Ok, noch ist die Erinnerung frisch, dann tippe ich mal...
Ihr könnt auch Abschnitte lesen... ist ja irgendwie so lang geworden
Vorgeschichte:
2005 ist mein Papa seinen ersten Marathon in München gelaufen, ich war als Zuschauerin an der Strecke und einfach nur begeistert und voller Bewunderung für diese Leistung. Gleichzeitig dachte ich mir, irgendwann kann ich das auch. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst 2 10km-Wettkämpfe hinter mir, mein längster Lauf war ca. 16km - 20km lang. Also eigentlich utopisch, das gleich ein Jahr später anzugehen.
Ok, ich bin jung und wollte es. Etappenziel war der Halbmarathon. Den hatte ich im April sehr locker in 1:51:24 gefinisht. Da war dann wieder der Marathongedanke da. Der Stadtlauf, mein 2. HM war dagegen grauenvoll, da hätte ich auch nicht mehr 1km dranhängen wollen...
Trotzdem, der Marathon. Ja, der ist im Oktober... Trainingspläne geguckt, Zielzeit gerechnet... Man ist ja naiv, ich wählte den Traningsplan von Laufcampus für 3:45. Begann ich Anfang Juli damit. Wenns im Traing gut geht, mach ich mit, war anfangs die Idee. Der Traningsplan war Mist, ich kann nicht so schnell rennen und Intervalle hasse ich. Ok, viel zum Thema Marathon gelesen. Der lange Lauf ist wichtig. Klar soweit, den hab ich Woche für Woche gesteigert, von 22km auf 30km. Super, geht alles. Rest des Tranings war zeit- und launenabhängig, meist 1x 10km Tempolauf, 1-2x irgendwie locker oder abschnittsweise schneller, 10 bin 15km. Geht alles mehr oder weniger gut.
Den langen Lauf hab ich dahingegen zelebriert. An der Isar entlang, immer eine Brücke weiter und dann zurück. Hatte meistens den Samstag Vormittag / Mittag dafür, mein Freund hats geduldig mit-ertragen (Ist normal unsere Haushalt-machen-und-Einkauf-Zeit).
Im September machte ich noch einen sehr langen Lauf (ca. 4 Std.) und noch 2x 30er mit meinem Papa. Aber alles langsam und nicht wirklich im Marathontempo...
Darum war die Zielzeit-Frage bis zum Ende brisant. Ich war so verunsichert... Hatte auch Zeiten bis 4:30 in Erwägung gezogen. Aber wollte eigentlich unbedingt sub 4 für den ersten Marathon. Bin ich zu früh dran, hätte ich nicht noch warten sollen mit meiner Teilnahme?!
Nein, denn:
Der perfekte erste Marathon:
Am Morgen:
Chaos... ich bin um 7 Uhr von alleine aufgewacht, die Batterie im Wecker war wohl kaputt... Ok, passt alles noch, vorbereitet war schon alles.
Trotzdem schaffte ich es nicht bis 8 Uhr aus Haus... Um halb 9 wollte ich mich mit meinem Papa treffen. Mein Freund fuhr mich dann mitm Auto zum Olympiapark, aber direkt an die andere Seite, beim Eisstadion (weil ja die anderen Parkplätze was kosten). Musste also noch quer durchn Park laufen und kam zu spät. Ich bin viel zu nervös um irgendwie klar zu denken, Taschenabgabe, Klogehen, irgendwelche Gesprächsfetzen, ich weiß nicht mehr alles...
Der Start:
Mein Papa wollte unter 3:45 laufen, er ging in den Startblock A, ich in den B.
