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Hartz IV - das Sequel von den Machern der Hits "ALG II" und "SGB III"

Hartz IV - das Sequel von den Machern der Hits "ALG II" und "SGB III"

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Moin,

Ex-Arbeitsplatzbesitzer: "Leude, ich bin arbeitslos, am Ende, von schlechtem Fusel spitzehackenbreit und sprenge gleich die lokale Arbeitsagentur innie Luft!" -

Arbeitsplatzbesitzer:
Hey, du verwässerst unsern Thread!

Leute, eure Sorgen möchte ich haben. Diskutiert doch hier bitte weiter. :zwinker5:

Danke, Trinchen
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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http://www.laufen-aktuell.de/laufen-akt ... tcount=349

Hi, mainzrunner,

die Entschuldigung war auch eher ironisch gemeint. :zwinker2:
Danke für Deine guten Wünsche.

Und natürlich Dank an geniesser für die Eröffnung dieses Threads. :winken:

So isses halt. Da wirste entlassen, damit anderer Leute Arbeitsplätze erhalten werden können und dann kriegste zum Dank noch einen drauf.
Böse Welt.... :motz:

Gruß
runforyourlife

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runforyourlife hat geschrieben:
So isses halt. Da wirste entlassen, damit anderer Leute Arbeitsplätze erhalten werden können und dann kriegste zum Dank noch einen drauf.
Böse Welt.... :motz:

Gruß
runforyourlife
So isses ja nicht gemeint! Ich möchte auch beim besten Willen nicht mit Dir tauschen.

Wenn ich mir das aber in unserer Situation vorstelle, mit 1,5 Einkünften können wir für unsere Familie ordentlich auskommen. Ist auch eine Frage des Lebensstils. Wir fahren kein Auto mit Stern und fliegen auch nicht nach Griechenland in Urlaub.
Sollten wir plötzlich nur noch über 1 Einkommen verfügen, dann müssten wir uns einschränken. Ich könnte aber doch nicht erwarten, dass die Allgemeinheit zusammenlegt um meinen Lebensstandart zu halten.

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ForrestGump hat geschrieben:Wenn ich mir das aber in unserer Situation vorstelle, mit 1,5 Einkünften können wir für unsere Familie ordentlich auskommen..
Also einer von euch verdient ein volles Gehalt, der andere ein halbes. So interpretiere ich "1,5 Einkünfte".

Wer sagt denn eigentlich, dass nur die Halbtagsstelle gestrichen werden kann? Auch der Vollzeitjob kann wegfallen. Viel Vergnügen dann nach einem Jahr. Und wenn die Halbtagsstelle gerade mal knapp über der Bemessungsgrenze liegt um Hartz 4 zu bekommen, dann gute Nacht.

Da ist dann selbst ein verlängertes Wochenende im Schwarzwald gestrichen..

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mainzrunner hat geschrieben:Und wenn die Halbtagsstelle gerade mal knapp über der Bemessungsgrenze liegt um Hartz 4 zu bekommen, dann gute Nacht.

Da ist dann selbst ein verlängertes Wochenende im Schwarzwald gestrichen..
Vielleicht, weil man von Hartz IV nicht leben können soll, sondern nur überleben???
Karl Heinz

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen. Georg Christoph Lichtenberg

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nikmems hat geschrieben:Vielleicht, weil man von Hartz IV nicht leben können soll, sondern nur überleben???
Zynischer kann man es nicht formulieren. :nene:

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nikmems hat geschrieben:Vielleicht, weil man von Hartz IV nicht leben können soll, sondern nur überleben???
Und das ist meines Erachtens fatal. Leben heißt, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Früher wurde die Sozialhilfe anhand der Möglichkeit der Teilhabe der Gesellschaft berechnet. Dazu gehörte der Preis von ner halben Kinokate im Monat etc.
Leben zu können ist elementar. In Deutschland sollte man davon ausgehen, dass hier keiner mehr (oder auch jetzt wieder: noch nicht) um das Überleben kämpfen muss.
Wenn man sich um das Überleben kümmern muss, gibt es gar keine Möglichkeit mehr, sich um Bereiche wie Bildung, körperliche Hygiene, oder irgendetwas in der Art zu kümmern.
Die Kraft, sich aus diesem Kreislauf nach unten zu befreien, wird gerade durch den Geldmangel nicht gestoppt. Das ist einfach ein Irrglaube.

Gruß, Micha.

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Es soll aber schon "Revolutionstheoretiker" gegeben haben, die nur in höchstem "Leidensdruck" die Chance zu elementaren politischen Veränderungen gesehen haben.
Komisch nur, dass diese Gefahr deutschen Politikern offenbar nicht bewusst ist.
Karl Heinz

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen. Georg Christoph Lichtenberg

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nikmems hat geschrieben:Es soll aber schon "Revolutionstheoretiker" gegeben haben, die nur in höchstem "Leidensdruck" die Chance zu elementaren politischen Veränderungen gesehen haben.
Komisch nur, dass diese Gefahr deutschen Politikern offenbar nicht bewusst ist.

Worauf willst du hinaus?

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Dafür daß sie nur "überleben", tragen die Dauerarbeitslosen aus meinem engeren Umfeld (keine Foris) die Nasen ganz schön hoch. Sie haben Anspruch (nach ihrer Überzeugung) auf volle Versorgung und ständige Hilfe durch die privilegierten Reichen, und brauchen sich von niemandem etwas sagen zu lassen. Einer davon könnte deshalb niemals etwas arbeiten. Er könnte wenn überhaupt nur eine Firma leiten, denn er kann und weiß alles besser (ist früher deshalb an mehreren Arbeitsstellen gescheitert).

