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Seid ihr alle "süchtig"?

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Ja, Firenza, ein guter Einwurf.

Für mich ist Sucht und süchtig sowieso eher negativ belegt. Daher kann ich nicht nachvollziehen, warum eine Leidenschaft mit der Sucht nach Drogen, Alkohol oder Tabletten gleichgestellt wird. Wenn ein Teil meines Lebens Suchtcharakter annehmen sollte, werde ich mir (hoffentlich) Gedanken machen, ob meine Motivation noch "gesund" ist.

Dass ich daher aber nur so in den Tag hinein laufe, stimmt natürlich auch nicht. Gerade aktuell musste ich aus verschiedenen gesundheitlichen Gründen über vier Wochen meinen bis dahin sehr gut gelaufenen Formaufbau unterbrechen und zu einem Zeitpunkt eine Zwangspause einlegen, der schlechter nicht hätte sein können. Am Anfang bestimmte noch die Hoffnung auf eine kurze Unterbrechung das Bild, dann kam der Frust, die Entteuschung und der Zorn auf das Schicksal, die Viren und die Welt ansich und am Ende wieder die aufkeimende Hoffnung, das Ganze vielleicht besser überstanden zu haben, als befürchtet. Pustekuchen, "gehen Sie zurück auf Los, ziehen Sie keine 4000 Fitnesspunkte ein!".

Leidenschaft die Leiden schafft!

Aber keine Sucht, denn dann hätte ich die Zwangspause nicht so geduldig ausgestanden, selbst die Woche Ruhe, nachdem das Gröbste überstanden war. Dann wäre ich auch nicht geduldig und langsam neu gestartet. Ich wäre wahrscheinlich noch immer krank oder gar schlimmer.

Eine Freizeitbeschäftigung, auch wenn leidenschaftlich verfolgt, sollte nie das Leben bestimmen, auch wenn sie mal im Mittelpunkt desselben stehen kann. Eine Sucht dominiert, nicht zum Nutzen des Ganzen, sondern mit dem Endziel Zerstörung.

Daher, wer laufsüchtig ist, sollte einen Entzug machen!

Jörg

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Wir sollten uns hier nicht so an den Begriff "süchtig" festbeissen. Tiger-Chrisi hatte es ja selbst in Anführungszeichen gesetzt. Wichtiger fand ich, was sie in der Aufzählung gebracht hat. Wenn man dann die Posts der anderen hier danach abklopft, findet man bei einigen die explizit gesagt haben, nicht "süchtig" zu sein, doch andere Widersprüche zu Tiger-Crisis Definition:

Zitat:
- Ich laufe, rein aus Disziplin.
- Ich kann ohne Probleme zwei Wochen im Urlaub auf die Laufschuhe verzichten.
- Wenn ich verletzungsbedingt pausieren muss, dann ist das eben so. Ich ärgere mich höchstens weil ich die gewonnene Fittness dann evtl. wieder verliere.
- Ich kann heute noch nicht behaupten, dass mir Laufen großartig Spaß macht. Ich mach es eben, weil ich meinem Körper was gutes tun will. (Nur Wettkämpfe machen Spaß)


Gerade der erste und der letzte Punkt wird von vielen anders gesehen. Aber ich denke, dass das auch klar geworden ist.

Punkt 2, könnte ich mir auch vorstellen. Ich hätte da auch keine Probleme wenn nicht gerade was anstehen würde (Herbst-Marathon). In bestimmten Phasen des Trainings könnte das sogar sinnvoll sein, 2 Wochen Pause zu machen. Andererseits freue ich mich, im Urlaub endlich mal Zeit zu haben, dann zu laufen, wenn ich es will und nicht mein Zeitplan es zulässt. Man kann dann sogar mehr machen, wenn man es will. Die Freiheit habe ich nur im Urlaub.

Punkt 3 hatte ich gerade durchlebt. In der ersten Woche meiner Krankheit (Grippe) hatte ich gar keine Lust zu laufen. Wenn man sich krank fühlt, ist das auch normal. Die Woche danach habe ich auch gerne pausiert, weil ich wusste dass es nötig ist, dem Körper Ruhe zu geben. Man weiss ja, dass es eine zeitlich begrenzte Laufpause ist. Gefreut habe ich mich trotzdem wieder darauf, die Laufschuhe anzuziehen. Das geht IMHO wirklich nur, wenn einem das Laufen Spass macht.

Ich denke, das sind die Infos, die Tiger-Crisi haben wollte. "Sucht" wäre dann eine Stufe drauf und da gebe ich Athabaske Recht.

