Obwohl ich ein leidenschaftlicher Laufberichtschreiber bin und bis jetzt hier auch immer positives Feedback auf meine Ergüsse bekommen habe, hatte ich seit November irgendwie nicht mehr das Sitzfleisch, einen ordentlichen Mein-schönstes-Ferienerlebnis-Aufsatz über meine letzten paar Wettkämpfe zu tippseln.
Das hat mehrere Gründe - zum einen fehlte mir die letzten 3 Monate einfach die Zeit dazu. Ich bin beruflich zur Zeit so stark ausgelastet, dass ich in der Zeit noch nicht mal dazu gekommen bin, alle Umzugskisten in meiner neuen Wohnung auszuräumen (4 stehen noch rum und warten). Zweitens hatte ich zwar schon einen groben Entwurf für den Troisdorf-Bericht geschrieben, aber der war dann auf einmal weg . Drittens war mir nach dem Nikolauslauf in Forchheim Anfang Dezember (Folge 5 der Seitenstechen-Saga , zweiter abgebrochener Lauf dieses Jahr, immerhin noch mit einer 5 km-PB von 19:51 min) erst einmal die Lust abhanden gekommen, noch viel Positives aus meinen seitenstichdurchlöcherten Wettkämpfen zu erzählen.
Da ich aber gerade im Zug nach München sitze und eigentlich nichts besseres zu tun habe, und da außerdem mein Troisdorf-Manuskript unverhofft wieder aufgetaucht ist, fange ich mal wieder mit dem Berichteschreiben an.
Beginnen wir also mit dem 6-h-Lauf, in dem der kleine Ishi das Fürchten vor den Ultradistanzen lernen sollte.
Der Originaltitel hätte damals so ausgesehen:
6 Stunden durch die Hölle von Troisdorf - so läuft man aber keinen Ultra ...
... vor allem nicht seinen ersten. Gut, ganz der erste war es ja nicht, ich hatte 2005 im März schon einmal einen 44-km-Wettkampf. Aber das war ja nur ein Mini-Ultra.
Eingeplant hatte ich so ein Ding für dieses Jahr eigentlich auch nicht wirklich – aber wenn das Frollein Grünhorn nach tapferen, aber leicht bis mittelmäßig bescheuerten Mitstreitern für ein noch bescheuertes Vorhaben schreit, kann der kleine Stefan schlecht nein sagen. 5 Wochen nach dem München-Marathon, das müsste doch irgendwie gehen.
Ja, der München-Marathon. Für die, die es nicht mitbekommen haben, ich hatte ab km 15 bestialisches Seitenstechen (damals dachte ich noch, die Ursache sei die falsche Ernährung am Wettkampfvortag), ließ zwar die HM-Marke noch mit 1:37:xx hinter mir, bin dann aber bei km 28 (das erste Mal in meinem Läuferleben, ) ausgestiegen, anstatt die Traumzeit von 3:15 zu laufen.
Bescheuert wie ich bin, bin ich 3 Wochen später in Frankfurt wieder losgeeiert, um noch mal einen Bestzeit-Angriff zu starten. Trotz Vorsicht bei der Ernährung kamen die gleichen Schmerzen wie in München netterweise schon bei km 7 - HM habe ich trotzdem noch in sub 1:40 hinter mich gebracht, ins Ziel habe ich mich dann noch in knapp unter 4 Stunden gewürgt. Meine neue Theorie: Das Seitenstechen kommt von meinem unablässigen Gelaber während des Laufens (sowohl in München als auch in Frankfurt hatte ich mich ausdauernd mit meinem jeweiligen Laufpartner unterhalten).
Nach Frankfurt war ich erst einmal eine Woche platt mit Erkältung. Und gefressen habe ich wie Alf plus Homer Simpson hoch Garfield. Die Woche vor Troisdorf habe ich dann wieder ein wenig trainiert – und mir wurde klar, dass ich meinen Formhorizont für diese Saison bereits deutlich überschritten hatte und auf dem absteigenden Ast war.
Ach was soll's. Ich wollte dieses Jahr noch meinen 10. Marathon und meinen ersten richtigenUltra gönnen. Und das lasse ich mir auch nicht nehmen.
Da stellt sich mir natürlich die Frage, "Was zum Teufel mache ich in Troisdorf?" Blöde Frage, natürlich rennen wie der eben Genannte.