Da fragt man sich, WER zynisch ist.
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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mainzrunner hat geschrieben:Worauf willst du hinaus?
Je nach Einschätzung lassen der 5.9.1977 oder Mecklenburg-Vorpommern "grüssen".
Ob man überhaupt eines von beidem erreichen wollen sollte, wage ich zu bezweifeln.
Naja, der Begriff "demokratischer Sozialismus" ist ja sogar der SPD abhanden gekommen.
Karl Heinz

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen. Georg Christoph Lichtenberg

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Marienkäfer hat geschrieben:
Da fragt man sich, WER zynisch ist.
Solche Deppen gibt es natürlich. Allerdings wäre es jetzt doch zu sehr "BILD Zeitung", wenn man das verallgemeinern würde.

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ich bin mal neugierig, wie das Bundessozialgericht heute urteilt und argumentiert. Klick

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mainzrunner hat geschrieben:Solche Deppen gibt es natürlich. Allerdings wäre es jetzt doch zu sehr "BILD Zeitung", wenn man das verallgemeinern würde.
Eine Dauerarbeitslose in meiner Umgebung (ich meine, in der meines Mannes :D ) flirtet jeweils ihren Chef an, bis er sie mal flachlegen will, und stellt ihn dann bloß. Auf diese Art schon mehrere Stellen verloren...
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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Nachbar hat mit 50 die Stelle verloren, chancenlos - Frau verbeamtet.

Nu ist sein Garten viel schöner als meiner.

Marme

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Marienkäfer hat geschrieben:bist du etwa neidisch? :D
Nö. Ich hab ja noch nen Job. Aber wenn ich mal mit der Frau vom Chef geflirtet habe, wird mein Garten viel schöner als seiner werden. :nick:

Es gibt für alles Extrembeispiele.
Ein Freund (Sozialarbeiter) schilderte den Fall einer Familie, die in 3. Generation Sozialfall ist. Die einzige Struktur in deren Alltag war sein wöchentlicher Besuch. Auch wenn der Wille zur Arbeit vorhanden ist, ist es für Menschen mit dieser Geschichte fast unmöglich ohne Hilfe einen Einstig zu bekommen.

Der Ansatz von Hartz IV war, fördern und fordern. Die Realität ist fordern und kürzen.

Grüsse
Marme

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Micha1976 hat geschrieben:Und das ist meines Erachtens fatal. Leben heißt, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Früher wurde die Sozialhilfe anhand der Möglichkeit der Teilhabe der Gesellschaft berechnet. Dazu gehörte der Preis von ner halben Kinokate im Monat etc.
Leben zu können ist elementar. In Deutschland sollte man davon ausgehen, dass hier keiner mehr (oder auch jetzt wieder: noch nicht) um das Überleben kämpfen muss.
Wenn man sich um das Überleben kümmern muss, gibt es gar keine Möglichkeit mehr, sich um Bereiche wie Bildung, körperliche Hygiene, oder irgendetwas in der Art zu kümmern.
Die Kraft, sich aus diesem Kreislauf nach unten zu befreien, wird gerade durch den Geldmangel nicht gestoppt. Das ist einfach ein Irrglaube.

Gruß, Micha.
Das ist vor allem das, was die Realität zeigt. Meine Umfeld und meine Empfindungen sagen mir auch, dass es Menschen gibt, die nur keinen Boch haben zu arbeiten, dass sie in der sozialen Hängematte liegen u.s.w.

Und dann gucke man sich einfach mal nackte Zahlen an und stellt fest:
Kinder aus "armen" Famililen ( relative Armut, gezählt werden dabei vor allem Empfänger von Hilfeleistungen, weil man die eben zählen kann, dazu kommt eine riesige Dunkelziffer) haben von Anfang an geringere Bildungschancen,häufiger soziale Defizite, sind gesundheitlich benachteiligt u.s.w.
Klar kann man auch da zynisch sagen, wenn die Eltern schon zu blöd sind, dem Kind ein Buch vorzulesen, ihm was ordentliches zu Essen zu machen u.s.w., ist es kein Wunder, dass sie arbeitslos sind.
Aber das allein dürfte kaum eine Erklärung sein (z.B. weil das in Schweden anders ausieht)

Man wirft den Menschen gern ihre "Versorgungsmenatlität" vor. Das ist zum Teil auch richtig ("die" geben mir keine Arbeit..."
Aber: von Frauen fordert man diese Mentalität doch geradezu ein. Sie sollen sich vom Mann versorgen lassen, zumindest wenn sie Kinder bekommen. Damit sind Frauen mit Kindern eigentlich grundsätzlich in "prekärer Lebenssituation" wie es seit neuestem so schön heißt.
Nicht umsonst ist in Deutschland Alleinerziehung eines der größten Risiken für Armut.
Bessere Betreuungsmöglichkeiten und gesellschaftliche Akzeptanz!! von arbeitenden Müttern würde viel helfen! Wir veschenken verdammt viel Potenzial.
So, und zusätzlich wird so zumindest von Müttern die Versorgunsmentalität vorgelebt. Und da wundern wir uns?

Streak 3: Beginn 10.10.2009

Es ist nichts Großartiges daran, besser zu sein als jemand anderes.
Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
(Plakat in einer Klasse)

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marme hat geschrieben:Es gibt für alles Extrembeispiele.
Ein Freund (Sozialarbeiter) schilderte den Fall einer Familie, die in 3. Generation Sozialfall ist. Die einzige Struktur in deren Alltag war sein wöchentlicher Besuch. Auch wenn der Wille zur Arbeit vorhanden ist, ist es für Menschen mit dieser Geschichte fast unmöglich ohne Hilfe einen Einstig zu bekommen.
Das Problem ist doch, wenn man nicht nach ganz kurzer Zeit wieder einen Job bekommt, wird von seiten der Arbeitgeber (und Gesellschaft) unterstellt, man wäre nicht mehr leistungsfähig oder -bereit. Man bekommt gar keine Chance, das Gegenteil zu beweisen.
Ich hatte damals Glück, einen befristeten Job zu finden, weil die Firma ziemlich im Druck war und jemanden suchte, der sofort verfügbar war und die geforderte Quali hatte. Später haben sie mir mal gesagt, wenn sie nicht so im Druck gewesen wären, wäre ich nie eingestellt worden. Ich habe dann während der 3 Monate beweisen können, daß ich mehr leisten kann als nur arbeitslos zu sein und bin jetzt fast 10 Jahre in der Firma.

