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von loops
Hier noch einen Auszug von der Globetrotter Homepage zum Thema "wasserdicht". Ist zwar vielleicht in bisschen arg "Gore-verliebt", aber erklärt das Problem mit der Kleidung IMHO ganz ordentlich:
"Bei absolutem Schietwetter hilft nur wirklich wasserdichtes Material; heute ist es atmungsaktiv, und Schwitzen (wie im Friesennerz) ist out. Membranen und Beschichtungen bestimmen den Markt. Materialien, die eine Wassersäule von 1300 mm erreichen, gelten laut DIN als wasserdicht. Bei der ursprünglichen Messung wird ein Probestück von rund 10 cm2 unter einen Messzylinder gespannt und der Zylinder mit Wasser gefüllt. Lässt das Probestück bei einer Füllhöhe von 1300 mm kein Wasser durchdringen, gilt es als wasserdicht.
So viel zur Theorie. Denn wie weit die Wassersäule über dem Normwert liegt, danach wird selten gefragt, die Unterschiede sind jedoch krass. Klassisches Gore-Tex ist als wasserdichtes, dabei atmungsaktives Material mit dem Laborwert von 80.000 mm Wassersäule eindeutiger Spitzenreiter! Dann stellt sich die Frage wie langlebig die Wasserdichtigkeit ist? Die Dauerhaftigkeit steht und fällt mit der Art der Beschichtung bzw. Membran und letztendlich der Verarbeitung. Auch hier gibt es krasse Unterschiede, die – nicht ausschließlich, aber letztlich doch – über den Preis auszumachen sind.
Nähte sind grundsätzlich Schwachpunkte. Bei schlechter Nahtversiegelung nützt die beste Materialqualität nichts. Aus diesem Grund überwacht z.B. Gore weltweit die Versiegelung der Nähte von Gore-Tex Bekleidung, um einen hohen und vor allem einheitlichen Standard gewährleisten zu können.
Atmungsaktiv ist ein Wort der Werbung. Hier ist nichts aktiv, es klingt jedoch deutlich besser, als das eigentlich korrekte wasserdampfdurchlässig! Bei Membranen mit Poren und bei mikroporösen Beschichtungen geschieht der Austausch durch Poren, die so groß sind, dass Wasserdampf durchdringen kann, aber dennoch so klein, dass (Regen-)Tropfen aufgehalten werden. Membranen ohne Poren absorbieren die Feuchtigkeit (die Wasserdampfmoleküle) durch chemische Prozesse. Damit die Feuchtigkeit von innen überhaupt abgegeben werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen sein: in der Bekleidung muss es z.B. deutlich wärmer sein (muss ein höherer Druck herrschen!) als draußen. Erst wenn das Temperatur- bzw. das Druckgefälle stimmt, kann Feuchtigkeit (Schweiß) entweichen. Exakt hier liegt der Grund dafür, dass Gore-Tex & Co. nicht unter allen Umständen funktionieren: in den Tropen z.B. ist es erstens zu warm und zweitens zu feucht, wohingegen kalte Wintertage ein wesentlich besseres „Funktionsklima” bieten.
Atmungsaktvität ist nicht unbegrenzt möglich. Durch die derzeit leistungsfähigste Membran entweichen maximal 200 bis 290 g Dampf per m2 pro Stunde.
Zum Vergleich: beim Laufen, Wandern mit Gepäck oder sportlichem Skilanglauf produziert der Körper bis zu 2 Liter (!) Schweiß pro Stunde und damit ist die Leistungsgrenze deutlich überschritten. Folge: die Feuchtigkeit kondensiert innerhalb der Kleidung, man wird von innen naß. Wer in diesem Fall Baumwollgewebe unter der Jacke trägt, steht fröstelnd in feucht-klammer Bekleidung da.
Recht neu ist der Vergleich der Materialien durch den RET-Wert (Resistance to Evaporating Heat Transfer), der den Dampfdurchsgangswiderstand eines Textils nach der Formel x10-3m2mbar/w bemisst. Die Idee ist super, denn der Wert wird direkt am fertigen Bekleidungsstück ermittelt und ist kein Resultat einzelner Material-Komponenten. Schließlich nützt es nichts, wenn die Membran extraklasse Werte aufweist, der Oberstoff die Funktion aber nicht begünstigt!
Der Wermutstropfen: leider sind bislang nicht alle Stoffe auf den RET-Wert hin überprüft worden, ein anständiger Vergleich folglich kaum möglich.
Um der Atmungsaktivität auf die Sprünge zu helfen, gibt es zahlreiche Detaillösungen wie Achsel-RVs, die sich wie ein roter Faden durchs Bekleidungssystem ziehen. D.h. für „belüftete” Gore-Tex Jacken gibt es vom selben Hersteller idR. auch eine Fleecejacke mit Belüftungs-RVs an der richtigen Stelle. Eine weitere Möglichkeit der Belüftung sind RV-Schubtaschen, deren Taschenbeutel aus Netzgewebe bestehen! Sind die Taschen geöffnet kann Wärme entweichen. Dieser Bereich entwickelt sich zusehends."