Samstag mittag kaufe ich mir also ein Schönes-Wochenende-Ticket der Deutschen Bahn AG und setze mich in den Zug Richtung Koblenz, wo mich Greenie um 18:03 Uhr vom Bahnhof abholen wird. Dank Schienenersatzverkehr ab Wiesbaden wird daraus dann zwar 19:09 Uhr, aber dafür gibt’s bei Daniela lecker Pizza mit Nudeln und Hackfleisch drauf sowie ein herrliches König Ludwig Dunkel. Olafherlove habe ich nun auch mal kennenlernen dürfen, war insgesamt ein supernetter Abend - aber fragt mich bitte nicht, wie oft ich den Satz "Wir werden alle sterben" von 19 Uhr am Samstag abend bis 10 Uhr Sonntag früh hören musste - die Zahl dürfte irgendwo im 4-stelligen Bereich liegen.
Am Sonntag beim Frühstücken hatte ich dann schon Schwierigkeiten, meinen "Wir-werden-alle-Sterben"-Tinnitus und das Original auseinanderzuhalten, aber das war inzwischen auch wurscht – ich werde 6 Stunden durch die Hölle gehen, egal wie oft ich dabei sterbe.
Nach einer kurzweiligen Fahrt durch das verregnete Rheinland in Troisdorf angekommen, treffen wir recht bald Udo, seine Frau Ines und Frett Feuerstein. Eine beeindruckende Erscheinung, dieser Frett. Vor allem die strammen Wadeln. So etwas habe ich ja noch nie gesehen – da kannst Du aus einer für manche Leute zwei Oberschenkel basteln .
Kurz darauf taucht auch der stets gutgelaunte Jo auf – was für eine Freude, meinen alten Waffengefährten aus Mainz wiederzusehen. Leider möchte er sich heute nicht auf irgendwelche wahnsinnigen Abenteuer einlassen. Ach komm' Jo, nur ein klitzekleines bisschen zu schnell loslaufen? Nein? Na, dann halt nächstes Mal wieder.
Draußen wartet auch schon munter und fröhlich unser Spitzen-Groupie Susanne (Bonsai). Eigentlich ist es saukalt genug, dass selbst ich anfangs zu langen tendiere – in letzter Minute entscheide ich mich dann aber doch für ganz kurz.
Im Stadion treffen wir noch Stefan, den Lauflöwen - und dann stehen wir auch schon am Start. Peng macht es und los geht's. Die erste von 21600 schmerzhaften Sekunden ist im Nu vorbei, auch die zweite registriere ich kaum. Nur noch 21598 Sekunden to go!
Spaß beiseite, es läuft total locker, macht Riesenspaß, und alle Gedanken an frühere Marathons und dämliche Seitenstiche sind vergessen. Rundenlaufen ist auch nicht so schlimm, wie ich es mir gedacht habe – ich empfinde es sogar als sehr angenehm. Selbst die 500 m der sonst hindernisfreien 2,5 km-Runde, auf denen die ganze Zeit Gegenwind herrschen, machen mir komischerweise nichts aus.
Bei km 8 komma irgendwas erblicke ich dann das erste Mal den altbekannten Rotschopf vor mir – und kann es einfach nicht lassen, mich hinterlistig indianisch (sofern das mit 80 kg Lebendgewicht überhaupt möglich ist) anzuschleichen, um ihr dann noch hinterlistiger, aber nicht mehr ganz so indianisch „Wir werden alle sterben“ ins Ohr zu plärren . Sie hat's irgendwie überlebt.
Gut 100 m vor Ende der 5. Runde werde ich zum ersten Mal vom späteren Sieger überrundet - Mann, in dem Tempo habe ich bis jetzt noch nicht mal 10 km am Stück geschafft.
Beim Rundendurchlauf stehen immer Bonsai und Haidee (wo kommt die denn plötzlich her?) mit leckeren Keksen groupend am Rand. Runde um Runde widerstehe ich heldenhaft der übermächtigen Keksverlockung - irgendwann wurde ich dann aber doch schwach. Nachdem ich dann 1,5 Kilometer an meinem Keks rumgemümmelt habe, überlasse ich den Rest St.-Martin-like einer Greenie, die ihn nötiger zu haben scheint als ich (da hat die mir aber ganz schön watt vorgemacht mit ihrer Leidensmiene, die war ja noch lange nüscht am Ende! ). Beim nächsten Rundendurchlauf bekomme ich dafür von Bonsai und Haidee fast Haue ("Warum verkloppst Du unsere Kekse an andere?!"). Das hat man nun davon, wenn man im 21. Jahrhundert barmherziger Samariter spielen will.