Ich wusste nicht, dass B erst um 10:15 startet... Ich dachte, es geht schon los, aber wir liefen nur ein wenig vor zur Startlinie. Irgendwann gehts dann richtig los... wirklich... ich bin dabei
km 1 bis 10 - Anfangseuphorie:
Ich habe Gänsehaut, es läuft so locker, es macht Spaß und ich bin hier dabei und möchte diese lange Strecke schaffen! Ich hab mir die Zwischenzeiten auf den Arm geschrieben, für alle 5km. Bin zu schnell, klar. Aber ich ermahne mich immer selbst, das tat auch der Moderator bei km 3/4 (weiß nicht mehr genau), nicht zu schnell anfangen... -ja, denke ich mir und grinse dabei... Ich bin so euphorisch, so glücklich, sauge die Musik ausm mp3-Player richtig auf, grinse und strahle und freue mich über die ersten Zuschauer. Die breiten Staßen ganz zu Beginn sind super zum Laufen, überhaupt, die Gegend aus den ersten 10km... da ist es toll.
km 10 bis 20 - Tatsachen:
Das Siegestor, der Odeonsplatz, der Marienplatz... Ich freue mich noch immer... Habe aber langsam Angst vor dem Einbruch... Der kleine Anstieg zum Rosenheimer Platz fällt mir nicht ganz so leicht, aber ich war ja vorbereitet darauf (bin das Stück im Traning mal gelaufen). Besonders gut gefällt mir dort auch die Zuschauerstimmung, vor der Unterführung zur Friedensstrasse und auch dort weiter hinten am S-Bahn-Eingang, hatte ich da nicht erwartet.
Ok, dann wird es ruhiger, es geht in den Ostteil der Stadt.
Immer noch fliegen die Kilometerschilder fast an mir vorbei... ganz anders wie bei einem am Limit gelaufenen 10er... da wollen sie nie so schnell auftauchen
Es gibt irgendwann Riegel und Bananen an den Verpfegungsstellen. Ich bediente mich da meist mit Wasser, 2 Riegel und bissl Isostar aß und trank ich während dem ganzen Lauf. Ach ja, natürlich musste ich fast seit Beginn des Laufes latent auf Toilette... Nicht schlimm, aber da ichs bis km 15 nicht "rausschwitzen" konnte (manmal vergeht es ja wieder von allein), wars halt blöd und weiterlaufen ist dann doch bissl hinderlich. Doch ich wusste von meinem Zeitbonus von 1-2min und traute mich dann bei km 18 ins Gebüsch. Klar, Männer stellten sich schon von Anfang an an den Rand, also hab ich das gleiche Recht. *g* Ging auch schnell und ich denke unauffällig...
Aber langsam spür ich die Beine, zuerst schon bei km 13, dann wieder bei 20... Ganz so frisch bin ich nicht mehr drauf.
km 21 - 30 - innere Ruhe bewahren:
Die Beine ziehen etwas, ja. Fühlt sich teilweise schon so an, als wäre ein Krampf im Anmarsch. Doch der kommt zum Glück nicht! Ich ermahne mich, schön rund und locker zu laufen und Iso bei den Verpflegungsstellen zu trinken. Das geht auch gut. Zwischendrin auch wieder super Zuschaueraktionen, z.B. die LaOla-Welle, ich glaube in der Cosimastrasse war das. Von der Strecke bekomme ich leider nicht mehr so viel mit wie am Anfang. Da habe ich noch öfters den Blick schleifen lassen.
Ich schaue oft stur gerade aus oder auf den Boden. Der mp3-Player hilft. Die anderen Läufer auch. Ich suche mir welche aus zum Dranhängen. Klappt nicht immer, ich muss hin und wieder überholen, werde abgehängt. Es wird schwieriger, auch mental. Kurze Abschweifungen, ich bin noch nie mehr als 21,1 km in einem Wettkampf gelaufen...
Irgendwann, muss so bei km 25 gewesen sein, werde ich langsamer. Ich sehe plötzlich blaue Ballons vor mir. Die 4:00-Pacemaker! Ihr entkommt mir nicht... Ich muss mich dranhängen, ich muss...
Ich weiß, an Anfang des englischen Gartens stehen Zuschauer für mich. Meine Mutter wollte, kommen, evtl. auch meine Geschwister. Ich laufe rechts und sehe meine Schwester und meinen Bruder, lache und freue mich riesig.
