Banner

Entspannt durch's Land - Der Monschau-Marathon als Trainingslauf

Entspannt durch's Land - Der Monschau-Marathon als Trainingslauf

1
Monschau-Marathon, 12.08.2007
-Entspannt durch's Land-

Lesen bildet ja bekanntlich. Und das Lesen von Laufberichten bildet manchmal den Wunsch, die Strecke selbst einmal unter die Füsse zu nehmen.
So ging es mir, als ich über den Monschau-Marathon las. Von einer gut und familiär organisierten Veranstaltung, einer tollen Gegend, enthusiastischen Zuschauern, privaten Verpflegungsständen und gut 750 Höhenmetern war da die Rede.
Schnell reifte daher die Idee, den Marathon in der Eifel als Trainings- und Genußmarathon und Vorbereitungslauf für den Röntgenultra zu laufen und sich erstmals in die "Berge" zu begeben.
Die bisherigen Marathons und Ultras waren alle auf flachem Terrain; lediglich beim Hermannslauf und einigen kürzeren Läufen ging es für mich schon mal über profilierte Strecken.
Die Vorbereitung auf den Lauf nach eigenem Trainingsplan verlief sehr schwankend, da ich nicht alle Einheiten absolvieren konnte und manchmal improvisieren musste.
Im Urlaub an der Nordsee fehlte das hügelige Trainingsgelände, so dass ich an einem Tag die Deichrampen raufsprintete. Streckennot macht erfinderisch. Auch ansonsten musste manchmal eine Einheit auf dem Stepper eine Laufeinheit ersetzen.
Gerade einmal einen Lauf von 3 Stunden und 4 zwischen 2 und 2 1/2 Stunden hatte ich mir in meinem Trainingstagebuch für die Vorbereitung gutschreiben können.
Aber das mußte diesmal eben reichen, denn ich wollte ja geniessen und nicht hetzen und hatte den Ehrgeiz gegen Null geschraubt.
Lieber gute Fotos als gute Zeiten, lieber Fernblick statt Tunnelblick.
Meine Frau und meine Tochter Chiara entschlossen sich, mich diesmal wieder zum Marathon zu begleiten, und so buchten wir eine Ferienwohnung direkt am Marktplatz in Monschau, um uns dort ein nettes Wochenende zu machen. Ich freute mich auf das Laufwochenende und war halbwegs beruhigt, dass die Mehrtagesvorhersage des Wetterberichtes sonniges und trockenes Wetter ankündigte, nachdem es in den letzten Jahren Hitze- und Regenrennen gegeben hatte.
Am Freitag, zwei Tage vor dem Start, kamen wir in Monschau an, bezogen unser Appartement direkt am historischen Markt und machten schon mal kleine Bummel durch das schmucke Fachwerkörtchen an der Rur ohne "h".
Auch am Samstag bummelten wir durch den Ort, bevor es zur Nachmeldung und Nudelparty in den Monschauer Stadtteil Konzen ging.
Die Anmeldung ging ruck-zuck und in der Startertüte befand sich bereits das Finishershirt, was ich immer etwas befremdlich finde.
Nachdem wir uns Nudeln und Salat gewidmet hatten, ging es wieder zurück in die Wohnung, wo dann "Montezumas Rache" zuschlug, die mich mehrfach an die Keramik fesselte und auch am nächsten Morgen noch weiter rächte.
So stand ich dann, zusätzlich geschwächt, aber bei bestem Laufwetter, um 8:00 Uhr am Start, um mit mehreren hundert anderen Läufern die Strecke unter die Füsse zu nehmen, auf die bereits ab 6:00 die Walker losgelassen wurden.
Ich hatte mir einen Lauf im gemütlichen Trainingstempo mit Zeitaufschlägen wegen des Profils vorgenommen, also etwa einen Schnitt von 7 Minuten pro Kilometer. Dabei sollte dann am Ende, wenn alles gut geht, vielleicht noch eine Zeit von knapp unter 5 Stunden herauskommen. Aber -wie gesagt- das war absolut nachrangig.
Die ersten Kilometer ging es, noch im dichten Feld, meist bergab und dann durch die Altstadt von Monschau. Ich war noch kalt und lief recht vorsichtig an. Nachdem es recht flach an der rechts vom Weg plätschernden Rur weiter ging sah ich nach 5 Kilometern das erste Kilometerschild und hatte bis dahin ein kleines "Guthaben" von 2,5 Minuten aufgebaut, das sich im Laufe der nächsten Kilometer leicht vergrößerte.
Nach der Brücke über die Rur bei Kilometer 7,5 wurde es dann deutlich profilierter; das Einrollen hatte ein Ende. Es folgte ein Auf und Ab mit kurzen, steileren und längeren Anstiegen.
Dort verfiel ich meist, wie auch fast alle Läufer um mich herum, in einen zügigen Gehschritt,
um mir die Kräfte einzuteilen. Aber so war man auch nicht langsamer war als die wenigen Teilnehmer, die dort noch gelaufen sind.
Die Strecke führte über Waldwege, über Hochflächen mit Windrädern und durch kleine Ortschaften und war sowohl reiz- als auch anspruchsvoll.
Zwischendurch zog ein Fahrrad mit Schildern meine Blicke an. Es begleitete eine Läuferin bei ihrem 100. Marathon. Kurze Zeit später lernte ich einen älteren Läufer kennen, der mir berichtete, dass dies sein 105. Marathon sei - Ultras nicht mitgerechnet. Auch auf ein paar mir bekannte Läufer aus dem Ultrabereich traf ich.