Bei km 17 laufe ich dann das erste Mal an Jo vorbei, der mich nur schelmisch angrinst und meint, ER habe es ja nicht eilig. Ja, laber' Du nur. Irgendwann wachsen Dir auch wieder Brusthaare .
Und so ging es dann erstmal auch munter weiter. Nach Daniela konnte man fast die Uhr stellen - alle 7-8 km tauchte sie vor mir auf. Auch die meisten anderen Foris, Lauflöwe, R2D2/Cosibullig, Bernd und Vicky sehe ich mehr oder weniger oft auf der Strecke. Nur Udo und Frett bekomme ich nicht zu Gesicht - aber das habe ich auch nicht erwartet, die sind wahrscheinlich nur ein paar hundert Meter hinter mir. Dafür steht Udos Frau Ines mit ihrem Fotoapparat des öfteren fröhlich winkend am Rand. Alles in allem bleibt es recht kurzweilig und locker.
Kurz vor Ende der 12. Runde (also km 30) sehe ich dann zum ersten Mal Fretts Killerwadeln in action von hinten und zwänge mich vorsichtig dran vorbei (neben den Hoschis bleibt selbst auf einer zweispurigen Straße kaum nicht so viel Platz zum Überholen...). Zwei Runden später ziehe ich dann zum zweiten Mal an Jo vorbei, der dann bald darauf leider auch das Rennen verlässt.
Ja, und dann bin ich auch schon ziemlich weit. Irgendwie denkt man in ganz anderen Dimensionen, wenn man weiß, dass man noch ewig weiterlaufen muss/darf/kann/will. Und so komische Schilder mit Zahlen wir 37 oder gar 41 gibt's ja da auch nicht, sondern nur 250, 500, 750, ... , 2250, Piepsmatte, 250, 500 und so weiter und so fort.
Bis km 39 laufe ich wie eine Schweizer Uhr in dem gewählten Tempo, es fühlt sich noch immer angenehm locker an und macht einfach nur Spaß. Und dann - wie aus dem Nichts - sind sie auf einmal da. Seitenstiche. Nicht nach km 7 oder km 14, sondern nach 39 gleichmäßig und vor allem schweigend gelaufenen Kilometern. Tolle Wurst. Werde ich das denn nie mehr los? Zu Beginn der 17. Runde bleibe ich kurz stehen, stelle mich für ein kleines Geschäft an den Wegesrand (kostet mich etwa eine Minute) und laufe dann weiter. Erst denke ich, das Seitenstechen hätte mit dem Wasserlassen erledigt, aber nach ein paar hundert Metern kommt es wieder. Ich muss ein paar Schritte gehen, atme tief durch, beiße nochmal richtig die Zähne zusammen und renne wieder los. Allerdings kann ich mein vorheriges Tempo nicht mehr richtig halten.
Unter höllischen Schmerzen laufe ich dann schon leicht gebückt am 2000m-Schild vorbei.
Beim 2250m-Schild drücke ich dann auf meine Uhr.
Auf der Anzeige steht 3:20:26.
16 mal 2500m plus 2250m macht nach Adam Riese 42250 Meter.
42250 Meter dürfte etwas mehr sein als das, was man gemeinhin als Marathon bezeichnet.
Und das ist die Geschichte, wie ich meinen 10. Marathon endlich mit einer neuen Bestzeit von 3:20:26 beendet habe, über 7 Minuten schneller als vor einem halben Jahr. Und meine Beine sind noch nicht mal ansatzweise müde. Die geplanten sub3:20 sind mir zwar auf den letzten Kilometern aus den Fingern geglitten, aber was soll's. Ein älterer Herr sagte kurze Zeit später zu mir "So läuft man aber keinen Ultra" . Ja, woher soll ich denn das wissen. Da habe ich wohl in der Schule nicht aufgepasst.
Die restlichen 250 Meter laufe ich noch mit zusammengebissenen Zähnen zu Ende, um der selbstgestoppten Marathonzeit noch eine vernünftige offizielle Rückendeckung geben zu können – die 42,5 km-Zeit wurde offiziell bei 3:21:32 registriert.