Ganz schlimm ist es für Jugendliche, die nach der Schule (oft Hauptschule) nichts finden, wieder zur Schule gehen, wieder nichts finden. Die haben doch überhaupt keine Perspektive fürs Leben.

Mein Schwager ist auch schon mehrere Jahre arbeitslos. Zwischendurch gab es immer mal einen kurzen Job, seid letzten Jahr macht ein einen 1-Euro-Job nach dem anderen. Er hätte gerne diesen Job als normale Anstellung, aber die Kommunen stellen nicht ein, obwohl die Arbeit da ist. Er macht ja nichts, was ansonsten mal liegenbleiben könnte, sondern quasi einen Hausmeisterjob.

Es sind doch wirklich die wenigsten, die schmarotzen.
Christa
Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen. - Romain Rolland :prof:

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ForrestGump hat geschrieben:Wenn ich mir das aber in unserer Situation vorstelle, mit 1,5 Einkünften können wir für unsere Familie ordentlich auskommen. Ist auch eine Frage des Lebensstils. Wir fahren kein Auto mit Stern und fliegen auch nicht nach Griechenland in Urlaub.
Sollten wir plötzlich nur noch über 1 Einkommen verfügen, dann müssten wir uns einschränken. Ich könnte aber doch nicht erwarten, dass die Allgemeinheit zusammenlegt um meinen Lebensstandart zu halten.
Hi, forrestgump,

ich erwarte doch nicht, dass der vorherige Lebensstandard gehalten werden kann. Da ich aber in unserer Familie die Hauptverdienerin war, haben wir jetzt nur noch 40% unseres ursprünglichen Einkommens. Die Wohnung mussten wir schon aufgeben und in eine kleinere ziehen - okay. Ein Auto mit Stern hatten wir sowieso noch nie.

Das ist aber alles nicht das Problem. Wenn das mal für ein Jahr so wäre oder für zwei und man einigermaßen sicher sein könnte, dass man wieder eine Arbeit findet - gebongt.
Nur leider kriechen mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit die Ängste hoch: Was ist, wenn ich nie wieder was kriege? Was ist mit meinen Rentenansprüchen? Was passiert, wenn mein Mann auch arbeitslos wird?
Mir wird´s schon ganz übel, wenn ich mir den worst-case so ausmale....

Bedenke auch, dass man irgendwann (und in meinem Bereich geht das ganz schnell) fachlich nicht mehr auf dem laufenden ist. Das wird Dir bei Vorstellungsgesprächen dann auch noch vorgeworfen (!) und führt unter Umständen zur Ablehnung.
Fortbildungen bekommt man aber keine mehr. Als Nichtleistungsempfänger - wie das im Amtsdeutsch heißt - sowieso nicht. So viel zum Fördern.

Du fällst einfach raus, bist nicht mehr existent. Müll der Gesellschaft. Und genau so wirst Du dann auch behandelt.

Diese ganzen Entsetzensschreie über die armen Entlassenen, wenn beispielsweise BenQ den Laden dicht macht: Nach einem Jahr hat man die Leute vergessen und verlangt von Ihnen, dass sie von 345 Euro dahinvegetieren. Respektive von ihrem Partner leben.
So sieht´s doch aus.

Apropos 345 Euro: Der Warenkorb, der diesen zugrunde liegt, ist mit Preisen von 1998 bewertet. Wenn man sich mal alleine die Strompreise anschaut, muss es jedem klar sein, dass man davon eben NICHT leben kann.
Wenn ich so lese, was manche Leute hier so von sich geben, wäre für die ein, zwei Jahre "therapeutisches" ALG II mehr als angesagt. :frown:

Gruß
runforyourlife

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Moin,
runforyourlife hat geschrieben: Wenn ich so lese, was manche Leute hier so von sich geben, wäre für die ein, zwei Jahre "therapeutisches" ALG II mehr als angesagt. :frown:

Gruß
runforyourlife

Exakt.
In Dänemark gibt es so etwas, allerdings mehr unter dem Aspekt, dass einer frei macht, und ein Arbeitsloser quasi die Urlaubsvertretung ist, das geht nicht bei jedem Job, aber der Arbeitssuchende hat wieder für Wochen die Möglichkeit, Fachkenntnisse aufzufrischen - und nicht zuletzt mal wieder ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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Wo waren eigentlich die ganzen faulen Arbeitslosen von heute in den Zeiten annährender Vollbeschäftigung? Gab es damals keine faulen Menschen? Wenn ja, warum gibt es die jetzt? Wer oder was lies sie denn faul werden/hat sie faul gemacht oder lässt sie heute als faul gelabelt da stehen? Warum ist faul sein und Schmarotzertum bei armen Menschen pfuibah, bei reichen aber nicht? Warum werden arme Menschen, die die Nase hoch tragen, als zynisch bezeichnet, reiche die selbiges tun aber höchstens als arrogant?

:confused:

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marme hat geschrieben: Es gibt für alles Extrembeispiele.
Ein Freund (Sozialarbeiter) schilderte den Fall einer Familie, die in 3. Generation Sozialfall ist. Die einzige Struktur in deren Alltag war sein wöchentlicher Besuch. Auch wenn der Wille zur Arbeit vorhanden ist, ist es für Menschen mit dieser Geschichte fast unmöglich ohne Hilfe einen Einstig zu bekommen.