Jeder Jeck ist halt anders. :nick:

LG
Andre

Dir, Tiger-Crisi wünsche ich, dass sie der Spass noch einstellt.

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firenza hat geschrieben:In seinem Buch " Zen des Laufens " von Fred Rohé:
...
:daumenup: Danke für den Buchtip :zwinker5:

Die Einstellung zum Laufen ist vielleicht auch davon abhängig wie jemand zum Laufen kommt?
Die einen laufen aus Vernunftsgründen (die angesprochene Disziplin), die anderen aus einem Gefühl heraus.

(zusammengestückelter) Auszug aus Lauf-Psychologie. Dem Geheimnis des Laufens auf der Spur von Andreas M. Marlovits
  • Warum beginnt man mit dem ausdauernden Laufen?
  • Der Startschuss zum Laufen fällt aus Lebenssituationen heraus, in denen man sich entweder in einer wenig freudvollen Stagnation befindet oder unter einem Gefühl der Ruhe- und Rastlosigkeit leidet. … Sollten sie also plötzlich das drängende Gefühl bekommen, laufen zu wollen oder zu müssen, dann nehmen sie diese Erfahrung als ein Geschenk auf. Der Drang zum Laufen sagt ihnen, dass sie etwas sehr beschäftigt und das ihr Leben nach einer Veränderung oder Wende sucht.
Möglich das `Vernunftsläufer` das Lauffeeling, welches eine Art von Sucht ausmacht (obwohl es keine Sucht ist, denn von einer Sucht kann man geheilt werden .... auch ein Zitat von ?) ewig suchen und nicht finden. Der `Gefühlsläufer` startet erst weil er unbewusst etwas sucht und er findet es dann auch gleich weil er gerade jetzt mit dem Laufen beginnt. Das feeling :wink: Und weil es damit erst richtig läuft, läuft`s lang, ganz von selbst, ohne Zwang und hoffentlich immer weiter.


... dies ist keine Wertung einzelner Läufertypen, sondern ein Meinungsaustausch! ...

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Vorsichtshalber habe ich da Frage erst einmal einen Tag sacken lassen, da ich sie spontan nicht beantworten konnte. Vom Naturell her bin ich nämlich auch ein ausgemachter Faulenzer. Zu einem Liegestuhl in der Sonne, einem guten Buch, einem kühlen Bier und etwas zu knabbern fallen mir nicht so wirklich viele angenehme Alternativen ein.

Allerdings laufe ich auch gerne, nämlich lange und in moderatem Tempo. Damit das nicht so anstrengend wird ist natürlich auch regelmäßiges Training von Nöten. So geht das bei mir also immer etwas auf und ab. Mal laufe ich also aus Lust und manchmal auch aus reiner Disziplin oder auch schlechtem Gewissen. Wenn die Luft raus ist, kann ich aber auch mal vier Tage die Füße hoch legen ohne Entziehungserscheinungen zu bekommen.

Der Laufvirus knabbert allerdings, wenn ich meine WKs plane oder auch auf die Webseiten der Veranstaltungen gehe, bei denen ich laufen will. Dann kribbelt es schon in den Füßen.

Peter
PB 2006: M 3:30:33, HM 1:43:03, 10 KM 44:03


09.05.2010 Maratona del Custoza 04:01:38
06.06.2010 Schlössermarahton Potsdam 04:10:28
26.09.2010 Berlin Marathon

Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde. Michael Klonovsky

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Hallo,

ich glaube, ich bin süchtig.

Es ist so: wenn ich laufen darf, meine ich manchmal, heute schon wieder laufen? Ich kann mir auch Schöneres vorstellen! Meistens gehe ich aber dann doch laufen...

Wenn ich verletzungsbedingt nicht laufen darf, meine ich, die Wände hochgehen zu müssen....

Manchmal finde ich es schön, einfach nur dahinzuschnecken, sprich gaaannnzzz gemütlich zu joggen. Manchmal liebe ich die Geschwindigkeit, obwohl ich weiß, dass sie nicht immer sooo gut ist für mich.