Hm, nun muss es ja auch irgendwie noch weitergehen. Die 18. Runde gehe ich sehr langsam an, aber selbst langsames Traben ist von heftigen Schmerzen in der Seite begleitet. Teufel auch. Ich komme an Lauflöwe Stefan vorbei, dem es noch um einiges dreckiger zu gehen scheint als mir, und lasse mich auf eine etwas längere Geh- und Tratschpause ein - vielleicht gehen so die Schmerzen ja doch noch weg. Nach mehreren Anlaufversuchen wird mir aber klar, sie auch die restlichen 2 1/2 Stunden nicht mehr verschwinden werden. Ich ziehe also die grimmige (und wohl auch etwas unvernüftige) Konsequenz und laufe irgendwie - natürlich ziemlich langsam und mit der einen oder anderen Gehpause - weiter. Sind ja nur noch 2 1/2 Stunden. An der Verpflegungsstation am Ende der 19. Runde (47,5 km) werde ich dann das erste Mal von Udo überholt (dem ich eine noch eine halbe Stunde vorher schon fast eine ganze Runde voraus war).
Die 50 Kilometer habe ich dann in 4:13:13 h hinter mir - ziemlich weit weg von den insgeheim geplanten sub4 ...
Inzwischen fange ich dann zu allem Übel auch noch an zu frieren in meinem kurzen Hemdchen - und ich sage Euch, Frieren und Seitenstechen ist eine saublöde Kombination. Wenn mir nicht glücklicherweise eine nette Dame vom Verpflegungsstand eine warme Weste geliehen hätte , wäre das Rennen für mich bald wohl endgültig gelaufen gewesen.
Kurz vor Ende der 21. Runde (52,5 km), knapp 4 1/2 Stunden nach dem Startschuß, treffe ich Daniela beim Verpflegungsstand - sie sieht alles andere als fertig aus erzählt ganz begeistert, dass sie jetzt schon 37,5 km hinter sich habe und dass da wohl bald ein Marathon draus wird. Da ich schon bei ihrem ersten Halbmarathon dabei war, gerade nichts besseres vorhabe und außerdem eh nicht mehr schnell laufen kann mit meiner lädierten Körpermitte, beschließe ich, wenigstens bis zum großen Moment bei ihr zu bleiben. Der Traum von den magischen 70 km ist inzwischen sowieso fern jeder Realität, und auf der anderen Seite weiß ich, dass ich die 60 km-Marke auch noch rückwärts auf einem Bein hüpfend schaffen werde. Hinsichtlich allem, was dazwischen liegt, bin ich zu diesem Zeitpunkt relativ leidenschaftslos.
Von hier an fängt es auch wieder an, richtig Spaß zu machen. Daniela war auf sicheren Weg zu ihrem ersten Marathon, und ihr Tempo tat mir mehr als gut. Ich hatte zwar noch immer Schmerzen, aber sie waren nicht mehr ganz so lähmend. Genau eine Runde später zieht Udo dann zum zweiten Mal an mir vorbei und ist mir damit 2,5 km voraus - inzwischen steht ihm die Anstrengung aber auch schon deutlich ins Gesicht geschrieben. Dann geht es auch schon in Greenhörnchens "Marathonrunde". 2250m später und gut 5 Stunden nach dem Startschuss ist das Thema "Marathon - schaff' ich das überhaupt, lasst mich damit in Ruhe" für Daniela dann auch gegessen und wir können uns wieder ordentlich aufs Sterben konzentrieren . Eine gemeinsame Runde nötige ich ihr danach noch ab - wenn ich schon immer bei ihren Meilensteinen Händchen halten darf, will ich auch nicht ganz vereinsamt die das erste Mal die 60 km voll machen.
In dieser Runde werde ich dann ein siebtes und letztes Mal vom führenden Läufer überrundet. Der sah inzwischen auch schon ziemlich fertig aus. Kurz darauf läuft auch Frett an uns vorbei und hat mich damit doch noch eingeholt. Mann, was für Unterschenkel. Beim Rundendurchlauf (60 km, juhu!) sehe ich auf die Uhr - 5 Stunden und 27 Minuten. Noch 33 Minuten to go. Scheiße. Eigentlich sollte ein Kerl wie ich da noch 2 klitzekleine Ründchen schaffen, dazu braucht's doch nur einen 6:36er-Schnitt! Also verabschiede ich mich von kurzerhand von Daniela, die meint, eine Runde mache sie noch und bleibe dann im Zielbereich stehen.
Jedenfalls beiße nochmal die Zähne zusammen, dass es kracht und renne los. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie genau ich diese beiden Runden überstanden habe. Ich weiß nur noch, dass meine Seiten wie Hölle brannten und ich schon leicht quasimodoartig durch die Gegend gehoppelt bin. Irgendwo zwischen km 64 und 65 bin ich auch wieder an Frett vorbei, der den Lauf gemütlich ausklingen ließ. Oh Mann, was für Unterschenkel . Ich verkneife mir, reinzubeissen und laufe weiter.
