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Pläne, Pläne...braucht es die?

Pläne, Pläne...braucht es die?

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Hallo zusammen,

bin ja erst knapp 10 Monate 'dabei' und trainiere seit dem vergangenen Sommer zwar nicht nach einem Plan, doch zumindest einigermaßen 'systematisch', was die grundsätzliche Trainingsgestaltung bei 4x / Woche angeht, also ganz vereinfacht umschrieben 2 x mittel, 1x schnell, 1x lang und langsam. Die Umfänge sind allmählich auf 50-60 km angewachsen. Ich versuche dabei die jeweiligen Einheiten flexibel zu gestalten, also den Langen auch mal nen Tick schneller zu laufen, die Mittleren ins hügelige Gelände zu verlegen, die Schnellen als TDL oder als Intervalle unterschiedlicher Länge und Trabpausen.

Klar, nach grade mal 10 Monaten hat die Fortschrittskurve noch eine sichtbare Steigung, doch mit meinen 42 Jahren wird diese in absehbarer Zeit sicherlich flacher werden. Deshalb also ein paar grundsätzliche Fragen.

Für einen WK trainiere ich nach einem der zahlreichen Pläne, die sich jedoch alle auf die Zeit der unmittelbaren WK Vorbereitung beschränken, also je nach Distanz meist zwischen 6 und 12 Wochen. Da ich jedoch nicht von WK zu WK hetze (zumindest noch nicht :zwinker5: ), stellt sich für mich die Frage nach dem sinnvollen, systematischen und planmäßigem(?) Training dazwischen. Soll ich so weitermachen wie bisher, also eher aus dem Bauch heraus, oder sind die einschlägigen, kommerziellen, pseudo-individuellen Trainingspläne eine sinnvolle Investition? Ich meine, wenn man hier so liest bekommt man den Eindruck, dass alle Welt nach den Vics oder Greifs trainiert. Ist das wirklich so oder trainiert die schweigende Mehrheit eher nach persönlichem Gusto? Wann und für wen sind denn diese Ganzjahrespläne sinnvoll und sind sie es überhaupt?

Fragen über Fragen, sorry, doch vielleicht mag es hierzu interessante Meinungen geben.

Grüße
Andreas

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Ich bin ebenfalls Laufplan-verweigerer, da ich wenig Spass an Tempotraining habe und mir das Laufen mit Laufplan wenig Spass macht.
Schnell bin ich nicht, freue mich über neue Bestzeiten, laufe im Training aber so wie ich mich fühle und baue von Zeit zu Zeit meine Strecken aus.
Dienstag und Donnerstag laufe ich mit dem Lauftreff. Sam- oder Sonntags mache ich meine langen Läufe alleine.

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Murmler hat geschrieben:Ich meine, wenn man hier so liest bekommt man den Eindruck, dass alle Welt nach den Vics oder Greifs trainiert. Ist das wirklich so oder trainiert die schweigende Mehrheit eher nach persönlichem Gusto?
Ich tu es nicht, sondern plane das Jahr selber. Einen Rahmen und Anregungen bietet dabei unser Vereinstraining.

Vor ein paar Jahren habe ich mein Traning selber recht genau geplant. Momentan trainiere ich eher die meiste Zeit so wie ich es gerade zeitlich schaffe.

Was Du machst, hört sich gut an.

Gruß,

Carsten

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Hallo Andreas,

ich bin ja ein bekennender "nach-Plan-trainierer". Trotzdem denke ich, dass diese Frage zunächst jeder für sich beantworten muss. Wenn Du mit Deinem Training und Deinen Leistungssteigerungen zufrieden bist, warum etwas ändern? Ohne vorgegebenen Plan trainieren heißt ja nicht unsystematisch trainieren. Da stimme ich Carsten zu: "Was Du machst, hört sich gut an".

Du solltest Dir also zunächst die Frage stellen, ob Du es mögen würdest, das ganze Jahr feste Vorgaben für's Training zu bekommen. Mit erst 10 Monaten Lauferfahrung wirst Du sicher auch ohne Jahresplan noch eine Menge Fortschritte machen. Insbesondere zur Gestaltung der Tempoeinheiten (Intervalle wie auch TDLs) gibt's hier ja immer wieder sehr interessante Diskussionen aus denen man eine Menge lernen kann.

Ich persönlich mag so einen Jahresplan sehr. Ich habe gerne klare Vorgaben, was ich wann trainieren soll/sollte. Immer kann man das natürlich nicht einhalten, aber meistens. Aber das ist eben Geschmacksache. Da gibt es kein richtig oder falsch. Genausowenig wie es den einzig richtigen Anbieter solcher Pläne gibt. Für mich funktioniert Greif, für andere nicht. Gleiches gilt für andere Anbieter. Individueller, aber auch teurer ist Jens Karraß aus Berlin. Eine Kollege von mir ist damit sehr zufrieden.

