Angelboy22 hat geschrieben:... und ich bin um ein paar Silikon-Fersenkissen reicher geworden.Die soll ich nun ständig tragen.
Bekomme zudem fünf Sitzungen mit Injektionen im Entzündungsbereich.
Zu guter letzt hat mir der Doc. noch nahe gelegt zu dehnen so oft ich dazu komme.
Wie lange kann einen so en Achillessehnen-Problemchen eigentlich aus er Bahn werfen? Habe ich vergessen den Arzt zu fragen. Kann mir jemand was dazu sagen?
Hallo Georg,
was ich da lese stellt mir ein wenig die Nackenhaare auf. Der Grund ist, dass ich mit entzündeten Achillessehnen leider entsetzlich viel Erfahrung habe. Hergang, Behandlung kann ich hier nicht darstellen, das würde Seiten füllen ... Du findest aber in der Rubrik "Gesundheit" des Forums jede Menge Material zu dem Thema - u.a. auch meine "Geschichte", falls dich die Leidenswege anderer interessieren.
Hinter die Therapie deines Arztes - und deswegen die Erregung im Nackenbereich - setze ich als Betroffener und obwohl ich medizinischer Laie bin ein fettes Fragezeichen. Nur ganz kurz: Meine A.S. sind beide durch frühere sportliche Sünden irreparabel geschädigt. Dennoch ist es mir durch verschiedene Maßnahmen gelungen (dem Himmel sei Dank) dieses Problem (einstweilen?) in den Griff zu bekommen. Dabei waren mir eine Handvoll erstklassiger Orthopäden eine wirkliche Hilfe und ich bin ihnen dankbar. Auch wenn sie im Einzelfall der jeweiligen Konsultation nicht immer übereinstimmten, lehnten jedoch alle unisono eine Behandlung mit Spritzen ab. Und zwar in meinem Interesse. Mit den dabei verwendeten Präparaten (vor allem ist da Cortison drin), werde die Entzündung erschlagen, die Schmerzen verschwänden schnell, wirklich geändert wird dadurch aber absolut nichts. Außerdem sei der Eingriff per Spritze in diesem Bereich nicht ohne erhebliche Risiken und zudem nur einmal durchführbar.
Dein Problem ist das Problem aller Zivilisationsmenschen: Wir laufen immer in Schuhen. Seit der Kindheit. Und (fast) alle diese Schuhe haben erhöhte Absätze. Auch fast alle Laufschuhe haben diese Fersenerhöhung. Deshalb ist die Wadenmuskulatur vieler Menschen verkürzt. Und deshalb hat er dir ein Fersenkissen verordnet und die Dehnübungen. Die Fersenkissen erhöhen deine Ferse aber noch weiter. Die können also nur eine zeitlich befristete Maßnahme sein, um während der akut entzündlichen Phase die Sehne zu entlasten. Da musst du schnellstens wieder von wegkommen. Langfristig hilft dir nur die Beseitigung der Verkürzungen.
Dein A.S.-Problem verschwindet nicht einfach so über Nacht. Die Spritzen werden dir wahrscheinlich sehr schnell die Schmerzen nehmen. Und genau das ist die große Gefahr. Dann glaubst du alles sei jetzt in Butter, rennst wie zuvor - mit nach wie vor verkürztem Wadenbewegungsapparat - und zack ist die Entzündung wieder da. Ev. noch schlimmer als vorher. Ich habe seitenweise Abhandlungen und Krankengeschichten zu dem Thema gelesen. Meine eigene hinzu fügend, möchte ich dir nahe legen sehr vorsichtig zu sein. Nichts ist für einen Läufer nerviger als wenn du da unten ständig Probleme hast.
Meine Erfahrungen (und die Aussagen meiner Orthopäden, die alle bis auf einen dem Laufsport positiv gegenüber standen) gehen auch dahin, dass Laufpausen nur im Zeitraum der akuten Entzündung etwas bringen. Sobald die abgeklungen ist, muss die Sehne wieder moderat, vorsichtig mit Sensibilität belastet werden. Sonst machst du die Erfahrung anderer Läufer, dass die Beschwerden beim Wiedereinstieg zurück kommen.
Bei mir ist das Problem mittlerweile und hoffentlich endgültig im Griff (nicht geheilt, die Schädigungen sind ja irreparabel, oft zwickt es da unten noch). Maßnahmen, die zum Erfolg führten waren
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- Einlagen, die ich aus anderen Gründen brauchte und auch das AS-Problem berücksichtigen (übrigens habe ich mir die nach einer eingehenden Laufband-/Bewegungsanalyse verpassen lassen)
- monatelanges Laufen ausschließlich auf der Straße (dazu war ich im letzten Winter gezwungen). Als ich damit anfing wurde es zusehends besser. Ev. deshalb, weil die Querfriktionen auf dem immer ebenen Untergrund fehlten.
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Was nun letztlich wirklich ausschlaggebend war, kann niemand sagen. Ich auch nicht. Fest steht, dass ich nun auf Grund der täglichen Dehnübungen keine Verkürzungen mehr in der Wade habe und meine AS deshalb nicht mehr über Gebühr strapaziere. Ich bin schmerzfrei und habe sehr oft keine Wahrnehmung des Problems mehr. Selbst dann nicht, als ich im letzten Herbst den - zumindest für Achillessehnen - mörderischen Lauf über 70 km unternommen hab. Ich hab die Dinger 6h lang nicht gespürt (na ja nach 4h spürt man im allgemeinen Schmerz sowieso nix mehr raus
). Davor hatte ich jahrelang immer wieder Schmerzen. Also lass dich nicht entmutigen. Mir läuft es immer wieder eiskalt den Rücken runter, wenn ich mir vergegenwärtige, dass ich bereit war mich im letzten Herbst operieren zu lassen - trotz Hinweis meines Orthopäden, dass es für den Erfolg keine Garantie gibt. Nicht mal dafür dass es wieder so "gut" wird, wie vorher. Ich war sogar bereit ein halbes Jahr nicht laufen zu können ... Nimm das Problem ernst ...
Alles Gute und gute Besserung für deine AS
Gruß Udo