Am Verpflegungsstand angekommen, gebe ich der netten Dame ihre Jacke wieder. Als ich dann kurz danach zum 26. Mal das Piepsen der Matten höre (wo ist eigentlich Daniela - wollte die nicht nach km 47,5 im Stadion bleiben?), zeigt meine Uhr 5 Stunden, 54 Minuten und 40 Sekunden. Ich bin absolut am Ende, will mich am liebsten einfach ins Gras fallen lassen. Aber jetzt will ich die 66 km auch noch haben! Nur noch bis zum nächsten Kilometerschild, dann ist es vorbei! Ich gebe also nochmal richtig Vollgas, inzwischen vor so weit vornübergekrümmt, dass mich meine Schnürsenkel in der Nase kitzeln. Und da ist es dann, das 1000m-Schild - noch deutlich vor dem 6-Stunden-Knall. Und so laufe ich dann sogar noch eine knappe Minute weiter, bevor es endgültig vorbei ist.
So, und da stehe ich nun, an einer Stelle, an der ich heute schon 26 Mal vorbeigekommen bin, langweile mich ein wenig und friere mir den Arsch ab (hätte ich doch bloß die Jacke nicht so voreilig zurückgegeben). Scheiße, und das kann ja noch ewig dauern, bis die vom Start mit ihrem Messrad hier sind. Gott sei Dank gibt es heute aber mehrere Messradfahrer und einer davon kommt dann aber doch schon nach ein paar Minuten vorbei und verkündet mir das Ergebnis:
66,158 km !!!
Auf dem Rückweg zum Startbereich treffe ich noch den frisch vermessenen und ziemlich fertigen Udo, der über 70 km gelaufen ist, mit seiner Frau Ines. Wahnsinn. Die 70 km, meine ich natürlich (aber Ines ist auch Wahnsinn, mit der guten Laune, die am Streckenrand versprüht hat). Vor den Duschen klärt sich dann auch, warum Daniela gegen Ende nicht im Startbereich zu sehen war - die ist tatsächlich nach Runde 19 noch weitergelaufen und hat es auf insgesamt 49,21 km gebracht. Nicht schlecht für jemanden, der ewig rumgekräht hat, er werde nie einen Marathon laufen.
Als ich aus der Dusche komme, hängen die Ergebnisse auch schon aus: 7. von 25 in der Hauptklasse Männer und 39. von 129 Männern insgesamt, 32. in der 50 km-Wertung. Kleine Anekdote: Für den Lauf gab's im Internet noch eine eigene Wertung des DUV, wobei im Gegensatz zur Veranstaltungswertung die Hauptklasse nur bis 35 ging statt bis 40. Bei der DUV-Wertung bin ich daher sogar 2. in der Hauptklasse gewesen, da von den 6 Läufern, die in der Veranstaltungswertung vor mir waren, 5 schon 35 oder älter waren ...
Wie auch immer, es war noch ein sehr schöner Abend mit den anderen Foris und auch später bei Daniela und Olaf mit lecker Pizza.
Jedenfalls war es ein tolles Erlebnis (der Lauf, nicht die Pizza). Obwohl ich alles andere als langsam losgelaufen bin und klare Ziele vor Augen hatte, war ich die ganze Zeit über irgendwie richtig ruhig und locker, ganz ohne Druck. Auch mit den Schmerzen konnte ich irgendwie besser umgehen als davor beim München- und Frankfurt-Marathon - das Es-ist-einfach-nur-zum-Heulen-Gefühl kam gar nicht erst auf. Und das Fürchten vor den Ultradistanzen habe ich auch nicht richtig gelernt - ich habe eher den Respekt davor komplett verloren.
Genauso wie vor dem ersten Marathon hatte ich mir vorher gesagt, "Ich schau mir das mal an, einmal möchte ich es gemacht haben". Und genauso wie nach meinem ersten Marathon habe ich in der Nacht danach kein Auge zugetan. Und ebenfalls genauso wie nach dem ersten Marathon kann ich begeistert blöken: "Das will ich wieder machen!"
Uh - ist mal wieder ausführlicher als geplant geworden, der Bericht. Hoffentlich liest den alles andere als aktuellen Schinken überhaupt noch jemand...