Als Mittelweg bietet es sich aber auch an, sich mit Autoren wie Hottenrott, Daniels etc. zu beschäftigen, die ausführlicher auf Themen wie Periodisierung eingehen und sich dann selbst einen Plan zu machen. Auch dabei findest Du sicher Hilfe hier im Forum.

Gruß

Hans-Peter


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Ich bin auch ein Plan-Verweigerer.

Das liegt einfach daran, dass man mit berufstätiger Ehefrau im Schichtdienst, kleinen Kindern, Beruf, Haus und Hof keinen Plan findet, der das alles berücksichtigt.

Das bedeutet aber nicht, dasss ich völlig planlos durch die Gegend renne. Ich orientiere mich schon an gewissen Grundprinzipien und versuche das in meinem Training umzusetzen.

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Ich schließ mich der Meinung von Carsten an: Was du machst, klingt gut. Alle Pläne sind außerdem nach diesen Prinzipien aufgebaut.

Ich selbst plane meine Wettkämpfe selbst (nach dem Prinzip von intensiv, extensiv) und greife nur für ganz spezifische Ziele auf ausgearbeitete Pläne zurück. Außerhalb der Jahreshöhepunkte mache ich eine grobe Einteilung. Das reicht mir.

Ich denke, um Trainingspläne wird teils ein zu großer Hype gemacht: systematisch trainieren ja, aber dazu braucht es nicht unbedingt fertig erstellte Vorgaben.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Ich mache es so ähnlich wie Du.
Ich stehe auch auf dem Standpunkt, wenn man nach einem Plan trainieren will, muss man das auch zu 100% tun und nicht "die Einheit ein bischen schneller", "diese ein Tag später" oder "diese ein wenig länger", da alle Einheiten in dem Plan ja aufeinander abgestimmt sind.
Ich studiere gerne Laufpläne um mir Anregungen für mein Training zu holen. Wie gestalte ich die schnellen Einheiten? Wann die letzte lange bzw. schnelle Einheit vor einem WK? usw.
Gruß
Jens.

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burny hat geschrieben: Ich selbst plane meine Wettkämpfe selbst (nach dem Prinzip von intensiv, extensiv) und greife nur für ganz spezifische Ziele auf ausgearbeitete Pläne zurück. Außerhalb der Jahreshöhepunkte mache ich eine grobe Einteilung. Das reicht mir.

Ich denke, um Trainingspläne wird teils ein zu großer Hype gemacht: systematisch trainieren ja, aber dazu braucht es nicht unbedingt fertig erstellte Vorgaben.

Bernd
Ja, den Eindruck hatte ich auch ein wenig. Nicht, dass diese Pläne schlecht wären, das will und kann ich den Machern die dahinter stehen gar nicht unterstellen. Vielleicht geben diese exakten Vorgaben dem Einen oder Anderen einfach ein Stück mehr Sicherheit "das richtige" zu tun. Außerdem zwingt das Fehlen exakter Planvoragen einem zur intensiverer Außeinandersetzung mit der eigenen Leistungsfähigkeit und deren Verbesserung. Kann mir halt nur schwer vorstellen, dass automatisierte Vorgaben, hinter denen wohl mathematische Algorythmen stecken, wirklich individuelle Eigenheiten ausreichend berücksichtigen. Außerdem will ich ab und an mal experimentieren, mal was anderes ausprobieren, mir das Lustprinzip am Training bewahren. Was ist, wenn ein mir vorgebastelter Plan diese nicht berücksichtigen?

Werde dann vorerst bei meiner eigenen 'Methodik' bleiben und mir selber Gedanken über die für mich richtige Trainingsgestaltung machen. Wirds zuviel passe ich an, reduziere, abwandle und fühle ich Reservern ziehe ich einige Parameter (Umfang, Intensität) an. Bisher bin ich z.B. gut damit gefahren, HF Kurven bei vergleichbarer Belastung als Indikator von Trainingsfortschritt zu nutzen.

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Hallo

Ich finde deine Ansätze richtig. Ich habe viele Trainingsideen aus Büchern und dem Verein übernommen und gestalte heute meinen eigenen Trainingsplan. Ich habe für mich eine Reihe von Grundsätzen schriftlich definiert und schaue dann, dass diese in meiner Planung berücksichtigt werden. Viele dieser Grundsätze sind aus Erfahrungen übernommen, die ich selber gemacht habe - zum Beispiel:

- wenn am Samstag Wettkampf letztes Tempotraining am Dienstag
- nach Wettkampf erst am vierten darauf folgenden Tag wieder Tempotraining
- am Tag vor Wettkampf nur 30 Minuten lockeres Jogging
- Verhältnis Tempotraining / Ruhiger Dauerlauf / lockerer Dauerlauf = x y z
- Kontinuität im Tempotraining, das heisst, nicht jede Woche etwas anderes
- wenn x dann y
- etc. etc.