Es schien sich zu bestätigen, was die Sporthochschule Köln bei einer Teilnehmerbefragung 2006 herausgefunden hatte: der Monschau-Marathon wird in der Regel von Läufern unter die Füsse genommen, die im Vergleich zu den Teilnehmern an den ausgewerteten Stadtmarathons deutlich älter (Schnitt 47,1 Jahre) und erfahrener mit im Schnitt über 22,9 Marathons (Köln z. B. 5,4) sind.
Da war ich mit meinem 9. "Marathon und mehr" eher ein Rookie, ein blutiger Anfänger, ein kleiner Lehrling im Feld der Meister und Gesellen.
Zur Halbzeit bei Kilometer 21 lag ich zeitlich im Rahmen des Erwarteten.
Eine Zeit unter 5 Stunden schien noch machbar, zumal die zweite Hälfte des Laufs die einfachere sein sollte.
Aber meine Beine wurden nach und nach müder, mein Akku leerer.
Die mäßige Vorbereitung und vielleicht auch der Durchfall machten sich jetzt deutlich bemerkbar.
Ich blieb aber gut gelaunt, gönnte mir gelegentlich Geh- und Fotopausen, animierte das verbliebene Publikum auf den Dörfern zu "La Ola's" und freute mich über die vielen, teilweise privat organisierten Verpflegungs- und Wasserstellen.
Auf der Strecke war es inzwischen etwas einsamer geworden, aber keineswegs langweilig.
In Kalterherberg, ungefähr bei Kilometer 30, wollten meine Frau und meine Tochter auf mich warten. Ich freute mich, als Chiara mir ein Stück entgegenlief, mich begrüßte und ein Stück bis zu meiner Frau mitlief, die mich zwar früher, aber nicht so entspannt erwartet hatte.
Hinter Kalterherberg ging es ein Stück bergab und die nächste private Wasserstelle, nur ein paar hundert Meter weiter, nutzen Kinder, um sich gegenseitig mit Wasser zu begießen.
Da es inzwischen wärmer geworden war sicherlich nicht die schlechteste Idee.
Ich verzichtete jedoch auf eine Dusche und kam nach kurzer Zeit auf einen Waldrandweg mit schönen Ausblicken und schoß noch ein paar Fotos.
Kurze Zeit später sah ich in der Ferne überraschender Weise wieder meine Tochter winken. Die beiden hatten per Zufall noch einen Verpflegungsstand an einer Brücke entdeckt, an dem sie auf mich warteten. Wie schön! Nach einem kurzen Schwätzchen nahm ich frisch gestärkt durch Getränke, Banane und Küßchen das nächste Teilstück unter die Beine, das sich auf einer stark von Motorradfahrern frequentierten Landstraße lange bergauf zog und mich bald wieder zum Teilzeit-Walker werden ließ.
Nach der nächsten Verpflegungsstation wurde die Strecke wieder etwas ruhiger und verlief weitgehend unspektakulär mal auf, mal ab. Vor einer Verpflegungsstation war die Straße bemalt wie bei einer Bergankunft der Tour de France. Die Kilometerzeiten hüpften bunt durcheinander, da ich mir auch auf flachen Teilstücken kurze Gehpausen gönnte. Dann noch ein letztes Waldstück, eine letzte Steigung, die Konzener Kirche, ein letzter Schwenk und dann -noch immer entspannt- die letzten Meter ins Ziel, die ich Hand in Hand mit Chiara lief.
Leider waren keine Medaillen mehr da und die Zielverpflegung bestand nur noch aus Tee und Iso. Aber der Veranstalter gelobte Besserung und die Urkundenausgabe erfolgte relativ zügig.
Damit war das Marathon-Wochenende quasi beendet.
Mein Fazit: der Monschau-Marathon ist ein landschaftlich reizvoller und anspruchsvoller Lauf mit einem recht geringen Startgeld und vielen, oft "inoffiziellen" Verpflegungs- und Wasserstellen. Leider war für die Schlussläufer nicht mehr überall Cola an den Ständen vorhanden, aber auch da versprach der Veranstalter Besserung. Ansonsten war es eine gut organisierte Veranstaltung der kurzen Wege.
Für mich war es ein schöner langer Trainingslauf mit der Erkenntnis, dass bis zum Röntgenlauf noch einiges zu tun ist
Irgendwann werde ich wohl mal wieder in Monschau am Start sein - dann bestimmt austrainierter, ambitionierter und deutlich schneller. Aber sicher weniger entspannt...

Hier sind noch Fotos


:hallo: Stefan


Laufloewe.de___ Stefans NotizBlog__Laufen-in-Hagen.de.vu

NRW von A-Z (ein Laufprojekt quer durch's Alphabet)

2
Wie immer ein gaaaanz doller Bericht vom Ultra-Löwe. :daumen:

Macht doch immer wieder Spass zu lesen.
Wir sehen uns in Troisdorf :hallo:

3
Schön beschrieben! :hallo:

Da ich in Monschau schon 5-mal gelaufen bin, habe ich durch deine Schilderung die Strecke gleichsam wieder vor mir gesehen.

Fast hätten wir uns treffen können, aber am Vorabend Benrather Schloßkonzert bis Mitternacht und dann morgens um 5 Uhr schon aufstehen, war mir zu viel.

Gutes Gelingen schon mal beim Röntgenlauf! :daumen:

Bernd
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“