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Ist ein Blue Race über 3 Wochen überhaupt ein Blue Race?

Ist ein Blue Race über 3 Wochen überhaupt ein Blue Race?

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Fasziniert standen wir heute zu dritt an der Kehrwiederspitze im Hamburger Hafen und begrüßten das Mittelfeld der großen Tranatlantikregatta Blue Race von Newport nach Hamburg (Ziel ist Cuxhaven). Plötzlich, wie man Jens (till) eben so kennt, kam ganz trocken der Joke des Tages (siehe Threadüberschrift). In den letzten 2-3 Wochen verfolgten wir mit mehr oder weniger Interesse diese Regatta. Wenn man sich das überlegt, daß das schnellste Schiff keine 12 Tage über den Atlantik brauchte, wenn man sieht auf was für relativ kleinen Schiffen, denen man die hochseetauglichkeit und den Platz für eine ca. 10-köpfige Crew kaum zutraut, ist das eine irre sportliche Leistung.

Stellte sich dann mir die Frage: was ist eigentlich Sport? Welche Disziplinen zählt ihr, subjektiv betrachtet, dazu? Und es stellte sich auch die Frage, wieviel Sportsponsoring verkraftet eine Bank/Firma ohne sich in negatives Licht/Gefühl des Kunden zu manövrieren? Die HSH-Nordbank geht da einen Grenzweg, denke ich!?
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Steif hat geschrieben: Stellte sich dann mir die Frage: was ist eigentlich Sport? Welche Disziplinen zählt ihr, subjektiv betrachtet, dazu?

Disziplinen? Keine Ahnung. Es gibt zu viele Dinge, von denen ich nichts verstehe als dass ich das beurteilen könnte. Außerdem ist *für mich* Sport keine Frage der Disziplin und auch keine Frage des individuellen Tempos.
Ich selbst fahre z.B. über 9.000 km Rad pro Jahr und das wahrscheinlich inzwischen nicht mal mehr sooo langsam. Ich fahr auch ab und zu ne RTF mit, trotzdem treibe ich keinen Radsport und wäre dazu wohl auch gar nicht in der Lage. Sport treiben heißt für mich regelmäßiges halbwegs systematisches Training mit dem Ziel schneller/besser zu werden und die Bereitschaft, sich für dieses Ziel auch mal zu quälen. Und eben auch das Talent, dass dieses Training im halbwegs normalen Rahmen anschlägt (im Vergleich zu Nicht-Radfahrern mag ich schnell sein, wenn man die 9.000 km einkalkuliert, bin ichs eben nicht) Außerdem gehört für mich zum Begriff Sport die zumindest halbwegs regelmäßige Teilnahme am 'organisierten Betrieg', d.h. an Wettkämpfen dazu.
Und es stellte sich auch die Frage, wieviel Sportsponsoring verkraftet eine Bank/Firma ohne sich in negatives Licht/Gefühl des Kunden zu manövrieren? Die HSH-Nordbank geht da einen Grenzweg, denke ich!?

Seehr schwierig. Die Firma, in der ich arbeite ist Namenssponsor eines Marathonlaufes. Bei der Beurteilung dieser Tatsache schwanke ich ständig zwischen 'toll' und 'warum erhöhen sie nicht stattdessen mein Gehalt?' :wink: Oder etwas erster 'warum wird dieses Geld nicht gespendet?'

tina

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Für mich gehört zum Sport die körperliche Betätigung dazu, quasi alles, was nicht reine Geistesarbeit ist. Deswegen fällt es mir schwer, Pokern, Schach oder sonstige Spiele als Sport wahrzunehmen (was allerdings der Hochachtung vor den Leistungen der Spieler nicht schmälern muß). Schießen fällt für mich auf die Grenze, weil hier nicht nur Konzentration, sondern auch "die ruhige Hand" gefordert ist - andererseits fallen Computerspiele für mich nicht in die sportliche Kategorie.

Die Frage des Wettkampf finde ich nicht so wichtig, sonst würden wohl 3/4 aller Jogger keinen Sport machen, 90% der Skiläufer und 70% der Segler (Zahlen spontan geschätzt).

Zum Blue Race: Ich bin 2003 die Vorgängerregatta mitgesegelt, von daher kann ich nur bestätigen, daß eine Atlantikregatta eine sportliche, Körper und Geist herausfordernde, Anstrengung ist. Mental wirken da vor allem am Ende die Faktoren, daß man nicht einfach aussteigen kann, selbst wenn man wollte (anders als z. B. beim Marathon), und das einem auch die netteste, harmonische Crew nach 2-3 Wochen auf den Geist geht, wenn man auf 12-18 Metern eingesperrt ist.
Körperlich darf man nicht vergessen, daß man ständig in Bewegung ist, der Körper also nie (zum Teil auch beim Schlafen nicht) völlig zur Ruhe kommt, von der Anstrengung beim Rudergehen, Segelwechsel usw. abgesehen.

Wer noch zum Race Village möchte: Schaut euch ruhig mal Peter von Sehestermühe an. Das Schiff ist 1936 gebaut worden und hat den 5. Platz (von 23) nach berechneter Zeit gemacht. Ein wundervoll gepflegter Oldtimer (der bis 1990 meinem Segelverein gehörte).

Zum Sponsoring: Das hängt häufig auch von dern persönlichen Vorlieben der Menschen mit Budgetverantwortung ab. Man darf aber nicht die positiven Effekte unterschätzen, z. B., daß viele Kunden der HSH-Nordbank selber segeln, daß der "Event" auch für Nichtsegler ein spannendes Erlebnis sein kann, und somit für die Kundenpflege genutzt werden kann und schließlich die PR, die die Bank machen kann. Würde man die Ausgaben für die Regatta mit den Ausgaben einer gleich effizienten Marketingkampagne vergleichen, würde die Regatta wohl sehr günstig abschneiden.

PS: Und natürlich ist eine Atlantikregatta auch wenn sie länger dauert als 3 Wochen noch eine Atlantikregatta. Ich glaube aber, dieses mal sind fast alle im Limit geblieben.
Alle vor mir sind erbärmliche Knochenschinder, alle hinter mir bedauernswerte Jogger.:D

Versäg den Fischer - bis Ende 2011 HM 1:37, M 3:41.
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