Samstag, 14.07.
Anreise – 5h30 hat es gedauert und nun bin ich wieder in Ehrwald. Das Tiroler Wetter meint es gleich so richtig gut mit uns. Sonne und warme Temperaturen lassen auf eine schöne Woche hoffen.
Wir, dieses Jahr habe ich meinen Göga überzeugen können mitzufahren, richten uns im Quartier ein und unternehmen auch gleich den ersten Rundgang durch den Ort und das Moos. Eine erste zufällige Begegnung mit zwei Foris und drei Hunden lassen schon ein leichtes Grinsen in mir aufsteigen. Ich freue mich auf diese Woche, aber das habe ich wohl schon mehrfach erwähnt. Am Abend geht es natürlich zum Mooswirt, essen und mit Foris schwatzen und einfach die netten Leute treffen, die einen begrüßen als wenn man nur eben ein paar Tage nicht da gewesen sei.
Sonntag, 15.07.
Bevor für mich am späten Nachmittag die offiziell Laufwoche beginnt, wollen wir eine Wanderung zur Coburger Hütte unternehmen. Es geht über den „Hohen Gang“ hinauf zum Seebensee (1657 über NN) und weiter zur Coburger Hütte (1917 ü NN). Nach einer Rast mit super Blick auf den Drachensee folgen wir den Hinweisschildern in Richtung Biberwier und nach Überquerung der Biberwierer Scharte (2000 ü NN) müssen wir über Geröll und Schotter einen sehr unangenehmen steilen Weg über den Knappensteig hinab ins Tal. Über den Panoramaweg wandern wir wieder nach Ehrwald und schon wieder begegnen uns Foris, die, eben angereist, beim Cafe „Leitner“ erste Erholung von der Fahrt suchen.
17:30 Uhr findet das beliebte Begrüßungsjoggerl statt. Zwischen 6 und 9 km kann man sich entscheiden. Auf Grund der doch recht warmen Temperaturen laufen wir gemeinsam in den Lärchenwald und schon bildet sich eine Vorweglaufgruppe und wir anderen zuckeln locker schwatzend hinterher. Natürlich verpassen die Schnellen den Abzweig und nun kann man sagen, die Letzen werden die Ersten sein. Zumindest eine kurze Weile lang. Aus dem Wald hinaus geht es ins Moos und dort trennen sich die Wege. Ich entscheide mich für kurz und bin nach 5,7 km (danke Ralf) wieder am Bergsporttotal. Die „länger Läufer“ laufen dann wohl auch etwas viel länger kreuz und quer im Moos.
Nach einem schnellen Abendbrot beim Mooswirt folgt die offizielle Begrüßungveranstaltung im Ehrwalder Festsaal.
Montag, 16.07.
Heute steht auf meinem Plan: 10 Uhr Blindseelauf. Also Laufsachen an und die Badesachen einpacken. Mein Mann will am Vormittag die Orchideenwelt der Alpen kennen lernen und ich gehe mit Sack und Pack zum Treffpunkt. Mit Kleinbussen fahren wir zum See und wie schon letztes Jahr beeindruckt mich das Panorama dieser Landschaft schon auf der Fahrt. Da mein Bergschuh am Vortag meinen rechten Fuß mit aufgeriebenen Stellen beglückt hat, steht meine Entscheidung nur eine Runde zu laufen schon fest. Ich lasse es locker angehen und bleibe ab und zu stehen um mit der Handykamera ein paar Fotos zu schießen.
Am Parkplatz angekommen nutze ich die angebotenen Getränke, schnappe mir meinen Rucksack und winke den anderen hinterher, die in die zweite Runde (oder sogar später noch in die dritte Runde) gehen. Ich nutze die Zeit mich langsam an das doch recht kalte Wasser zu gewöhnen und kann mich überwinden ganz einzutauchen. Herrlich klares und sauberes Wasser, da macht schwimmen richtig Spaß. Langsam trudeln auch die anderen ein. Doch nicht jeder kann sich überwinden mehr als nur die Füße ins Wasser zu bringen.