Ich werde allerdings NIE ein reiner Läufer sein. Ja, ich kann mir schon vorstellen (und bin auch schon dabei), noch nen anderen Sport neben dem Laufen zu machen. Nur Laufen allein.... hmm, find ich ein bischen einseitig, langweilig.
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

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Hallo,
ich bin zum Laufen gekommen, weil ich mit 30 der Meinung war, ich müsste mal was für meine Gesundheit tun. Außerdem bin ich auch gerne draußen. Anfangs hat es keinen Spaß gemacht, einen Motivationsschub gabs, als ich gemerkt habe, dass sich Herz-Kreislaufmäßig was tut.
Aus einer persönlichen Krise heraus habe ich mich mehr im Verein engagiert und war auf den ersten kleinen Wettkämpfe und da kam dann irgendwann die Begeisterung fürs Laufen.
Da ich blöderweise chronisch krank bin, gibts immer wieder Phasen, in denen ich vom Doc Laufverbot bekomme. Mein Doc ist selber Läufer und kann sich gut in mich hineinversetzen. Da er selber Läufer ist, nehme ich ihn dann auch ernst, andere Ärzte nicht unbedingt. :zwinker4:
Wenn ich laufen darf, freue ich mich da total drauf und überlege, wie ich wo wann denn noch mal eine Runde drehen kann, und werde ganz unruhig, wenn ich wegen beruflicher Einspannung etc nicht laufen kann.Mit Begeisterung laufe ich gerade gern im Winter, das kann man sonst draußen nicht so viel machen.

Wenn ich Laufverbot habe, bin ich erstmal unglücklich, knatschig, aber gewöhne mich dann auch an die Ruhezeit. :D

Gruß Mirabelle :winken:
Hannover Halbmarathon am 06.Mai 2007

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pillhuhn hat geschrieben: :daumenup: Danke für den Buchtip :zwinker5:

Die Einstellung zum Laufen ist vielleicht auch davon abhängig wie jemand zum Laufen kommt?
Die einen laufen aus Vernunftsgründen (die angesprochene Disziplin), die anderen aus einem Gefühl heraus.

(zusammengestückelter) Auszug aus Lauf-Psychologie. Dem Geheimnis des Laufens auf der Spur von Andreas M. Marlovits
  • Warum beginnt man mit dem ausdauernden Laufen?
  • Der Startschuss zum Laufen fällt aus Lebenssituationen heraus, in denen man sich entweder in einer wenig freudvollen Stagnation befindet oder unter einem Gefühl der Ruhe- und Rastlosigkeit leidet. … Sollten sie also plötzlich das drängende Gefühl bekommen, laufen zu wollen oder zu müssen, dann nehmen sie diese Erfahrung als ein Geschenk auf. Der Drang zum Laufen sagt ihnen, dass sie etwas sehr beschäftigt und das ihr Leben nach einer Veränderung oder Wende sucht.
Möglich das `Vernunftsläufer` das Lauffeeling, welches eine Art von Sucht ausmacht (obwohl es keine Sucht ist, denn von einer Sucht kann man geheilt werden .... auch ein Zitat von ?) ewig suchen und nicht finden. Der `Gefühlsläufer` startet erst weil er unbewusst etwas sucht und er findet es dann auch gleich weil er gerade jetzt mit dem Laufen beginnt. Das feeling :wink: Und weil es damit erst richtig läuft, läuft`s lang, ganz von selbst, ohne Zwang und hoffentlich immer weiter.


... dies ist keine Wertung einzelner Läufertypen, sondern ein Meinungsaustausch! ...
Danke für die Zitate, irgendwo finde ich mich da wieder -

firenza :)
auch das noch :tocktock:

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firenza hat geschrieben:
warum nicht mit schwingenden Sprüngen
frei und leicht laufen,
so, wie man tanzt ?
Das erinnert mich an Herrn Strunz, den ich nicht leiden kann. Der immer erzählt, man soll laufen, wie ein Adler fliegt, so leicht wie ein Kind etc. etc.

Ich bin aber kein Adler und auch kein Kind mehr. Und manchmal laufe ich wie ein Elefant und habe überhaupt keine Lust aufs Laufen. Und bei einem Wettkampf habe ich auch nicht immer nur ein Lächeln auf den Lippen.

Und den möchte ich sehen, dem beim Marathon nicht auch so einiges weh tut.

Ich kann mit dieser poetischen Überhöhung nix anfangen.
Laufen ist schön, laufen macht Spaß. Es tut gut, allein schon durch die Bewegung an frischer Luft. Aber vom Adler bin ich persönlich weit entfernt.

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Tiger-Chrisi hat geschrieben:- Ich laufe, rein aus Disziplin.
- Ich kann ohne Probleme zwei Wochen im Urlaub auf die Laufschuhe verzichten.
- Wenn ich verletzungsbedingt pausieren muss, dann ist das eben so. Ich ärgere mich höchstens weil ich die gewonnene Fittness dann evtl. wieder verliere.
- Ich kann heute noch nicht behaupten, dass mir Laufen großartig Spaß macht. Ich mach es eben, weil ich meinem Körper was gutes tun will. (Nur Wettkämpfe machen Spaß)


Gibt es hier vielleicht noch ein oder zwei so "komische Freaks" wie ich, oder seid Ihr alle so laufbegeistert?
Ich könnte da so ein "komischer Freak" sein. Für mich ist Laufen keine Sucht. Es kommt immer mal wieder vor das ich beispielsweise wegen Schmerzen pausiere und das macht mir nichts aus. Entzugserscheinungen habe ich keine.