Der Ansatz von Hartz IV war, fördern und fordern. Die Realität ist fordern und kürzen.

Grüsse
Marme
Das Problem ist, dass auch die Hilfe, die von den Ämtern heute angeboten wird, nicht das Ziel erreicht, dass die Menschen wieder selbständig auf sich und ihre Familien achten.
Die Hilfen, die in die Familien durch Sozialarbeiter und -pädagogen gebracht werden, sollen dazu beitragen, dass die Leute letztendlich sich selber daraus holen können. Allerdings ist die Realität so, dass Sozialarbeiter nicht mehr tun können, als während ihrer Anwesenheit dafür zu sorgen, dass was besser läuft. Danach sind die Familien wieder auf sich allein gestellt, mit ihrem Fernseher, meisst höchste Qualitat, ihrer Stereoanlage, meist höchste Qualität und dem Computer, ebenfalls das neueste, was es gibt.
Das GEld für die Dinge haben die Leute nicht, aber bestellen es sich trotzdem, über Quelle, Neckermann und treiben sich in die Schuldenfalle. Und wenn man dafür mal n paar Tage in den Knast kommt, auch egal.
Jedenfalls versauern sie selbst und ihre Kinder noch dazu. KEine Ziele, keine Perspektiven, was soll man da den Kindern noch sagen, dass sie sich anstrengen sollen.
Das PRoblem dabei: Bisher haben die LEute immerhin noch die wichtigen Dinge wie Ausstattung: Kinderbetten, Küchen, Schränke usw. über das Amt bekommen. Jetzt kriegen sie stattdessen Geld und sollen sich das selber besorgen. Was wird gesehen? Das Geld, das da ist. Die werden das mit nichten für die Möbel oder ähnliches ausgeben, sondern nur für das, was ihnen kurzfirstige Befriedigung bringt, also Fernseher, Süssigkeiten, Alkohol, Zigaretten etc. oder ihre Lust befiriedigt.
Das ist nochmal was anderes. Die Leute, die in der dritten Generation von der Sozialhilfe abhängig sind, die schaffen es so nicht, daraus zu kommen. Das ist das sogenannte Prekariat. DIe gab es ja auch schon vorher. Da hat man sich nur nicht so drum gekümmert, weil die Sozialhilfe nie im Blickpunkt stand, das Arbeitslosengeld sehr wohl.
pingufreundin hat geschrieben: Klar kann man auch da zynisch sagen, wenn die Eltern schon zu blöd sind, dem Kind ein Buch vorzulesen, ihm was ordentliches zu Essen zu machen u.s.w., ist es kein Wunder, dass sie arbeitslos sind.
Aber das allein dürfte kaum eine Erklärung sein (z.B. weil das in Schweden anders ausieht)
Und ich würde sogar sagen, die sind zu "blöd" für solche Dinge. Allein kann man es ihnen nicht vorwerfen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Kinder lernen von ihren Eltern und von ihrer Umgebung.
Schweden hat ein anderes Bildungssystem und mit Sicherheit gibt es solche Leute in Schweden auch. DIe Diskussion gibt es dort nur heute nicht mehr, die haben das schon seit zwanzig JAhren hinter sich.
pingufreundin hat geschrieben: Man wirft den Menschen gern ihre "Versorgungsmenatlität" vor. Das ist zum Teil auch richtig ("die" geben mir keine Arbeit..."
Aber: von Frauen fordert man diese Mentalität doch geradezu ein. Sie sollen sich vom Mann versorgen lassen, zumindest wenn sie Kinder bekommen. Damit sind Frauen mit Kindern eigentlich grundsätzlich in "prekärer Lebenssituation" wie es seit neuestem so schön heißt.
IMHO vergisst du, dass gerade diese Menschen in prekären Lebenssituationen - weder der MAnn noch die Frau jemals gearbeitet haben. Die Frauen sind schlecht dran, die Männer aber auch nicht besser.

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Die Leute, die nicht arbeiten wollen, sind doch gar nicht das Problem.

Ich glaube, diese Gesellschaft kann die ganz gut verkraften, wenn sie erst mal den viel größeren Prozentsatz, der verzweifelt eine Arbeit sucht, wieder in Arbeit bringen kann.
Aber selbst das kriegt sie ja nicht hin. Oder will es vielleicht auch gar nicht wirklich?

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@Micha: Die Frage ist doch, ob alle ALGII Empfänger zu dem von uns beschriebenen Kreis gehören. Denn das ist das was in der öffentlichen Diskussion immer durch schimmert: Die sind ja alle so.
Oder ob ALGII/Harz IV die (neu) Betroffenen in diese Karrieren hinein drängt. Siehe runforyourlife (viel Glück bei der Jobsuche) oder der heute am BSG verhandelte Fall.

Grüsse
Marme

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jasper hat geschrieben:Wo waren eigentlich ... Gab es damals ... warum gibt es die ... Wer oder was lies sie ... Warum ist ... Warum werden
Darum. Basta (G_Schröder)

Frage am besten Leute wie Ge. Sc. , Pe. Ha. , Wo. Cl. ...
Vielleicht frage noch ein paar aus den Gewerkschaften, warum sie so kor. sind/waren.

Aber eigentlich ist an allem der Wähler schuld.
Ist er doch der einzige, der eine Wahl hat.
Die anderen auch obig genannten verwalten ja nur ...
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Basta. :klatsch:

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runforyourlife hat geschrieben:Die Leute, die nicht arbeiten wollen, sind doch gar nicht das Problem.
Nein, weil es die immer gegeben hat, auch in Zeiten relativer Vollbeschäftigung.