Ich lege mich noch etwas in die Sonne und bin hocherfreut, als mein Mann auch am See zum Baden aufkreuzt.
Nach einer Mittagspause heißt es um 15 Uhr: treffen zum Lauftechniktraining.
Peter Wundsam lässt uns nach einer Warm- und Einlaufphase viele wunderschöne Übungen machen. Unter anderem: bewusste Fußarbeit, Hopserlauf, Kniehub, Anfersen, Armeinsatz, Handhaltung, „Dreisprunglauf“, 5 Phasen des Zuglaufes und das Ganze in verschiedenen Varianten. Da es immer noch sehr warm ist, kommen wir schnell ins Schwitzen und sind froh im schattigen Lärchenwald diese Übungen zu trainieren.
Nach einer erfrischenden Dusche im Quartier geht es zum Essen- und Getränkefassen zur Lieblingskneipe in den Biergarten.
Dienstag, 17.07.
6:30 Uhr piepst mein Wecker. Schnell ausschalten, ganz leise (der Liebste schläft noch tief und fest) frisch machen, anziehen und ab geht’s. Heute will ich das Angebot „30 Minuten Gymnastik und Dehnen ohne Laufen“ mal ausprobieren. 3 weitere Läufer lassen sich nicht durch die zeitige Stunde schrecken und tappen, tippeln, hopsen, verrenken, strecken und dehnen sich nach Anleitung durch Peter.
Danach schnell zurück in die Pension zum Frühstücken, denn heute wird es anstrengend.
Auf dem Plan steht ab 10 Uhr Intervalltraining.
Erich hat gemeinsam mit Peter im Lärchenwald einen Rundkurs auf Waldwegen und quer durch den Wald mit Slalomabschnitt und Kuhfladenhindernissen und die „Schleiferrunde“ um den „Schleiferstein“ markiert.
Nach Warmlaufen und Ablaufen des Kurses und bisschen Dehnen und einem Steigerungslauf (hier muckt plötzlich mein linker Oberschenkel rum – leichte Zerrung???) erklärt Peter den Ablauf der Intervalle. Es gibt eine leichte Variante für den eher Freizeitläufer und die härtere für den Trainierer. Ich gehe das erste Intervall sehr vorsichtig an, da ich nicht einschätzen kann was da im Oberschenkel passiert ist. Recht zügig laufen geht und auch die schneller zu laufende „Schleiferrunde“ klappt gut. Also entschließe ich mich doch das ambitioniertere Programm mitzulaufen. Das nächste Intervall bedeutet 2x Rundkurs (je Runde ca. 10-15 sek langsamer als beim ersten Mal) plus 1x schnellere Schleiferrunde. Nach einer ca. 3 min Pause geht es 3x um den Rundkurs (nochmals etwas langsamer je Runde) und dann wieder mit mehr Tempo 1x um den „Schleiferstein“. Wieder 3 min Pause in der wir das Angebot der bereitstehenden Getränke fleißig nutzen. Es ist auch heute sehr warm. Nun geht die Pyramide wieder rückwärts. Das heißt schneller laufen, 2x Rundkurs und auja! die Schleiferrunde auch. Kurze Pause und nun noch einmal eine ganz schnelle Runde und rum um den Schleiferstein. Peter hat alle Zeiten notiert und verspricht eine Übersicht zu erstellen (die hing dann auch für alle sichtbar an der Tür vom Bergsporttotal ). Als krönenden Abschluss dürfen nun auch noch immer zwei Läufer bzw. Läuferinnen die „Schleiferrunde“ im Wettlauf gegeneinander absolvieren. Ich kann zwar meine „Gegnerin“ klar distanzieren, merke aber hier deutlich den unangenehm schmerzenden Muskel im Oberschenkel. Nach einem lockeren Auslaufen gehe ich ins Quartier zum Duschen. Den Nachmittag verbringe ich sehr relaxt mit lesen und schlafen.
Mein Mann hat für diesen Tag den anstrengenden Aufstieg auf den Daniel in Angriff genommen und ist oben mit wunderschönen Aussichten auf die umliegenden Berge und Täler belohnt worden.