Ich versuche aus Disziplin mein wöchentliches Pensum von "nur" 30 km (3x 10km) zu schaffen, großartig Spaß macht es mir auch noch nicht. Oft habe ich auch das Problem das ich nur ziemlich langsam laufen kann und im Lauftreff hinterhertrödele, eben weils nicht schneller geht. Auch das macht mir nichts aus.

Ob Wettkämpfe Spaß machen weiss ich nicht, da ich keine laufe weil ich mich dafür zu langsam fühle, da hat mir bisher nichts gefehlt.

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sapsine hat geschrieben:Was spricht dagegen, sich auch mal zusammenzureißen, sich zu überwinden, meinetwegen zu quälen?

Hm, irgendwie hab ich einfach große Schwierigkeiten mit der Vorstellung, mich 1. freiwillig *und* 2. für ein 'objektiv' völlig sinnloses Ziel zu quälen.
Vielleicht passt das nicht in das allgemeine Empfinden, was ein 'Hobby' sein sollte.

Ich wollte oben zunächst nur freiwillig schreiben, habe dann aber noch eine Weile nachgedacht und mir überlegt, dass ich es tatsächlich ganz anders empfinde, wenn es z.B. um ein Hobby ginge, das im weiteren Sinne unter 'soziales Engagement' fällt. Da würde ich den Satz 'man muss sich ab und zu quälen, um etwas zu erreichen' völlig in Ordnung finden.
So what? Letztendlich bestimmt das doch jeder für sich selbst.

Das ist eh klar und auch völlig in Ordnung, solange es nicht als Charakterschwäche interpretiert wird, wenn man keinen Wert darauf legt, ständig besser zu werden.
Aber der Lohn ist enorm groß, wenn man es schafft.

Siehst du und genau dieses Empfinden ist mir fremd. Auch mit noch so großer Anstrengung bringe ich es einfach nicht fertig, auf irgendwelche erreichten sportlichen Leistungen stolz zu sein. Böse Zungen mögen jetzt behaupten, dass das daran liegt, dass ich noch keine wirklichen erbracht habe :wink: , aber eigentlich sollte es ja auf die objektive Leistung nicht ankommen, wenn von den eigenen Grenzen die Rede ist.
Jedenfalls führt dieser Ansatz bei mir im Gegenteil dazu, nie wirklich zufrieden zu sein. Wenn ich z.b. letztes Jahr 9.000 Radkilometer geschafft habe, kann ich natürlich auf gar keinen Fall zulassen, dass es dieses Jahr weniger werden etc....

Ich respektiere jeden, egal warum er läuft, ob er sich anstrengen mag (mehr oder weniger), sich quält oder nur dann läuft, wenn und wie er Lust dazu hat.

Anstrengen und manchmal quälen tue ich mich durchaus auch. Aber ich treibe nicht deshalb Sport, weil ich mich so furchtbar gerne quäle....

tina

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TinaS hat geschrieben: Auch mit noch so großer Anstrengung bringe ich es einfach nicht fertig, auf irgendwelche erreichten sportlichen Leistungen stolz zu sein.
.
.
Anstrengen und manchmal quälen tue ich mich durchaus auch. Aber ich treibe nicht deshalb Sport, weil ich mich so furchtbar gerne quäle....

tina
Beim "sich quälen" gibt es doch nicht zwingend das Hauptziel, dann "stolz sein" zu können.

Bei vielen mag das eine Motivation sein und der Stolz (auf sich selber und das eigene Vermögen) wächst. Was ja erstmal nix verkehrtes ist. "Stolz" auf sich selber ist nichts anders als Selbstbewußtsein, das Gefühl, etwas erreicht zu haben, von dem man nicht wußte, ob man es erreichen würde. Das ab und zu zu empfinden, halte ich nicht für
ein 'objektiv' völlig sinnloses Ziel
- im Gegenteil.