Dann der englische Garten...
km 31 - 40 - Danke, Pacemaker!!!
Es beginnt die Jagd. 2 Pacemaker sind es. Ich versuche dranzubleiben... es ist schwer, es ist schon noch ein hohes Tempo jetzt so am Schluß... Ich weiß nicht, ob ich das halten kann.
Ich hab mir den englischen Garten schon im Vorhinein entschärft: Es heißt ja, die grüne Hölle ist das und wirklich, es sind schon immer mehr Läufer, die gehen oder stehenbleiben zum dehnen. Ich will durchlaufen... Ich laufe durch!
Denn: Nachm Aumeister steht mein Freund, bis dahin schaff ichs laufend. Ich sehe ihn, schreie irgendwas, wie "Ich kann noch!", keine Ahnung, ich freue mich einfach, dass er da steht. Diese Motivation nehme ich mit auf die letzten km, er wird jetzt ins Ziel fahen und dort auf mich warten.
Die Pacemaker-Jagd geht weiter. Sie trinken auch an den VP, sind aber schneller wieder weg, ich muss immer kurz stehenbleiben um das Wasser in den Mund zu treffen, sonst geht alles daneben.
Ich verliere sie auch nicht, aber der Abstand wird hin und wieder größer...
Bei km 35 bis 39 gehts mir nicht so toll, es ist nur noch der Gedanke ans Ziel da, die Beine laufen von selbst auch wenn sie wehtun, aber der Spaß ist auf Null gesunken, es ist warm, es ist noch immer weit, die 4 Stunden sind noch nicht sicher. Ich habe auch nicht mehr viel Erinnerung dran, ich orientiere mich nur an den Pacern, ich muss da mit, das ist alles.
km 41 bis 42,195 - Geschafft!
Kurz von km 41 sagt der Moderator, dass alle die jetzt vorbeilaufen, unter 4 Stunden ins Ziel kommen. Erst da glaube ich richtig dran. Ich hänge nach der letzten VP die Pacer ab, bin jetzt sowas von motiviert und kann auf einemal wieder schneller, als ich den Olympiaturm sehe. Der Einlauf ins Stadion ist fast spinten, die letzte Runde... toll! Ich habs geschafft! Und unter der Zeit. 3:58:3x steht auf der Stoppuhr, 3:58:30 netto sinds dann offiziell.
Danach:
Ich bekomme die Medaille umgehängt... Wow, daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Im Stadion trinke ich nur RedBull und nehme mir Bananen. Die andre Auswahl find ich nicht so berauschend (Joghurt... nö, nicht wirklich). Ich setze mich nur ganz kurz hin, will schnell raus, nur nicht müde werden und die Beine nicht mehr hochkriegen.
Draußen meine Mutter und Schwester getroffen, Freund angerufen, alles super. Mein Papa kommt dann auch endlich. Leider bekam er an Ende Krämpfe und kam erst spät nach seiner Zielzeit an. Er tat mir leid, aber das hätte mir auch passieren können mit den Krämpfen, dafür kann ja keiner was. Er freute sich aber sehr über mein Ergebnis. Ich hoffe, er nimmt es jetzt nicht so schwer und kann das nächste Mal besser laufen und bleibt nicht lange enttäuscht...
Fazit:
Für mich war das ein klasse Erlebnis, dass die Bedingungen für mich sehr perfekt waren und ich jetzt nicht übermütig werden sollte, ist mir aber auch klar
Es war toll und ich freu mich einfach!
Ich gratuliere auch allen anderen Finishern, egal ob einfach nur straight durchgelaufen oder PBs geknackt!
auch mein Erster: München Marathon 2006 - Ein Traum wurde wahr! :)
1PBs 2006:
10km: 48:10
HM: 1:51:24
M: 3:58:30
to do 2006:
10.12. Ismaninger Winterlaufserie, 1. Lauf (12,8km)
10km: 48:10
HM: 1:51:24
M: 3:58:30
to do 2006:
10.12. Ismaninger Winterlaufserie, 1. Lauf (12,8km)