Am Abend findet in einem Ortsteil von Reutte der Vortrag von Dr. Roland Werthner statt.
Ich empfinde diese ganze „Theorie“ für mich als sehr informativ und freue mich schon auf die praktische Umsetzung, die am nächsten Tag stattfinden soll.
Schade war, das dieser Vortrag nur so wenig Läufer angelockt hat.
Mittwoch, 18.07.
Auch heute schleiche ich mich zeitig aus dem Haus. Peter lässt uns barfuß im nasskalten Gras rumtappen und Übungen ausführen. Auch ein paar Hinweise aus dem Vortrag werden aufgegriffen und natürlich dehnen.
10 Uhr treffen wir uns am Bergsporttotal und mit erwärmenden Geh- und Laufschritten bewegt sich die Läuferschar in den hoffentlich kühlen Lärchenwald.
Nun geht es an die Umsetzung des am Abend gehörten. Koordination des Körpers und Einbringen verschiedenster Bewegungsabläufe in die sogenannte Laufschule. Beispiel gefällig? Im Stehen: rechten Fuß anheben und nach innen kreisen – rechte Hand auch nach innen kreisen. Ja und nun den Fuß nach außen kreisen, aber die Hand weiter nach innen. Viel Spaß beim Üben. Das sollte man dann auch in die andere Richtung üben und natürlich auch mit dem anderen Bein. Übrigens, diagonal, also z.B. rechte Hand linkes Bein, ist es meistens einfacher gegenläufige Bewegungen zu realisieren.
So gehen, hopsen, kreisen, rennen, eiern und laufen wir durch den Wald und können uns vor lachen manchmal kaum halten. Es sieht doch teilweise recht komisch aus. Zum Abschluss „darf“ dann noch jeder einmal vor allen seinen Laufstil präsentieren und erhält Hinweise zur Verbesserung.
Mein Mann hat unsere Verrenkungen mit der Kamera festgehalten und so hoffe ich nicht alles so schnell wieder zu vergessen. Aber eigentlich hätte man einen Film drehen müssen.
Zur Erholung fahren mein Mann und ich nach dem Mittag zum Heiterwanger See und genießen beim Umwandern die wunderschöne Landschaft. Hier sehe ich sie nun auch, die wilden Orchideen, die unscheinbaren und die offensichtlichen Schönheiten.
Zum Abend treffen sich einige Läufer zum steilen Berglauf. Für mich ist aber, auf Grund meiner weiteren Pläne für die Woche, keine Trainingseinheit mehr drin. Aber zur Gamsalm hoch wandern und mit den Läufern und Wanderern ein Bierchen trinken und was herzhaftes Essen, das ist immer eine gute Idee. Wir haben Spaß und auch ein einsetzender Gewitterguss lässt unsere gute Laune nicht absinken. Als es aufhört zu regnen gehen wir vier Wanderer mit „Bewachung“ durch Kim wieder ins Tal hinab. Einige Läufer gönnen sich, es ist kühl geworden, doch ein Taxi.
Donnerstag, 19.07.
7 Uhr Frühsport!!!
Nach dem Frühstück machen mein Mann und ich uns wandernd auf den Weg, durch Ehrwald (1000) zur Talstation (1108) der Ehrwalder Almbahn und weiter den Wanderweg zur Ehrwalder Alm (1502). Dort treffen wir auf die Läufer, die für diesen Tag den langen Lauf nach Leutasch durch das Gaistal in Angriff nehmen. Mit besten Wünschen schicken wir sie los. Ich muss erst noch einmal meine vom Wanderschuh aufgeriebene Ferse verarzten.
Weiter wandern wir zur Hochfeldern Alm (1732) den Max-Klotz-Steig hinauf bis zum Brandtjoch (2120). Da es sehr heiß ist, entschließen wir uns hier, nach einer geruhsamen Pause wieder umzukehren. Ich schaue mir noch den weiteren einsehbaren Weg (bis zum Feldernjöchl) an. Ich will ja in 3 Tagen dort entlang laufen.
