? Überhaupt war die Stimmung im Feld super, man kam mit dem ein oder anderen kurz ins Gespräch, alle noch locker drauf. Bei km 5 steht schon Jochen am Straßenrand. Kurzes Küßchen und weiter geht?s. Überall Menschen die uns anfeuerten, die tollen Trommler und Musikbands. Na, wenn das nix wird?! Jetzt überholt mich Heike, endlich ein bekanntes Gesicht. Erleichterung, daß wir uns in diesem Gewühle doch noch gefunden haben. Sumowalker schließt auch zu uns auf und düst dann in einem irre Tempo davon. 4 h irgendwas will er walken. Viel zu schnell für mich. Heike läßt sich von einem Freund auf dem Fahrrad begleiten und düst auch ab. Die ersten 15km gehen schnell vorbei, bin super drauf, genieße die Stimmung, klatsche die wartenden Kinder am Straßenrand ab, winke sobald mein Name gerufen wird und kann es immer noch nicht fassen, daß ich heute meinen ersten Marathon walke. Jetzt wird es richtig heiß, die Gespräche werden weniger und jeder führt heimlich Selbstgespräche: Werde ich es schaffen? Liege ich gut in der Zeit? Den Läufer da vorn, den hol? ich noch ein, wär? doch gelacht... Tun die Füße schon weh? Wie lang dauert es noch? Ohh, super da ist eine Dusche, endlich Abkühlung. Marschiere durch den Wasserstrahl und genieße das Wasser. Herrlich, jetzt sind zwar meine Brillengläser voller Wassertropfen, ähm, hat jemand ein Tempo dabei?? Tempo, welch ein beflügeltes Wort in der aktuellen Situation.... Bei der Halbmarathon-Markierung wieder eine riesige Party an der Strasse. Der Rhythmus der Trommler ist irre, und motiviert sofort schneller zu gehen. Hey, da steht Sandra aus München am Straßenrand, kommt mir entgegen, umarmt mich kurz, die Freude ist riesig. Hochmotiviert laufe ich dann später Jochen in die Arme. Es ist einfach wunderbar! Die Unterstützung vom Straßenrand ist genauso wichtig wie gute Laufschuhe. Der Marathontroß zieht sich durch die Straßen, von weitem höre ich schon die nächste Party. Der Wilde Eber, macht seinen Namen alle Ehre. Danke Berlin, ihr seid spitze! Was kann jetzt noch schief gehen? Hohenzollerndamm!!!!! Super endlose und heiße Straße! Die Sonne brennt und wir haben km 35. Ohh, mann jetzt merke ich, daß meine Kraft nachläßt. Hier stehen leider nicht ganz so viele Zuschauer, trabe so vor mich hin und hoffe, daß das Ganze bald ein Ende hat. Jetzt kommen Biene Maja, Karotte, Erdbeere und der kleine Tiger auf meine Höhe. Vier witzige Engländer, die sich im vollen Kostüm die 42 km antun. Wir kamen natürlich gleich ins Gespräch - echt witzige Typen! Somit vergingen die nächsten km recht unbemerkt. Dann ab km 38 steht Gott-sei-Dank Jochen an der Strecke. Ich bin patschnaß von den Straßenduschen und der Schädel brummt. Jochen schreit: Bis gleich im Ziel! Oh wie schön, das Ziel ist nahe. Seit Monaten bin ich gedanklich hundert Mal durch das Brandenburger Tor geschritten und gleich ist es soweit. Die letzten 4km sind der Wahnsinn, tausende schreiende, applaudierende Zuschauer. Unter den Linden, die Prachtstrasse schlechthin, erwartet uns. Blick auf die Uhr, werde eine super tolle Zeit haben! Nach gut fünfeinhalb Stunden sehe ich endlich das langersehnte Brandenburger Tor, Gänsehaut pur! Ich habe überall Putenpelle, Herz klopft, der Moderator begrüßt uns, die Sonne lacht, die Menschen toben und ich marschiere stolzen Hauptes durch "mein" Brandenburger Tor. Schnell noch Startnummer zurecht zupfen, Bauch einziehen, Haare richten und lächeln. Bin nach 5:36 h überglücklich im Ziel, bekomme meine Medaille überreicht, fleißige Helfer hängen mir eine Folie um und Fotografen machen Fotos von mir.
Mit wenigen Worten: Es war wunderbar, Danke Berlin!!!
Liebe Grüße
Heike
Im Nachhinein habe ich mich geärgert, daß ich in einem Anflug von Übermotivation so schnell weggespurtet bin. Ich hätte gerne noch ein paar Worte mehr mit Euch beiden gewechselt. Aber da gibt es ja wahrscheinlich im April die nächste Gelegenheit, oder? 
zu dieser Tollen Walk-Zeit.
