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"Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich es noch einmal schaffen kann"

"Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich es noch einmal schaffen kann"

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Ihr Dopingfall löste im Herbst 2004 ein Erdbeben aus, dessen Folgen in der Szene bis heute nachwirken. Doch die Triathletin Nina Kraft will nicht aufgeben: "Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich es noch einmal schaffen kann", so die 38-Jährige in der Fachzeitschrift triathlon, wo sie sich zweieinhalb Jahre nach dem Skandal im ersten großen Interview auf sechs Seiten den Fragen stellt, die die Szene seither bewegen.

"Damals, nach meinem positiven Dopingtest und meinem Geständnis, ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Was dann kam, war wie in einem Horrorfilm", sagt Kraft. Im Oktober 2004 war die Profitriathletin nach ihrem Sieg beim Ironman auf Hawaii des Dopings mit dem Hormon EPO überführt und disqualifiziert worden. Die Deutsche Triathlon Union (DTU) hatte sie daraufhin entsprechend ihrer damals gültigen Sportordnung mit einer einjährigen Wettkampfsperre belegt, die World Triathlon Corporation, Rechteinhaberin der Marke Ironman, schloss Kraft für zwei Jahre von sämtlichen Rennen ihrer Serie aus. Bei ihrem Comebackversuch im Februar 2007 beim Ironman Malaysia gab die Braunschweigerin nach elf Marathonkilometern in Führung liegend auf.

"Ich war mental erschöpft, die beiden vergangenen Jahre waren einfach zu viel für mich", sagt Kraft in dem ausführlichen Gespräch, in dem sie in teilweise schonungsloser Offenheit über die Wochen und Monate nach ihrer Entlarvung als Dopingbetrügerin berichtet. "Trotz allem war es gut, dass ich wenigstens zu meinem Vergehen gestanden habe und nicht den Weg gegangen bin, den so viele überführte Doper versuchen. Ich kann den Menschen wieder ins Gesicht sehen."

Das komplette Interview mit Nina Kraft finden Sie in der heute erschienenen Mai-Ausgabe (Nr. 55) der Zeitschrift triathlon, das als Europas größtes Triathlonmagazin im Bahnhofsbuchhandel und im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich ist.


Internet http://www.tri-mag.de

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im Auftrag von triathlon spomedis GmbH

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Ohhh :haeh:
Tim hat geschrieben: gab die Braunschweigerin nach elf Marathonkilometern in Führung liegend auf.

"Ich war mental erschöpft,

Versteht ihr das?
Wußte sie nicht so recht, ob sie Lust hat zu gewinnen :confused:
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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Für mich bleibt Nina Kraft eine große Athletin. Dass sie es nach zwei Jahren WK-Pause schafft, bis km 11 beim Marathon vorn zu liegen, zeigt ihr Potenzial. Ich wünsche ihr, dass sie sich nochmal motivieren kann, richtig (und sauber) anzugreifen.

Was sie dazu geritten hat, mit EPO zu dopen, bleibt allerdings ein Rätsel. In Normalform war sie damals jederzeit in der Lage, bei großen Wettkämpfen unter die Top 3 zu kommen. Vielleicht ein Formtief vor einem wichtigen WK und enormer Druck, oder eine Quali?

Gruß
RioLouco

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Marienkäfer hat geschrieben:Ohhh :haeh:
Versteht ihr das?
Wußte sie nicht so recht, ob sie Lust hat zu gewinnen :confused:
Naja, wenn man nach so ner Geschichte wieder auf der Piste ist,
steht man schon unter Druck, gerade sich selber gegenüber.
Kann ich schon verstehen.

Anyway: mir sind solche Menschen, die ehrlich zu ihren Fehlern und Schwächen
stehen, tausendmal lieber als irgendwelche Zahnpasta-Geschichten oder
das hartnäckige Leugnen von Blutaustausch.
Ich finde so eine Einstellung für sie persönlich sehr bewundernswert.
Ob sie dann noch "die Leistung bringt", "das Potential hat" ist dann schon
eher unwichtig - im Gegenteil: man rutscht gann sehr schnell wieder
in dieses Winner-Loser-Dilemma hinein, durch das das Doping erst
möglich wird.