Abwärts geht es bei mir durch die aufgeriebenen Stellen am Fuß nicht so schnell und ich bin dankbar für die Höhenmeter, die wir dann doch mit der Seilbahn fahren.
Am späten Nachmittag fahren wir zu einem Ministadtbummel nach Garmisch.
Nach dem Besuch der Holzerstube (der Mooswirt hat Ruhetag) können wir ein Wetterleuchten der besten Art bewundern. Jemand sagte: „Das ist wie Silvester ohne Ton und nicht ganz so bunt“.
Freitag, 20.07.
Auch heute wieder 7 Uhr Gymnastik und Dehnen.
Für mich wird das heute ein ganz ruhiger Tag. Mein Mann geht auf seine Wandertour um den Tajakopf und ich verbringe den Vormittag mit einem Spaziergang durch das Moos bis nach Lermoos und wieder zurück. Am Nachmittag habe ich eine Massage bei Ric gebucht. Rücken und Beine werden ordentlich durchgeknetet und ich genieße die Entspannung. Ein leichtes knacken zeigt mir, der Masseur hat den richtigen Punkt gefunden und nun sind alle Wirbel blokadefrei.
Samstag, 21.07.
Ausschlafen, frühstücken, durch Ehrwald bummeln, was kleines zum Mittag essen und einfach „Zeit totschlagen“. Endlich rückt die Zeit heran und nun Laufsachen anziehen, die Schuhe mit dem Chip nicht vergessen, was zum Trinken in den Rucksack und auf geht’s zum Bahnhof. Mit Schienenersatzverkehrsbussen werden wir nach Heiterwang gefahren.
Start für die Walker ist 15:30 Uhr und wir Läufer verabschieden sie mit Anfeuerungsrufen und Klatschen. Pünktlich 16 Uhr erfolgt dann unser Start in den „ZugspitzArenalauf“. Über 15,8 km geht die Strecke von Heiterwang nach Ehrwald. Ein paar Höhenmeter sind dabei auch zu bewältigen.
Ich will es so ruhig wie möglich angehen und vor allem den Ergeiz nicht die Oberhand gewinnen lassen. Doch das ist immer leichter gesagt als getan. Es läuft sich anfangs recht leicht und auch die drückendwarme Luft macht mir kaum zu schaffen. Bei jeder Getränkestelle nehme ich einen Schluck Wasser zum Trinken und der Rest ist zum Erfrischen von Gesicht und Nacken. Marc läuft eine zeitlang neben mir und dann werden wir von einem anderen Fori überholt. Hier hängt sich Marc dran und schon ist er einige Meter vor mir. An einem der nächsten Anstiege können wir beide wieder überholen und ich habe auf der Bergabpassage viel Schwung zum Aufschließen. Wir überholen die ersten Walker und Barbara sagt mir ich könnte momentan an 6. Stelle bei den Frauen liegen. Das ist nun wirklich was für den Ergeiz. Die Frau vor mir habe ich in Sichtweite. Kann ich an sie ranlaufen und vielleicht sogar noch überholen? Noch gut 3 km bis ins Ziel. Die Spitze der Walker habe ich nun auch eingeholt. Kurz vor der Straßenquerung in Lermoos überhole ich die Frau und sehe in einiger Entfernung vor mir einen mir gut bekannten Läuferfori. Mein Blick auf die Uhr: sein Zeitziel kann er nicht mehr schaffen. Hat er aufgegeben? Ich gebe Gas. Endlich, einen Kilometer vor dem Ziel habe ich ihn eingeholt. Japsend sage ich ihm er soll nicht schwächeln, wir laufen das zusammen zu Ende. Der letzte Anstieg – auf halbem Berg sitzt mein Mann mit der Kamera auf der Straße und dokumentiert die Quälerei. Noch 150 Meter. Wir werden immer lauter angefeuert und gemeinsam geht es über die Ziellinie. Kinder hängen uns Medaillen um den Hals. Ich bin geschafft. 1:22:08 und damit knapp 1 Minute langsamer als letztes Jahr, das passiert wenn man den Ergeiz nicht im Griff hat. Ich wollte doch ganz ruhig und langsam ....