Wir müssen die vorhandene Arbeit gerechter verteilen. Wenn auf der einen Seite ein Arbeitnehmer 60 Stunden in der Woche ohne Überstundenbezahlung arbeitet (weil er seinen Job behalten möchte) auf der anderen Seite einer 0 Stunden, ist doch irgendwas faul. Natürlich wird der Arbeitgeber niemanden zusätzlich einstellen, solange er solche Arbeitnehmer hat.
An dieser Stelle hat die Gesellschaft versagt.
Christa
Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen. - Romain Rolland :prof:

28
@marme:
Das ist aber vielleicht auch das gute an so einer Diskussion. Die Augen werden für Leute, die jetzt in so eine Situation gedrängt werden, genauso, wie für Leute, die schon seit Jahrzehnten im Sumpf stecken, geöffnet.
Ich kann nur hoffen, dass Leute, wie runforyourlife etc. es so schnell wie möglich schaffen, sich dagegen zu wehren.
Und da kann man nur Glück für wünschen. Das ist auch meine Meinung.

Was ich allerdings nicht glaube, ist, dass die Gesellschaft die da unten ganz gut verkraften kann. Die machen sich bemerkbar und finden immer bessere Sprachrohre und gerade die Jugendlichen werden mutiger. Paris ist nicht so weit weg.

Gruß, Micha.

29
noName hat geschrieben:Aber eigentlich ist an allem der Wähler schuld.
Ist er doch der einzige, der eine Wahl hat.
Die anderen auch obig genannten verwalten ja nur ...
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Das stimmt zwar, aber es ist, im Moment jedenfalls, völlig egal, wen man wählt. Man hat die Wahl zwischen Cholera und Pest.
Keiner der Politiker denkt auch nur im entferntesten darn, etwas zu ändern. Das würde ja bedeuten, er muß langfristig planen. Das kann er aber nicht, weil jede unpopuläre Maßnahme vom Wähler abgestraft und im schlimmsten Fall vom politischen Gegner, der dann die Macht hat, rückgängig gemacht wird.
Christa
Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen. - Romain Rolland :prof:

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Micha1976 hat geschrieben:@marme:
Was ich allerdings nicht glaube, ist, dass die Gesellschaft die da unten ganz gut verkraften kann. Die machen sich bemerkbar und finden immer bessere Sprachrohre und gerade die Jugendlichen werden mutiger. Paris ist nicht so weit weg.
Hi, Micha,

stimmt, den Aspekt der inneren Sicherheit gibt es ja auch noch. Nicht zu verachten.
Ich hatte nur den finanziellen gemeint.

Gruß
runforyourlife

31
@runforyourlife:
klar, dass weiß ich. Ich bin vielleicht im Thema ein wenig verrutscht ;-).

32
Glückwunsch zu der sehr ordentlich geführten Diskussion :daumen: .

Was mir noch aufgefallen ist wenn ich hier mal quer durch alle Postings lese, egal wie die Grundeinstellung oder die Sichtweise ist, dass grundsätzlich das "Leute wieder in die Arbeit bringen" befürwortet wird. Na das sehe ich auf jeden Fall auch so, nur in dieser Sache liegt das eigentliche Problem, welches da auch noch zweigeteilt ist.

Da ist zum Einen, dass es nicht die Anzahl der Arbeitsplätze für die Arbeitslosen gibt. Das war auch früher schon so, nur nicht in dem Maße. Zum Anderen finde ich die Tatasache entscheidener, dass jegliche Arbeitsplätze in Deutschland immer höhere Voraussetzungen bei der Bildung verlangen, sie sind komplexer und speziell, bist du nur kurzzeitig raus hast du schon den Anschluss verloren.
Es gibt sie fast nicht mehr die, ich nenn sie mal "Schüppen-Jobs" (nein ich wollte keinen Bauarbeiter beleidigen :wink: ). Also diese Arbeitsplätze am Band, im Warenlager (macht ne Maschine), als bloßer Zuarbeiter für nen Handwerker und ähnliche. Diese Jobs machen Automaten und Maschinen oder sind zum Teil vorhanden, dort aber schon wieder mit anderen Aufgaben verknüpft die noch anderes Wissen erfordern.
Diese Jobs fehlen einfach um Leute mit geringerer Bildung oder aus schlechteren sozialen Verhältnissen Arbeit, und vor allem Aussicht auf Besserung zu geben. Aber da muss man sich was neues einfallen lassen, da kann man die Zeit nicht mehr umkehren.

:hallo:
Micha
Diskutiere nicht mit Idioten, sie ziehen Dich auf ihr Niveau und schlagen Dich dort mit Erfahrung!

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Micha, wo Du recht hast, hast Du recht.

Leider gibt es aber schon für die qualifizierten Arbeitslosen nicht genug Jobs.

Man muß davon abkommen, nur die Börsenotierungen und die Gewinne im Auge zu haben. Wenn es niemanden mehr gibt, der die produkte mangels Knete kaufen kann, macht man auch keine Gewinne mehr.

Oder liegt die Zukunft doch verstärkt im Dienstleistungssektor? Aber auch dafür muß Geld dasein.
Christa
Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen. - Romain Rolland :prof:

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drops hat geschrieben:Es gibt sie fast nicht mehr die, ich nenn sie mal "Schüppen-Jobs" (nein ich wollte keinen Bauarbeiter beleidigen :wink: ).