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Marienkäfer hat geschrieben:Ohhh :haeh:



Versteht ihr das?
Wußte sie nicht so recht, ob sie Lust hat zu gewinnen :confused:

Auszug aus der Homepage von Nina Kraft - löst vielleicht die Fragezeichen über Deinem Kopf...

>>> Feburar07: Ironman Malaysia <<<

Nina ist beim Ironman Malaysia bei Km 11auf der Laufstrecke ausgestiegen, nicht wegen Erschöpfung, wie in der Presse berichtet wird, sondern weil Sie mental nicht bereit war sich zu puschen: "Ich musste die ganze Zeit an die letzten zwei Jahre denken, auf dem Rad hatte ich keine Lust alleine zufahren und stellte mir immer die Frage "Warum", als Bella dann rankam hatte ich wieder etwas Ansporn und lief Zeit raus und wieder kam die Frage "Warum mache ich das eigentlich", bin dann bei Kilometer 11 ausgestiegen, weil ich mich vom Kopf nicht mehr motivieren konnte, das wars. In der Zwischenzeit bereue ich diese Entscheidung bereits und überlege vielleicht noch einen anderen Ironman zu machen, mal sehen."

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Danke,
brettgeil hat geschrieben:- löst vielleicht die Fragezeichen über Deinem Kopf...

naja, nicht ganz.
Aber ich habe noch nie in Führung gelegen und kann wahrscheinlich deshalb nicht nachvollziehen, daß das keinen Auftrieb gibt. Müßte doch Motivation pur sein...

Übrigens gefällt mir natürlich auch, daß sie das Doping gestanden hat und sich nicht so unsäglich verhält wie Ulle.
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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Marienkäfer hat geschrieben:Übrigens gefällt mir natürlich auch, daß sie das Doping gestanden hat und sich nicht so unsäglich verhält wie Ulle.
Naja, Nina Kraft hat damals genau das (und nur das!) gestanden, was ihr ohnehin nachgewiesen war. Das war keine große Leistung.
Ulle ist (bisher) ja nur nachgewiesen, dass er Blut in Spanien deponiert hatte. Genau genommen ist sogar nur nachgewiesen, dass es sein Blut war, das in Spanien gefunden worden ist. Er sieht wohl immer noch eine Chance, die Affäre auszusitzen.

Wie auch immer: Nina Kraft hat ihre Sperre abgesessen und damit ist die Sache erledigt. Dass sie nicht als überführte Doperin aufhören will, finde ich verständlich.
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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kk66 hat geschrieben:Oder ihre Normalform beinhaltete stets EPO...

Da sie mit EPO etwa so schnell war wie vorher, liegt die Annahme nahe, dass sie auch vorher unter Drogen stand.

Jetzt, wahrscheinlich ohne EPO, reichte die Luft nicht mehr fuer die letzten 31 km.
So ist es.
Da macht es sich aber einer leicht. So weit ich weiß gibt es beim Triathlon recht regelmäßige Kontrollen. Und EPO ist seit vielen Jahren gut nachweisbar. Ich gehe daher davon aus, dass sie über weite Strecken ihrer Karriere sauber war (jedenfalls so sauber wie die anderen).

Übrigens wird im Breitensport inzwischen mehr gedopt als im Spitzensport; das sollte uns noch mehr zu denken geben.