Wir feuern die nach uns kommenden Läufer und Walker an und freuen uns über neue Bestzeiten der anderen Foris und Laufwocheteilnehmer.
Die Siegerehrung und Startnummern-Tombola findet vor dem Laden von „Bergsport total“ statt. Mit viel Beifall werden Sieger, Platzierte und Tombolagewinner bejubelt. Bei den Walkern können zwei Laufwocheteilnehmer den Sieg feiern. Ich freue mich, das ich meine Vorjahresplatzierung wiederholen konnte. Bei der Tombola habe ich Glück für eine Badetuch und einen Kugelschreiber.
Beim Mooswirt ist für die Laufwochenteilnehmer ein langer Tisch reserviert und bei gutem Essen und Trinken wird der überstandene Lauf gefeiert.
Doch so sehr lange bleibe ich nicht, morgen, ja morgen kommt das eigentliche Ereignis.
Sonntag, 22.07.
Nach einer unruhigen Nacht werde ich am frühen Morgen durch ein heftiges Gewitter geweckt. Oohh nein, bitte nicht heute so ein Wetter. Ich bin nervös und genervt. Alle paar Minuten schaue ich noch ob es aufhört zu regnen. Das Gewitter ist weiter gezogen, aber die Wolken steigen nur langsam am Berg hinauf und der Gipfel, ja eben der auf den ich heute hoch will, hüllt sich in graue Regenwolken. Ein kleines Frühstück, extra für uns Läufer schon eine Stunde eher als üblich, will mir nicht wirklich schmecken.
Noch eine Stunde bis zum Start. Die Webcam zeigt Wolken, Regen und am Gipfel, 0°C und Wind bis 40 km/h. Ich entscheide mich für knielange Hosen, ein langärmliges Laufshirt, Had und die Laufjacke, in den Taschen verstaue ich 10 Euro, Papiertaschentücher und die Handschuhe. Wir gehen zum Startbereich und warten auf die anderen „Verrückten“. So nach und nach finden sich alle ein. Nervosität wohin man schaut. Es regnet immer wieder. Den Rucksack abgeben, noch ein zwei Fotos von den Läufern, verabschieden von Familie und den lieben Foris, die extra zum Start gekommen sind und nun geht es gleich los.
Ich starte so fast von ganz hinten und lasse es langsam angehen. Trotzdem bin ich die ersten Kilometer nur am Überholen. Nach einer kurzen Gebüschpause, am Start hatte der Veranstalter keine Toihäuschen aufgestellt , muss ich mehrere Läufer zum zweiten Mal überholen. Weiter geht es bergauf und ich versuche durchgängig zu laufen, was mir auch fast bis zur Hochfeldern Alm gelingt. Immer wieder regnet es. Ab der Hochfeldern Alm beginnt der Bergpfad. Hier gehe ich die steilen Abschnitte. Es ist schlammig, rutschig und schmierig. Der Schlamm klebt eklig schwer am Schuh. Ich versuche mehr auf der Wiese zu laufen, doch dort ist es steiler und man muss mehr nach dem Weg schauen. Endlich wird der Weg steiniger und „trockener“. Die Läuferschlange bewegt sich wandernd und manchmal laufend den Berg hinauf. An Überholen ist nicht zu denken. Erstens ist es zu schmal und zweitens kostet das viel zu viel Kraft.