In unserer Firma wurden und werden solche Mitarbeiter gesucht. Es ist kaum jemand bereit, zu kehren, Dreck aufzuscheppen etc. Wir müssen immer wieder, anstatt die Betriebe laufend sauber zu halten, für größere Aktionen eine Firma beauftragen, die echte Türken angestellt hat. Echte heißt, keine deutschen Türken oder andere eingemeindete Ausländer, die harte Arbeit nicht mehr können.
Wo es sich lohnt, wird nach einigen Jahren hin- und her rechnen eine komplizierte Staubsaugeranlage eingebaut. Und alle Einrichtungen müssen teuer ex-geschützt sein, weil kaum jemand bereit ist zu fegen :confused:

Bei uns gibt es auch zu wenige LKW-Fahrer, Arbeitslose, meldet euch.

:hallo:
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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@micha Die Menschen in prekären Lebenssituationen sind doch die, die von Armut bedroht sind. Menschen, die jederzeit ihren Job verlieren können (befristete Verträge e.t.c.)
Und damit gehören Frauen mit Kidnern dazu- hier ist das Risiko nicht der Verlust der Arbeitsplatzes (den haben sie ja gar nicht erst) sondern der Verlust des (arbeitenden) Ehegatten.

In Schweden gibt es auch Menschen die in relativer Armut leben (logisch, das liegt schon an der Definition) Aber dort haben deren Kindern nicht automatisch weniger Chancen. Die finanzielle Armut geht nicht automatisch einher mit sozialer , kultureller und Bildungsarmut.

Also, was läuft bei uns falsch? Dass das mit der Bildung und Chancengleichheit eine Katastrophe ist, ist bekannt.

Aber was noch? Es gibt bei uns Menschen, die scheinbar nicht arbeiten wollen. Ich in mir sicher, dass es die gibt, denn ich kenne welche,
Aber woher kommt das??
Arbeit scheint für diese Menschen keinen Wert an sich zu haben. (Dass man eben nicht nur für das Geld arbeitet)
(Auf der anderen Seite haben wir aber auch die, die gerade daran kaputt gehen: die Arbeitslosigkeit sorgt nicht nur für finnazielle Verluste sondern es kommt zu einem Gefühl der Nutzlosigkeit u.s.w.)
Ich habe eine Freundin, die arbeitet nicht (nörgelt aber auch nicht herum, dass sie zuwenig Geld bekäme). Sie kann sich auch mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, zu arbeiten. Mit früh aufstehen und so. Warum auch? Ihr reicht es doch zum Leben. Außerdem ist sie eben damit groß geworden: Mann arbeitet, Frau ist zu Hause. Nun ist sie geschieden und wird statt vom Mann vom Staat versorgt. Der Tochter wird das gliech mit vorgelebt: Mama hockt zu Hause.
Sie sagt, sie ist zufrieden damit. Sie sagt, sie möchte gar nicht arbeiten. Ich glaueb ihr das auch. Auf den ersten Blick stimmt das so.
Aber sie hat andere Lebensbereiche, in denen sie unglücklich und unzufrieden ist. Und in letzter Zeit habe ich oft gedacht, dass es ihtr mit Job besser ginge! Aber wie macht man so jemandem das bewusst? Das Arbeit nicht nur frühes aufstehen und "Quälerei" und Geld verdienen ist?
und ich denke diese Haltung kommt einfach aus Gewohnheit. Das was man lebt, kommt einem als der Normalzustand vor.
Ist ja nur ein Beispiel. Aber, wenn ich so gucke was ich für Menschen kenne: Auch bei denen die meinen, sie wollten gar nicht arbeiten, sieht man wenn mangenauer hinschaut, dass sie damit nicht glücklich sind.

Vorschläge zu Verbesserung der Situation: leider keine :frown:

p.s. arbeitslose Schulabgänger: Das Problem wird sich noch verstärken. Dank Studiengebühren werden mehr Abiturienten/Fachschüler sich einen Ausbildungsplatz suchen statt zu studieren. Damit haben Bewerber mit Hauptschulabschluss noch weniger Chancen.
Wenn ich dann noch über unser Bildungssystem mit der nicht vorhandenen Chancengleichheit nachdenke, möchte ich laut schreien.
Und Taxifahrer bleiben, damit ich das Elend nicht jeden Tag sehen muss :frown:

Streak 3: Beginn 10.10.2009

Es ist nichts Großartiges daran, besser zu sein als jemand anderes.
Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
(Plakat in einer Klasse)

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"Nach Auffassung des Senats ist der Regelsatz sowohl mit dem materiellen als auch mit dem so genannten soziokulturellen Existenzminimum vereinbar[...]"

"Der Senat billigte dem Gesetzgeber einen Spielraum bei der Festsetzung der Leistungen zu. Selbst wenn es dabei fachliche Fehler gegeben haben sollte, habe das noch keine verfassungsrechtliche Relevanz." Quelle heute.de.

Marme

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pingufreundin hat geschrieben:p.s. arbeitslose Schulabgänger: Das Problem wird sich noch verstärken. Dank Studiengebühren werden mehr Abiturienten/Fachschüler sich einen Ausbildungsplatz suchen statt zu studieren.
Geht aber auch anders. Ich hab gerade im Oktober angefangen, in Schulgeld und Fahrtkosten meiner 21jährigen Tochter zu investieren. Insgesamt werden es im schlimmsten Fall mehr als 30.000 Euro.
Wer in seine Kinder nicht "investieren" will (nicht nur Geld, sondern vor allem Aufmerksamkeit), der wird nie erleben, dass sie einen vernünftigen Start ins Berufsleben hinlegen können.

Das Wertesystem ist heute verschoben - es soll schon Leute geben, denen materielle Dinge oder ihre Bequemlichkeit mehr bedeuten, als ihre eigenen Kinder.
Karl Heinz

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen. Georg Christoph Lichtenberg

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nikmems hat geschrieben:Geht aber auch anders. Ich hab gerade im Oktober angefangen, in Schulgeld und Fahrtkosten meiner 21jährigen Tochter zu investieren. Insgesamt werden es im schlimmsten Fall mehr als 30.000 Euro..
Meine Güte, Er nun wieder.