Es gibt noch einen weiteren guten Grund, es auch mal ein bisschen "schmerzen" zu lassen - und für mich ist das der Hauptmotor bei derartigen Unternehmungen:

Bestimmte Dinge machen einfach mehr Spaß, wenn man sich dafür anstrengen mußte :) Vermutlich liegt die Erklärung in irgendwelchen chemischen Prozessen im Gehirn, bei der Reizweiterleitung oder was weiß ich ... aber es ist nunmal bei den meisten Menschen so, dass die Befriedigung über ein erreichtes Ziel (ob im rein physikalischen oder im übertragenen Sinn) tiefer, freudvoller und euphorischer erlebt wird, wenn davor der Schweiß fließen mußte.

Konkretes Beispiel: wenn du mit der Bergbahn auf einen Gipfel fährst, dann mag die Aussicht von oben schön sein und du sagst "ah" und "ohhh". Aber wenn du vorher 1000 Höhenmeter zurückgelegt hast, ein paar Stunden gewandert bist, dann strömt das "Ahhh" und "ohhh-Gefühl" durch den ganzen Körper. Dieses geile Gefühl ist mit der Bergbahn schlicht nicht erreichbar und wenn du es haben willst, mußt du vorher keuchen :zwinker5:

Beim Laufen ist das ähnlich - mit dem Auto ins Ziel zu fahren, fühlt sich vermutlich ziemlich lächerlich an :D

Mit anderen Worten: die Qual selber ist ja noch nicht das Ziel. Das Ziel ist das Gefühl danach - und in identischer Form ohne Qual nunmal nicht zu erreichen (höchstens durch die Einnahme von Drogen? ... weiß ich aber nicht und außerdem sind die schädlichen Nebenwirkungen deutlich höher dabei ;-)

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Bravo, Lizzy, für diesen Beitrag! Du hast instinktiv verstanden, dass Anstrengung und Lust in einem engen (evolutionär bedingten) Zusammenhang stehen. Mehr braucht es eigentlich nicht. Wer das kennt, fragt nicht nach Sinn, redet nicht von Sucht, und wundert sich nicht über freiwillige Anstrengung in der Freizeit. Es ist ein zutiefst menschlicher Mechanismus.

Wem dieses körperliche Erleben fremd ist, kann versuchen, geistig Zugang zu finden. Dies natürlich auch, wenn man die Mechanismen dahinter verstehen möchte. Dazu empfehle ich beispielsweise von Cube's "Fordern statt Verwöhnen" oder die Beschäftigung mit Csikszentmihalyi's Flow Konzept (z.B. Jackson/Csikszentmihalyi "Flow im Sport").

Das von Tina angeführte "objetiv völlig sinnlose Ziel" spielt überhaupt keine Rolle. Nicht Inhalt, sondern Qualität der Tätigkeit ist entscheidend über Flow. Schon während der Tätigkeit kann sich Funktionslust einstellen. Völlig in die Tätigkeit vertieft, mit hoher Konzentration, im Gefühl der totalen Kontrolle, wie auf einer Energiewelle getragen... Im Anschluss an die Tätigkeit tritt ein Gefühl der Bestätigung, des Wohlbefindens, des Erfülltseins und der tiefen Freude ein.

Wer diese Gefühle erlebt hat, wird sie wieder und wieder aufsuchen, mit "Sucht" hat das meiner Meinung nach gar nichts zu tun. Der erlebte Flow wirkt von innen heraus, als intrinsische Motivation. Lust und Spass, darum geht es hier.

Ach ja, das gibt es übrigens alles nicht auf Knopfdruck. Funktionslust aus der Dose ist noch nicht erfunden worden. Entwicklung der Fähigkeiten gehört dazu. Das geht nicht gleich von jetzt auf nachher. Aber wer den Weg geht, der wird belohnt.

Tina, wenn du von der Sucht redest, ein Held zu sein, befindest du dich absolut auf dem Holzweg. Ja, auch Anerkennung kann dazu gehören. Der Mensch strebt nach Anerkennung. Aber das ist nur eine weitere Facette. Für manche wichtig, für andere nicht. Es genügt, 8x1000m rauszuhauen, ganz alleine, nur für dich, du geniesst dein Tempo, Zweifel, Ängste mischen sich dazu, ob du am Ende noch die nötige Power hast, aber du holst am Ende noch mal alles aus dir raus, und es gelingt dir. Dein Tempo war höher als noch vor vier Wochen. Schon beim Auslaufen geniesst du es und niemand erfährt davon ein Wort. Wozu auch?
There are no answers. Only choices.

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Hallo Dromeus, Lizzy und co.

bitte versteht mich nicht falsch, ich möchte eure Erfahrungen weder klein reden noch schlecht machen. Abgesehen davon, dass es für mich einen sehr großen Unterschied macht, ob jemand von Anstrengung oder Quälerei spricht, was aber vielleicht in Wirklichkeit eher Wortklauberei ist, gönne ich jedem ehrlich 'den Flow'.