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RioLouco hat geschrieben:Da macht es sich aber einer leicht. So weit ich weiß gibt es beim Triathlon recht regelmäßige Kontrollen. Und EPO ist seit vielen Jahren gut nachweisbar. Ich gehe daher davon aus, dass sie über weite Strecken ihrer Karriere sauber war (jedenfalls so sauber wie die anderen).
Du schränkst das "Saubersein" in Klammern wieder ein. Sollte da noch mehr als EPO sein?
RioLouco hat geschrieben:]Übrigens wird im Breitensport inzwischen mehr gedopt als im Spitzensport; das sollte uns noch mehr zu denken geben.
Woher weißt Du das im Breitensport mehr gedopt wird?
Ich kenne keinen Spitzensportler derart nahe, dass er mit mir vertraulich über dieses Thema sprechen würde. Ich bin aber daran interessiert, zu erfahren, ob der sich bei mir breit machende Generalverdacht tatsächlich bestätigt.
Du kennst definitiv Spitzensportler, die nicht dopen?
Viele Grüße
Fritz

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Hallo Itz!

Die Spitzensportler werden ständig kontrolliert auf zig verschiedene Substanzen. Ich unterstelle Spitzensportlern, dass sie in jeder Beziehung an die Grenze gehen; sowohl bei Training als auch bei der "medizinischen Betreuung" und der Einnahme von förderlichen Substanzen, von Mineralien über Eiweiß zu irgendwelchen Wunderpillen dubioser Zusammensetzung.
Im Gegensatz zur Breitensportlern werden sie aber kontrolliert, d.h. sie achten peinlich darauf, Grenzen möglichst nicht zu überschreiten.

Das Dumme beim Doping ist, dass die Grenzen schleichend sind; Schmerzmittel z.B. fallen zum großen Teil unter diesen Bann, genauso aufputschende Substanzen. Und da findet im Breitensport eben keinerlei Kontrolle statt. Schmerzmittel sind relativ beliebt bei Marathonis um die "Schmerzen" auf dem letzten Drittel zu vermeiden. Eigenartig daran ist, dass es dabei ja nicht einmal um eine Weltrekordprämie geht...

Wegen der regelmäßigen Kontrollen gilt für mich die Unschuldsvermutung: Solange nicht zumindest ein begründeter Verdacht vorliegt, ist ein Spitzensportler für mich nicht gedopt.

Gruß
RioLouco

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RioLouco hat geschrieben:Da macht es sich aber einer leicht. So weit ich weiß gibt es beim Triathlon recht regelmäßige Kontrollen. Und EPO ist seit vielen Jahren gut nachweisbar. Ich gehe daher davon aus, dass sie über weite Strecken ihrer Karriere sauber war (jedenfalls so sauber wie die anderen).

Übrigens wird im Breitensport inzwischen mehr gedopt als im Spitzensport; das sollte uns noch mehr zu denken geben.
Frage: Wer macht es sich hier leicht in seiner Argumentation? Die "recht regelmäßigen Kontrollen" sind nach meiner Erinnerunge eine eher neue Entwicklung. In Frankfurt 2004 etwa wurde zwar kontrolliert (Katja Schumacher = Testosteron), aber nicht auf EPO untersucht. Nina Kraft wurde dann im Oktober 2004 in Hawaii mit EPO erwischt. Erst danach (zum 1.1.2005) hat die DTU begonnen, Trainings- und Wettkampfkontrollen auf EPO einzuführen.

Damit will ich nicht sagen, wann eine Athletin oder ein Athlet sauber oder nicht sauber war. Man hat im Langstreckentriathlon nur lange Zeit eben nicht so genau hingeguckt... (weil Kontrollen einiges an Geld kosten, negative Presse für die Sportart bei Dopingfällen bedeuten können, usw.)

Gruß, Christoph.

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RioLouco hat geschrieben:Das Dumme beim Doping ist, dass die Grenzen schleichend sind; Schmerzmittel z.B. fallen zum großen Teil unter diesen Bann ... Schmerzmittel sind relativ beliebt bei Marathonis
Nein, Schmerzmittel fallen zum grossen Teil nicht unter diesen Bann, wie Aspirin oder nichtsteroidale Entzündungshemmer. Es gibt da auch keine schleichende Grenze. Eine andere Frage ist, ob eine Einnahme sinnvoll ist, ich würde davon abraten.