Ich denke, das muss man sich auch leisten können. Vielleicht solltest du mal überlegen, dass deine eigene (ich denke mal recht abgesicherte) finanzielle Lage nicht die gleiche ist, wie die von vielen anderen Menschen.

Zwischen investieren wollen und können gibt es doch noch Unterschiede..

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mainzrunner hat geschrieben:Meine Güte, Er nun wieder.

Ich denke, das muss man sich auch leisten können. Vielleicht solltest du mal überlegen, dass deine eigene (ich denke mal recht abgesicherte) finanzielle Lage nicht die gleiche ist, wie die von vielen anderen Menschen.

Zwischen investieren wollen und können gibt es doch noch Unterschiede..
Meine Güte, mal wieder zu kurz gedacht.

Ich müsste ja wohl arg blöde sein, derartiges zu schreiben, wenn es aus dem Überfluss käme.
Aber ich werde weiterhin keinen Urlaub finanzieren können (auch keine Woche im Schwarzwald), wie schon die letzten Jahre, ich werde weiterhin ein billiges, altes Auto fahren und hoffen, dass es weiter hält und vor allem - ich werde noch lange an dem Kredit abbezahlen, den ich für die Ausbildung meiner Tochter aufnehme.
Mir sind meine Kinder nämlich wichtiger als mein materieller Wohlstand. So, jetzt kannst Du weiter in Deinen Schubladen denken. :tocktock:
Karl Heinz

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen. Georg Christoph Lichtenberg

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neinneinnein, genau das ist falsch! Zum einen KANN ja gar nicht jeder das Geld investieren.
um zum anderen: warum muss man den Kindern von Eltern die "nicht wollen" (oder oft auch können) auch die Chancen nehemen? Warum verdammen wir diese Kinder von vornherein zur Chancenlosigkeit? und deren Kinder gleich mit?

Was du schreibt, beschreibt doch genau das Problem,was wir haben.
Und genau das will ich so nicht hinnehmen!

Wenn wir einfach so akzeptieren dass die Kinder der "Unterschicht" chancenlos sind- und zwar nicht erst ab dem Einstige ins Berufsleben sondern schon vor der Einschulung- dann können wir sie ja eigentilich schon als 3 jährige in den Knast stecken. Sicher ist sicher...und zwangsweise dafür sorgen, dass sie nicht auch Kinder bekommen, um den Teufelskreis zu unterbrechen.

(dass die Chancenlosigkeit sehr früh beginnt, ist belegt. Kinder mit Defiziten im sozialen Bereich, kulturellen Bereich und der körpelichen wie geistigen Entwicklung gibt es überall. Aber: bei gleichen Aufälligkeiten kommen Kinder aus "armen" Familien häufiger NICHT in eine Regelschule)

Auch wenn du damit Recht haben solltest
Das Wertesystem ist heute verschoben - es soll schon Leute geben, denen materielle Dinge oder ihre Bequemlichkeit mehr bedeuten, als ihre eigenen Kinder.
haben diese Kinder dank des finanziellen Hintergrundes trotzdem mehr Chancen als Kinder aus "armen" Familien

Streak 3: Beginn 10.10.2009

Es ist nichts Großartiges daran, besser zu sein als jemand anderes.
Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
(Plakat in einer Klasse)

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mainzrunner hat geschrieben: Zwischen investieren wollen und können gibt es doch noch Unterschiede..
richtig. Und hinter nicht wollen verbirgt sich oft auch ein nicht können

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Es ist nichts Großartiges daran, besser zu sein als jemand anderes.
Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
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pingufreundin hat geschrieben:@micha Die Menschen in prekären Lebenssituationen sind doch die, die von Armut bedroht sind. Menschen, die jederzeit ihren Job verlieren können (befristete Verträge e.t.c.)
Und damit gehören Frauen mit Kidnern dazu- hier ist das Risiko nicht der Verlust der Arbeitsplatzes (den haben sie ja gar nicht erst) sondern der Verlust des (arbeitenden) Ehegatten.
Jo, das sind die... auch. Hab noch mal in Wikipedia nachgeguckt: http://http://de.wikipedia.org/wiki/Prekariat
wikipedia hat geschrieben:Dabei handelt es sich nicht um eine homogene Gruppe. Vielmehr setzt sich das Prekariat aus Selbständigen und Angestellten auf Zeit, Praktikanten, aber auch chronisch Kranken, Alleinerziehenden und Langzeitarbeitslosen zusammen. Umgangssprachlich und in Massenmedien wird auch der nicht zutreffende Begriff Neue Unterschicht fälschlich als Synonym benutzt, deshalb wird der Begriff "neue Unterschicht" abgelehnt und der Begriff "Prekariat" verwendet. Nach der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung "Gesellschaft im Reformprozess" gehört das "abgehängte" Prekariat zusammen mit den autoritätsorientierten Geringqualifizierten und einem Teil der selbstgenügsamen Traditionalisten zum Prekariat.


Was du geschrieben hast stimmt. Aber neben den Alleinerziehenden Frauen gibt es eben leider auch die Familien inklusive Mann, die kein Arbeiten mehr kennen und dementsprechend auch nicht als ein solches Vorbild dastehen können. Dem Zitat aus Wikip. entsprechend habe ich eher vom "abgehängten PRekariat" gesprochen.

Mit Schweden und den meisten anderen europäischen Ländern hast du vollkommen recht. Die System sind wesentlich Bildungsgerechter strukturiert, vor allem auch so, dass die, die nicht in die Bildung aus eigener Tasche inverstieren können, trotzdem einen Ausweg finden.

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Okay Pingu, ich kann deine Motivation und Beurteilung der Lage ja verstehen. Aber wo sind Lösungsansätze, Ideen, Denkanstösse in dieser Richtung, wie will man diese Sache angehen?