Bitte akzeptiert aber auch, dass ich es eben anders erlebe. Ich habe generell ein großes Problem damit, 'meinen Körper zu spüren' und empfinde ihn häufig als ein lästiges schlecht funktionierendes Anhängsel. Wenn dieses negative Empfinden überhaupt durchbrochen werden kann, dann eben genau nicht durch übermäßige Anstrengung, sondern durch lange kontinuierliche aber verhältnismäßig lockere Bewegungsabläufe.

tina

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Dromeus hat geschrieben:..Wem dieses körperliche Erleben fremd ist, kann versuchen, geistig Zugang zu finden. Dies natürlich auch, wenn man die Mechanismen dahinter verstehen möchte. Dazu empfehle ich beispielsweise von Cube's "Fordern statt Verwöhnen" oder die Beschäftigung mit Csikszentmihalyi's Flow Konzept (z.B. Jackson/Csikszentmihalyi "Flow im Sport")...
Vielleicht setzt aber auch jeder Mensch ganz einfach nur andere Prioritäten. Es soll ja auch Leute geben, die sich den ganzen Tag lang an ihrem Arbeitsplatz langweilen, vom Chef drangsaliert werden und keinerlei Bestätigung bekommen. Das muss natürlich an anderer Stelle kompensiert werden. Wobei ich jetzt aber keinen Zusammenhang zwischen einer guten Laufleistung und einer schlechten Arbeitsmoral bzw. Unterforderung im Berufsleben herstellen möchte.

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Also, ob ich süchtig bin, müssen andere beurteilen. Auf jeden Fall fehlt mir etwas, wenn ich die eine oder andere Laufeinheit auslassen muss (egal aus welchem Grund). hab im Herbst 2003 mit dem Laufen begonnen und hab mich zu Anfang auch immer gezwungen (immerhin hatte ich da so ca. 20 kg mehr auf den Rippen als jetzt). Das hat dann nach einem halben Jahr aufgehört und ist selbstverständlich geworden. Dann kamen die ersten Ziele: 10 km WK, HM und zum Schluß Marathon. Dass das nicht mehr als 2 Marathons im Jahr werden liegt nur an der Tatsache dass Beruf und Familie auch Ihre Zeit fordern. Sonst gerne mehr :D

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Tina,

ich glaube, es gibt keinen Widerspruch in unseren Positionen.
TinaS hat geschrieben:Wenn dieses negative Empfinden überhaupt durchbrochen werden kann, dann eben genau nicht durch übermäßige Anstrengung, sondern durch lange kontinuierliche aber verhältnismäßig lockere Bewegungsabläufe.
Wichtig ist sich zu fordern, aber nicht sich zu überfordern, also eben gerade nicht übermässig. Man muss das somit sehr individuell sehen. Ich selbst bin ein grosser Freund von langen kontinuierlichen aber verhältnismäßig lockeren Bewegungsabläufen. Das kann sehr fordernd sein. "Lang" ist dabei absolut individuell zu sehen.
There are no answers. Only choices.

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mainzrunner hat geschrieben:Vielleicht setzt aber auch jeder Mensch ganz einfach nur andere Prioritäten.
Richtig und das ist auch vollkommen in Ordnung. Flow ist prinzipiell wohl bei jeder Tätigkeit möglich, sei es Beruf, Freizeit oder was auch immer. Das ist jedem Individuum frei gestellt, wo er welche Prioritäten setzt. Dass aber Anstrengung nur Platz im Beruf hat und in der Freizeit nichts zu suchen hat (zumindest so klang Tinas Position für mich:
Aber ganz ehrlich, wenn ich solche Sätze lese, bin ich immer wieder entsetzt. Unabhängig davon wie man zu Stichworten wie 'zusammenreißen', 'Schwächen besiegen', 'alles für ein Ziel geben' oder 'Opfer bringen' etc. stehen mag, im Zusammenhang mit einer Freizeitbeschäftigung, die man höchst freiwillig ausübt finde ich sie nach wie vor absolut fehl am Platze.
), diese meinung teile ich nicht.
There are no answers. Only choices.

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Hallo,
ich genieße das Laufen, manchmal am liebsten täglich - dann mal wieder ne Woche nicht aber wenn ich zu lange pausiere fehlt schon was. Wenn ich Angst vor Überbelastung hab dann fahr ich halt Fahrrad oder mach sonst welchen Sport.
Aber raus in die Natur und den Kopf frei kriegen und ..und .. am liebsten geh ich laufen!!
Grüße Birgit

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Dromeus hat geschrieben:..Dass aber Anstrengung nur Platz im Beruf hat und in der Freizeit nichts zu suchen hat (zumindest so klang Tinas Position für mich..