Was die "relative Beliebtheit" betrifft, das ist nett suggestiv, kannst du das mit konkreten Zahlen unterfüttern? Es gab mal vor Jahren eine Untersuchung beim Swiss Alpine Marathon, da war der Anteil derjenigen, die Schmerzmittel genommen haben, in etwa so gross wie der Anteil an der Gesamtbevölkerung, die regelmässig Schmerzmittel nehmen...
There are no answers. Only choices.

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Hallo!
RioLouco hat geschrieben:
Im Gegensatz zur Breitensportlern werden sie aber kontrolliert, d.h. sie achten peinlich darauf, Grenzen möglichst nicht zu überschreiten.
Sie achten meist peinlich genau darauf, nicht erwischt zu werden. :zwinker5:
RioLouco hat geschrieben: Das Dumme beim Doping ist, dass die Grenzen schleichend sind; Schmerzmittel z.B. fallen zum großen Teil unter diesen Bann, genauso aufputschende Substanzen.
Die Grenzen sind eigentlich ganz eindeutig. Es gibt eine Liste verbotener Substanzen, und es gibt Grenzwerte.
RioLouco hat geschrieben: Wegen der regelmäßigen Kontrollen gilt für mich die Unschuldsvermutung: Solange nicht zumindest ein begründeter Verdacht vorliegt, ist ein Spitzensportler für mich nicht gedopt.
Die Unschuldsvermutung ist im rechtlichen Sinne schon sinnvoll und richtig. Mit den Kontrollen hat das aber nix zu tun. Auch ohne Kontrollen müsste man ohne Beweise von nicht gedopten Sportlern ausgehen.

Die Realität sieht aber sehr wahrscheinlich ganz anders aus.
Kontrollen werden sehr leicht umgangen. Erst kürzlich gab es den Skandal mit hunderten verpassten Trainingskontrollen in D, die leider keine Konsequenzen für die Sportler hatten. (missed Tests). Dabei ist Deutschland doch angeblich vorbildlich bei der Dopingbekämpfung!

Mittlerweile ist bekannt, dass im Osten Deutschlands und in vielen anderen Staaten lange Zeit systematisch gedopt wurde. Dennoch berichtet eine Katrin Otto im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dass sich dem Kampf gegen Doping ach so verpflichtet fühlt, über Sportereignisse.

2008 sind die Olympischen Spielen in Peking. Wer glaubt, die Chinesische Führung würde nicht wirklich ALLES für die Leistung ihres Teams tun, ist naiv. Trotzdem vermute ich: Es wird offiziell keinen chinesischen Dopingfall geben.

Der gute Westen ist nicht besser: In den USA ist mittlerweile bekannt, das nationale Verbände jahrelang positive Tests unter den Tisch fallen lassen haben.

Die Doper sind den Dopingfahndern meist technisch 1 bis 2 Schritte voraus. Deshalb wird oft nichts nachgewiesen. Deswegen müsste ein Sportler konsequenterweise spätestens nach dem zweiten missed Test gesperrt werden. Die Doping- und auch die Maskierungsmittel sind mittlerweile so weit, dass wenige Tage reichen, um den Sportler clean wirken zu lassen.

Ja, im Breitensport wird auch gedopt. Teils auch aus Unwissen - DAS passiert im Spitzensport sicher sehr viel seltener. Natürlich wird auch im Breitensport gedopt, andere Hobbies und Berufe funktionieren bei vielen auch nicht ohne "Doping".

Im Breitensport wird mehr gedopt als im Spitzensport? Ich glaube es nicht. Wenn die ganze Wahrheit ans Tageslicht käme, würden der Tour de FRance die Fahrer fehlen, Real Madrid die Spieler, ganze Finalbesetzungen in der Leichtathletik wären gesperrt. Gedopt wird seit 100 Jahren ... Tendenz sinkend? Man möchte es glauben ... :teufel:

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister
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