Etwas noch zu der Sache vom Marienkäfer, die Suche nach "einfachen" Kräften. Da ist es nach Meinung so, dass bei der Bezahlung und den folgenden Sozialabgaben gleich alle daheim bleiben, da man sich damit wieso wieder im Versorgungsbereich des Staates befindet und damit zufrieden ist.

:hallo:
Micha
Diskutiere nicht mit Idioten, sie ziehen Dich auf ihr Niveau und schlagen Dich dort mit Erfahrung!

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pingufreundin hat geschrieben:In Schweden gibt es auch Menschen die in relativer Armut leben (logisch, das liegt schon an der Definition)
Kurzer Einspruch :prof: : Nein.
International üblich ist, dass man zur Berechnung der relativen Armut folgende Definition zu Grunde legt: Relativ arm ist, wer über ein Haushalts(äquivalenz)einkommen verfügt, welches weniger als 60% des nationalen medianen (Äquivalenz-)Einkommens beträgt.
Hat man also ein Land mit relativ homogenen Einkommen (also auch wenig reiche Menschen), so gibt es es auch keine relative Armut - so einfach wäre das :nick:

Interessant in diesem Zusammenhang zum Beispiel DIES (PDF) .

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pingufreundin hat geschrieben: Man wirft den Menschen gern ihre "Versorgungsmenatlität" vor. Das ist zum Teil auch richtig ("die" geben mir keine Arbeit..."
Aber: von Frauen fordert man diese Mentalität doch geradezu ein. Sie sollen sich vom Mann versorgen lassen, zumindest wenn sie Kinder bekommen. Damit sind Frauen mit Kindern eigentlich grundsätzlich in "prekärer Lebenssituation" wie es seit neuestem so schön heißt.
Nicht umsonst ist in Deutschland Alleinerziehung eines der größten Risiken für Armut.
Bessere Betreuungsmöglichkeiten und gesellschaftliche Akzeptanz!! von arbeitenden Müttern würde viel helfen! Wir veschenken verdammt viel Potenzial.
So, und zusätzlich wird so zumindest von Müttern die Versorgunsmentalität vorgelebt. Und da wundern wir uns?
Zum Thema Hartz IV und Frauen verlinke ich noch einmal einen pdf-Artikel.
Ich kann pingu ansonsten nur zustimmen. Mit offenen Augen durchs Leben gehen und die Ursachen für das verschenkte Potenzial erkennen, würde schon eine ganze Menge bringen.

Grüße,Kiwi

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hätte ich Lösungen, wäre es wohl an der Zeit mich für einen Nobelpreis vorzuschlagen.
Ideen:
1. drastische Veränderung unseres Bildungssystems/Schulsystems (dazu gehört auch: kostenlose Bildung, Lehrmittelfreiheit)
2. bessere Möglichkeiten zur Kinderbetreuung UND Akzeptanz arbeitender Mütter
3. KiGapflicht/ Förderung von Anfang an

so, das sind einige Ideen. Aber auf mich hört ja keiner

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Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
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jasper hat geschrieben:Kurzer Einspruch :prof: : Nein.
International üblich ist, dass man zur Berechnung der relativen Armut folgende Definition zu Grunde legt: Relativ arm ist, wer über ein Haushalts(äquivalenz)einkommen verfügt, welches weniger als 60% des nationalen medianen (Äquivalenz-)Einkommens beträgt.
Hat man also ein Land mit relativ homogenen Einkommen (also auch wenig reiche Menschen), so gibt es es auch keine relative Armut - so einfach wäre das :nick:

Interessant in diesem Zusammenhang zum Beispiel DIES (PDF) .
gerade darum eben doch. Weil es kein Land mit homogenem Einkommen gibt.

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Wahre Größe zeigt sich darin, besser zu sein, als man selbst vorher war
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pingufreundin hat geschrieben:gerade darum eben doch. Weil es kein Land mit homogenem Einkommen gibt.
Mir ging es um das Wort "logisch", dem mag ich mich nicht anschließen, denn es ist nicht logisch (weder sozial noch statistisch), dass Menschen in Armut leben (müssen) - aber das führt jetzt etwas weg vom Thema.

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drops hat geschrieben:
Etwas noch zu der Sache vom Marienkäfer, die Suche nach "einfachen" Kräften. Da ist es nach Meinung so, dass bei der Bezahlung und den folgenden Sozialabgaben gleich alle daheim bleiben, da man sich damit wieso wieder im Versorgungsbereich des Staates befindet und damit zufrieden ist.

:hallo:
Micha
Mögliche Lösungen:

a) Weniger "Stütze"
b) mehr Geld für diese Jobs
c) Garantierter Mindestlohn, der nach allen Abgaben (weit) über dem Regelsatz liegt.

a) lehne ich persönlich ab, da damit die getroffen werden, die es am nötigsten brauchen. Ist aber immer wieder populär, da man mit einer kleinen Kürzung den öffentlichen Haushalt mächtig aufpeppen kann. Das Gesetz der grossen Zahl.

b) wird nicht zu realisieren sein, es sei denn, der Arbeitgeber hat einen erhöhten Leidensdruck. Das sehe ich nicht als gegeben an. Wenn Anfang nächsten Jahren Bulgarien und Rumänien in die EU kommen, werden genügend Kräfte bereit stehen, diese Arbeiten günstig zu leisten.

c) taucht immer mal wieder in der politischen Diskussion auf. Hier fühlen sich am Ende Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften entmündigt. Es gibt aber Berechnungen, nach denen dieses Modell billiger ist, als das zahlen von Harz IV. Abgesehen von den Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur. Für mich hat dieses Modell einiges an Charme.

:hallo:
Marme
Gesperrt

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