..diese meinung teile ich nicht.
Klar, ich verstehe was du meinst, von wegen positiver Stress und so weiter. Wenn aber jemand täglich im Berufsleben auf 100% fährt, privat jede Menge Verpflichtungen hat usw., bleibt oft nur noch wenig Kraft übrig, um sich in der Freizeit (auch wenn es positiv gemeint ist) zu "quälen". Dies wird leider allzu oft als "Faulheit" bezeichnet. Zu unrecht, wie ich finde.

71
mainzrunner hat geschrieben:... Dies wird leider allzu oft als "Faulheit" bezeichnet.
Stimmt, das ist dann nämlich Dummheit.

Der Mensch ist ein Bewegungstier, Punkt.

Und nach einem anstrengenden Tag erschöpft auf der
Couch rumzuhängen, bringt einen nämlich auch nicht weiter.

Nichts für ungut - aber hier stehe ich, ich kann nicht anders.

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Tiger-Chrisi hat geschrieben:
Gibt es hier vielleicht noch ein oder zwei so "komische Freaks" wie ich, oder seid Ihr alle so laufbegeistert?

Bin mal auf Eure Antworten gespannt.

LG Chrisi
Bin nicht süchtig, kann auch wochenlang ohne Laufen auskommen, jedoch nicht ohne Sport, Laufen ist NEBENSACHE !

74
Tux hat geschrieben:Stimmt, das ist dann nämlich Dummheit.

Der Mensch ist ein Bewegungstier, Punkt.

Und nach einem anstrengenden Tag erschöpft auf der
Couch rumzuhängen, bringt einen nämlich auch nicht weiter.

Nichts für ungut - aber hier stehe ich, ich kann nicht anders.
Es wäre hilfreich, wenn du etwas verständlicher schreiben würdest. Im Zusammenhang mit dem Zitat meines Beitrags ergibt deine Antwort für mich irgendwie keinen Sinn.

75
Dromeus hat geschrieben:Dass aber Anstrengung nur Platz im Beruf hat und in der Freizeit nichts zu suchen hat (zumindest so klang Tinas Position für mich

Wie gesagt, vielleicht ist das tatsächlich nur Wortklauberei, aber so war es ursprünglich nicht gemeint. Anstrengung und Quälerei sind für mich nämlich zwei verschiedene Dinge. Quälerei ist für mich stark negativ besetzt und *das* möchte ich bei meinen Hobbies wirklich nicht haben. So wie du es schilderst (Flow) sind wir uns denke ich weitgehend einig.

tina

76
mainzrunner hat geschrieben:Es wäre hilfreich, wenn du etwas verständlicher schreiben würdest. Im Zusammenhang mit dem Zitat meines Beitrags ergibt deine Antwort für mich irgendwie keinen Sinn.
Gerne. Zugegebenermaßen bin ich hier jetzt ein bischen am Polarisieren,
aber es ist eigentlich nur zu Eurem eigenen Besten :wink: , also:

Mein alter Buddistischer Meister hat mal zu mir gesagt:
"Wenn Du willst, dann mußt Du!"

Und dann gibt es nämlich keine Ausreden mehr, und mögen
sie noch so logisch daherkommen. Und wenn man ein
Motivationsproblem hat, muß man sich natürlich fragen,
woran das liegt - und da scheint mir hier der
Hase im Pfeffer begraben :teufel:

Ich jedenfalls sehe das Laufen als aktive Regeneration an.
Sucht ist eine Zwangshandung die einem langfristig schadet,
das ist dann was Anderes.

77
Also ich laufe weil es mir spass macht!
Warum sollte ich in der Woche sonst um 4Uhr morgens aufstehen, laufen gehn und danach zur Arbeit?

2007:

09.10.07 31. Inselseelauf 10km Gesamt: 2./M35: 1.


Hab Geduld,
alle Dinge sind schwierig,
bevor sie leicht werden.
(französisches Sprichwort)


http://www.der-step.de.vu

78
Tux hat geschrieben:Gerne. Zugegebenermaßen bin ich hier jetzt ein bischen am Polarisieren, aber es ist eigentlich nur zu Eurem eigenen Besten :wink: , also:..
DLK? Du schon wieder? :confused:

79
mainzrunner hat geschrieben:DLK? Du schon wieder? :confused:
???
DLK? Wer oder was ist denn das?