Am Brandjoch, hier ist nach Ehrwalder Alm und Hochfeldern Alm die dritte Verpflegungsstation, gibt es Stau. Etwas ISOWasser trinken, oh ist das eisig kalt, und dann warten bis man dran ist sich am Seil festhaltend, rückwärts eine schmierigmatschigen Abhang hinabrutschen zu lassen. Der Weg ist auf den nächsten Metern durch die Bergwacht mit Fixseilen gesichert. Die Schuhe sind mindestens ein Kilo schwerer durch den dranhängenden Schlamm. Es wird flacher und wieder kann man laufen. Feldernjöchel, leichter Stau, Schlamm und weiter geht’s zum Gatterl. Hier muss richtig geklettert werden. Kletterseile der Bergwacht und die Stahlseile helfen über schwierige Passagen. Nun folgt ein recht steiniger Weg. Leider ist ab diesem Zeitpunkt durch Nebel und Wolken keine Sicht. Der Blick ist auf die Beine und Waden der Vordermannes gerichtet. Nicht stolpern, aufpassen wohin man die Füße setzt. Nach über 2 Stunden lässt nun schon die Konzentration nach. Ich überhole nicht und werde zwischen Gatterl und Knorrhütte nur einmal überholt. Knorrhütte, die letzte Verpflegung vor dem Ziel, denn es steht schon fest, es geht nur bis zum Sonnalpin. Bei der Wetterlage geht die Sicherheit der Läufer vor.
Ich wandere die Geröllfelder nach oben. An laufen ist nicht zu denken. Es wird nun so richtig schwer. Mir wird durch den Wind sehr kalt und ich bin froh die Jacke, die ich bisher um den Bauch gebunden hatte, anziehen zu können. Had über die Ohren ziehen und Handschuhe anpellen. Ok so ist es besser. Doch der Weg nach oben zieht sich. Drei oder vier Läufer können mich wandernd überholen. Ich muss anhalten um tief Luft zu holen. Beim Umschauen sehe ich auch andere Läufer mit Schwierigkeiten. Zwei Fotografen sitzen frierend am Wegesrand und knipsen. Dann endlich sehe ich das Gebäude am Sonnalpin noch wenige Meter und ich bin im Ziel. Offizielle Zeit 3:31:11. Mir ist eiskalt. Schnell was trinken und dann rein ins Gebäude. So und wohin nun? Fahrkarte kaufen um mit der Bayrischen Bergseilbahn nach oben zu fahren auf den Gipfel. Ich muss fast eine Stunde warten ehe ich zu meiner Fahrkarte komme . Es ist sehr kalt und die wartenden Läufer sind entsprechend ungehalten über die schlechte Organisation und Absprache zwischen Veranstalter und Bergbahnbetreiber .
Endlich kann ich die letzten 400 Höhenmeter zur in Wolken verhangenen Zugspitze hinauffahren. Oben treffe ich meinen Mann und nach Medaillenempfang, Getränkefassen, Finishershirt (nur noch Größe L oder XL ) holen und erfolgreiche Gepäcksuche mit Umziehen, treffen wir auch auf einige weitere Läufer unserer Laufwoche. Alle sind froh gesund oben angekommen zu sein. Einige sind enttäuscht, das es nicht bis ganz nach oben gegangen ist, können die Entscheidung aber verstehen. Ich weiß nicht ob ich bei besserem Wetter mit Freude weiter gegangen wäre. Hier und jetzt war ich froh das mir das letzte Stück erspart geblieben ist.
Nach einer Stärkung machen wir uns auf den Weg und fahren mit der Ehrwalder Zugspitzbahn nach unten. Ca in 2000 Meter Höhe reißen die Wolken auf und wir haben einen wunderschönen Blick in die Zugspitzarena.
Am Abend treffen wir uns mit den noch verbliebenen Extremläufern beim Mooswirt zum Erfolgfeiern. Wir haben es geschafft. Jawoll.
Wir verabschieden uns. Morgen geht es wieder heimwärts. Die Gedanken aber kreisen schon wieder darum, ob es wohl auch nächste Jahr klappt, dabei zu sein, bei der 5. Ehrwalder Laufwoche.
Eigentlich wollte ich noch gleich einige Bilder hier reinstellen, aber die müssen erst viel kleiner gemacht werden. Das dauert doch etwas länger als gedacht. Ich werde also in nächster Zeit die Fotos hier in die Bildergalerie reinstellen lassen.
"Gib dir Berge" - Ehrwalder Laufwoche 2007 mit ZugspitzArena- und Extremberglauf
1Tati
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