Ich führe mich damit selber, insofern ich nicht, weil ich vielleicht in einer Woche mal hochmotviert bin, drei Tempotrainingseinheiten absolviere, sondern mich konsequent an meine definiertem Grundsätze halte.
Ich versuche so den Zwang eines strikten Trainingsplans zu vermeiden und laufe doch nicht völlig ohne Struktur.

Ich glaube, dass es wichtig ist (wie du es bereits machst) im Bereich der Intensitäten gewisse Regeln einzuhalten.

Ich führe meinen eigenen Trainingsplan im Excel, jeweils 3 Monate voraus und unter Berücksichtigung der geplanten Wettkämpfe. In einer Zeile daneben schreibe ich dann auf, was ich wirklich trainiert habe. Ich notiere mir das, um über eine längere Zeit dann erkennen zu können, ob die eine oder andere Trainingsvariante / Trainingsintensität meiner Leistung eher abträglich war und ich sie in solchem Fall in meine Grundsätze (als nur nicht .....) aufnehmen müsste.

Ich glaube nicht, dass ich ein Meinungsmacher bin. Ich kann aber immerhin sagen, dass ich schon sehr strikte nach verschiedenen Trainingsplänen trainiert habe und auch schon unstrukturiert durch die Gegend gelaufen bin. Ich habe für mich persönlich einfach erkannt, dass dieser Mittelweg für mich stimmt - nicht nur leistungsmässig sondern eben auch vom Wohlbefinden her.

Obschon ich Schweizer bin, kenne ich das VICsystem nicht. Ich nehme aber an, dass dieses System ebenfalls auf einer Reihe von Grundsätzen (in der Form wenn das ... dann das ... oder jenes nicht) basiert und schlussendlich auch nicht wahnsinnig revolutionär ist, ausser das es einfach auf gewissen Erfahrungen von Röthlin basiert.

Ich führe mir auch immer wieder vor Augen, dass wir in unserem Verein mehr als eine Handvoll Läufer haben, die in früheren Zeiten die Marathondistanz unter 2:35 gelaufen sind. Die habe das ebenfalls mit relativ handgestrickten Mustern realisiert, ohne Laktatmessungen und die meisten sogar ohne im Training mit Pulsmessern zu laufen.

Gruss Michi

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Also nach Plan trainieren hat für mich so etwas "Verbissenes" an sich. Ich trainiere (also ich nenne es ja Seelenhygiene oder Entspannung) so wie es Spaß macht, mal langsam, mal schnell, mal Fahrtenspiel. Weltmeister werde ich ja sowieso ja nicht mehr. Wenn ich jetzt nach Plan trainiere dann ist die Erwartungshaltung an mich selber eine ganz andere.

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Hallo Murmler,

Du musst Dir die Frage beantworten, welches Dein Ziel ist. Ziele können z.B. sein
> Spaß beim Laufen zu haben
> Spaß beim Laufen zu haben und gleichzeitig in Wettkämpfen die PBs zu verbessern
> das eigene Potential vollständig auszuschöpfen

Du musst Dir weiterhin das Kontinuum an Trainingsmöglichkeiten klarmachen. Dieses reicht irgendwo von
> ohne Plan laufen

über
> ohne Plan, aber nach gängigen Trainingsprinzipien (LDL, langsame Steigerung des Umfangs, der Intensität) laufen
> nach einem Schemaplan zu laufen
> nach einem durch eigene Erfahrungen angepassten Schemaplan zu laufen
> nach einem eigenen Plan zu laufen

bis hin zu
> von einem erfahrenen Trainer einen persönlichen Trainingsplan erstellen, monitoren und anpassen zu lassen.

Je ehrgeiziger Du bist, je mehr Du an Deine Potentialgrenze heranmöchtest, desto "professioneller" musst Du trainieren. Sinnvollerweise wartest Du damit nicht zulange, da sonst der Altersmalus die Perfektionierung des Trainings wieder aufhebt oder gar zunichte macht.

Ich halte es für sinnvoll, sich zumindest von Schematrainingsplänen inspirieren zu lassen. Diese Pläne für sich selbst zu optimieren, geht dann, wenn Du genügend Erfahrungen mit verschiedenen Intensitäten, Umfängen, Kombinationen hast.

Ich selbst würde ohne einen Trainingsplan (den ich aus beruflichen Gründen leider nie ganz einhalten kann) nicht die große Linie der allmählichen Steigerung von Umfang und Intensität hinbekommen.

Gruß Zwangsläufer
Gesperrt

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