80
Hallo,
mir geht es ähnlich. Laufe jetzt schon einige Jahre und warte auch noch auf das grosse aha Erlebnis. Laufen ist meistens reine Diziplin und oft benötige ich einige Anstrengung den inneren Schweinehund zu besiegen. Bei mir kommen die Glücksgefühle meist nach dem Laufen, wenn ich mit meiner Runde zufrieden bin. Bei mir spielt das Wetter auch immer eine grosse Rolle. Vielleicht wird bei diesem Thema auch oft einfach ein wenig übertrieben.
Gruß aus Lübeck
Stephan

81
Hallo und guten Morgen,

ich freute mich auch schon gestern den ganzen Tag auf die lange Runde heute. Vor allem bei dem super Wetter.
Doch heute Morgen habe ich so schwere Beine, dass ich die lange Runde auf Morgen verschieben werde, zumahl ja 12km Endbeschleunigung anstehen.
So gibt es heute nur ein Regenerationsläufchen und die Sonnenliege wird auch ausgepackt.
Viele Grüsse
Fri

82
Plankton hat geschrieben:Hallo Chrisi,

ich muß mich immer mit viel Disziplin zum Laufen zwingen. Wenn ich mich dann aber endlich überwunden habe und loslaufe, dann macht es mir großen Spaß, egal ob lange Läufe durch den Wald oder schnelle Runden auf der Laufbahn. Am nächsten Tag bin ich eigentlich wieder zu faul zum Laufen und muß mich erneut zwingen. Komische Sucht. :tocktock:

Gruß
Gregor


Ganz genauso geht es mir auch!
LG
Magimaus

83
Der Hauptreiber für meine Laufeinheiten ist der Hunger nach immer "besseren" Leistungen. Ich empfinde es als streng und sicher nicht immer als angenehm,
gerade sehr harte Trainingswochen durchzuziehen. Da bin ich auch schon mal froh, wenn es Sonntagabend ist und ich mich auf eine lockere Woche freuen kann.

Als leistungsorientierter Läufer ist es bei mir vielleicht schon auch eine Sucht. Es ist aber nicht die Sucht nach Bewegung, sondern die Sucht nach immer besseren Leistungen und Erfolgen. Um diese Suche befriedigen zu können, bin ich mir bewusst, dass konsequent gearbeitet werden muss.

Wenn mir die Leistungsverbesserungen nicht so wichtig wären und ich sehen würde, dass das Verhältnis Aufwand und Ertrag bei weitem nicht passt, dann würde ich alles andere machen, als fast täglich laufen zu gehen. Die gälte auch dann, wenn ich kaum Wettkämpfe bestreiten würde.

Dann würde ich wieder mehr auf Spaziergänge gehen, in den Bergen wandern, Badminton spielen, vielleicht wieder ab und zu ins Volleyballtraining gehen - nein, es würde mir nicht schwer fallen, das Training erheblich zu reduzieren.

Was mir aber schwer fallen würde, ist der Verzicht auf Wettkämpfe. Das sind für mich die Höhepunkte, ich geniesse die Glücksmomente eines gelungen Wettkampfes - es ist doch wunderbar, wenn man merkt, dass sich die eigene Leistungsfähigkeit stetig verbessert, man spürt, dass man den einen oder anderen (früher weit vorauslaufenden Konkurrenten) plötzlich "im Griff hat" ... ja, das ist es, ich leide beim Bahntraining während der Woche und habe dabei die Bilder des Erfolges vor Augen .. ich muss laufen und trainieren, ansonsten mir diese Art von Glücksgefühlen verwehrt blieben.

So ist es bei mir "ehrlich", ich könnte meine Begeisterung für den Laufsport aber auch ganz anders verkaufen ... ich liebe die Bewegung, es macht mir Freude in der Natur zu sein, ich sehe es als Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit im Büro, mein Körper braucht es .. und und und bla bla bla ...

Grüsse Michi

84
Einen wunderschönen sonnendurchfluteten lichten Tag wünsche ich euch!

Hocherfreut lese ich eure vielfältigen Gedanken zu diesem Thema welche für mich vor allem eines bedeuten: Wi sind alle auf der Suche und das Laufen ist ein möglicher Weg, unser Weg. Es freut mich überdies sehr zu lesen, dass manche von euch das Licht schon gesehen haben und somit eine Vorstellung von unserem Ziel haben. Das mag den Anderen Ermutigung sein, denn sie sind gewiss auch schon auf dem Wege nur möglicherweise ohne es zu wissen.

Da es die Sonne in diesen Tagen besonders gut mit uns meint wünsche ich ganz besonders viel Licht und Freude beim Laufen!


Ihr und Euer
Ginseng
Gesperrt

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